Welche Nutztiere habt ihr so???

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Thomas/V.
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Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#1

Beitrag von Thomas/V. » Fr 12. Aug 2011, 09:59

Moin!

Ich habe Hühner und Kaninchen. Mehr geht auf meiner Fläche (ca. 2500m2) nicht, wenn ich sie einigermaßen artgerecht halten will (nagut, ein paar Enten gingen noch, müßte aber dafür einen Teich haben, also laß ich es).
Die Kaninchen werden fast nur mit Futter aus dem Grundstück gefüttert, sind also fast kostenlos, wenn man auch noch den Stall aus Resten bauen kann.
Arbeitsaufwand ist bei K., wenn man ca. 10 Stück hält, nicht groß. Täglich 2x10 Minuten, 1x wöchentlich Ausmisten ca. 1/2 Stunde. Ich halte allerdings keine Zuchttiere übern Winter, weil ich dafür zu viel Futter zukaufen müßte, was am Ende genau so teuer ist wie wenn ich im Frühjahr Jungtiere bei Züchtern kaufe.
Wenn man Futter für Zuchttiere fürn Winter anbaut, machts natürlich mehr Arbeit und braucht auch mehr Gartenfläche, die fressen ganz schön was weg.

Die Hühner (seit diesem Jahr habe ich keine Hybriden mehr, nur noch Rassetiere, die ich weiter vermehre) sind auf meiner Fläche aber nicht mit eigenem Futter zu ernähren, also muß ich den größten Teil Futter zukaufen.

Masthybriden hatte ich auch schon mal, aber seit wir das erste Mal Rassehähnchen gegessen haben, kommen keine Masthybriden mehr ins Haus.

Hühner machen schon mehr Arbeit, vor allem, wenn man kein Fertigfutter kaufen will, sondern selbst mischen will und selber Küken aufziehen und dann die Hähne mästen will zum Schlachten. Da braucht man dann auch mehr Ställe als wenn man nur ein paar Legehennen hält, weil Küken, Masthähnchen und Junghennen sowie Legehennen unterschiedliches Futter benötigen, will man sie optimal ernähren. Somit hat man mehr Arbeit (mehrere Ställe ausmisten und unterschiedliche Futtermischungen).
Klar, man kann alle zusammen halten und "wie früher" einfach mit Resten und Körnern ernähren, aber optimal ist das nicht und heutige leistungsstarke Rassen sollte man schon anständig ernähren.
Im Moment habe ich 18 Junghähne, die im September geschlachtet werden, 12 Junghennen, die dann im Herbst mit Eierlegen anfangen und 1.4 Hühner vom letzten Jahr, die fleißig legen.

Wenn Du Dir "was neues" anschaffen willst, sollte man erstmal die gegebenen Bedingungen (Flächen, Gebäude, zur Verfügung stehende Zeit usw.) unter die Lupe nehmen und sich danach über die anzuschaffenden Tiere Gedanken machen, nicht andersrum ;) . Auch spielt eine wesentliche Rolle, ob man nur für sich selbst oder auch für Verkauf/Tausch Tiere halten will, wie viel man essen will, ob man sie mit selbsterzeugtem Futter oder "Industriefutter" füttern will usw.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Thomas/V.
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Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#2

Beitrag von Thomas/V. » Fr 12. Aug 2011, 14:39

Masthybriden (zumindest bei den Hühnern, Puten und Enten/Gänse hatte ich selber nicht, aber da ist es wohl ähnlich)
sind darauf gezüchtet, in unheimlich kurzer Zeit Unmengen an Fleisch anzusetzen und ungewöhnlich groß zu werden (ungewöhnlich im Verhältniss zu "normalen" Rassetieren).
Während z.B. Junghähne einer Hühnerrasse etwa 5-6 Monate brauchen, um ein küchenfertiges Gewicht von ca. 3 kg zu haben, haben Masthybriden dieses Gewicht in etwa 10 Wochen. Dieses Turbo-Wachstum des Fleisches findet auf Kosten der restlichen Organe statt. Also haben viele Tiere z.B. Herzprobleme, Gelenk- und Knochenpobleme usw.
Daran ändert auch eine Freilandhaltung wenig, wenngleich meine damals schon halbwegs ohne Probleme "davongekommen" sind.
DIe Fleischqualität leidet natürlich auch unter der Turboaufzucht. Rassetiere, die viel laufen und länger leben als Masthybriden
haben ein festeres, dunkleres und damit ernährungsphysiologisch besseres Fleisch, das anders schmeckt.
Das gilt natürlich für alle anderen Haustiere genau so.

Zusätzlich kommen natürlich noch "ethische" Probleme: will ich ein Tier halten, das von der Massenindustrie designt wurde und mit Turbofutter aus der Industrie gefüttert werden muß, welche ich nicht selbst weiter vermehren kann, oder halte ich Tiere, die nicht so anfällig für Fütterungsfehler/Änderungen sind, die auch mal selber brüten und die ich auch selber weiter vermehren kann, wenn es sein müßte.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Landfrau

Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#3

Beitrag von Landfrau » Fr 12. Aug 2011, 15:15

Vielleicht denkt der Bauer ja an "Selbstversorgung" bei der Nutztierhaltung?

Interessant wäre, Thomas hat das ansatzweise schon angesprochen, was man so alles kaufen muss, wo es also mit der Autarkie durch Nutztiere nicht so weit her ist.

Wir halten zur Zeit Schweine, Schafe, Hühner, Wachteln und für die kaufe ich, und diese Aufstellung ist gewiss unvollständig,

Wasser, Heu. Stroh, Getreide und Ersatzzeile für die Schrotmühle, Futterleguminosen, Grit, Mineralfutter, Lecksalz, Wurmkur, Impfstoff, Milbenmittel, Schafscherer, Tierarzt, KLauenschere, Deckgeschirr, Halfter, Futterwagen, MAschineneinsatzstunden, Draht, Weidezaungerät und ZUbehör, Zaunpfähle, Land, Stall, Jungtiere, männl. Zuchttiere, Baumaterial für Unterstände, Käfige, Tröge und Schüsseln .... Versicherungen und BG - Beitrag.

Auf gut deutsch: außer dem Weidefutter produziere ich nichts selber, selbst das Tränkwasser muss mit einer Pumpe gefördert werden, die Strom braucht und irgendwann Ersatzteile oder Ersatzinvestition und der Balkenmäher, der zur Weidepflege angeschafft wurde, ist in der obigen Aufzählung auch nicht drin.

Tierhaltung in kleinem Rahmen ist, wenn man sich nicht absichtsvoll in die Tasche lügt, ein teures - und wunderschönes - Hobby.

Wenn ein LAndwirt, der Ahnung hat, von dem was er tut und durchrationalisiert arbeitet, an 1000 Schweinen nichts verdient, wie solle ein Hobbyist in seiner Mini - Luxushaltung dann zu Fleisch und Eiern kommen, ohne reichlich Geld einzuspeisen?

Man kann das tun, man erhält dadurch Lebensmittel unbezahlbarer Qualität . im wahrsten Sinne des Wortes.
Und köstlich sind sie auch noch.

Landfrau

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MeinNameistHASE
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Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#4

Beitrag von MeinNameistHASE » Fr 12. Aug 2011, 17:42

Ich halte Rassekaninchen (Blaugraue Wiener), Legehybriden und indische Laufenten.

Der tägliche Aufwand beträgt, wenn ich sie versorge morgens 30 min. abends 10min. Meistens füttert mein Opa in der Schulzeit und der braucht über 3h, weil jedes tier erst gestreichelt werden will/muss :lol: .

Zum Futter:
Heu für meine Kaninchen mach ich selber auf der Vereinsfläche unseres Rhönklubs. Getreide (250kg) und Stroh (20 Viereckballen) bekomm ich gegen mithilfe von einem Bauern. Grünfutter und Brötchen von meinen Nachbarn. Im Herbst, wenn bei uns Rüben geerntet werden fahr ich abends noch eine runde Fahrrad und sammle liegengelassene Futterrüben und Kartoffeln von den Äckern auf. Trotzdem muss ich noch 20kg Futterpellets im Monat zukaufen :pfeif: .
Für die Hühner und die Enten bekomm ich Kleie (ca.30kg) und Putzgetreide (50kg) aus einer Mühle. Bruchmais und Legekorn hol ich mir beim Landhandel.

Erfahrung:

Rassekaninchen: spitze kann ich nur empfehlen
Legehybriden: Naja kommt auf den Händler an... Mit meinen jetzigen hatte ich pech (legen schlecht und fressen zu viel). Die nächsten hol ich wieder bei einem Züchter, der fehlfarbene Hennen abgibt.
Indische Laufenten: Hab ich leider noch keine großen Erfahrungen, weil ich die erst dieses Jahr gekriegt habe :)

PS: Nur zu dem hohen Futterverbrauch: Ich halte zur zeit 22 Kaninchen. Die Zahlen sind der Jahresbedarf vom letzten Jahr.
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

Eastwooder

Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#5

Beitrag von Eastwooder » Sa 13. Aug 2011, 16:21

Hallo,

Wir halten Schweine, 2 Rinder, Geflügel und Kaninchen auf unsere Nutztier-Arche
Ich will hier nicht unbedingt Werbung machen aber am besten einfach mal auf unsere Homepage schauen wegen die ganze Rassevielfalt....!!!

http://www.nutztier-arche-eastwood.de


Gruß Berti

Claire

Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#6

Beitrag von Claire » So 14. Aug 2011, 12:46

Hier gibts momentan 3 schwarze Katzen....als Sozialpartnerergänzung.
Und 8 Angorakarnickel zur Wollgewinnung.
Für die Hasen muss, neben dem was im Garten abfällt/eigens angebaut wird, leider entsprechendes Futter für die Wollproduktion zugekauft werden.
Aber schöööön weich sind sie! :michel:

smallfarmer
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Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#7

Beitrag von smallfarmer » So 14. Aug 2011, 14:41

Als SV ler mit einer sehr ausgedehnten Kleintierhaltung sehe ich es mittlerweile wie Landfrau. Besonders die Schafhaltung ist eine sehr teure Art der Fleischgewinnung. ich bewirtschafte lt BG Unterlagen nur 2,3 hektar muss aber dafür schon 250,oo Euro jedes Jahr BG Beitrag zahlen, dazu kommt noch die Haftpflichtversicherung. Für beide Beträge könnte ich mir schon vier Schlachtlämmer a 20 kg kaufen. Hinzu kommen in der Schafhaltung Kosten für die elektonischen Ohrmarken, Auflagen was Bestandsregistrierungenn transport und Schlachtung angeht sind auch nicht ohne.
smallfarmer

Manfred

Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#8

Beitrag von Manfred » So 14. Aug 2011, 15:40

@smallfarmer:
Beantragst du EU-Flächenprämien oder liegst du unter der Bagatellgrenze?
Dazu evtl. eine Extensivierungsprogramm nach dem hessischen Agrarumweltprogramm.
Kostet dich zwar einigen Zettelkram, grad beim erstem mal, und einiges an Freiheit, könnte deine Kriegskasse aber merklich auffüllen. Bei 300 Euro von der EU + 110 Euro Exenstivierung kämst du schon auf ca. 943 Euro bei deiner Fläche. Genug für die BG und einige Mehrarbeit. Auch wenn das erst Jahr evtl. zu Null raus geht, wenn du erst Zahlungsansprüche kaufen musst.
Falls sie wegen Bagatellgrenzen rumeiern, müsstest du die Fläche evtl. ein paar 1000 m2 aufstocken.

Ohne die EU-Gelder und die Umweltprogramme ist Schaf- oder Extensivrinderhaltung in D immer ein kräftiges Draufzahlgeschäft. Und selbst mit hat man gewaltig zu kämpfen, im grünen Bereich zu bleiben. Bei Kleinhaltung praktisch unmöglich.

Olaf
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Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#9

Beitrag von Olaf » So 14. Aug 2011, 19:21

Moin,
@Berti: Solche Werbung finde ich schön und ok im Forum.
@Landfrau und Smallfarmer:
Ihr seid so schrecklich desillusionierend!
*lach*
Aber ich finde das richtig.
Im Endeffekt ist es ein teures und schönes Hobby.
Und, um Landfraus Liste weiter zu führen, nicht erwähnt ist die Verarbeitung der Produkte. da braucht es Maschinen und Geräte, üblicherweise auch nen Tiefkühler, und noch paar Hilfsstoffe, die man selber nicht machen kann.
(Ich käse, wieder mal. Was willst machen, wenn man jeden Tag 4 l MIlch hat...)
Also, um in Thread zu bleiben,
wir haben Ziegen, Wachteln, Hund und Katzen.
Ziegen sind anstrengend, weil der Aufwand für die Koppeln so hoch ist. Ich hab bei anderen hier gesehen, wie wenig Zirkus man mit Schafen machen muß, kniehoch 2 Drähte, die Ziegen würden sich die Bäuche halten, wenn sie könnten.
Dafür fressen sie den bei mir reindrängenden Wald schon im Ansatz auf, darum bin ich überhaupt auf die Idee gekommen und das klappt gut.
Heute müssen sie Kiefernstangen schälen, die ich für neue Koppeln brauche. Da haben wir alle was von.
Und erst beim Melken, wenn ich gesehen habe, wie -´tschuligung - dämlich Schafe stehen sogar ohne Kraftfutter, da sind Ziegen ne echte Herausforderung.
Von Cake gibts nen Song, Sheeps go to heaven, goats go to hell. Den sing ich gern, wenn ich über die Koppel gehe.
Ich mag sie und würde nicht tauschen wollen.
Von den Wachteln, die haben wir noch nicht lange, sind wir begeistert, so wenig Arbeit und Platzbedarf und jeden Tag frische Eier.
UNd Hund und Katze sind für mich auch Nutztiere, die machen eben IHREN Job....
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Landfrau

Re: Welche Nutztiere habt ihr so???

#10

Beitrag von Landfrau » Mo 15. Aug 2011, 11:57

Siehst Olaf, die Realität holt einen ein, wenn man in der Praxis und nicht in der Theorie der "Sebstversorgung" ist.

Das gerödel und geraffel für die Verarbeitung und LAgerung von Milch, Fleisch und Wolle ist ganz enorm, wird wohl erheblich unterschätzt und ist in einer Jurte kaum unterzubringen.....danke für deine Erwähnung dessen!

Nachdem nun eine Käserküche fertig ist, der NAchbarraum, indem ein ua Waschkessel zum Einkochen und Waschmaschinenwarmwasser stehen soll, als nächstes dran ist, ist schon für kommendes JAhr ein Lagerraum in Planung - zusätzlich zu Speisekammer (vornehmlich für Gekauftes und Kleinmengen und HAndvorräte) und Keller (für Wein und Äpfel) und Grube (für Wurzelgemüse) also noch ein Raum für Weckgläser, für Leergut, für Wein in Gärung und Liköre beim Mazerieren und Brotgetreide. Zur Zeit stapelt sich das in dem Raum ,der hier früher das WOP - Wohnzimmer war - WeihnachtenOsternPfingsten, auch "GUte Stube" genannt.
All das Zeug für Verarbeitung und Lagerung will gekauft, gebaut, instandgehalten sein und wir sind weit weit davon entfernt, irgendwie von "Autarkie" zu träumen.

Ob HUnd und Katze auch zu den Nutztieren gehören - hab gezögert, sie hier einzureihen.

Sie bringen (in unserer Kultur) keinen Nutzen im Sinne der Lebensmittelproduktion, aber sie haben einen enormen Nutzen:
Der Hund ist eindrucksvoll und entschlossen, dass jeder, der dazu Grund (und er wird wissen warum) hat, den hof schnell wieder verlässt und die Katzen - nun, die einen fangen Mäuse und verbessern durch Selektion die Qualität der Vogelpopulation und die anderen machen schlicht glücklich.
Und holen den unruhigen Landfrauengeist immer wieder ins Jetzt - kleine Zenmeister, die den Vormittag auf dem Schreibtisch in der Sonne verbringen.
Der LAndmann sagt, sie seien die nützlichsten Tiere auf dem Hof :-).

LIebe GRüße, LAndfrau

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