Wer nutzt Laub als Futterquelle?

Sabi(e)ne
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Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » So 3. Jul 2011, 10:07

Moin,
durch das Buch "Laubgeschichten" bin ich auf Laub als Futterquelle für Nutztiere aufmerksam geworden (siehe Bücherthread), und frage mich jetzt, ob und in welchem Rahmen hier jemand das bewußt nutzt?
Laub zu füttern hat irgendwie den Ruch der ausschließlichen Notfütterung, was man aber anhand der Beispiele im Buch ziemlich ausschließen kann.
Im Gegenteil ist es eine wunderbare Nutzung der 3. Dimension - unten Gras/Weide und oben nochmal eine ganze Ernte, wenn auch nicht jedes Jahr am selbem Baum.
Im Buch ist sogar ein Bild mit Ziegen, die verbotenerweise den Einstiegsast erklommen haben und sich nun an dem frischen Laub gütlich tun :lol: , was eigentlich ihr Winterfutter werden soll.
Der Hauptgrund für Laubfütterung war allgemein der hohe Nährwert und Mineralgehalt, Laubheu stand im Futterwert auf gleicher Stufe wie gutes Wiesenheu - das hat man heutzutage schon vergessen. Als Einstreu nahm man nur das im Herbst abgefallene Laub, geerntetes war zu schade dafür.
Das abgefallene konnte aber sogar mit einer Vergärung noch aufgewertet werden.
Laubmist schloß dann den Nährstoffkreislauf, ohne daß man Dünger zukaufen mußte.

Abgehagerte Wiesenhänge wurden in den Alpen tw. bewußt über 10-15 Jahre einfach unbewirtschaftet gelassen, Stichwort Melioration, dann durfte das Vieh sich einmal durchfressen, und wenn Mensch wieder durchkam, wurde langsam wieder Weide hergestellt durch auslichten, unter Beibehaltung von ausgewählten Schnaitelbäumen.

Ich finde die verschiedenen Konzepte der Baumnutzung sehr interessant, grad für SVler - macht jemand was in dieser Richtung?
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Thomas/V.
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#2

Beitrag von Thomas/V. » So 3. Jul 2011, 11:36

Ich füttere Zweige mit Blättern dran an die Kaninchen, wenn ich Zeit habe und dran denke, ist sehr gesund und wird oft vernachlässigt, denn eigentlich brauchen sie das sogar, um gesund zu bleiben, aber erzähle das mal nem "altem" Züchter... :roll:
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#3

Beitrag von styrian_cro » So 3. Jul 2011, 11:49

Hallo Sabi(e)ne

Die Laubfutternutzung war die erste Form der Winterfutterbereitung der ersten Bauern. In eine Vorlesung von mir (Geschichte der Landwirtschaft), ist die Professorin eben auch konkret auch die Futterlaubgewinnung im Neolithikum eingegangen. Dazu sollte gesagt werden dass es damals noch (in Mitteleuropa, natürliches Grünland oberhalb der Baumgrenze mal ausgenommen) keine Wiesen und Weiden im heutigen Sinne gab. Die Häuser und Felder standen auf kleinen Waldlichtungen die allesamt eingefriedet waren, das Vieh wurde zum Weiden in den umliegenden Wald getrieben. Um ausreichend Winterfutter zu haben wurde Laub von meist Eschen und Ulmen geschnitten und getrocknet. Das Laub einer Esche reichte 10 Tage lang für ein Rind, um 10 Rinder zu ernähren benötigte es 3-6 ha Schneitelwald. Schafe und Ziegen beötigten nur 1/5 der Fläche. Das Schneiden der Bäume war recht arbeitsaufwenig und mit der Erfindung der Sense in der Römerzeit verdrängte die einfachere und ertragreichere Wiesenwirtschaft die Laubfutterbereitung.
In manchen Alpentälern soll sich jedoch die Futterlaubnutzung noch bis unlängst gehalten haben.

Aus heutiger Sicht würd ich sagen, Grundfutter weiterhin aus Wiesen zu beziehen und das Futterlaub aufgrund der hohen Mineralstoffgehalte als Beigabe zu füttern.
Übrigens soll auch Brennnesselheu eine sehr gute Mineralstoffquelle sein.

lg styrian_cro

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Stefan
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#4

Beitrag von Stefan » So 3. Jul 2011, 12:38

Da wir hier siemlich sandigen boden haben, wächst im Sommer wenn länger der Regen aubleibt, auf den Wiesen nichts mehr.
Dann bekommen meine Schafe und Ziegen auch immer Laub zu fressen.
Ich schneide dann immer ganze Äste ab, von dennen dann auch die Rinde abgefressen wird.
Die abgeknabberten Äste kann man dann prima als Brennholz nehmen.
Ansonnsten bekommen sie einmal pro Woche etwas. Als Winterfutter Laub zu besorgen stelle ich mir aber recht Arbeitsintensiv vor.
Brennesselheu, oder besser gesagt Kräuterheu mach ich aber auch immer, und wird im Winter als Beigabe zugefüttert.

LG Stefan

zaches
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#5

Beitrag von zaches » So 3. Jul 2011, 13:10

Ich - jeglicher Heckenschnitt wandert auf die Schafweide - es wird sogar so geschnitten, daß es Mengemäßig zu vertilgen ist. Also auch ne halbgeschnittenen Hecke ist hier häufiger zu bewundern....

Wir haben 4 große Linden vor der Tür, die alle 2 Jahr im Frühjahr geschnitten werden. Ein Drittel der Äste wird ebenfalls verfüttert - genau so wie aller Obstschnitt, wenn er n icht als Bauklötzchen im Schnitzkurs endet.

Wir verfüttert alle wilden Kirschbäume, die hier aus dem Boden schießen, so wie Haseläste etc - und netterweise schneiden neuerdings auch noch die Strassenmeistereien an den Alleebäumen rum, wenn sie Laub tragen - gerade passend fürs Auto - wird alles eingeladen.

Inzwischen kommen schon die Nachbarn, der Kindergarten, die SChule und liefern das Wertvolle Futter hier ab.

:schaf_1: glücklich, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

Melusine

Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#6

Beitrag von Melusine » So 3. Jul 2011, 17:10

Als ich noch Ziegen hatte war ich überall da,wo Bäume gefällt wurden.
Fichtenzweige und kleine Stämme,Buchen,Ahorn und Vogelbeerbaum-alles für die Ziegen,
Buchenblätter als Streu für den Winter-ect....
LG,Melusine

Melusine

Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#7

Beitrag von Melusine » So 3. Jul 2011, 17:12

Was ich noch vergessen habe-Fichtenzweige fördern bei Ziegen die Hörnerqualität......

Olaf
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#8

Beitrag von Olaf » So 3. Jul 2011, 19:05

Moin.
Ich mach das durchaus systematisch. Wir haben hier nen großen Ahorn auf der Grenze vom eigentlichen Garten (heißt, die andere Seite gehört uns auch.)
Da fallen im Herbst unglaubliche Mengen an die wegmüssen, wenns Wetter günstig ist, trockne ich das und hab im Winter ein Leckerli. Ich hab auch schon bei den Nachbarn "geschnorrt", wenn die ihren Laubsauger anwerfen. Wallnüsse, also die Bätter, mag meine verwöhnte Ziegenbande aber nicht so.
Wenn ich Geld, Zeit und Kraft hätte würd ich auch gern einen Teil unseres Waldes einzäunen, wenn man etwas aufpassen würde, die Kiefern werden zuletzt geschält, die amerikanische Traubenkirsche ist vorher dran. Schnitt von den Bäumen sowieso ganzjährig.
Sowieso, etwas OT, ältere Birken und Kiefern, so ich denk mal 40 Jahre alt werden nicht geschält. Wenn wir nicht son unangenehmen Fast-Nachbarn mit seinen, die können ja nix dafür, Hunden hätten, ich würd zumindest am WE, wenn ich ein Auge drauf hab die Ziegen in den Wald lassen. Die laufen nicht weit weg und rennen bei Gefahr sowieso auf ihren "Berg".

Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Bunz
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#9

Beitrag von Bunz » Mo 4. Jul 2011, 05:33

Hallo Sabine,
Schafe und Ziegen fressen AUCH Gras.
Ihre eigentliche Nahrung ist Laub.
Gras konnte sich nur durch Beweidung so ausbreiten, wie wir es heute vorfinden.
Der Beweis (selber durchgeführt):
Stelle Ziegen (oder Schafe) auf eine verbuschte Fläche. Nach einiger Zeit sind die Büsche verschwunden. Das Gras überlebt (sofern nicht eine extreme Überweidung stattfindet).
Würden sie Gras vorziehen, stünden die Büsche noch.
lg
Bunz
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Sebastian Kneipp

Sabi(e)ne
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Re: Wer nutzt Laub als Futterquelle?

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 4. Jul 2011, 20:01

:mrgreen: Moin, Bunz,
ich brauch da keinen Beweis, ich hab selbst von den Leih-Ziegen von unten rasierte Nadelbäume hier stehen... :lol:
Lies doch bitte mal das Buch, falls es dir zu teuer ist, geht das auch über Fernleihe der lokalen Bücherei, oder ich leih es dir.
Es lohnt sich, ehrlich. :daumen:
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