Seite 1 von 2

Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 19:20
von platahill
Liebe Forumsmitglieder ich habe eine Frage an Euch.

Ich habe in einem Buch über Tierhaltung in der Permakultur gelesen ( Leider weiß ich den Titel nicht mehr. War aber nicht Sepp Holzner) ,das es ( Es gäbe wohl auch eine Untersuchung dazu) Möglich wäre Viehhaltung im ganzjähriger Weidehaltung zu betreiben. Sprich das man Weidetiere alleine mit der Weide ohne Zu-Fütterung von Heu über den Winter bringen könnte. Die Tiere würden zwar etwas Gewicht verlieren aber dieses im Frühjahr sehr schnell wieder zulegen. Und zwar schneller als die herkömmlich gewinterten Tiere, die bei der jährlich zweimaligen Umstellung des Futters (von Gras auf Heu, von Heu auf Gras) eben soviel Gewicht verlieren würden. Es wäre also rein von der Gesundheit und der Ernährung kein Nachteil. Wenn das stimmt hätte das aber einige enorme wirtschaftliche Vorteile. Da das Ernten und einbringen von Heu, und vor allem das Füttern entfallen würde, wäre das doch eine enorme Arbeitsersparnis und vor allem für den nicht Hobbybereich von Vorteil.
Lagerflächen oder Räume bräuchte man dann auch nicht. Allerdings war das wieder sehr wenig konkret mit einem einzigem Hinweis auf eine Studie.

Hat da jemand vielleicht mehr Informationen. Gibt es da Literatur oder etwas im Internet?

Liebe Grüße

Thomas

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 19:44
von sybille
Hallo Thomas,
ich habe Kamerunschafe, die als sehr robust gelten. Sie scharen noch nach dem letzten Hälmchen Gras wenn Schnee liegt, aber das sie so ganz ohne Zufütterung von Heu zurechtkommen, das bezweifle ich.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 19:52
von platahill
Deswegen ja. Ich weiß leider nicht mehr welches Buch das war, vor allem diese Studie wäre interessant. Weil danach würden die Tiere eben tatsächlich etwas Gewicht verlieren. Aber nicht wirklich mehr als die Stalltiere durch die Futterumstellung. Und im Frühjahr hätten sie das Ausgangsgewicht auch schneller wieder erreicht als die Stalltiere. Das wäre natürlich Arbeitswirtschaftlich wirklich interessant. Deswegen wäre vertiefendes Material für mich sehr interessant. Wenn es das gibt. Weil ich leider bisher nichts gefunden habe.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 20:04
von Gwenny
Möglich ist dies schon in nicht zu harschen Wintern und bei ausreichend großer Weidefläche. Da ist meistens das Problem. Beim derzeitigen Besatz 1Großvieheinheit pro 1ha Weidefläche kommst du damit nicht hin. Wenn Platz aber keine Rolle spielt, dann solltest du mit 1Großvieheinheit pro 2ha Weide auch im Winter lange hinkommen.
Mein Nachbar hält Texels und füttert nur bei geschloßener Schneedecke zu. Der hat aber auch die Fläche dafür.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 20:14
von platahill
Es war wohl so zu verstehen, das bei der üblichen Fläche, ja kein Schnitt zur Heugewinnung erfolgen würde. Und dieses Futter ja dann da überschüssig und übers restliche Jahr nicht verwertet, noch im Winter vorhanden wäre und ein Großteil des Futters bilden würde. Also die Flächen sich nicht wirklich vergrößern würden. Sprich müsste auf solchen Flächengrößen erfolgen, die auch bei Winterfütterung ohne Zukauf von Heu auskämen.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 20:40
von kraut_ruebe
im bereich 'permakultur - vorbilder und beispiele' hat manfred jede menge weidemanagementspezialisten verlinkt.

da findest du sicher ein paar spannende ideen, man darf aber nie vergessen dass nix davon (und ich vermute das woran du dich erinnerst ebenso) in unserer klimazone ist. dass es hier funktionieren könnte einfach die heuwiese gegen weidefläche zu tauschen glaub ich nicht.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 22:53
von smallfarmer
Auf den Hügeln von Wales und in den Highlands werden robuste Hill Rassen (Welsh Mountain, Swaledale, Scottish Blackface und noch viele Rassen mehr) ganzjährig im Freien gehalten. Ich würde das im dichtbesiedelten, hypersensiblen Deutschland nicht wagen. Aber wenn du
-in günstigem Klima wohnst
-gute Nachbarn hast
-die richtigen Schafe züchtest
-einen guten Draht zu den Vets hast
-gute Nerven hast
-nicht unbedingt schöne Tiere halten willst
machs einfach. Vielleicht solltest du dann aber auch an dir mal testen , wie das so ist wenn mann über Tage nichts zu essen bekommt.
Schlimmstenfalls kommen die Vets und holen die Tiere ab. Dann stehst du aber auf deren Liste ganz oben :ohm:

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 23:15
von platahill
Lieber smallfarmer es ging ja darum mehr Informationen möglichst diese Untersuchung zu bekommen. Und wenn du richtig gelesen hast, solltest du verstanden haben, das die These eben nicht war, das die Tiere hungern. Sondern das sie eben genauso viel Futter aufnehmen wie die Stalltiere. Das sie zwar etwas Gewicht verlieren, aber genauso viel wie es auch die Stalltiere tun. Nebenbei ich habe in meinem leben schon ein paar mal ein paar Tage hungern müssen. Du auch?

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 23:25
von platahill
Also es geht sicherlich nicht darum die armen Viecher hungern zu lassen. Was nebenbei ja wohl auch nicht wirtschaftlich wäre. Es geht darum ob es zu diesem Thema tatsächlich Hintergrundmaterialien möglichst wissenschaftlicher Art zu finden sind. Ob das ganze eben einen realen Hintergrund hat oder nicht.

Re: Ganzjährige Weidehaltung.

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 23:55
von hunsbuckler
Es gibt trockene Regionen, in denen das überständige Gras als "Standing Hay" ( richtiger wäre "Stroh") in den Winter geht und dann vom Frost konserviert wird.
Dort können sich angepaßte Tiere das energiearme Rauhfutter unter dem Schnee hervorscharren.
Wenn Du das im feuchten Mitteleuropa versuchst, dann verfault das Grasstroh in den langen herbstlichen Regenperioden und wird definitiv völlig wertlos und unbekömmlich.
Anders ist das auf den noch nasseren britischen Inseln, wo das Klima so mild ist, daß auch im Winter grünes Gras durch das alte Stroh wächst. Deshalb gibt es dort zahlreiche Robustrassen wie Highlands und Galloways, die aber auch riesige Flächen zur Verfügung haben.
Das Problem ist nicht nur das zu geringe und minderwertige Futterangebot für die Tiere, sondern auch die erheblichen Trittschäden, die die Tiere auf den Weiden verursachen, wenn der Boden feucht, aber nicht durchgehend gefroren ist.
Hier im Hunsrück halten einige Galloways ganzjährig draußen, allerdings mit Zufütterung.
Die Weiden verwandeln sich zu großen Teilen in eine knietiefe Modderpampe, auf der im folgenden Frühjahr, wenn überhaupt, nur Brennesseln und Großer Ampfer wachsen.
Die Bauern stallen das Vieh also auch auf, um die Grasnarbe zu schonen.

Du kannst getrost davon ausgehen, daß die Bauern jeder Region in tausendjähriger Erfahrung die optimale Bewirtschaftungsform für ihr Land entwickelt haben.
Und wenn sie eine Bauernhaus-Architektur geschaffen haben wie das niedersächsische Hallenhaus, den friesischen Haubarg oder das Schwarzwaldhaus, in welchen der Heuvorrat den größten Raum beansprucht, dann werden sie sich diese Mühe nicht ohne verdammt gute Gründe gemacht haben.

Was dabei herauskommt, wenn nichtbäuerliche Naturtheoretiker meinen, "freie Wildbahn" simulieren zu können, indem sie Tiere in ein Areal einsperren und im Winter nicht füttern, kannst Du in diesem Faden nachlesen:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... was#p34357
Ein Tier-KZ mit völlig verwüsteter Vegetation, wo etliche Tiere im Winter elend verrecken.