Subventionen

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luitpold
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Re: Subventionen

#21

Beitrag von luitpold » Mi 19. Jan 2011, 16:50

viellieb hat geschrieben:@luitpold , du verstehst eindeutig nicht die Wechselwirkungen in unserer Wirtschaft !

lg derflip
DANKE für den hinweis. es macht mihr ein ganz wohliges gefühl zu wissen dass wenigstens du und mein rauchfangkehrer es tun.

lg
luitpold
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viellieb

Re: Subventionen

#22

Beitrag von viellieb » Mi 19. Jan 2011, 17:00

@luitpold, ´das is doch schön. :grinblum:

p.s. liebe güße an deinen Rauchfangkehrer, die haben meist ein extrem guten überblick und einblick in die Haushalts problematik in unserem Land..

Manfred

Re: Subventionen

#23

Beitrag von Manfred » Mi 19. Jan 2011, 18:19

Flip, die waren erst 2010 wieder 3 Tage bei uns unterwegs.
Komm vorbei. Ich zeig dir gerne die Auszüge aus den Satelitenaufnahmen die sie hier gelassen haben.
An einigen Stellen hingen Bäume von Nachbarn über. Da haben sie überall nachgemessen, ob wir unter den Bäumen auch wirklich jeden qm bewirtschaften. Und natürlich wurde auch wieder der eine oder andere Quadratmeter korriergt. Sonst wäre die Aktion ja sinnlos gewesen. Will echt nicht wissen, was das kostet.
Über die Infrarotaufnehmen können sie sogar bestimmen, welche Frucht wann auf welchem Feld steht.
Und natürlich stehen sie dann vor der Tür, wenn es was anderes ist als im Antrag angegegen.
Sogar wenn man z.B. wegen Hochwasser einen Teil Wintergetreide verliert und im Frühjahr da was anderes anbaut, muss man das melden.
Big Brother ist in der Landwirtschaft längst Realität.

Und ich habe vor dem System kapituliert.
Wir haben bisher im Jahr ca. 45.000 Liter Milch und ca. 15 - 20 ausgemästete Rinder im Jahr produziert auf unseren 30 ha, bei minimalem Kraftfutterzukauf.
Das ist verglichen mit intensiven Betrieben wenig. Andere auf besseren Standorten erzeugen damit 80 Mastbullen oder mehr, kaufen aber auch mehr zu und düngen deutlich intensiver.
Das war die letzten Jahre trotz der Ausgleichszahlungen ein Draufzahlgeschäft mit einigen tausend Euro Verlust pro Jahr.
Jetzt will ich auf Bio umstellen und auf dann ca. 25 bis 30 ha nur noch ca. 10 Schlachtkälber produzieren. Dafür Kosten minimieren und Ausgleichszahlungen maximieren. Dann sollte zumindest eine deutlich schwarze Null rauskommen. Ich hoffe natürlich auf einen kleinen Verdienst.
Im Endeffekt werde ich also dafür bezahlt werden, möglicht wenig zu produzieren.
Und das obwohl die Weltagrarministerkonferenz nach 70% mehr Agrarproduktion schreit und Milliarden Menschen wegen steigender Getreidepreise (ver)hungern.
Das ist zwar total öko, aber gleichzeitig total pervers. Aber derzeit die einzige Kombination aus Finanzen und verfügbarer Arbeitszeit, die den Betrieb in eine hoffentlich bessere Zeit rettet, wo er wieder vom Produzierten statt vom Ausgleichsgezahlten leben kann.
Das war und ist keine einfache Entscheidung für mich. Ich denke jeden Tag drüber nach, ob das wirklich zu verantworten ist.

Manfred

Re: Subventionen

#24

Beitrag von Manfred » Mi 19. Jan 2011, 18:29

@Dagmar: Die Renten sind ein schönes Beispiel.
Mein Vater bekommt abzüglich Krankenkasse und Pflegekasse ca. 330 Euro Rente für seine 44 jährige Tätigkeit als Landwirt mit mind. 80 bis 100 h pro Woche.
Wer in Neufünfland für eine LPG gearbeitet und ein deutlich ruhigeres Leben hatte, in einem Pleitestaat, der alles Kapital vernichtet hatte und gar keine Rente mehr hätte zahlen können, der bekommt eine normale Angestelltenrente.
Aber so ist das Leben.
Ich glaube auch nicht, dass meine Generation mehr als eine Minimalsicherung vom Staat erhalten wird. Garantiert keine mehr, die auf die ehemaligen Einzahlungen bezogen ist. Das macht schon die Demografie undmöglich. Und wenn dann zwischendrin noch die überflällig Inflationswelle durchrollt, hat sich das eh erledigt.
Ich als Selbstädniger bin ja momentan außen vor und muss mich selber kümmern. Habe aber auch schon jahrelang eingezahlt. Und wenn das Geldloch weiter größer wird, werden Freiberufler und Selbständige wohl auch irgendwann in die Rentenkassen gezwungen.

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Re: Subventionen

#25

Beitrag von luitpold » Mi 19. Jan 2011, 18:34

Manfred hat geschrieben: den Betrieb in eine hoffentlich bessere Zeit rettet, wo er wieder vom Produzierte statt vom Ausgleichsgezahlten leben kann.
Das war und ist keine einfache Entscheidung für mich. Ich denke jeden Tag drüber nach, ob das wirklich zu verantworten ist.
die bessere zeit wird dann vermutlich die schlechtere sein.
sie ausgleichsbezahlen dich um für schlechtere zeiten kompetente kräfte zu haben die dann das tun können, wofür eine überzahl an landwirten auf reserve gehalten wird, flexibel lebensmittel zu produzieren, auf teufel komm raus. hungrige massen mit SV skills werden dazu nicht in der lage sein.

lg
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Re: Subventionen

#26

Beitrag von Theo » Mi 19. Jan 2011, 18:40

Waldläuferin hat geschrieben:...Außerdem hatte ich die EU-Politik so verstanden, dass eben NICHT die kleinbäuerlichen Strukturen gefördert werden, sondern die Großbauern. Liege ich da falsch?
Gepredigt wird das, aber gemacht wird das Gegenteil. Deshalb müssen ja immer mehr kleinere Betriebe aufgeben.
Dann bekommen noch Konzerne Unsummen, die man beim besten Willen nicht mit Landwirtschaft in Verbindung bringen kann. Ist halt das, was üblicherweise bei zuviel Umverteilung rauskommt...
Gruß
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Re: Subventionen

#27

Beitrag von Theo » Mi 19. Jan 2011, 18:50

Manfred hat geschrieben:Mein Vater bekommt abzüglich Krankenkasse und Pflegekasse ca. 330 Euro Rente für seine 44 jährige Tätigkeit als Landwirt mit mind. 80 bis 100 h pro Woche.
Wer in Neufünfland für eine LPG gearbeitet und ein deutlich ruhigeres Leben hatte, in einem Pleitestaat, der alles Kapital vernichtet hatte und gar keine Rente mehr hätte zahlen können, der bekommt eine normale Angestelltenrente.
Aber so ist das Leben.
Jeder, der in Deutschland nicht beim Staat ist, hat das System nicht verstanden :aeug:
Manfred hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, dass meine Generation mehr als eine Minimalsicherung vom Staat erhalten wird. Garantiert keine mehr, die auf die ehemaligen Einzahlungen bezogen ist. Das macht schon die Demografie undmöglich.
Deshalb ist es sicher günstiger, wenn man da nicht zu hohe Ansprüche hat, denn die werden stärker gekürzt.
Manfred hat geschrieben:Jetzt will ich auf Bio umstellen und auf dann ca. 25 bis 30 ha nur noch ca. 10 Schlachtkälber produzieren.
Das wär so eine Art Mutterkuhhaltung?
Gruß
Theo

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Re: Subventionen

#28

Beitrag von Buchkammer » Mi 19. Jan 2011, 19:24

Das mit der Satelitenüberwachung ist ja krass. Wieder ein Schritt näher an 1984 und der alte George Orwell hatte eben doch recht.

Subventionen sind sicher nicht dafür gedacht, um den Hass und Neid unter den Menschen zu schüren. Diskussionen wie, ich kann beurteilen das der weniger gearbeitet hat und deshalb steht dem nicht soviel Rente, Sozialhilfe oder Hartz IV zu, sind unter der Gürtellinie.

Wir sollten uns damit abfinden, dass wir den multinationalen Konzernen, die durch ihre Lobbyarbeit den Politikern sagen, welche Gesetze verabschiedet werden sollen, dass wir diesen Konzernen derzeit kein paroli bieten können.

Ich versuche in meiner Verantwortung als Selbstversorger eine bessere Zukunft zu gestalten und denke dabei an die 25.000 Menschen die täglich an den Folgen von Hunger und Krieg sterben müssen. Letzteres ist auch eine Folge der katastrophalen weltweiten Agrarpolitik.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Manfred

Re: Subventionen

#29

Beitrag von Manfred » Mi 19. Jan 2011, 21:05

Theo hat geschrieben:Das wär so eine Art Mutterkuhhaltung?
Nicht nur so eine Art. :)
Meist werden in der Mutterkuhhaltung Absetzer mit 8 bis 10 Monaten produziert und zur Mast weiterverkauft, selber gemästet, oder als Babybeef geschlachtet und selbst vermarktet. Schlachtkälber werden noch etwas früher mit ca. 220 kg lebend bzw. 120 bis 130 kg Schlachtgewicht geschlachtet, weil sie dann noch helleres Fleisch haben, das von den Kunden nachgefragt und von den Metzgern deshalb etwas besser bezahlt wird.

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Re: Subventionen

#30

Beitrag von Theo » Mi 19. Jan 2011, 21:14

Manfred hat geschrieben:Nicht nur so eine Art. :)
In Frankreich sieht man das sehr viel, teilw. nur eine Kuh mit Kalb auf einer Weide. allerdings haben die dort auch viel Platz.
Insgesamt dürfte bei dieser Haltung aber wenig Arbeit anfallen, oder?
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Gruß
Theo

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