Ölkanne hat geschrieben:Die Unkräuter sind nicht resistent weil sich da das Gen ausgekreuzt hat, sondern weil die Landwirte Jahr für Jahr mit dem selben Mittel viele Jahre lang drüber gefahren sind.
Du bringst da zwei Dinge durcheinander:
Nachkommen mit von den Eltern abweichenden Eigenschaften entstehen prinzipiell durch sexuelle Vermehrung - das ist vermutlich der Hauptgrund, warum die Natur den komplizierten und umständlichen Vorgang überhaupt erfunden hat.
Sonst wärst du einfach eine Kopie von Papa Ölkanne.
Resistenz gegen Glyphosat ist folglich genetisch bedingt.
Die flächendeckende Standardbehandlung der Kulturflächen mit immer dem gleichen Mittel ist ein bewährtes Verfahren zur Selektion resistenter Varianten, also der Bevorzugung solcher Unkrautpflanzen, welche eine vererbbare Resistenz zufällig besitzen.
Wenn das Zeug nicht krepiert, haut man das Doppelte drauf, damit die Resistenz sich auch richtig ausprägen kann.
Die traditionelle Pflanzenzucht arbeitet genau gleich (Aussaat grosser Mengen von Samen und Auswahl der besten), nur wird da auf andere Merkmale selektiert.
Hat man eine anbauwürdige Sorte, wird nur noch vegetativ vermehrt (Pfropfen, Stecklinge, Ableger), damit alle Pflanzen identisch sind.
Geht das nicht (Getreide), muss man dafür sorgen, dass das Merkmal in der nächsten Generation dominant ist. Am einfachsten lässt sich das durch einen sehr hohen Anteil Selbstbestäubung erreichen.
Sorten, die sehr unterschiedliche Nachkommen ergeben, sind für die industrielle Landwirtschaft uninteressant.
Das heisst auch, dass nicht immer alle Samen einer resistenten Unkrautpflanze auch wieder resistent sind; durch die reichliche Samenproduktion ist das aber für die Pflanze kein Problem und der Bauer sorgt duch jährliche Anwendung dafür, dass sich die Resistenz durchsetzt, also dass auch der Unkrautbestand einheitlich wird.
Weil die Samen oft jahre- und jahrzehntelang im Boden überliegen können, verschwindet eine Resistenz nur sehr langsam aus dem Unkrautbestand, wenn sie einmal da ist.
Der Grund der Resistenz ist immer genetisch festgelegt, jedoch ist der Resistenzmechanismus oft sehr komplex und kann auch durch Interaktion mehrerer Gene bedingt werden, die durch Rekombination in der sexuellen Fortpflanzung im Erbgut angeordnet worden sind, d.h. in den Elternpflanzen schon vorhanden waren, aber erst durch Rekombination wirksam werden.
Resistenz kann bedingt sein durch
- ein modifiziertes Enzym, welches den Wirkstoff abbaut
- ein modifiziertes Enzym, welches durch den Wirkstoff nicht mehr blockiert werden kann
- eine Änderung der Morphologie, z.B. wenn die Pflanze plötzlich nicht mehr benetzbare Blätter hat
Oft ist nicht der Wirkstoff toxisch, sondern erst ein Stoffwechselprodukt davon, das in der Pflanze selbst entsteht. Folglich kann auch ein modifiziertes Enzym, welches den Wirkstoff nicht mehr zum eigentlich toxischen Stoffwechselzwischenprodukt abbaut, Resistenzgrund sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.