Schrankbau - Welches Holz?

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Dyrsian
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Schrankbau - Welches Holz?

#1

Beitrag von Dyrsian » Do 17. Okt 2013, 20:48

Hallo,

ich möchte mir Schränke bauen, am liebsten aus massivem Laubholz.
Laubholzbretter in einer vernünftigen Dicke sind nicht zu finden oder zu teuer. Nun hatte ich erst überlegt furnierte Spanplatten zu nehmen, aber das ist auch teuer und irgendwie nicht "echt". Hinzu kommt, ich weiß nicht ob ich die Kanten vernünftig funiert bekomme. Nun habe ich gedacht, vielleicht sogenannte "Leimholzplatten" zu nehmen, wie z.B. hier angeboten:
http://www.holz-leineweber.de/sortiment ... n-laubholz
Bevor ich mit so einem teuren Laubbaum anfange, werde ich erstmal mit Fichte üben, klar. Allerdings sind mir einige Sachen echt nicht klar:

1.) Was genau sind diese Leimholzplatten? Sind es einfach miteinander verleimte Brettchen? Kann ich sie einfach behandeln wie Massivholz?
2.) Wie kann ich die Platten verbinden? Einfach eine "stumpfe Ecke" ist mir zu unelegant. Am liebsten wäre mir beide Elemente auf 45° Gehrung zu sägen und dann so zu verbinden, bloß wie? Schrauben geht nicht (sieht blöd aus), leimen scheint auch schwierig weil mir nicht klar ist wie ich das zusammenpressen soll bei der Größe. Ich hatte an eine gerade Verzinkung gedacht, aber geht das mit diesen Platten? Was wird halten?

Ich hab eine ganze Menge Werkzeug, auch eine Tischkreissäge, aber keine Oberfräse oder sowas. Für Anregungen wär ich echt dankbar, denn der Spaß wird wohl nicht ganz billig und soll auch gut aussehen und ne Weile halten.
Gruß, Lucas :hmm:

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emil17
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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#2

Beitrag von emil17 » Fr 25. Okt 2013, 09:04

Lass dir doch mal ein Muster zeigen.
Dreischichtplatten sind gut zum Anfangen und geeignet für Einbauschränke. Arbeiten nicht.
Bezüglich des Aufbaus würde ich mir bei Deinem Kenntnisstand einige Bauanleitungen vom Internet zusammensuchen und die passende auswählen.
Um einen freistehenden Schrank aus Laubholz massiv zu machen muss man schon einiges können. Eine Tischlerlehre dauert nicht zufällig vier Jahre.

Wenn Du ernsthaft an solchen Arbeiten interessiert bist ist die Anschaffung einer guten Oberfräse kein Luxus. Ebenso wäre mindestens ein Bohrständer für die Handbohrmaschine nötig. Eine Hobelbank, die länger ist als der Schrank hoch wird, erleichtert die Sache sehr.
Eine unproblematische Längsverbindung ist dann nicht die Gehrung, die präzise Arbeit voraussetzt und wo man nichts schummeln kann, sondern Nut und Feder, lässt sich mit der Oberfräse gut machen.
Sauberes Zusammenzinken ist hohe Schule und passt für Massivholz. Die Verbindung ist nicht für Schränke üblich, sondern für Kisten, Schubladen und dergleichen.

Bitte, hüte Dich vor Billigwerkzeugen! Es ist schade ums Holz und es kommt beim Arbeiten keine Freude auf.
Billige Kreis- und Stichsägen entscheiden selber, wo der Schnitt durch geht und wie rechtwinklig ein rechter Winkel ist, das kommt nicht gut.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#3

Beitrag von Dyrsian » Fr 25. Okt 2013, 16:19

Danke für die Tips Emil. Ich baue jetzt erstmal einen kleinen Badezimmerschrank und schaue wie es sich so arbeitet. Vielleicht könnte ich die großen Schränke auch aus furnierter Multiplexplatte bauen, dann habe ich eine schöne Edelholz Optik, nicht so einen Verzug wie beim Vollholz und nicht so einen Rotz wie bei Spanplatten. Furnieren von kleinen Flächen übe ich auch an der Füllung vom Badezimmerschrank. Ich sehe jetzt schon wie sich die Leisten für meine kleine Schranktüren drehen und ziehen und krümmen, das macht mir schon ein bisschen "Respekt" vorm Vollholz.

Ich habe mir all meine Elektrowerkzeuge von der Firma Kress gekauft (bis auf den Bohrhammer, hier musste es einfach Hilti sein). Das mag nicht die absolute Oberklasse sein, aber es sind solide Werkzeuge aus deutscher Produktion und ich bin sehr zufrieden mit den Geräten. Bei der sichtbar gebrauchten Schleifmaschine aus den 80er Jahren habe ich nur die Schleifkohlen vom Motor gewechselt und den Anschalter wieder freigängig gemacht und sie läuft wieder wie eine 1. Aber genug Werbung :pfeif:
Ich schaue mal, das ich Fotos vom fertigen Schrank poste (aber nur wenn er was wird *G* )

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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#4

Beitrag von emil17 » Fr 25. Okt 2013, 20:52

Es gibt gute Bücher für Möbelbau in Massivholz, und da fängt es schon mit dem Holzlager an. Du brauchst eben Holz, das schon so lange trocken liegt, dass man weiss wie es arbeiten wird, und eine ganzjährig beheizbare Werkstatt.
Für Flächen arbeitet man mit Rahmen und Füllung, damit das Holz arbeiten kann, ohne zu reissen oder den Rahmen auseinanderzutreiben.

Massivholzoptik bekommt man nur mit Massivholz.

Viel Erfolg mit deinem Projekt!
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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 25. Okt 2013, 22:36

Wir bauen seit Jahren unsere Bienenkisten mit Fi/Ta-Leimholz aus dem Baumarkt (mit SEHR vielen Schrauben in den Eckverbindungen :engel: ), und die halten schon 8 Jahre supergut draußen.
Die ersten Jahre hatten wir die falschen und zu billigen Schrauben, aber heute geht's echt gut.
Der Mann hat selbst schon aus Erlen-Leimholz Schränke gebaut, aber dafür braucht man wirklich GUTES Werkzeug.
Wir hatten mal jemand, der sich ein paar ha Wald und ein mobiles Sägewerk gekauft hat - der konnte aber damit nicht umgehen, weil er keine Ahnung von Holz hat, und entsprechend haben sich die Bretter verdreht beim Trocknen :eek: :ohoh:
Er sägte halt einfach gern... :roll:
Hier in der Halle trocknet jedes Holz innerhalb eines Sommers zügig - und dann sieht man, ob der Säger wußte, was er tat, und welche Werkzeuge er hatte.
Bislang haben wir nur einen, wo das Holz nach dem Trocknen noch Geld wert war...
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#6

Beitrag von Fred » Sa 2. Nov 2013, 02:22

Ah, jetzt habe ich auch wieder was gelernt. Unter dem Begriff Leinholzplatten gibt es das Material zum Massivholzbau bereits vorgearbeitet. Man kann schon gut Möbel daraus bauen, durch das zusammensetzen gleicht sich das arbeiten des Holzes etwas aus, ich würde es aus diesem Grund sogar vorziehen.
Wobei ich von einem derart gebauten Möbel (nicht von mir) sagen kann, daß es doch noch etwas schafft, auch wenn die Auszüge perfekt laufen.

Bei Buche aus diesem Material ist auch zu bedenken, daß das Möbel sehr schwer wird, da Buche doch eine ganz ordentliche Dichte hat, und um die Steifigkeit für die Auszüge zu erreichen auch entsprechend dimensioniert ist. Mich hat das sehr überrascht, denn die alten Massivholzmöbel, die ich aus ererben Familienbeständen kenne, sind deutlich leichter, wenn -eben- auch nicht perfekt in den Schublanden. Beim nächsten würde ich auch an die Vorteile eines leichteren Holzes denken.

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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#7

Beitrag von emil17 » Sa 2. Nov 2013, 09:53

Die hier verlinkten Leimholzplatten sind als hoch beanspruchte Arbeitsplatten oder für Tischblätter und dergleichen gedacht, nicht um ganze Möbel daraus zu bauen! Wenn du das tust, hast du eine teure Immobilie in der Werkstatt.
Für Massivholzmöbel arbeitet man mit Rahmen und Füllung oder bei Anrichten, Schreibtischkorpussen und so weiter mit massiven Seitenwänden. Die Rückwände macht man aber auch dort aus leichtem Holz; früher oft Tanne oder Fichte, bei neueren Möbeln oft dünnes Pappelsperrholz oder gar nur Hartfaserplatte.
Die klassische Konstruktion für Tischplatten und dergleichen sind gefügte, abgerichtete Hartholzbretter mit Nut und Feder und Gratleisten auf der Unterseite. Dazu braucht man vor allem gut gelagertes Holz.
Früher hatte die Möbeltischler ein ganzes Sortiment von Spezialhobeln, um diese Verbindungen herzustellen. Die findet man oft auf Flohmärkten oder beim Trödler. Mit einer Oberfräse tut man sich leichter.
Bei Schubladen sind die Führungen (die Seiten der Schublade mit der Nut und die Gleitleiste) meist aus Buche. Die sind bei alten Schubladen meist ausgeleiert und abgenutzt. Man kann sie ersetzen oder mit der Oberfräse parallel ausfräsen und eine Hartholzleiste passender Dicke einleimen, oder gleich Züge aus Metall mit Rollenlagern einbauen. Die haben den Vorteil, dass man die Schublade ganz herausziehen kann, ohne dass sie kippt. Allerdings muss dann die Schubladenvorderseite breiter (oder höher) sein als die Schublade, weil aussen (oder unten) an den Schubladenseiten eine U-Schiene angeschraubt wird. Deshalb geht das bei alten Möbeln oft nicht, ausser die Seiten seien so dick dass man diese Schiene ganz einlassen kann.
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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#8

Beitrag von emil17 » Sa 2. Nov 2013, 10:06

Sabi(e)ne hat geschrieben: Wir hatten mal jemand, der sich ein paar ha Wald und ein mobiles Sägewerk gekauft hat - der konnte aber damit nicht umgehen, weil er keine Ahnung von Holz hat, und entsprechend haben sich die Bretter verdreht beim Trocknen :eek: :ohoh:
Er sägte halt einfach gern.
Hier in der Halle trocknet jedes Holz innerhalb eines Sommers zügig
Es gibt so eine Faustregel, pro Zentimeter Brettdicke ein Jahr auf dem Stapel.
Für Möbelholz dann noch ein Jahr in die geheizte Werkstatt.

Um das Trocknen sollte sich der Tischler, nicht der Säger kümmern:
Sofort nach Fällung einschneiden und sofort nach Einschneiden aufstapeln, mit Stapelleisten zwischen jedem Brett. Auch auf das Lagerholz, das den Stapel trägt, eine Leiste legen. Bretter von Sägespänen abkehren. Bei dickeren Brettern und Bohlen die Mitte längs auftrennen. Abdecken am besten mit Wellblech (nicht Planen, welche die Luftzirkulation behindern) und beschweren. Nicht an der Sonne und zuerst nicht an einem brutal trockenen Platz, also nicht gleich in den im Sommer sehr warmen Schuppen mit Wellblechdach.
Wenn es ein mobiles Sägewerk war, würde ich das ein paar Monate im Wald lassen - aber beim Stapel darauf achten, dass die untersten Bretterlagen geschützt von Spritzwasser sind und nicht im Unkraut stehen.
Das ist vor allem bei empfindlichem Holz (Ahorn, Buche, Birke, Kiefer) wichtig, weil es sonst zu Farbfehlern kommt, die das Holz auch dann entwerten, wenn es nicht reisst.
Schwindrisse gibt es, wenn das Holz aussen rascher trocknet als das Innere das Wasser nach aussen abgeben kann, deshalb nicht zu schnell trocknen (bei Brennholz ist das natürlich egal). Wenn man zu rasch trocknet, hat man viel Verlust.

Dass einmal ein drehwüchsiger Baum eingeschnitten wird, kann passieren.
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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#9

Beitrag von unkrautaufesserin » Sa 2. Nov 2013, 14:13

Das hast Du gut erklärt!

Ich stamme aus einer Tischlerei, habe aber leider was anderes gelernt...
Wenn ich Möbel baue, nehme ich oft Leimholzplatten. Und Winkel zum Anschrauben sind mir ein Graus... aber Schwalbenschwanzverbindungen erfordern ein hohes Maß an Konzentration. Das sollte man nicht nebenbei machen.
Oft schaue ich mir Möbel von meinem Urgroßvater an und baue die nach. Beim Trödler findet man auch so schöne Anschauungsstücke. Einfach Kamera mitnehmen und Detailfotos machen!
Derzeit restauriere ich einen alten Sekretär von 1890. Dabei lernt man auch viel: Schubkästen sorgfältig auseinandernehmen, wurmstichiges Teil ersetzen (Fichtenbretter) und dann wieder zusammenpassen... als Endbehandlung liebe ich Leinölfirnis oder Wachs.

Liebe Grüße, M.

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Re: Schrankbau - Welches Holz?

#10

Beitrag von Dyrsian » Sa 9. Nov 2013, 20:49

Danke für die zahlreichen Antworten!
Ich habe zum Üben mit einem Badezimmerschränkchen von 80 x 60 cm angefangen. Den Plan habe ich mir lieber selbst gemacht (wenn schon soviel Arbeit dann soll es auch genau meinem Geschmack entsprechen). Seitenwände habe ich aus Leimholz Kiefer 18 mm gemacht, verdeckt gedübelt (ging ziemlich gut und sieht auch gut aus). Für die enorm dicke Rückwand (Steifigkeit) habe ich dann allerdings doch eine Multiplexplatte genommen, ich hatte Schiss dass sich das Ding sonst verzieht. Türen vorliegend mit Füllung. Ich poste im Verlauf der nächsten Woche Bilder, wenn alles fertig ist (unter uns, er sieht schon jetzt hammermäßig aus :pfeif: ).
Für eine Rahmenkonstruktion mit Füllung kann ich mich jetzt schon sehr erwärmen, aber was nehme ich als Füllung? Multiplex/Sperrholz ist zwar leicht aber irgendwie nicht ganz "massiv". Dieses Leimholz mag gehen, aber einer der Vorredner hatte schon recht: Sauteuer und unglaublich schwer. Mir scheint ich brauche langsam eine Oberfräse :lol: Und jemanden der mir zeigt wie man das Ding bedient :pft:

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