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von Winfried » Mi 22. Aug 2012, 21:52
So, nun noch etwas zu Licht und Dunkelheit hier im Norden :
Wir haben uns das damals auch viel extremer vorgestellt, als es ist. Gerade den Winter finden wir hier besonders schön. Wir haben hier ja noch keine richtige Polarnacht - die gibts nur im ganz hohen Norden. Hier wird es auch im Dezember und Januar noch jeden Tag hell, wenn auch nur für ein paar Stunden - wenn dann in der glasklaren Luft aber die Sonne ganz tief über den Horozont läuft , wird die tief verschneite Berg-und Waldlandschaft zu einer glitzernden Märchenwelt - azurblauer Himmel, gleißendes Licht, Schnee so weiß, wie "Dasch", die in Schnee gehüllten Bäume wie Märchengestalten aus einer anderen Welt, 20 Grad Minus bei trockener, meist windstiller Luft kein Problem, Sauerstoff ohne Ende, Bewegungsdrang, Lewbenslust pur,man hält es drin einfach nicht aus... Und ab 15 h wirds im Dez./Jan. dann dunkel, na ja, die Sonne kriecht gewissermaßen unter dem Horizont lang - farbiger Himmel, der im Schnee ein mystisches Dämmerlicht erzeugt, das ständig wechselt, und wenn der Himmel klar ist, dann wirds im Mondlicht erst richtig mystisch, denn der Schnee reflektiert das Licht und die Bäume werfen gigantische Schatten - dann fehlen nur noch die flackernden Nordlichter (letzten Winter besonders häufig), und das Naturschauspiel ist perfekt - dann mitten in der Nacht mit den Skiern oder Schneeschuhen auf der selbstgelegten Loipe allein im Wald, bei absoluter Stille - einfach unbeschreiblich ergreifend, manchmal sogar gruselig schön.... Also: Wenns z.B. in Deutschland um 17h dunkel wird und kein Schnee liegt, der Himmel, wie meist, bewölkt ist, dann ist es finster, wie im Bären-A... Durch den Schnee, den oft klaren Himmel und das Streulicht ist die Dunkelheit hier etwas anders.
Es bleibt natürlich alles eine Sache des individuellen Empfindens...
Aber ab Mitte Februar gehts los - es wird rasant heller, die Sonne scheint schon intensiv - jetzt macht Hundeschlitten Spaß.... ab April ist es dann schon viel länger hell, als in D. und ab Mitte Mai bis in die erste Augustwoche wird es überhaupt nicht mehr dunkel. Die Vegetation hat in dieser Wachstumszeit also weitaus mehr Licht, als anderswo und sie wuchert dementsprechend in üppigem Grün und in allen erdenklichen Farben, zumal auch durch die unglaublich vielen Seen, Bäche und Flüsse der Grundwasserspiegel sehr hoch ist, wodurch das Wachstum in dieser Zeit nie stagniert. Und dann der Herbst mit seinen oft wochenlangen gold- rot- orange-gelben und natürlich auch durch die Koniferenwälder grünen Farbenspielen - farbige Moose, Fechten, Beerensträucher mit Unmengen Früchten, Pilze en masse.... Und natürlich überall Rentiere, Elche, Zugvögel (bei uns viele Kraniche), gelegentlich auch die Begegnung mit Bären ..... Erlebnis ohne Ende.
Wer übrigens spirituell- mystische und naturromantische Bücher mag, aus denen man gleichzeitig etwas über das urbane Leben und die Jahreszeiten in Lappland erfährt, der kann sich bei Amazon oder in seinem Buchladen mal Ricardas Bücher anschauen - wer es nicht ganz so spirituel mag, nimmt Band 2 von "Im Land der Sonne und des Windes" - am besten aber ist es, sich bei Amazon erstmal die Rezensionen der Leser anzuschauen, denn die freigeistige Art unserer Weltsicht ist nicht unbedingt jedermanns Sache...
So, ich hoffe, ich hab jetzt einen ausreichenden Einstand gegeben und freu mich auf regen Austausch.... (zum Korrekturlesen reichts jetzt nicht mehr...)
Liebe Grüße an alle von den Wildnisbewohnern der nördlichen Taiga,
Winfried und Ricarda Jaekel