parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

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Reisende
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parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#1

Beitrag von Reisende » Fr 24. Mai 2013, 09:33


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si001
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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#2

Beitrag von si001 » Fr 24. Mai 2013, 10:03

Es ist eben nicht ganz leicht unabhängige Politik zu machen, wenn man im Aufsichtsrat usw. von großen Unternehmen ein Pöstchen hat....
Liebe Grüße, si001!
-----------------------
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Manfred

Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#3

Beitrag von Manfred » Fr 24. Mai 2013, 10:24

Naja. Ein paar solche Floskeln sind leicht hingeworfen.
Wie genau soll so ein Gesetz denn eurer Ansicht nach aussehen? Also im Wortlaut?
Und wer und wie soll das überwachen?
Und welche Produktgruppen soll es betreffen?
Für Elektronikartikel gilt eh schon eine Gewährleistungszeit von 3 Jahren. Und das überstiegt die mittlere Nutzungsdauer der meisten Kommunikationselektronikartikel bei weitem.

Wenn ich einen Artikel aus dem Segment deutlich länger nutzen will, dann kaufe ich entsprechende Markenware. Z.B. eine Miele-Waschmaschine. Oder ein Siemens-Telefon. Wer sich eine Waschmaschien für 200 Euro kauft und meint, die wird ihn die nächsten 20 Jahre glücklich machen, ist schon etwas naiv, oder nicht?

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Reisende
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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#4

Beitrag von Reisende » Fr 24. Mai 2013, 10:40

Manfred hat geschrieben:Naja. Ein paar solche Floskeln sind leicht hingeworfen.
Wie genau soll so ein Gesetz denn eurer Ansicht nach aussehen? Also im Wortlaut?
Und wer und wie soll das überwachen?
Und welche Produktgruppen soll es betreffen?
Für Elektronikartikel gilt eh schon eine Gewährleistungszeit von 3 Jahren.
3 jahre? das wär mir neu. 2 jahre sind es bei neuware und 1 jahr bei gebrauchten. wobei die beweislastumkehr nur für das erste halbe jahr gilt. praktisch bedeutet das, dass der verbraucher ab dem 7. monat nach kauf in der unbequemen position ist, nachweisen zu müssen, dass der mangel schon bei kauf vorhanden war. das ist bekanntlich sehr schwierig. wer gibt schon jedesmal zb ein materialgutachten in auftrag?!? da wird die ware einfach an den hersteller geschickt, der "untersucht" das und erzählt dir dann, du hättest die ware unsachgemäß gebraucht, oder fallengelassen oder was auch immer.
die langfristige beweislastumkehr ist mMn das wirkungsvollste instrument, um verbraucherrechte zu stärken. da brauchts auch kein extra gesetz, da muss nur § 476 bgb angepasst werden.
Manfred hat geschrieben: Und das überstiegt die mittlere Nutzungsdauer der meisten Kommunikationselektronikartikel bei weitem.
kommunikationselektronik ist ein spezielles thema, da hier der technische fortschritt so rasant ist. aber das muss ja nicht heißen, dass mein altes knochenhandy von vor 10 jahren kaputt gehen muss. die entscheidung, ob ich die neueste technik benutzen will, sollte doch schon beim käufer liegen.
Manfred hat geschrieben: Wenn ich einen Artikel aus dem Segment deutlich länger nutzen will, dann kaufe ich entsprechende Markenware. Z.B. eine Miele-Waschmaschine. Oder ein Siemens-Telefon. Wer sich eine Waschmaschien für 200 Euro kauft und meint, die wird ihn die nächsten 20 Jahre glücklich machen, ist schon etwas naiv, oder nicht?
klar ist das naiv. aber sollte man hier nicht etwas globaler und zukunftsorientierter denken? wenn ich alle 20 jahre eine wama für 600,- anstatt alle 5 jahre eine wama für 200,- kaufe, kommt das nicht nur billiger, sondern es schont auch in besonderem maße unsere begrenzten ressourcen. und das sollte inzwischen als wichtiger anerkannt werden als etwaige arbeitsplätze.
nur leider denken viele verbraucher das nicht zuende. sie kaufen lieber billig statt etwas zu warten und zu sparen, wenn das qualitätsprodukt ihr aktuelles budget übersteigt. ich bin grds gegen bürgerbevormundung, aber hier sollte die politik schon anfangen zu steuern. die wegwerfgesellschaft muss ein ende haben.

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Wayan
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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#5

Beitrag von Wayan » Fr 24. Mai 2013, 11:21

Manfred hat geschrieben:
Wie genau soll so ein Gesetz denn eurer Ansicht nach aussehen? Also im Wortlaut?
"Der Einbau von Sollbruchstellen, die das ansonsten länger funktionstüchtige Produkt vorzeitig unbrauchbar machen, ist verboten"

Beispiele gibt es hierfür gibt es viele: Minderwertige Cent-Bauteile, die das Notebook kurz nach Ablauf der Garantie schrotten. Angeblich Mainboardwechsel (Kosten entsprechen fast dem Neupreis!) nötig, ein Spezialist hat dann das Teilchen gewechselt. Laut entsprechenden Foren ein bekannter Mangel dieses Herstellers.
Dito bei zu weichen Zahnrädern in Handmixern, Bohrmaschinen usw. usw. usw.
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

daemo
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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#6

Beitrag von daemo » Fr 24. Mai 2013, 12:27

ich finde das auch billigware ihre daseinsberechtigung hat. eine generelle haltbarkeit vorzuschreiben finde ich also schlecht.
problematisch ist halt nur das früher bestimmte marken sehr gute qualität geliefert haben, das jetzt aber nicht mehr tun.
auf den preis selbst zu schauen bringt also nichts. auch teure produkte können schrott sein.
beispiel dell: mein mehrere jahre alter dell notebook ist seid jahr und tag in gebrauch und hat nicht eine schramme und keinerlei probleme. bei den heutigen dellnotebooks tauchen die selben probleme wie bei anderen herstellern auf, z.b. auseinanderfallende tastaturen u.ä.

sinnvoller wäre es doch wenn auf der verpackung draufstehen muss welche "sinnvolle gebrauchsdauer" bei der konzipierung des produktes angesetzt wurde.
derzeit ist ja überall vereinheitlicht nur die gesetzliche garantie drauf. eine unterscheidung was qualität ist und was nicht, ist nicht möglich. da nicht bekannt ist was gute qualität ist kann auch keine nachfrage nach qualitativen produkten entstehen. und deswegen haben firmen keinen grund gute qualität zu liefern ( ausser image ).
positive ausnahme sind zippo feuerzeuge. die haben eine garantieleistung von 30 jahren und reparieren auch nach den 30 jahren oft noch auf kulanz.
bei autos der mittelkalsse werden ( hab ich zumindest gerüchteweise gehört) c.a. 200.000 km als sinnvolle gebrauchsdauer angesetzt. auf diese strecke sind die bauteile dann auch ausgelegt. bei oberklasse werden glaub ich dann 300.000 oder mehr angesetzt.
so eine unterscheidungsmöglichkeit würde es dann wenigstens erlauben zu überprüfen ob eine nachfrage nach höherwertigen produkten besteht.

Manfred

Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#7

Beitrag von Manfred » Fr 24. Mai 2013, 12:45

Wayan hat geschrieben: "Der Einbau von Sollbruchstellen, die das ansonsten länger funktionstüchtige Produkt vorzeitig unbrauchbar machen, ist verboten"
Und du bezahlst dann die Millarden an Prozesskosten, die jedes Jahr wegen dieser flabsigen Formulierung entstehen, in die jeder nach Belieben alles reininterpretieren kann?

Manfred

Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#8

Beitrag von Manfred » Fr 24. Mai 2013, 12:57

Ich habe seit heute früh mehrmals darüber nachgedacht:
Meines Erachtens ist das Problem gesetzgeberisch nicht zu lösen. Einfach deshalb, weil die Fragestellung viel zu komplex ist.
Eine Mindestgewährleistung haben wir ja (24 Monate, nicht wie von mir oben fälschlich geschrieben 36).
Und wer Sicherheit darüber hinaus haben will, muss eben mit dem Anbieter entsprechende Garantien vereinbaren.
Wenn genug Leute Produkte mit verlängerter Garantie nachfragen, werden die auch angeboten.
Natürlich macht sowas die Produkte teurer. Es gibt ja viele Anbieter, die längere Gewährleistungs- und Garantieversprechen machen.
Wenn ich z.B. bei Opel die lebenslange Garantie in Anspruch genommen habe (wurde ja wieder abgeschafft), dann muss ich das Auto auch sein Leben lang in der teuren Vertragswerkstatt warten lassen. Natürlich kann man nicht erwarten, dass der Hersteller eine Garantie für die Arbeit irgendwelcher Selbermacher oder freien Schrauber übernimmt.

Weitere Beispiele:
http://www.garanbo.de/blog/garantie/31- ... r-garantie

Solange es einen Wettbewerb in der jeweiligen Branche gibt, kann man das über das Kaufverhalten regeln.
Schwierig wird es nur bei Quasi-Monoplen, wie seinerzeit mit der abgesprochenen Lebensdauerbegrenzung bei Glühlampen.
Aber ein Kartellrecht haben wir schon. (Natürlich mit Mängeln behaftet, aber immerhin.)

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Wayan
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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#9

Beitrag von Wayan » Fr 24. Mai 2013, 13:21

Manfred hat geschrieben:
Wayan hat geschrieben: "Der Einbau von Sollbruchstellen, die das ansonsten länger funktionstüchtige Produkt vorzeitig unbrauchbar machen, ist verboten"
Und du bezahlst dann die Millarden an Prozesskosten, die jedes Jahr wegen dieser flabsigen Formulierung entstehen, in die jeder nach Belieben alles reininterpretieren kann?
Bist du schlecht drauf heute?
Verbraucherzentralen könnten die Beschwerden sammeln. Wenn von einem Produkt kurz nach Ablauf der Garantie mehr als sagen wir 25% der hergestellten Stückzahl kaputt geht, kann man wohl von einer Schwachstelle ausgehen.
Sonst ist die Regierung auch nicht zimperlich, wenn es um Vorschriften geht!

Ich finde daemos Idee grandios: Die Hersteller mögen angeben, für welche Nutzungszeit ihr Produkt ausgelegt ist - Ich würde für ein langlebiges Produkt gern mehr ausgeben, oder bei gleichem Preis das mit der längeren Nutzungsdauer auswählen
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: parlament unterstützt weiterhin geplante obsoleszenz

#10

Beitrag von Reisende » Fr 24. Mai 2013, 13:58

Manfred hat geschrieben:
Wayan hat geschrieben: "Der Einbau von Sollbruchstellen, die das ansonsten länger funktionstüchtige Produkt vorzeitig unbrauchbar machen, ist verboten"
Und du bezahlst dann die Millarden an Prozesskosten, die jedes Jahr wegen dieser flabsigen Formulierung entstehen, in die jeder nach Belieben alles reininterpretieren kann?
naja, sowas löst man durch vorangestellte §§, die definitionen enthalten.
--> eine sollbruchstelle ist....
---> vorzeitig unbrauchbar ist ein produkt, wenn...
außerdem ist es bei jedem auch noch so ausgefeilten § so, dass er nie auf jeden einzelfall passt und durch die rechtsprechung stück für stück eine verfeinerung / klärung erarbeitet werden muss.
Wayan hat geschrieben: Ich finde daemos Idee grandios: Die Hersteller mögen angeben, für welche Nutzungszeit ihr Produkt ausgelegt ist - Ich würde für ein langlebiges Produkt gern mehr ausgeben, oder bei gleichem Preis das mit der längeren Nutzungsdauer auswählen
das finde ich allerdings auch eine feine sache. :) da müsste nur mal einer mit anfangen. ich mach ne wette dass das bei den käufern sehr gut ankommt und damit die konkurrenz gezwungen wird, mitzuziehen.

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