Seite 1 von 1

Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Fr 12. Apr 2013, 16:25
von die fellberge

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Sa 13. Apr 2013, 00:39
von Nordhang
Zu den genannten Balkon, Schrebergarten , Terrasse, Urbaner Garten und Salatbaum füge ich noch Nutzen gegen pflegen von verwilderten Grundstücken, kleine Ackerparzellen von Landwirten pachten, Freunden mit großen Grundstücken helfen und Dachgärten hinzu.
Lg Nordhang

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: So 14. Apr 2013, 07:21
von Nightshade
Also das mit der Mithilfe bei Freunden... na ja.

Anderswo schrieb ich schon, dass mir Mithilfe hochwillkommen wäre, und zwar besonders beim Schneeschnaufeln und bei Instandhaltungsarbeiten.
Ich fand massig Leute, die samt Kind und Kegel aufgekreuzt wären, um eine Kräuterspirale anzulegen. ("Wenn wir kommen, musst du aber deine Hunde zuhause lassen! Mähe bitte den Rasen und sammle das Fallobst ein, damit die Kinder nicht auf Wespen treten. Oh, und wächst bei dir irgendwas Giftiges, weil unser Jüngster....")

Leider finde ich Kräuterspiralen total unnötig, die Kräuter wachsen bei mir an jeweils passenden Standorten: Minze im Moorbeet, Thymian am künstlich angelegten Trockenstandort, Schnittlauch am feuchtesten Fleck der Wiese usw.
Niemand wollte mir werktags um 6 Uhr Früh beim Schneeschaufeln helfen. Niemand wollte helfen, die Hütte zu streichen. Niemand wollte das Fallobst einklauben und den Komposthaufen pflegen.

Ich bekam das Gefühl, die Leute wären vor allem an kostenlosem Bio-Futter und einer privaten Liegewiese interessiert, nicht an ehrlicher Hilfeleistung.
Wenn man gerne helfen möchte, sollte man sich klar sein, dass der Gartenbesitzer (der ja auch die Kosten trägt) ganz bestimmt nicht seine Haustiere wegsperren wird und dass die Kinder auf eigene Gefahr mitkommen.
Es kommt gut an, wenn man auch bei Dreckarbeiten zugreift.

Meinerseits habe ich viel Erfahrung mit Mithilfe auf fremden Grundstücken.
- Wir hatten vor langer Zeit einen Kleingarten, der vom Besitzer nicht mehr genutzt wurde. Einige Jahre pflegte ihn meine Familie - und trug auch die Kosten. Dann wurde die Gartensiedlung geschliffen und ein Wohnbau errichtet. Mitspracherecht hatten wir natürlich keines.
- Die Dame, von der wir unser jetziges Grundstück übernahmen, brauchte jahrelang Hilfe bei der Obsternte. Als Kind bin ich bei ihr Stunde um Stunde ganz oben auf einer wackligen Holzleiter gestanden und habe Früchte abgenommen. Einmal bin ich auch mit der Leiter umgefallen - auf eigene Gefahr. Bei der Jause war gesittetes Benehmen gefragt, denn wir waren ja zu Gast.
- Mein Freund versteht viel von Zahlen und wenig von Pflanzen. Ich ziehe ihm Kräuter in Fensterkistln an und Gemüse in seinem Garten. ALLES, was dort geeerntet wird, gehört IHM, denn er trägt die Kosten. Meine Hunde dürfen sich in seinem Garten austoben - das ist schon eine Gegenleistung. (So wie der Gartenbesitzer bereits eine Leistung erbracht hat, wenn Kinder mitkommen und spielen dürfen!)

Ein "urbaner Garten" kostet ein Schweinegeld in der Anlage und Erhaltung. Ich habe sowas draußen vor der Tür - einen ehemaligen Lichthof, der begrünt wurde.
Die aufgeschüttete Erdschicht ist 1m dick, darunter sind Schutt und Gemäuer. Wie tief die Stadt hier ist, weiß ich gar nicht. Ich schätz mal, sie reicht tiefer, als sie hoch ist. Stellenweise ist es hier wie in einer engen Schlucht, besonders seit das Nachbarhaus aufgestockt wurde,.
Der Anbau erfordert viel Wissen über Pflanzen. Ich kann nicht einfach hingehen und tolle Kräuter pflanzen, sondern ich muss mir anhand des jeweiligen Kleinklimas überlegen, was hier gedeihen könnte. Die klimatischen Gegebenheiten sind extrem unterschiedlich, die Nordseite ist ganz anders als die Südseite, auch wenn nur 5 Meter dazwischen liegen.
Mäuse und Stadttauben haben eine Riesenfreude mit frischem Biogemüse. Vom Gänseblümchen bis zum hochgiftigen Krokus wird alles abgefressen. Gemüseanbau kann nur auf allseitig geschützten Tischen erfolgen. Hier wachsen eine Menge Pflanzen, die allesamt schwerst giftig und holzig und/oder sehr haarig sind.
Säulenobst wird nachts von irgendwelchen Gespenstern geerntet und braucht im Winter einen kühlen Platz im Haus. Würde ich die Töpfe nur mit Jute schützen, würden die Mäuse darin Nester anlegen.
Die Mieter würden hier sehr gerne "gärtnern", dh. wahllos irgendwas eingraben. Regelmäßig schmeiß ich irgendwelche halbdürren Ex-Zimmerpflanzen raus, die hier heimlich ausgesetzt wurden.

So ähnlich schaut es im Kleinstgarten einer Freundin aus. Gleich unter ihrem Garten liegt die Tiefgarage des Hauses, die dezente Entlüftungsschächte am Rand der Gärten hat. Die Pflanzen spüren das und viele gehen trotz aller Mühe ein. Schädlinge sind dort ein extremes Problem.

Dieses Gärtnern auf urbanen Kleinflächen halte ich für einen Modetrend. Will man wirklich ernten, braucht man eine große Fläche am Land.

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Mo 15. Apr 2013, 17:08
von Reisende
das einzige bsp an urbanem gärtnern, dass mir bisher untergekommen ist, ist die anlage im hamburger karoviertel ecke feldstraße....
aber glaubt mal nicht, dass das da so aussieht wie auf den bildern unter dem link...
rasen drumherum gibts nicht, weil da jeder seinen hund pinkeln lässt und die leute den weg um die kurve abkürzen. die hochbeete sind von außen mit tags beschmiert und es stinkt übler als auf manchem öffentlichen klo (die punks und penner müssen ja auch wohin und da ist ein fleckchen erde natürlich angenehmer als die hauswand wo die pisse mir dann an den schuhen langläuft). ich würde gemüse aus den dingern nicht mal mit der kneifzange anfassen, so eklig ist das dort. :ua:

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Mo 15. Apr 2013, 17:37
von Benutzer 1612 gelöscht
Hier in Berlin gibt es mehrere Gemeinschaftsgärten, wo es ziemlich gut funktioniert - und die meisten sind offen, Tag und Nacht für jeden zugänglich!
Etwas Vandalismus gibt es immer, geklaut wird auch, aber nicht so schlimm, dass die Leute, die es machen, damit aufhören würden.
Die Gärten, die gut laufen, sind aber alles welche, die sich eine gute Organisationsstruktur erarbeitet haben,
und wo eine kleine Handvoll Leute sich verantwortlich fühlt fürs Ganze. Und nicht nur das eigene Beet hegt.

Allerdings ist DAS eigentlich nicht gärtnern ohne Garten, sondern eine Mischform.

Seit paar Jahren gibt es hier die Mode, Baumscheiben zu pflegen und zu bepflanzen.
In paar Vierteln hat die Bezirksverwaltung sogar bisschen Geld dafür springen lassen, habe mal was von 20 Euro/Jahr gehört.
Und die Leute machen das total engagiert!
Ich habe das auch versucht, zusammen mit dem Trödler bei uns im Haus, aber leider ist das hier ein "Szene-Viertel",
und betrunkene Touristen werfen ihren Müll drauf oder trampeln gleich drauf rum. Ich möchte es aber eigentlich dieses Jahr wieder probieren...
Da gehen natürlich nur Blumen, Gemüse würde ich von da auch nicht essen.

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Mo 15. Apr 2013, 18:34
von Benutzer 72 gelöscht
Nightshade hat geschrieben:Niemand wollte das Fallobst einklauben und den Komposthaufen pflegen.
also wir klauben gerne Fallobst ein - vorausgesetzt, wir dürfen "rechtzeitig" kommen. So haben wir schon mal eine ganze Ladung getrocknete Zwetschken und einige Gläser Apfelmus "erarbeitet".

Dass ich gratis arbeiten geh in einem fremden Garten, wenn ich dann gar keinen Nutzen davon haben soll - hm??
Sowas mach ich nur bei sehr sympatischen Leuten! ;)
Nightshade hat geschrieben:Dieses Gärtnern auf urbanen Kleinflächen halte ich für einen Modetrend. Will man wirklich ernten, braucht man eine große Fläche am Land.
Ja, natürlich - satt werden kann man schwer von solchen "Kleinflächen", aber sinnlos ist es trotzdem sicher nicht.
Diese Pachtparzellen, die es am Stadtrand gibt - also dort kann man, wenn man will, so einiges rausholen!
Sie kosten allerdings auch einiges an Pacht....

Aber diese Gemeinschaftsgärten - also dass das nicht funktionieren soll, dem muss ich hier widersprechen.
Ich hab dort nur die allerbesten Erfahrungen gemacht und kann es weiterempfehlen!! :daumen:

Und auch unser Balkon erspart uns Kräuter kaufen im Supermarkt....

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Di 16. Apr 2013, 07:39
von Nightshade
Also ich kaufe im Supermarkt z.B. Pfeffer, Vanille, Zimt, Nelken, Macisblüte, Curcuma, Safran, ...

Die Baumscheiben sind der größte Schwachsinn überhaupt. Ich gehe tagtäglich an sowas vorbei. Bitte wer isst ernstlich Kräuter, die zwischen parkenden Autos gewachsen sind? Und weil die Leute nichts lernen wollen und nie auf die Idee kommen würden, sich vor dem Kauf über die Bedürfnisse eines Lebewesens zu informieren, sind Baumscheiben unter alten Rosskastanien (!!!) hoffnungsfroh mit Hauswurzen bepflanzt worden. Na vieeeel Erfolg.

Es wäre wirklich besser, man ließe die Hunde wenigstens dort in Ruhe Gassi gehen, statt krampfhaft Pseudo-Gärten und zusätzliche Einnahmen für die Gemeinde heraus holen zu wollen.

Warum kaufen sich Baumscheiben-Gärtner eigentlich keine Balkonkisterl? Ich habe gerade versucht, das einigen Mietern schmackhaft zu machen, die ihre "Kräuter" im Innenhof parken wollen. Leute, der Lorbeer wächst super an Ostfenstern. Versucht es. Ich habe einen Stock tiefer wunderbar aus dem Kisterl geerntet, warum soll es bei euch nicht gehen?
-> Hm. Naja. Aber da muss man ein Kisterl kaufen. Und Erde. Und das Ganze pflegen.
->Im Hof würde sich sicher irgendwer erbarmen, z.B. Frau Mag. rer, nat. Nightshade, und die erbärmlichen Stauden irgendwann gratis umtopfen, zurückschneiden und gießen....
Der neu zugezogene Gärtnergeselle hat sich unbegreiflicherweise geweigert, seiner Nachbarin alles umzusetzen, dafür die Erde zu kaufen und eine Gratis-Pflegeberatung anzubieten. Er war aber sehr hilfsbereit, als ich fragte, ob er eventuell einen Flieder sachkundig kürzen könnte und was das kosten würde. Wir wurden handelseinig.

Ina maka, unter Fallobst verstehe ich angestochene, faule Marillen. Diese sind zu kompostieren. Brauchbare Äpfel verwandle ich in Cider und bei Zwetschken gibt es nur unbrauchbares Fallobst, das deutlich vor dem Erntezeitpunkt runter fällt.

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Di 16. Apr 2013, 08:51
von Benutzer 1612 gelöscht
Hej Nightshade, warum so negativ?
Hier bepflanzt kein Mensch Baumscheiben mit Gemüse oder Kräutern, die er/sie essen will, aber die Leute haben Spaß daran,
in Erde zu wühlen und Pflanzen wachsen zu sehen. Lass sie doch einfach und freue Dich an deren Freude, hm?
Ich sehe, dass oft Baumscheibenbepflanzer mit ihren Nachbarn oder Passanten sprechen - was sonst in Berlin
eher wenig der Fall ist...
Es geht ja bei den Baumscheiben nicht darum, großartige gärtnerische Erfolge zu erzielen. Viele Leute haben
niemals Berührung mit so was wie Erde und Pflanzen, für die ist das ein erster Kontakt.

Vom Gassi gehen auf Baumscheiben werde diese definitiv NICHT schöner! :lol:
Also ich kaufe im Supermarkt z.B. Pfeffer, Vanille, Zimt, Nelken, Macisblüte, Curcuma, Safran, ...
beziehst Du Dich mit diesem Satz auf Ina Makas Kräuter-Balkonkisten?
Kräuter sind Gewürze, ja richtig, aber, weißt Du, nicht alle Gewürze sind Kräuter...

Re: Gärtnern ohne GArten!

Verfasst: Do 18. Apr 2013, 22:06
von emil17
Nightshade hat geschrieben: ->Im Hof würde sich sicher irgendwer erbarmen, z.B. Frau Mag. rer, nat. Nightshade, und die erbärmlichen Stauden irgendwann gratis umtopfen, zurückschneiden und gießen....
Machs gerne ... oder mache es nicht.
Je nach den vorhandenen Bewohnern kannst Du die Umtopfarbeit ja gegen einmal Zahnarzt oder Rechtsberatung oder Küche streichen eintauschen.
Für Baumscheiben passen hochwüchsige Disteln am besten, es gibt ja viele robuste Arten.