Aber im Ernst, dass Thema ist wichtig.
Denken wir an einige der Schein-Skandale der letzten Zeit.
Peer Steinbrück z.B., der von einem Journalisten explizit gefragt wurde, ob er das Kanzlergehalt und niedrig findet und sinngemäß geantwortet hat, im Vergleich zu Vorstandsgehältern in der freien Wirtschaft sei es niedrig. Was wurde da für ein Hype drum gemacht, an dem auch ich mich beteiligt habe. Die Presse hat den Eindruck erweckt, Steinbrück sei aus eigener Initiative vor die Presse getreten, um diesen Kernpunkt seiner Politik in die Welt zu tragen. Und was haben wir brav auf ihn geschimpft. Dabei war es nur ein eigentlich harmlose und berechtigte Antwort auf eine konkrete Frage.
Oder Kristina Schröder, die von einem Kind gefragt wurde, warum es "der Gott" heiße. Und sinngemäß genatwortet hat, man wisse nicht ob und welches Geschlecht Gott habe und musste sich deshalb auf einen Artikel einigen. Genau so gut hätte man die oder das Gott wählen können. Zu welchem Angriff gegen das Christentum wurde diese völlig wertneutrale Aussage von der Presse aufgepauscht.
Oder Brüderle, der es doch tatsächlich gewagt hat, des Abends angedrunken in einer Bar der ihn begleitenden Journalisten zu sagen, dass sie auch ein Dirndl gut ausfüllen würde. Dieser Perversling! Stellt euch vor, andere Männer würden es wagen, besoffener Weise in Bars ihren Begleiterinnen anzügliche Komplimente zu machen. Hinrichten würde man die. Sofort.
Und das Schlimmste daran: Wenn es denn nur die Bildzeitung oder sonst ein Schmierblatt gewesen wäre. Aber nein, bei beiden Kampagnen haben auch alle "seriösen" Medien tatkräftig mitgefochten, ohne zu hinterfragen.
Erst Tage später kamen dann die erklärenden Dreizeiler irgendwo auf den hinteren Seiten.
Wenn schon unsere Journalisten darart versagen, deren ureignste Aufgabe das Hinterfragen und sachliche Aufklären ist, dann muss jeder einzelne umso mehr darauf achten, auf welche Informationen er sich verlässt und was er selbst hinzufügt. Dass das sehr schwierig ist und ständige Eigenkontrolle erfordert, die oft nicht gelingt, das ist klar. Aber zumindest als Ziel setzen kann man es sich und nach und nach darauf zuarbeiten.