Asse-Desaster

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emil17
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Asse-Desaster

#1

Beitrag von emil17 » Di 15. Jan 2013, 19:10

"Die Asse soll geschlossen werden, da die Standsicherheit der Schachtanlage nur noch bis 2020 gewährleistet ist. Bis zum Jahresende will das BfS zwischen drei Schließungsoptionen entscheiden. Geprüft werden eine komplette Verfüllung der Hohlräume, die interne Umlagerung oder eine Rückholung der Atomabfälle. Die Kosten der Stilllegung schätzt das BMU auf bis zu vier Milliarden Euro. "
Pro Tag sollen bereits 12 Kubikmeter Wasser unkontrolliert in das einmal "völlig sicher" gewesene Endlager zufliessen.

Aus: http://www.rp-online.de/panorama/deutsc ... er-asse-ii

Wahrscheinlich dann zehn oder noch mehr ... Bezahlen tut die wer?
( ) der Steuerzahler
( ) die Betreibergesellschaft
( ) die Aktionäre der Elektrizitätskonzerne

ich tippe auf die erste Option. Es war ja 'unser' Strom, den 'wir' verbraucht haben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Asse-Desaster

#2

Beitrag von emil17 » Di 22. Jan 2013, 17:56

Warum interessiert diese jetzt und hier stattfindende Umweltkatastrophe eigentlich keinen? War ja nicht mal Wahlkampfthema in NRW?
Ich habe dafür nur eine Erklärung: man verdrängt, was nicht sein darf.

Dazu gibts von P. Ustinov in "Mein Russland" (geschrieben zur Endzeit des Kalten Krieges, lesenswert!) einen leider halbwegs passenden Witz, der geht so:
Stalin, Chrustschow und Breschnew sitzen in der Transsib. Ein Ruck, der Zug steht.
Stalin sagt: ich kümmere mich drum.
Ne halbe Stunde später, der Zug steht immer noch, fragen die anderen: "Was hast du denn gemacht?"
Stalin: "Ganzes Zugspersonal 25Jahre ins Straflager geschickt".
Chrustschow sagt: Ha ja wohl nix genützt, also kümmere ich mich jetzt drum.
Ne weitere halbe Stunde später, der Zug steht immer noch, fragen die anderen: "Was hast du denn gemacht?"
Chrustschow: "Ganzes Zugspersonal rehabilitiert".
Breschnew sagt: Ha ja wohl nix genützt, also kümmere ich mich jetzt drum.
Er zieht die Vorhänge vom Fenster zu, setzt sich wieder und macht ein Nickerchen.
Ne weitere halbe Stunde später, der Zug steht immer noch, fragen die anderen: "Was hast du denn gemacht?"
Breschnew: "Die Vorhänge zu, damit keiner rausgucken kann. Und jetzt stellen wir uns einfach vor, dass es fährt".
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Asse-Desaster

#3

Beitrag von Thomas/V. » Di 22. Jan 2013, 18:29

Ich habe dafür nur eine Erklärung: man verdrängt, was nicht sein darf.
Der Mensch ist der Verdrängungsweltmeister.
So lange es noch Dschungelcämp und Fußball gibt, ist doch die Welt in Ordnung...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Asse-Desaster

#4

Beitrag von Manfred » Di 22. Jan 2013, 19:12

emil17 hat geschrieben:Warum interessiert diese jetzt und hier stattfindende Umweltkatastrophe eigentlich keinen?
Weil es keine ist. Sondern Panikmache. Das in die Asse eindringende Wasser ist sehr überschaubar und wird aufgefangen.
Schau dir mal das schwedische "Zwischenlager" an. Da läuft am Tag mehr Wasser durch als in der Asse das ganze Jahr.
Und wieso sollte die Energieindustrie für den ganzen Medizin- und Forschungsmüll in er Asse zahlen wollen?

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Re: Asse-Desaster

#5

Beitrag von emil17 » Mi 23. Jan 2013, 16:05

Manfred hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:Warum interessiert diese jetzt und hier stattfindende Umweltkatastrophe eigentlich keinen?
Weil es keine ist
Aha.
:eek:
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Asse-Desaster

#6

Beitrag von Rati » Mi 23. Jan 2013, 16:42

Manfred hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:Warum interessiert diese jetzt und hier stattfindende Umweltkatastrophe eigentlich keinen?
Weil es keine ist. Sondern Panikmache. Das in die Asse eindringende Wasser ist sehr überschaubar und wird aufgefangen. ..
überschaubar? noch vielleicht, aber erstens läuft es ja fleißig weiter und zweitens, das aufgefangene hört nicht einfach auf zu strahlen.. da wirds irgendwann eng mit dem Auffangkapazitäten findest du nicht?

Außerdem kann wohl keiner vorhersagen ob die Wassermenge / tag nicht irgend wann größer wird.
Als ich in der Asse war haben sie noch gesagt, da kann gar nix rein. Es bildet sich außen eine gesättigte Sohle und innen ist das Salz.
Ham wir (Berufsschüler) damals schon nicht so ganz glauben wollen.
emil17 hat geschrieben:War ja nicht mal Wahlkampfthema in NRW?

weil es in Niedersachsen liegt. :)

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Manfred

Re: Asse-Desaster

#7

Beitrag von Manfred » Mi 23. Jan 2013, 17:08

Dass in der Asse bereits in flüssiger Form eindringendes Wasser mit radioaktiven Abfällen in Kontakt kommt, wäre mir neu?

Manfred

Re: Asse-Desaster

#8

Beitrag von Manfred » Mi 23. Jan 2013, 17:14

Rati hat geschrieben:aber erstens läuft es ja fleißig weiter
Was soll es sonst tun? Das Wasser wird abgepumpt, also läuft neues Wasser nach und es bildet sich durch das Ausschwemmen des Salzes ein immer dickerer Zulaufkanal. Würde man den Riss versiegeln, könnte das eindringende Wasser nicht mehr als eine gesättigte Lösung zu bilden und auf Jahrtausende zu bleiben, wo es ist. Wäre es anders, wären sämtliche Salzlagerstätten langst leergespült. Solange keine akute Gefahr besteht und es kein besserer Endlagerplatz gefunden ist, würde ich das Zeug lassen, wo es ist.

Benutzer 1612 gelöscht

Re: Asse-Desaster

#9

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Mi 23. Jan 2013, 17:38

könnte das eindringende Wasser nicht mehr als eine gesättigte Lösung zu bilden


Verstehe ich nicht. :hmm:
Das wäre doch besser als ständig zu pumpen?

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Re: Asse-Desaster

#10

Beitrag von emil17 » Mi 23. Jan 2013, 19:01

So wie ich das aus den einschlägigen Pressemitteilungen entnehme, ist Eindringen von Wasser in ein Lager von Abfällen egal welcher Art etwas, was man durchaus nicht möchte. Bei Lagern im Salzberg hat man aus der Tasache, dass es sich um lösliches Gestein handelt, der Berg aber noch intakt ist, darauf geschlossen, dass da eben kein Wasser hinkommt. Nun ist aber durch die Bergbautätigkeit der Berg durchlässig und auch noch tektonisch instabil geworden (etwas, was Experten kategorisch ausgeschlossen haben, bis zum Zeitpunkt wo man eben nicht anders konnte als es festzustellen), und weil das Wasser das Gestein weiterhin auflöst, wird es logischerweise immer schlimmer werden.
Die Idee mit der gesättigten Salzlösung, d.h. dass sich die Sache von selbst stoppt, ist auch nur dann gut, wenn die Annahme stimmt, dass es sich nur um eine definierte Eintrittsöffung handelt, d.h. dass das Bergwerk so volläuft wie eine untergetauchte, aber stehende Flasche. Wenn da aber irgendwelche Grundwasserströme vorhanden sind, dann wird das gesättigte Wasser durch frisches ausgetauscht werden, und die Auflösung wird weitergehen. Abgesehen davon ist die "Bewirtschaftung" von Abfällen einer abgesoffenen Grube sicher um einiges schwieriger als die einer noch zugänglichen.

"Wie der niedersächsische Untersuchungsausschuss in seinem Abschlussbericht am Donnerstag feststellt, wurden Probleme jahrelang bewusst vertuscht, um die Eignung von Salzstöcken als Endlager und damit die Kernenergie als Ganzes nicht infrage zu stellen."

Darf ich mal raten, wie es weitergeht?
Irgendwann wird die Meldung kommen, ein unbedeutender Seitenstollen sei eingestürzt oder vollgelaufen. Irgendwann wird man leicht erhöhte Radioaktivität im Abpumpwasser messen. Irgendwann wird man aufhören, Strahlungsmesswerte zu publizieren, "um nicht einer ungerechtfertigten Panikmache Vorschub zu leisten". Irgendwann wird ...
Durch Verjährung und Illiquidität bzw. Auflösung der Betreibergesellschaften wird die Sache auf jeden Fall an der steuerzahlenden Allgemeinheit hängen bleiben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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