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Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:04
von canislupus
Irgendwie lässt mich der Bericht über die BIO - Lebensmittel gestern in der ARD nicht zur Ruhe kommen.

Ich bin erschüttert über die Tierhaltung in den sogenannten BIO - Betrieben. :ohoh:

Die Tiere werden in vielen Betrieben genauso schlecht gehalten wie in konventioneller Tierhaltung.
Es ist nur eine einzige Quälerei. Widerlich und kaum zu glauben. Es wird kaum kontrolliert.

Der BIO - Markt ist riesig, es gibt viel Geld zu verdienen. Es scheint wirklich auf dieser Welt nur noch
um eines zu gehen : Profit, Profit und nochmals Profit.
Die Kunden werden getäuscht, belogen und betrogen.
Die Tiere gehen einen schrecklichen Leidensweg.

Auch im Gemüseanbau ein einziges Desaster im BIO - Anbau.
Da werden z. B. Kartoffeln aus Ägypten in Deutschland als BIO verkauft.
In Nordafrika, wo es eh kaum Wasser gibt, wird dafür das Grundwasser abgesenkt.
Dazu die Kosten der Fracht.

Ein Umdenken ist nicht in Sicht, schließlich muss der "Rubel" rollen.

Mir tun die ehrlichen BIO - Bauern leid, die mit Hingabe und Verantwortung artgerechte
Tierhaltung und vernünftigen biologischen Gemüseanbau betreiben.
Sie werden in diesem System untergehen, genau wie die kleinen BIO - Läden,
die es wirklich ernst gemeint haben.

GIbt es Lösungen ? :eek:

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:16
von Benutzer 72 gelöscht
canislupus hat geschrieben:GIbt es Lösungen ?
weniger konsumieren, langsamer leben und saisonal essen vielleicht?

wär zumindest mal ein Anfang....

liebe Grüße!

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:29
von Adjua
Manfred hat auch schon einen Thread darüber. Ich meine, es wird für echs Bio ein neues Label geben.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:45
von Manfred
canislupus hat geschrieben:Die Tiere werden in vielen Betrieben genauso schlecht gehalten wie in konventioneller Tierhaltung.
Der Satz ist unsinnig. Auch sehr viel konentionelle Betriebe halten ihre Tiere absolut vorbildlich.
Das hat mit bio- und konventionell nichts zu tun.
Das ist eine Frage der Marktmechanismen. Unter Preisdruck (und der ist in der Branche aberwitzig) gewinnt immer der, der mit dem wenigsten Aufwand das meiste raus holt.
Da hilft auch ein neues Label nichts. Label sind völlig für den Arsch. Die erhöhen den Preisdruck nur, weil auch noch die Zertifizierungsindustrie mitbezahlt werden muss. Und kontrolliert werden kann eh nur, was auf dem sehr geduldigen Papier steht.
Das Einzige was hilft ist, wenn die Verbraucher ihren Arsch hochbekommen und selber darauf achten, wo die Produkte herkommen, die sie konsumieren. Und dazu gehört auch, angemessen zu bezahlen.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:54
von Adjua
Man muss nicht alles zertifizieren, was ein Label ist. Ein Label ist im Prinzip nur ein Begriff, der dazu dient, dass der Konsument das Produkt einordnen kann. Ein Label kann künstlich geschaffen werden, oder aus dem Zeitgeist von alleine entstehen. Wenn Bio nicht mehr vertrauenswürdig genug ist und der Bedarf für vertrauenswürdige Lebensmittel da ist, wird es früher oder später ein neues Wort dafür geben, um die vertrauenswürdigen Lebensmittel zu kennzeichnen.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 11:54
von Burggraf
Die Welt dreht auf 2 Pole, Sex und "Kohle"

Traurig aber wahr.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 12:16
von Theo
Manfred hat geschrieben:Da hilft auch ein neues Label nichts. Label sind völlig für den Arsch. Die erhöhen den Preisdruck nur, weil auch noch die Zertifizierungsindustrie mitbezahlt werden muss. Und kontrolliert werden kann eh nur, was auf dem sehr geduldigen Papier steht.
Also in Frankreich und Italien funktionieren Label (AOC, DOC). Das liegt aber wohl auch daran, dass die Verbraucher dort Qualität erkennen können und entsprechend würdigen.
In Frankreich gibt es sogar Label für Heu.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 13:10
von Manfred
Adjua hat geschrieben:Man muss nicht alles zertifizieren, was ein Label ist. Ein Label ist im Prinzip nur ein Begriff, der dazu dient, dass der Konsument das Produkt einordnen kann.
Da täuscht du dich leider. Das Problem haben wir z.B. gerade bei unserem regionalen Weidefleischprogramm.
Das beruht auf Vertrauen. Auf gegenseitiges Vertrauen aller beteiligten, der Verbraucher zu den Bauern und Metzgern, dass die zugesicherten Eigenschaften eingehalten werden, der Metzger zu den Bauern, dass die zugesicherten Eigenschaften eingehalten werden, der Bauern zu den Metzgern, dass die nur das Fleisch von den Weidebetrieben als solches verkaufen. Und der Bauern und Metzger gegenüber den Verbrauchern, dass diese die Mehrleistung durch einen höheren Preis vergelten.
Fällt auch nicht schwer. Die Bauern und Metzger kennen sich und ihre Betriebe gegenseitig und die Verbraucher kennen ihre Metzger und oft auch den einen oder anderen der Bauern. Die Liste der Mitgliedsbetriebe ist öffentlich und jeder kann hinfahren und die Tiere auf den Weiden sehen.
Allles wunderbar könnte man meinen, genau so soll es laufen. Aber denkste. Alles hart an der Grenze der Legalität oder gar jenseits davon.
Zertifizieren müssten wir uns lassen, da wir für unser Produkt Eigenschaften zusichern, die demzufolge überprüfbar sein müssen. z.B. die Weidehaltung mind. im Sommerhalbjahr oder den mind. 50%igen Anteil landschafts- und naturschutzrelevanten Grünlandes im Grünlandanteil des Betriebs. Kosten haben wir erfragt. Für jeden Landwirt 100 bis 500 Euro pro Jahr, für jeden Metzger 2000 bis 5000 Euro im Jahr, jeweils + die Arbeitszeit für die Kontrollen und + den Aufwand für die Metzger, zumindest eine farbliche Trennung der Behälter für das Weidefleisch einzurichten etc. Für viele der kleineren Teilnehmer würden schon diese Kosten die Mehrerlöse auffressen. Nur für die großen wäre es bezahlbar und die können ohne die kleinen nicht, weil dann der Gesamtdurchsatz nicht mehr stimmt.
Also werden wir weiter halbillegal für unser Weidefleisch werben und ehrlich zu den Verbrauchern sein und auf Brüssel scheißen.

Und: Auch auf unseren Höfen könnte man Tierschutz-Horrorvideos drehen, wenn man es darauf anlegt. Bei mir auf der Weide z.B. dieses Jahr. Eine Färse, die nach der Geburt wegen Gebährmuttervorfall verendet ist, und später ein Kalb, das am Vortag noch topfit schien und am nächsten Tag trotzdem tot auf der Weide lag. Alles in schönem Nachtsichtgrau und mit passender Musik hinterlegt und mit Horrorkommentar besprochen, wir Weidetierqäuler müssten unsere Betriebe evtl. alle dichtmachen. Notfalls könnte man noch ein paar hahngerupfte, rückennackte SV-Lachshühner eines anderen Forenmitglieds mit dazuschneiden, wenn die toten Rinder nicht reichen sollten.
Findet mal 10.000 Menschen auf einem Haufen, die alle pamperlgsund sind und glücklich gucken. In einem Stall mit 10.000 Tieren werden sich immer ein paar finden, denen es nicht gut geht. Deshalb sind die Ergebnisse irgenwelcher nächtlichen Tierschützereinbrüche immer mit Vorsicht zu genießen.
Aber wenn mit Freilandschweinen und Freilandhühner geworben wird, dann sollten auch solche in der Packung sein.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 14:04
von Adjua
Manfred, das kann ich mir nicht vorstellen, dass man nicht eine Form findet, wie man Eigenschaften zusichert, ohne gleich in die Mühlen der Brüssler Bürokratie zu geraten - das ist vermutlich ungefähr so eine Frage wie der Online-Verkauf von Kräutern, wo Du halt nicht schreiben darfst, dass sie eine Heilwirkung haben. Halbillegal ist da ausserdem übertrieben, weil ich mir schwer vorstellen kann, dass da irgendwer auch nur einen halben strafrechtlichen Tatbestand daraus dreht.

All das hat ausserdem nichts damit zu tun, dass Bezeichnungen, die der Konsument mit bestimmten Eigenschaften verbindet, einfach entstehen, sobald ein anderer Begriff, z.B. Bio, in Misskredit gerät. Einfach weil der Bedarf da ist.

Re: Ist " BIO " am Ende ?

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 15:20
von canislupus
Manfred hat geschrieben:

Und: Auch auf unseren Höfen könnte man Tierschutz-Horrorvideos drehen, wenn man es darauf anlegt. Bei mir auf der Weide z.B. dieses Jahr. Eine Färse, die nach der Geburt wegen Gebährmuttervorfall verendet ist, und später ein Kalb, das am Vortag noch topfit schien und am nächsten Tag trotzdem tot auf der Weide lag. Alles in schönem Nachtsichtgrau und mit passender Musik hinterlegt und mit Horrorkommentar besprochen, wir Weidetierqäuler müssten unsere Betriebe evtl. alle dichtmachen. Notfalls könnte man noch ein paar hahngerupfte, rückennackte SV-Lachshühner eines anderen Forenmitglieds mit dazuschneiden, wenn die toten Rinder nicht reichen sollten.
Findet mal 10.000 Menschen auf einem Haufen, die alle pamperlgsund sind und glücklich gucken. In einem Stall mit 10.000 Tieren werden sich immer ein paar finden, denen es nicht gut geht. Deshalb sind die Ergebnisse irgenwelcher nächtlichen Tierschützereinbrüche immer mit Vorsicht zu genießen.
Aber wenn mit Freilandschweinen und Freilandhühner geworben wird, dann sollten auch solche in der Packung sein.

nein manfred, 10.000 glückliche menschen wirst du auf einen haufen kaum finden. allerdings wirst du auch kaum 10.000 menschen finden, die so leben müssen, wie manche tiere.
du unterstellst den tierschützern und fernsehsendern also indirekt, sie würden das ganze "aufpeppen", dass es besonders gruselig wirkt.
es finden sich in den ställen nicht ein paar von 10.000 tieren, denen es "nicht so gut geht", sondern 10.000 von 10.000 tieren geht es richtig schlecht !
ich möchte überhaupt nicht weiter in´s detail gehen, wie es in manchen betrieben aussieht. ich habe früher beruflich in einer hygienefirma im außendienst gearbeitet, kenne
die ställe der mastbetriebe, wie z.b. wiesenhof etc...
ich finde es jedenfalls schon fast eine frechheit, was du für ein urteil fällst, da solltest du mal etwas genauer drüber nachdenken und dich besser informieren.
warst du schon jemals z.b. in einer modernen putenmastanlage ?

und ohne die nächtlichen einbrüche von tierschutzorganisationen würde wohl kaum die wahrheit an´s licht kommen. ich kenne jedenfalls kaum einen
betrieb, der freiwillig bei sich drehen lässt. warum wohl nicht, manfred ?

was mich bei dieser berichterstattung gestern abend nur so erschüttert hat, dass es in vielen bio -betrieben nicht anders aussieht wie in den herkömmlichen
mastbetrieben. da wird den leuten aus reiner profitgier "bio" vorgegaukelt und höhere preise veranschlagt ... in der rechtssprechung nennt man das wohl
"arglistige täuschung".

schade, wirklich schade um die ehrlichen betriebe, die ihre tiere noch artgerecht halten, sie sind der verlierer in diesem schlechten spiel.