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Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Do 15. Mär 2012, 19:11
von Manfred
Bitte mitmachen und weitergeben:
Es geht um den Fischfang in der Nordsee unter EU-Recht.
Wie ihr sicher wisst, erhalten die Fischer Quoten für bestimmte Fischarten. D.h. Sie dürfen pro Jahr und Kutter und eine der bestimmte Menge der jeweiligen Arten anlanden.
Das wäre im Prinzip sinnvoll, hat aber in der Praxis schreckliche Folgen:
Die Fischer müssen fangen, um ihre Kosten zu decken. Da selektives Fischen nur sehr eingeschränkt möglich ist, fangen sie mit den gewünschten Arten (noch freie Quote) zwangsweise andere Arten, für die ihre Quote schon ausgeschöpft ist. Diesen Beifang dürfen sie dann nicht mitnehmen, sondern müssen ihn wieder über Bord werfen.
Da die Fische mit Netzen aus der Tiefe geholt werden, überleben sie diesen Vorgang nicht. Ihre Schwimmblasen platzen, es kommt zur Gasblasenbildung im Blutkreislauf (wie bei der Taucherkrankheit), oder werden in den Netzen erdrückt. Sie leben also nicht weiter, sondern gehen schon tot über Bord oder sterben bald danach.
Ca. 50% aller in der Nordsee gefangenen Speisefische werden so perverser Weise tot über Bord geworfen. Gerade und vorallem die Arten, die durch das Quotensystem eigentlich geschützt werden sollen.
Die Fischer selbst empfinden das als Wahnsinn (we are fishermen, not murderers!) und wollen eine Änderung dieser grundfalschen Gesetzgebung.
Aus meiner Sicht könnte die Lösung z.B. in einer flexiblen Quote über alle Fischarten pro Boot liegen. Sprich die Fischer behalten den Beifang und die Menge wird auf die Gesamtquote oder die Quote für andere Fischarten angerechnet. Jeder gefangene Speisefisch sollte angelandet und verwertet werden. Da keine Fische mehr wegegeworfen werden müssten, könnte die erlaubte Fangquote insgesamt angehoben werden ohne den Fischbestand stärker zu schädigen.
Weitere Infos gibt es in der Videokampagne von Hugh Fearnley-Whittingstall (englischsprachig):
http://www.youtube.com/watch?v=ypnhvyShbm4
(siehe auch die weiteren Folgen)
Hier kann man mitmachen und sich als Unterstützer eintragen:
http://www.fishfight.de/
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 09:08
von Rati
Kann mir die Filme grad nicht ansehen, deshalb frag ich mal:
Was sollen sie dann mit dem Beifang anfangen?
Wer soll ihnen die zu kleinen oder weniger gut schmeckenden Fische abnehmen?
Die passen in keinen standartisierte Filetiermaschiene und der Kunde kauft sie ja doch nicht.
Ich bin eher dafür bessere Fangmethoden ein zu setzen und manche Fischart wie zB Scholle einfach aus der Fangliste zu streichen.
Grüße Rati
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 10:13
von Manfred
Es geht hier nicht um kleine, schlecht schmeckende Fische.
In dem Fall geht es um sehr gut verwertbare Speisefische, vorallem größere Dorsche.
Und auch kleine, nicht als Speisefisch vermarktbare Fische könnte man mit der vorgeschlagen Sammelquote abdecken. Die werden nämlich in Massen zu Lachs- und Forellenfutter verarbeit und extra zu diesem Zweck 100.000te Tonnen weise mit speziellen Trawlern gefangen. Aber diese Fische fallen bei den im Beispiel verwendeten Maschenweiten allenfalls in Kleinstmengen an.
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 10:17
von Rati
aha,
darf ich weiter fragen?
Manfred hat geschrieben:Es geht hier nicht um kleine, schlecht schmeckende Fische.
In dem Fall geht es um sehr gut verwertbare Speisefische, vorallem größere Dorsche. .
warum sind die größeren Dorsche als Beifang deklariert?
Manfred hat geschrieben:Und auch kleine, nicht als Speisefisch vermarktbare Fische könnte man mit der vorgeschlagen Sammelquote abdecken. Die werden nämlich in Massen zu Lachs- und Forellenfutter verarbeit und extra zu diesem Zweck 100.000te Tonnen weise mit speziellen Trawlern gefangen. Aber diese Fische fallen bei den im Beispiel verwendeten Maschenweiten allenfalls in Kleinstmengen an.
Wenn sie in dem Beispiel nur als Kleinstmenge anfallen, werden sie keinen Abnehmer dafür bekommen.
Und die Massentierhaltung von Fischen ist mMn auch nicht gerade Unterstützenswert.
Grüße Rati
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 10:18
von Manfred
Nach meinem Wissensstand hat Norwegen diese Art der Quote schon vor Jahren umgesetzt und damit beste Erfolge erzielt.
Die Fischer müssen jeden gefangen Fisch anlanden und bekommen ihn auf ihre Qouten angerechnet.
Das hat 2 Folgen: Es wird kein einiger Fisch sinnlos getötet, sondern alles verwertet und die Fischer haben den höchsten denkbaren Ansporrn ihre Fangtechnik so auszulegen, dass sie einen mögl. hohen Anteil des jeweiligen Zielfisches und mögl. wenig Beifang erzielen.
Die Norwegen haben in Ihren Hoheitsgewässern seit Jahren wieder die besten Fischbestände Europas. Würde die EU auch endlich das norwegische Verfahren andwenden, könnten in der ganzen Nord- und Ostsee solche Verbesserungen erreicht werden.
Die Fischer wären dabei, die Biologen sind dafür, die Verbraucher sind dafür, nur die Politik pennt und pennt und pennt.
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 10:27
von Manfred
Rati hat geschrieben:warum sind die größeren Dorsche als Beifang deklariert?
Weil die Fischer pro Kutter nur eine besteimmte Menge Dorsch pro Jahr anlanden dürfen. Jeder zusätzliche gefangene Dorsch ist nach geltendem Recht somit Beifang der nicht an Land gebracht werden darf und muss als Ausschuss auf See bleiben.
Wenn die Fischer z.B. ihre Quoten für Köhler (Seelachs) und Pollack noch nicht erfüllt haben, fischen Sie weiter auf diese Arten und erbeuten dabei weiter Dorsche, müssen diese Dorsche aber wegwerfen. Viel besser wäre es, sie dürften sie mitnehmen und sie würden auf ihre Quote der anderen Fischarten angerechnet.
Rati hat geschrieben:Wenn sie in dem Beispiel nur als Kleinstmenge anfallen, werden sie keinen Abnehmer dafür bekommen.
Und die Massentierhaltung von Fischen ist mMn auch nicht gerade Unterstützenswert.
Die Abnehmer sind kein Problem. Die Fischer liefern großteils sowieso an Sammelstellen und Schlachtbetriebe, deren Abfälle für die Fischmehlproduktion gesammelt werden. D.h. die Sammellogistik steht schon. Es käme nur etwas Menge durch die Kleinfische dazu.
Von der industriellen Lachsmast halte ich auch nicht viel. Es gibt aber auch eine Bioschiene. Die fahren viel geringere Besatzdichten in den Netzkäfigen und Füttern nur mit Fischmehl dass aus Fischabfällen (Köpfe, Karkassen etc.) hergestellt wird, die bei der Aufbreitung von Speisefischen anfallen.
3 kg Kleinfische mit hohem Energieaufwand zu fangen, mit noch mehr Energie in Fischmehl zu verwandeln und dann damit 1 kg Mastlachs zu erzeugen, ist m.E. nicht erstrebenswert. Da sollte man lieber Arten mästen, die man großteils mit Feldfutter versorgen kann. Aber wer will schon Karpfen, wen er billigen Lachs haben kann... Der Großteil der Verbraucher offensichtlich nicht.
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 11:55
von Rati
Hi Manfred,
danke für die Aufklärung.
Ja, das Norwegenmodel wäre hilfreich. Wenn jeder Fisch zählt, werden die Netzmaschen wohl schnell größer.
Manfred hat geschrieben:Wenn die Fischer z.B. ihre Quoten für Köhler (Seelachs) und Pollack noch nicht erfüllt haben, fischen Sie weiter auf diese Arten und erbeuten dabei weiter Dorsche, müssen diese Dorsche aber wegwerfen. Viel besser wäre es, sie dürften sie mitnehmen und sie würden auf ihre Quote der anderen Fischarten angerechnet.
ja, da stimme ich dir zu.
Grüße Rati
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Fr 16. Mär 2012, 13:47
von DerElch

wird echt zeit das da was geht
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Di 20. Mär 2012, 10:25
von Rati
Ich hab gestern im Radio gehört das die EU darüber Nachdenkt vor zu schreiben das die Fischer ihren Beifang mit nehmen müssen.
Ebenfalls gesagt wurde dort, das die Fischer zZ dem noch lebenden Fischendie Flossen abschlagen bevor sie sie zurück werfen.
Stimmt das?
Und wenn ja, was soll der Schei....
Grüße Rati
Re: Fischerei: Schluss mit dem Wegwerfen des Beifangs!
Verfasst: Di 20. Mär 2012, 11:00
von derabgesandte
Guten Morgen,
hallo Rati, die Geschichte mit den Flossen betrifft die Haie - deren Flossen werden für Haifischflossensuppe genutzt. Wenn allerdings die EU regulieren wird, dass auch Beifang - hier die Haie - mitgebracht werden müssen, wird damit ein Ende sein. Umso mehr, als zukünftig die Haie und die davon abgeschnittenen Flossen im gleichen Hafen ausgeladen werden müssen. Kontrollen könnten dann nachweisen, dass den noch lebenden Tieren die Flossen abgeschnitten wurden.
Jürgen