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Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 08:02
von Benutzer 2354 gelöscht

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 08:30
von ahora
Hier auf Mallorca haben das bereits einige Fincabesitzer gemacht, sich zusammengeschlossen und das Gebiet als jagdfreie Zone erklärt.

Hier halte ich das auch für gerechtfertigt, da hier auf alles geschossen wird, was sich irgendwie bewegt und oftmals die Nähe zu bewohnten Siedlungen und Fincas nicht eingehalten wird. Man sitzt auf der Terrasse und die Kugeln fliegen einem um die Ohren, nicht lustig.

Hier gibt es, außer in den Bergen einige verwilderte Ziegen, kein Großwild, nur Kaninchen und Vögel. Das sieht in Deutschland anders aus. Eine sich ständig weitervermehrende Rotte von Wildschweinen ist vielleicht nicht so lustig. :aeh:

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 08:40
von si001
Mallorca: Das hab ich gesten im Fernsehen gesehen. An der Nordostküste ist wohl ein 18 km langer Streifen seit 18hundertirgendwas Schutzgebiet, nachdem ein Österreicher (der Cousin von Sissi) den Steifen gehauft hatte.

Boh - hätt ich mal genauer hingehört, dann bräuchte ich jett nicht so rumeiern. :ohoh:

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 09:08
von ahora
Hallo Si,

das ist Ludwig Salvator von Österreich, http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Sal ... ch-Toskana, ein ganz toller Typ, unter heutiger Sicht, eine Art Aussteiger mit reichlich Geld. Er hat einiges an Land aufgekauft um es zu schützen, ob es jedoch heute noch Schutzgebiet ist, weiß ich nicht. Er hat mehrere Erben hier hinterlassen :pfeif: . Eins seiner schönsten Häuser ist Son Marroig http://de.wikipedia.org/wiki/Son_Marroig - bezaubernd schöööööööön.

Erwähnt wurde das in der Sendung: ARD Ratgeber Haus und Garten <Winter auf Mallorca>.

Diese Insel hat eine Menge Geschichte.

lg Ahora

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 09:23
von si001
Genau! Das war die Sendung.
Zumindest der Teil, von dem sie in der Sendung berichteten, ist noch geschützt.

Aber wie du schon schreibst - auf Mallorca ist das mit dem Nichtjagen kein Problem. Ob das in Deutschland gehen würde, weiß ich nicht, dazu fehlt mir der Einblick. Ich weiß nur, dass sich hier (bei uns in der Gegend) die Jäger und die Bauern gegenseitig beschuldigen. Die Jäger sagen, dass die Bauern zu viel Mais anbauen und dan Schweinen damit ein Paradis auf Erden berreiten und die Bauern sind der Meinung, dass die Jäger zu wenig schießen und damit den Ertrag der Bauern schmälern. Irgendwie stehen immer die Schweine dazwischen. Wie gesagt - mir fehlt da er Einblick.

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 10:33
von Nightshade
Find ich super! Würde ich auch sofort machen, wenn ich ein größeres Stück Land hätte.

Jagd als solches stört mich nicht, aber ich kann Waldsheriffs, Sadisten und Machotypen einfach nicht ab. Es passieren zu viele "Missgeschicke" im Sinne von "Ooooops, das war ja ein Pferd und ich hielt es für ein Wildschwein."

Eine Maßnahme gegen zu viele Wildschweine könnte ja seinen, einige Jäger nach Bedarf als Dienstleister zu engagieren, die nötigenfalls (nach wildbiologischen Empfehlungen) diese eine Tierart reduzieren dürfen. Fleisch, Fell, Zähne gehören selbstverständlich dem Eigentümer des Grundstücks, der sie jedoch anstelle von Bargeld als Teil des Lohns abgeben könnte. Schlechte Schüsse oder Tierquälerei, welche die Fleischqualität mindern, mindern auch den Lohn.

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 10:34
von Manfred
Interessante Einstellung. Zum Spaß Carnivoren halten, vermutlich selbst Fleisch essen, aber die Jagd aus ethischen Gründen verbieten wollen.
Zumindest Nutztierhalter und Jäger selbst dürften nach der aktuellen Auslegung der neuen Rechtslager keine Chance auf Befreiung aus ethischen Gründen haben. Mal sehen, wie die Urteile bei Hundehaltern ausfallen.

Insgesamt sehe ich die Sache nicht mehr so kritisch wie anfangs. Die Wildfolge und die Mithaftung bei Wildschäden wurden ja halbwegs vernünftig geregelt. Im Wesentlichen bleibt also eine Stärkung der Rechte des Landeigentümers. Wie sich die Sache in der Praxis entwickelt, wird man abwarten müssen.
85 ha wären hier in der Gegend ca. 1/4 eines durchschnittlichen Genossenschaftsrevieres. Bei angenommenen 4000 Euro Wildschaden pro Jahr auf der Restfläche käme auf die Eigentümer der "Jagdruhezone" eine Beteiligung von 1000 Euro zu. Dazu ca. 1330 Euro Wildschaden auf den eigenen Flächen, die sie ihren Pächtern erstatten müssten.
Bei angenommenen 2000 Euro Jagdpachteinahmen die in den Wegebau und andere Gemeinschaftsaufgaben gehen würden 500 Euro Jagdpachteinnahmen wegfallen, die dann bei anfallenden Bau- und Erhaltungsmaßnahmen mit zu tragen wären.
Also für die Eigentümer der Ruhezone ein Einnahmeausfall bzw. Ausgaben von ca. (1000 + 1330 + 500)/85 = 33 Euro / ha und Jahr bei einem mittelprächtigen Niederwildrevier mit üblichem Schwarzwildproblem.

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 10:37
von Manfred
Nightshade hat geschrieben:Eine Maßnahme gegen zu viele Wildschweine könnte ja seinen, einige Jäger nach Bedarf als Dienstleister zu engagieren, die nötigenfalls (nach wildbiologischen Empfehlungen) diese eine Tierart reduzieren dürfen. Fleisch, Fell, Zähne gehören selbstverständlich dem Eigentümer des Grundstücks, der sie jedoch anstelle von Bargeld als Teil des Lohns abgeben könnte. Schlechte Schüsse oder Tierquälerei, welche die Fleischqualität mindern, mindern auch den Lohn.
Nein. Entweder ruht die Jagd aus ethischen Gründen oder nicht.
Wenn du selbst einen Jäger orderst, entfällt der Befreiungsgrund.
Die untere Jagdbehörde kann aber bei Ausufern der Wildschadensprobleme eine Zwangsbejagung anordnen, um die Eigentumsrechte der Flurnachbarn zu schützen. Die Kosten dafür muss natürlich der Befrieder tragen. Man kann wohl von ca. 2000 Euro pro zu erlegendem Wildschwein ausgehen, wie die Erfahrungen aus Genf zeigen.

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 10:52
von Nightshade
Manfred hat geschrieben:Interessante Einstellung. Zum Spaß Carnivoren halten, vermutlich selbst Fleisch essen, aber die Jagd aus ethischen Gründen verbieten wollen.
Zumindest Nutztierhalter und Jäger selbst dürften nach der aktuellen Auslegung der neuen Rechtslager keine Chance auf Befreiung aus ethischen Gründen haben. Mal sehen, wie die Urteile bei Hundehaltern ausfallen.
Nicht die Jagd als solches. Nur halbqualifizierte Freizeitjäger, deren Wissenstand über Tiere im Regelfall nicht für eine Maturafrage bei mir austreichen würden, deren Schießleistung einfach nur erbärmlich ist, die sich nicht an Regeln halten und eine unglaubliche Geringschätzung für Wildtiere UND Menschen an den Tag legen.

Diese Sorte gehört RAUS aus den Wäldern.

Soll ich vielleicht diese bewusste Gamsjagd verlinken?
Oder die Aufnahme vom Wildschein mit dem Bauchschuß, das sich eine halbe Stunde quält, obwohl die Schützen ganz in der Nähe sind?
Den wie eine Trophäe abgehäuteten und neben einen Wanderweg geschmissenen Hundekadaver?
Das Islandpferd, das eine frappierende Ähnlichkeit mit einer Wildsau hatte?

Eine Menge Leute sind satt auf das, was sich bei uns "Jäger" schimpft. Und nein, hier gehts nicht um die Ablehnung der Jagd als solches. Gegen eine Jagd, die Achtung vor der Schöpfung und dem Menschen hat (das inkludiert automatisch, dass nicht auf Haustiere geschossen wird), hat eh keiner was.

Ich überlege mir ja den Jagdschein. Schon eine Erhöhung der Frauenquote könnte vermutlich einige Probleme beseitigen.

Vielleicht fang ich mir das im Sommer an. In dem Fall, lieber Manfred, sag ich dir eins:

Ich schieß nicht auf Haustiere, denn um die weint irgendwer.
Ich verstehe den wald als Erholungsgebiet für alle Menschen und solange sich nicht jemand extrem rücksichtslos benimmt, soll er sich bitte dort aufhalten. Jede andere Nutzung des Waldes muss zurückstehen hinter der Wohlfahrts- und Erholungsfunktion.
Ich nenne kein Tier einen Schädling, auch nicht Fuchs oder Wildschwein. Der einzige Schädling ist der Mensch.
Ich brauch kein kapitales Geweih, hin und wieder gutes Fleisch ist mir lieber. Ich brauch keinen kapitalen Brunfthirsch, der dann völlig ungenießbar ist.
Ich brauch keine fragwürdigen Methoden der Hundeabrichtung, auch wenn sie unter Jägern noch immer verbreitet sind.
Ich brauch keinen besoffenen Jagdstammtisch und ich habe mich im Sportschützenverein längst an "0,0 Promille oder Ausschluß vom Verein" gewöhnt.
Ich kleide mich nicht wie ein Heckenschütze und renne auch nicht in völkstümlichem Lodengrün durch den stadtnahen Buchenwald.

Und ja, ich war schon auf Jagden dabei. Ich lehne deshalb vor allem einige Jäger"persönlichkeiten" und sehr viel sogenanntes Brauchtum ab. Teilweise fühlt man sich zu Reichsjägermeister Göring versetzt, bei dem einige Jäger ihren Schein gemacht haben dürften.

Re: Arme Jäger

Verfasst: Sa 25. Jan 2014, 11:19
von Manfred
Darum geht es aber bei der neuen Gesetzeslage nicht. Hier geht es nur um die Option Komplettverbot oder nicht.

Welche Jäger in dem Revier jagen dürfen, das regelt die Jagdgenossenschaft durch die Verpachtung.
Wenn man sich als Landeigentümer an der Arbeit der Genossenschaft nicht aktiv beteiligt, braucht man sich nicht wundern wenn am Ende ein Jagdpächter kommt, der einem nicht passt.
Auch bei der Jagdverpachtung besteht weitgehende Vertragsfreiheit. Man kann da problemlos reinschreiben, dass keine Haustiere oder zumindest keine Hunde geschossen werden dürfen. Und man kann auch festlegen, ob und welche Jäger außer dem Jagdpächter noch im Revier jagen dürfen.
Klar ist natürlich: Den Preis regeln Angebot und Nachfrage. Und klar ist: Die Jagdgenossenschaft ist eine demokratische Veranstaltung. Man kann also auch überstimmt werden.

Dass es unter Jägern eine gleichhohe Anzahl Vollpfosten wie unter dem Rest der Bevölkerung gibt, wird nie zu vermeiden sein.
Man muss aber auch sehen, dass bei der Jagd jeder kleine Schnitzer durch interessierte Kreise massiv aufgebauscht wird.
Ich habe an den Jagdpächtern der Reviere, in denen ich Flächen habe, jedenfalls wenig auszusetzen. Wenn es da mal Zoff gibt, dann die normalen Diskussionen über die Abwicklung von Wildschäden und die Abschusszahlen bei Rehwild im Wald.

Und dass selbst dem besten und diszipliniertesten Schützen mal ein Fehlschuss passiert, wirst du spätestens erkennen wenn du deinen Schein hast und irgendwann selbst zum ersten mal nicht perfekt triffst. Da reicht es, wenn das Stück im Moment der Schussabgabe einen unerwarteten Schritt tut oder ein kleines Ästchen die Kugel ins Taumeln bringt.

Was Geschichten wie das von dir beschriebene leidende Wildschwein angeht: Das sind klare Fälle für den Staatsanwalt. Und zwar sowohl was die Jäger angeht als auch was den Typen hinter der Kamera angeht, der für Filmchen das Leid billigend in Kauf nimmt statt selbst aktiv zu werden.