Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

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Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#31

Beitrag von Manfred » Sa 27. Okt 2012, 11:28

Das "nicht" war wirklich aus dem Satz gepurzelt. Habe es ergänzt.
@Marion: Ich fühle mich nicht nur massivst angegriffen, ich bin es auch.

Wenn ich z.B. sowas lesen muss:
"Ich hab jetzt meine Heimat in Wien und NÖ - und das kann ich sagen: mir ist es inzwischen ziemlich egal, ob "die Bauern" einen wirtschaftlichen Verlust davontragen, wenn sie Auflagen erfüllen müssen.
Sie sind ja irgendwie auch selber schuld - wieso verwenden "sie" so viel Gift??"

Von Verbrauchern, die dann zum nächsten Supermarkt einkaufen fahren, und den lecker Joguhrt mit der Fruchtzubereitung aus China kaufen, wo Planzenschutzmittel eingesetzt werden, die hier seit über 20 Jahren verboten sind und sämtliche Produktionsabwässer einfach ind en nächsten Fluss gepumpt werden.
Wenn die deutschen Bauern, die nach den umfangreichsten rechtlichen Auflagen weltweit wirtschaften müssen und daher in den meisten Produtkionssparten auf dem heimischen Markt nicht mehr mithalten können, weil die weitgehend auflagenfreie Billigkonkurrenz aus dem Ausland unsere Märkte zuschütten darf, bei solchem Dummfug einen dicken Hals kriegen, braucht man sich nicht zu wundern.
Der Gesetzgeber macht Auflagen und legt die Förderrichtlinien so fest, dass sich fast flächendeckend nur noch Biogasanlagen und intensivste Mast (für den Export und mit Importfutter) rechnen und wenn man diese Linien fährt, weil eben mit anderen Sparten kein Geld zu verdienen ist, dann darf mach sich noch dafür beschimpfen lassen.
Und die paar Exoten, Biobetriebe, wo der Mann 365 Tage im Jahr auf dem Hof schafft aber die Frau in Fremdarbeit das Geld verdienen muss, damit der Hof überleben kann, oder Landschaftspflegebetriebe wie meiner, die von Staat dafür bezahlt werden, Grünland zu extensivieren und mit Minimalaufwand zu erhalten (während gleichzeitig der gleiche Staat durch sein geplantes deppertes Grünlandumbruchverbot die Neuanlage von Grünland unmöglich macht) statt dafür Lebensmittel zu erzeugen, die können nicht die Zukunft der deutschen Landwirtschaft sein.
Statt an diesem perversen System (Urwälder am anderen Ende der Welt roden um dort mit DDT Nahrungsmittel für den deutschen Markt zu produzieren, während unsere Bauern mit höchsten Auflagen Schweinefuttergetreide und Biogasmaisreinkulturen erzeugen und unsere Land- und Forstwirtschaftsflächen zubetoniert oder in Nullnutzungsschutzgebiete umgewandelt werden, wird genau dieses System immer weiter verstärkt und in immer engere Schläuche gequetscht.
Die einzige Möglichkeit daran etwas zu ändern, sind strenge Importauflagen. Aber das würde zu steigenden Lebensmittelpreisen führen. Also tut man vorne rum so, als wolle man was für die Umwelt tun, indem man der heimischen Landwirtschaft immer neue Knüppel zwischen die Beine wirft, und hinten rum importiert man weiter den Billigdreck aus allen Rodungs-, Flusstrockenlegungs-, Wasserverseuchungs- und Giftspritzerecken der Welt und sorgt dafür, dass Flugbenzin blos nicht zu teuer wird.
Wie soll man reagieren, wenn man jeden Tag in den Mühlen deses Systems rotiert? :bang:

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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#32

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Okt 2012, 12:29

Manfred hat geschrieben:D...,
:bang:
wo/wie bitte hängt denn der import von billiglebensmittel mit der drei-generationen-buche zusammen?

:hmm:
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#33

Beitrag von marion » Sa 27. Okt 2012, 12:39

Manfred, ich glaub ich seh das Problem auch. Bloß ...ich seh noch nicht mal den Ansatz einer Lösung. Letztendlich ist, glaube ich, mal wieder das liebe Geld der Grund des Problems.
Wenn ich einkaufen gehe, muß ich auch auf die Preise schauen. Bioladen kann ich mir ab und zu mal leisten, aber auch wirklich nur ab und zu.
Aldi, Lidl und Co. passen da schon eher in den finanziellen Rahmen ebenso der türckische Gemüsehändler bei mir auf der Straße. Und da eins ins andere greift, kommen wir wieder auf dieses jetzige Problem zurück. Ich selbst seh mich jetzt stellvertretend für viele, viele andere Menschen in unserem Land.
Und ich wäre nicht ich, wenn ich diesen inneren Zwiespalt nicht hätte. Sehr, sehr gerne würde ich diese wunderschöne Landschaft erhalten sehen. Andererseits kann ich ja auch die Landwirte verstehen. Ganz genau kenn ich mich mit den Auflagen des Naturschutzes nicht aus, vermute mal dabei aber genauso irrwitzige Dinge wie beim Denkmalschutz auch. Vermutlich...
Also völlig am tatsächlichem Leben vorbei. Ab und an schau ich ja im Inet nach meinem zukünftigem "Altersdomizil" , dieser sollte mindestens eine Grundstücksfläche von ca. 10000m² haben und was soll ich sagen: selbst jetzt schaue ich nach, ob das irgendwie in einem Naturschutzgebiet liegt. Davor hätte ich irgendwie Schiss, obwohl ich nur so harmlose Sachen möchte wie eigener Gemüseanbau und das halten einiger Haus,-und Nutztiere. Aber eben die Erfahrungen mit dem Denkmalschutz und das Gefühl des Ausgeliefertseins, des sich-nicht-wehren-könnens, haben mich da vorsichtig werden lassen.
Andererseits sehe ich auch den Raubbau seitens der Landwirte. Besagtes Dorf im Eggegebierge/Teuteburger Wald war da echt nicht zimperlich und teilweise wurden völlig blödsinnige Sachen gemacht. Wie z.B. die Feldränder niedergemäht. Dort standen wunderschöne Kornblumen ( sind glaube ich vom Aussterben bedroht ) und ganz, ganz viel wilde Stiefmütterchen und ähnliches. Warum die abgemäht wurden ? Ich weiß es nicht, weiß aber das ich das echt blöd fand.
Nun hat im Dorf vor einigen Jahren der Schloßbesitzer eine Biogasanlage gebaut ... nun steht um das Dorf herum Mais soweit das Auge reicht. Und den Wildschweinen wird man kaum noch Herr.
Ich kann sie ja in dem Punkt verstehen, aber das heißt nicht, dass ich das auch gut finden muß.
Den Kühen werden sofort die Kälbchen abgenommen, auch das kann ich verstehen, aber ich find`s trotzdem sche*ße.
Katzenbabys werden sofort erschlagen ...das kann ich nicht verstehen und find es nur noch sche*ße...

Und und und...
Diese Buchenwälder dort, von denen ich sprach, sind wirklich wunder,-wunderschön und ich vermiss sie unendlich. Ich hätt so gern, dass sie erhalten bleiben. Diese Landschaftform dort ist wirklich sagenhaft und ganz oft hab ich ganz dolle Heimweh. Kennst du das, Manfred ? Wenn man auf etwas schaut und man kriegt Tränen in den Augen und kribbeln im Bauch, weil man es so sehr liebt ?
Was ich nicht vermisse, sind die Menschen dort. Wie gesagt, da laufen echt krasse Sachen ab und das nicht nur im Natur,-und Tierschutz.
Was wäre wenn man ihnen freie Hand ließe ??? Buche ist recht wertvoll und begehrt. Ich bin mir sicher, käme ein entsprechendes Angebot...die Kettensägen würden glühen. Und nach mir die Sinnflut...

Tja...und dann fahr ich zu Aldi und geh einkaufen...
Und nu ?

Nachdenkliche und etwas traurige Grüße,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#34

Beitrag von Manfred » Sa 27. Okt 2012, 18:48

@rübe: Der Zusammenhang ist der, dass die gleichen Verbraucher, die in D die Landwirtschaft am liebsten komplett verbieten würden, damit alles wieder zum Urwald wird, oder zumindest nur noch Biobauern sehen wollen, dass genau diese Verbraucher diejenigen sind, die die extremsten Auswüchse rückständiger Landwirtschaftspraktiken rund um den Globus mit ihren Billigkaufverkauten fördern.

Nicht dass wir uns falsch verstehen. Jeder kann gerne bei Aldi kaufen. Aber dann soll er/sie verdammt noch mal die Klappe halten und vor seiner eigenen Haustür (sprich seinem eigenen Konsumverhalten) kehren und die heimischen Bauern in Ruhe lassen. Die dürfen das konsumierte Zeug in der Form zu einem guten Teil schon lange nicht mehr produzieren, weil sie deutlich höhere Standards einhalten müssen.

@marion:
teilweise wurden völlig blödsinnige Sachen gemacht. Wie z.B. die Feldränder niedergemäht.
Da geht es schon weiter. Da gibt es noch einen Bauern, der nach bester fachlicher Praxis handelt und mechanisch das Unkraut am Feldrand am aussamen hindert, damit er weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen muss (wegen der hohen Kosten fürs Mulchen/Mähen inzwischen selten genug) und dann wird er vom unwissenden Verbraucher dafür beschimpft. Wenn er die Feldränder stehen lässt und dafür doppelt so viel spritzt, ist er auch wieder ein Verbrecher...
Diese Buchenwälder dort, von denen ich sprach, sind wirklich wunder,-wunderschön und ich vermiss sie unendlich. Ich hätt so gern, dass sie erhalten bleiben.
Dann lass die Waldbauern einfach in Ruhe ihren Job machen, wie sie es seit Generationen tun. Sie ernten die Buchen, die ihre Urgroßväter gepflanzt haben und pflanzen und pflegen die Buchen, die ihre Urenkel ernten werden. (Wenn man sie dann lässt.) Diese Wälder stehen deshalb da, weil sie seit vielen, vielen Generationen von den Bauern gepflegt werden.
Un dass sich Bauern wie der Stadtsforst am Markt orientieren und keine (oder nur die allernötigesten) Bäume in Zeiten mit schlechten Preisen einschlagen und dafür ein Zeiten mit guten Preisen ein paar Bäume mehr, ist doch wohl selbstverständlich. Oder sollen sie das so lange herangezogene Kapital zum Fenster raus werfen?
Die bisher größte Bedrohung für die Buchenbestände im Steigerwald in seiner gesamten Geschichte sind und waren die Nationalparkpläne.
Sollte der Nationalpark kommen, müssen Staatsforst (der Staats- und damit Bürgereigentum in Millardenhöhe verwaltet und pflegt) und Bauern natürlich versuchen, so viel wie möglich von ihrem Eigentum zu retten und vor Inkrafttreten der Nationalparkregelungen einschlagen was nur irgendwie geht.

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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#35

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 27. Okt 2012, 20:00

teilweise werden es wohl die gleichen konsumenten sein, manfred. aber nicht alle.

mir geht überhaupt nicht in den kopf warum sich so viele bauern darauf konzentrieren den H4-markt zu bedienen der ohnehin überquillt und zu buttervernichtung und solchen auswüchsen führt. dass jene bauern viel zu wenig für ihre produkte bekommen ist klar - nur WARUM, warum nur, machen sie das? fühlen sie sich dazu gedrängt? scheint das risiko den 'freien' (bitte die anführungszeichen beachten) markt zu beliefern zu gross? es kann ja keinen spass machen, nur mit den EU-förderungen irgendwie zu überleben?

da gibts auf der einen seite bauern die drunter leiden dass der preisdruck so enorm ist. und auf der anderen seite gibt es konsumenten, die nicht bedient werden und die willens wären/sind wesentlich mehr auszugeben für bessere qualität.

so viel wird sich A von D nicht unterscheiden. nimm mal mich:

ich fahre ein- oder zweimal die woche nach fürstenfeld um die einzige nicht homogenisierte milch zu kaufen die in erreichbarer nähe ist. es ist schafmilch, 0.75L kosten 2,29. und oft genug passiert es dass die drei flaschen die ich für mich kaufen will gar nicht mehr zu kriegen sind. ausverkauft.
in meinem dorf gibts nen milchbauern. mit ein bissl gutem willen könnt ich sogar zu fuss hingehen, aber A) verkauft er nicht ab hof und B) gibt er aus prizip keine unhomogenisierte milch ab. er liefert lieber um einige cent pro liter an seine molkerei. ich würd ihm 3 euro pro liter zahlen + das was ich an diesel spare, den schenkt mir nämlich auch keiner.

rindfleisch gäbs bei mir im dorf zu kaufen. anbindehaltung. ich kauf dort nicht ein und ich seh auch nie wem dort kaufen. im endeffekt geht es spottbillig an den billa(rewe). wenn ich rindfleisch möchte, fahre ich 10 km richtung osten ins zickental, dort vermarkten sie die moorochsen, die dort hübsch gelockt auf riesenflächen in imposanten herden gehalten werden. was das fleisch kostet ist dir als fachmann sicher klar. wenn ich sicher gehen will welches zu bekommen muss ich wochen vorher bestellen, sonst gibts am ende keins.

schwein aus guter haltung gibts hier fast keines. ich hab sicher schon zwei jahre lang kein schweinefleisch am stück gekauft, trotz ausnutzen aller beziehungen und freundschaften gibt es keine möglichkeit an ordentliches fleisch zu kommen, das bisschen was es gibt ist fix verplant. das einzige schwein das ich kaufe ist wildschwein, das ist zwar auch begehrt aber nachdems einfach zu viele von denen gibt kriegt man welches. die preisfrage stellt sich da schon gar nicht mehr.

mein getreide kommt von einem ökobauern ca 45 (!) autominuten weit weg. wenn ich mal in die richtung muss kaufe ich im vorbeifahren gleich ein. ich weiss gar nicht was es kostet, aber mit nem zwanziger kommt man nicht weit.
mein nähester nachbar ist bauer, er bewirtschaftet alle felder hier ringsum, auch die die direkt an meines grenzen. und klar, ne? mais steht drauf, überall, hektarweise. selbst wenn der bio wäre was er leider nicht ist, würd ich da max 1 kg davon kaufen - denn was sollte ich bloss mit viel mais? niemand braucht den in solchen mengen, der wird sonstwohin verkauft, vergiftet mein/unser grundwasser und tötet unsere bienen und alle wildpflanzen wie holler und all das gleich mit. das schlimmste dran: das ist nichtmal unsere nahrung, das ist nichts anderes als ein produktionszweig für was/wen was ich noch nichtmal rausgekriegt hab. und - wie solls anders sein - der kracht wie ne kaisersemmel, hint und vorn geht sichs mit den einnahmen/ausgaben nicht aus, nachts seh ich ihn seinen alten traktor reparieren damits morgens wieder aufs feld gehen kann.

nun ist aber meine region hier wirtschaftlich absolutes schlusslicht von Ö. das durchschnittseinkommen der frauen beträgt hier 400 euro pro monat. trotzdem sind die paar hochwertigen bauernprodukten dies gibt echte mangelware. das geld kann also nicht der schlüssel sein.

ich wiederhol mich: ich verstehs nicht. unsere bauern könnten gut verdienen, und sie könnten wieder diejenigen sein, die unser aller nahrung produzieren und immens in der achtung steigen. was zum teufel hält sie davon ab?
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#36

Beitrag von elisabeth » Sa 27. Okt 2012, 20:54

kraut_ruebe hat geschrieben:ich wiederhol mich: ich verstehs nicht. unsere bauern könnten gut verdienen, und sie könnten wieder diejenigen sein, die unser aller nahrung produzieren und immens in der achtung steigen. was zum teufel hält sie davon ab?
Ich glaube die Bauern sind so derartig abhängig von den Vertriebsgenossenschaften (egal ob Milch, Fleisch, Gemüse, Getreide) und müssen – um „Sicherheit“ und Abnahmegarantie für ihre Produkte zu bekommen – eigentlich alles, sprich jeden Preis und jede noch so blödsinnige Vorschrift akzeptieren. Ich finde auch die Bauernvertretungen absolut schlecht, sonst könnte und dürfte es einfach nicht sein, dass – wie meine Nachbarsbäuerin (Nebenerwerb mit nur ca. 20 Kühen) gerade letztes Wochenende meinte – dass sie nun gerade wieder beim Milchpreis wie kurz vor dem EU-Betritt wären. Wahnsinn! Alles, wirklich alles, außer Elektro“schrott“ aus China ist teurer geworden, nur die Milch kostet immer das Gleiche. Man fragt sich was soll eigentlich aus den kleinen Bauern werden, wenn 2015 (?) die Milchquoten fallen und die Preise wahrscheinlich so was von in den Keller fallen werden …

Der Ab Hof-Verkauf ist – sofern man überhaupt eine entsprechend kundenfreundliche, verkehrsgünstige Lage hat – für kleine Betriebe fast nicht möglich, weil die ganzen dafür (nach dem EU-Beitritt) erforderlichen Umbaumaßnahmen für sie nie leistbar und wirtschaftlich gewesen wären.

Nur so als Beispiel: Am Wochenende haben meine Nachbarsbauern 2 junge Schweine geholt. Jedes 30 Kilo um je 65 Euro. Ist nur für den Eigenverbrauch, weil der Händler würde ihnen pro Schwein (ca. 6 Monate gefüttert) sage und schreibe nur 100 Euro zahlen. Das ist doch die absolute Frechheit finde ich … aber WAS kann der einzelne Bauer schon machen … streiken (lach), dann wird er aus der Genossenschaft geworfen; demonstrieren in Wien und Milch vor´s Ministerium kippen .. das interessiert die Köpfe dort doch null …

@krautrübe: wenn du hier wohnen würdest, könntest du dir Milch selber von der Kuh holen :) , ein Schweinderl am Hof mit mästen und selber schlachten lassen usw. .. sehr komisch bei euch :roll: , weil „meine“ Bauern freuen sich, wenn ich ihnen was abkaufe.

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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#37

Beitrag von kraut_ruebe » So 28. Okt 2012, 06:23

elisabeth hat geschrieben:
Der Ab Hof-Verkauf ist – sofern man überhaupt eine entsprechend kundenfreundliche, verkehrsgünstige Lage hat – für kleine Betriebe fast nicht möglich, weil die ganzen dafür (nach dem EU-Beitritt) erforderlichen Umbaumaßnahmen für sie nie leistbar und wirtschaftlich gewesen wären.
da muss es irgendeinen weg geben, denke ich. die schafbauern in der region fürstenfeld haben sich zu einem verbund zusammengeschlossen, zu einer genussregion, das ist die hier übliche art den produkten stärke zu verleihen und ein paar kleine, feine betriebe gemeinsam zu vermarkten. vielleicht hilft das über den vorschriftendschungel hinweg? meine schafmilch kommt aus nem kleinbetrieb, nicht grösser als der rinderbauer in meinem dorf :hmm:
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#38

Beitrag von kraut_ruebe » So 28. Okt 2012, 06:58

elisabeth hat geschrieben: … aber WAS kann der einzelne Bauer schon machen … streiken (lach), dann wird er aus der Genossenschaft geworfen; demonstrieren in Wien und Milch vor´s Ministerium kippen .. das interessiert die Köpfe dort doch null …
das nutzt glaub ich nix. das eingefahrene system verändern zu wollen ist (nicht nur für die bauern) nirgens der weg für schnelle änderung.

wäre ich bauer würd ich das anders machen, so wie ich nicht im 9to5-hamsterrad arbeiten muss in der wirtschaft würd ich genauso nicht im werteverachtenden (=meine persönliche wertung) bestehenden agrarsystem arbeiten.

nächstes jahr um die zeit bin ich hoffentlich bauer, mein dann vorhandenes diplom und ne ausreichende pacht um den einheitswert zu erreichen sollten mir diesen weg öffnen. es ist nichtmal leicht bauer zu werden, ob mir die LWK den umweg über die waldflächen als arbeitsplatz für die kräuter anerkennt werd ich erst sehen. andere flächen kriegt man aber so gut wie nicht, alles von der sch...EU-förderung blockert in einer vermeintlichen sicherheit (oder fessel, je nach blickwinkel).
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Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#39

Beitrag von hobbygaertnerin » So 28. Okt 2012, 08:59

Ich schreib in diesem Forum gerne mit, weil ich für mein Hobby SV viele gute Ideen, Anregungen gefunden habe und finde,
allerdings als Bäuerin mach ich mir sehr oft Knoten in die Pfoten, um nicht in die Tasten zu hauen, meist versuche ich, diese Themen einfach zu ignorieren.
Aber es wundert mich nicht, dass ein Bauer nach dem anderen das Handtuch wirft- und die Zeit nach den Idealisten- die mag ich mir nicht vorstellen,
insbesondere nicht im Bereich Ernährung- aber auch in vielen anderen Bereichen.
Es sind nicht nur die Bauern, sondern die vielen kleinen Handwerksbetriebe, die kleinen Fachgeschäfte, die irgendwann aufgeben-
und dann ist jeden Montag und Donnerstag die grosse Schnäppchenjagd, man kauft nicht mehr was man braucht, sondern was es gerade günstig gibt.
Es kann uns auch total egal sein, wie überall auf der Welt die Menschen, die Natur ausgebeutet werden,´
solange es bei A...... jeden Montag und Donnerstag die Schnäppchen gibt.
Schade, aber meist merken die Menschen erst immer im Nachhinein, was sie verloren haben. Dank erwarte ich mir nicht für meine Arbeit, aber dass sie so wenig geachtet wird, das ärgert mich sehr oft.
Deshalb freu ich mich auch so über mein Hobby, eine kleine Fläche von 1.000 qm neben meiner Arbeit zu bewirtschaften, hier kann ich vieles ausprobieren, kann sehen, was im Kleinen funktioniert, um es auch stückweit im grösseren Stil versuchen zu können.
@kraut und rübe,
wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann diskutiere ich gerne mit dir, wie du Landwirtschaft anders machen würdest,
ich würde auch gerne manches anders machen, aber ich sehe jeden Tag die Schwierigkeiten und Herausforderungen, von der Lust auf dem Land zu leben und der Kunst davon zu leben.
In vielen Bereichen blicke ich mit ein wenig Neid, aber mit sehr viel Hochachtung in unser Nachbarland Österreich, dort ist in vielen Dingen die landwirtschaftliche Welt noch ein wenig mehr in Ordnung.
Heute morgen, als ich die geschlossene Schneedecke sah, war ich nur froh, dass wir diesen Herbst viel mehr als die 8 to 5 Arbeitszeit gemacht hatten, weil zum Glück alles geerntet und das Wintergetreide wieder angebaut ist.
Mit wenig Arbeit in der Landwirtschaft Geld zu verdienen, für solche Ratschläge wäre ich sehr offen, aber bisher hab ich ausser guten Ratschlägen noch wenig brauchbares gefunden.

Manfred

Re: Nationalpark Teutoburger Wald vor dem Aus

#40

Beitrag von Manfred » So 28. Okt 2012, 09:43

Ich habe vorhin eine ziemlich umfangreiche Antwort geschrieben. Wohin ist die verschwunden?

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