Puhu, die Fronten haben sich gestern ja nochmals ganz schön verhärtet.
Es ist schwer, sich in einem solchen Forum zu verständigen, wenn es um Dinge geht, die man leicht persönlich nimmt.
Das finde ich schade, auch wenn ich vielleicht mit dazu beigetragen habe. Irgendwie drängt es mich, mich noch einmal zu Wort zu melden.
Zum Thema Wasserversorgung habe ich gestern spät noch diesen Text
http://www.nachdenkseiten.de/?p=15941 gefunden. Eigentlich der einzige fundierte zum Thema...
Auch dieser gibt meinem Optimismus bezüglich der EU nicht statt. Ich habe an den Autor eine E-Mail geschickt, weil mir zwei Aspekte auch in diesem Text nicht klar geworden sind.
Warum verteidige ich diese EU denn eigentlich so?
Denn ich bin schon mehr als politikverdossen. Ich finde unsere Regierung (und Opposition, das gibt sich nix) derart ekelhaft menschenverächtlich, dass ich kurz vor Hass bin, wenn ich nur diese Gesichter sehe. Aber genau die Entwicklungen (Privatisierung und damit Bevorzugung globaler Konzerne auf Kosten der Steuerzahler...) die wir hier zum Teil erörtert haben, kreide ich eher unseren Regierungen an als der EU. Oder besser gesagt: Dem Geist der diese umweht, und der auch vor der EU nicht halt macht.
Ich sehe in dieser Union einfach mehr als nur deren wirtschaftliche Potenz und den bürokratischen Apperat. Äußerungen wie diese von Thomas/V:
Ich kann mich nicht erinnern, das vor 30-40 Jahren irgendwelche europaweite Bürgerbewegungen stattgefunden hätten, mit dem Ziel, eine EU zu gründen.
Weiterhin kann ich mich nicht erinnern, in D. jemals gefragt worden zu sein, ob wir einer EU beitreten wollen.
Die EU ist nichts weiter als ein von oben installiertes Konstrukt, das vor allem einem Ziel dient, der Wirtschaft das Leben leichter zu machen.
Dann wurde es im Nachhinein pseudodemokratisch legitimiert ("es wird solange abgestimmt, bis uns das Ergebnis paßt") oder, wie in D., wo bis heute dazu keine Volksabstimmung stattgefunden , einfach so den Leuten vor die Füße geworfen, nach dem Motto: friß oder stirb.
halte ich für gefährliches Halbwissen, das im besten Fall Fatalismus, im schlimmsten Faschismus gebiert.
Die EU wurde Anfang der 50er Jahre gegründet, um - nach dem zweiten Weltkrieg - einer neuerlichen Übermacht Deutschlands vorzubeugen. Die wirtschaftliche Verflechtung der Stahl- und Kohleindustrie sollte die Aufrüstung einzelner Staaten verhindern. Die Aussöhnung Deutschlands mit Frankreich ist fulminant gelungen (ich habe lange im Rheinland gelebt - unter den Rentnern fanden sich in den 80er Jahren dort noch regelrechte Franzosenhasser!), das gleiche passiert jetzt mit dem Verhältnis zu Polen. Der Zusammenbruch des Ostblocks wäre ohne die EU weit weniger friedlich gelungen. Potenziale wie auf dem Balkan gab es auch anderswo.
Als Väter Europas sehe ICH übrigens eher Giscard d’Estaing und Coudenhove-Kalergi - allesamt Kosmopoliten! - als von Habsburg und Hitler...
Okay, so was nutzt mir jetzt im Alltag natürlich nichts.
Aber ich bin nicht nur Alltagsmensch, ich bin ein Kulturwesen, das sich der Vergangeheit besinnen kann.
Und ich möchte vor allem ein friedliches Europa, genau, Narrenkoenig, ohne Grenzen mit guten Nachbarn. Ich möchte es nicht um den Preis, den die Neoliberalen verlangen, deswegen versuche ich gegen die anzukämpfen, mit meinen bescheidenen Mitteln.
Sorry für den Roman. Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Aussöhnung beitragen?
(danke übrigens Spencer für seinen Versuch mit Humor - hat leider nicht gefunzt...)