Asse-Desaster

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Benutzer 1612 gelöscht

Re: Asse-Desaster

#11

Beitrag von Benutzer 1612 gelöscht » Mi 23. Jan 2013, 19:10

Danke für die Erklärung.
wird die Sache auf jeden Fall an der steuerzahlenden Allgemeinheit hängen bleiben.

So weit ich weiß, war das auch niemals anders gedacht. Es wurde - von der Politik - schon angelegt, als mit dem Bau der ersen Meiler begonnen wurde,
weil man seinerzeit die "moderne" Nukleartechnik auf alle Fälle in Deutschland haben wollte, koste es was es wolle. Das tut es jetzt, und das Problem wird von Legislaturperiode zu Legislaturperiode weiter gereicht.

Asse als "kein Problem" zu bezeichnen finde ich schon zynisch.

Manfred

Re: Asse-Desaster

#12

Beitrag von Manfred » Mi 23. Jan 2013, 19:24

Die Betreibergesellschaft gehört eh zu 100% dem Bund.

@emil: Welche Probleme sollen es denn sein, die da vertuscht wurden? Das da Wasser rein läuft und aufgefangen und abgepumpt wird, habe ich schon zu Studienzeiten in irgendeiner Doku gesehen. Und die zwischenzeitlichen Unklarheiten über den Inhalt einiger der eingelagerten Fässer waren eh immer ein akademisches Problem. Das Zeug jetzt mit gewalt und zu Millardenkosten wieder auszulagern und irgendwo oberflächlich zu lagern, würde das Risiko nur weiter erhöhen.
Viel mehr Sorgen machen mir die ganzen leicht zugänglichen Castoren-Lager überall im Land, die auf absehbare Zeit aufgrund des politschen Pfusches sämtlicher Parteien nicht in sichere Endlager kommen werden. Und das in Zeiten, wo Europa politisch immer instabiler wird und jederzeit wirtschaftlich wie politisch zusammenbrechen kann. Dann bleibt der Dreck liegen und jeder kann sich daran bedienen, wie es in der Ex-Sowjetunion lange Zeit der Fall war und in Sachen liegenbleiben noch heute ist. Man denke nur an die verrottende Atomflotte in den Nordmeerhäfen.

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Re: Asse-Desaster

#13

Beitrag von emil17 » Mi 23. Jan 2013, 19:46

Was du da beschreibst ist eine andere Seite des exakt gleichen Problems.

Nachdem es auch die Schweizer seit ungefähr 1980 nicht einmal geschafft haben, auch nur den Nachweis zu erbringen, dass sichere Endlagerung überhaupt möglich ist, kommt dieser Ausschnitt aus Deinem vorherigen Beitrag dem eigentliche Problem viel näher:
Manfred hat geschrieben: ... die auf absehbare Zeit aufgrund des politschen Pfusches sämtlicher Parteien nicht in sichere Endlager kommen werden
1. Es gibt kein sicheres Endlager für radioaktive Abfälle
2. man produziert trotzdem einfach drauflos, weil die Wirtschaft "und wir alle" billigen Strom brauchen
3. am Fehlen einer Lösung ist immer der jeweilige politische Gegner schuld

Kein Bauer baut sich einen neuen Stall, bevor er nicht weiss wo Mist und Jauche hin sollen.

Wenn vom Staat bezahlte Experten bewusst vertuschen, um politisch durchsetzen zu können, was aus naturwissenschaftlichen Tatsachen heraus offenbar unmöglich ist, dann ist das was?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Asse-Desaster

#14

Beitrag von Manfred » Mi 23. Jan 2013, 20:03

emil17 hat geschrieben:1. Es gibt kein sicheres Endlager für radioaktive Abfälle
Wieso sollte es das nicht geben?
Man könnte das Zeug z.B. verdünnt in den Ozeanen verteilen. Würde bis auf den geringen Plutoniumanteil in der natürlichen Radioaktivität untergehen.
Oder in Glas verdünnt in diverse alte Salzstöcke.
Es ist erdgeschichtlich noch gar nicht lange her, das haben noch natürliche Kernreaktoren in der Erdkruste gebrannt. Das Zeug ist auch alles noch da.
Man muss sich einfach nur mal einigen, wie und wo man es unterbringen will.
Gemessen an den Mengen natürlicher Radioaktivität, die uns umgegeben, ist unser Atommüllproblem popelig. Die Schwierigkeit liegt nur in der hohen Konzentration der hochradioaktiven Abfälle. Die wieder zu Verteilen ist ähnlich teuer wie sie vorher zusammenzukratzen.

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Re: Asse-Desaster

#15

Beitrag von emil17 » Mi 23. Jan 2013, 21:00

Manfred hat geschrieben: Es ist erdgeschichtlich noch gar nicht lange her, da haben noch natürliche Kernreaktoren in der Erdkruste gebrannt. Das Zeug ist auch alles noch da.
das war vor rund 2 Milliarden Jahren, die Menschheit schafft es noch nicht mal die Endlager 50 Jahre dicht zu halten.
Und "das Zeug" besteht ausschliesslich aus stabilen Isotopen. Die Asse ist in einigen Millionen Jahren wohl auch so weit, aber bis dahin sollte sie dicht bleiben.
Manfred hat geschrieben: Gemessen an den Mengen natürlicher Radioaktivität, die uns umgegeben, ist unser Atommüllproblem popelig. Die Schwierigkeit liegt nur in der hohen Konzentration der hochradioaktiven Abfälle.
Das sehen die Leute in Tschernobyl, Majak oder Fukushima vermutlich etwas differenzierter.
Die reine aktive Menge an Cs137, die damals 1986 halb Europa verseucht hat, war in der Grössenordnung einiger Kilogramm, und das war schon mehr als genug. Produziert wird der Abfall aber tonnenweise, und da es unbezahlbar, lies technisch unmöglich ist (zum Glück!), all das Zeug gleichmässig in der Biosphäre zu verteilen oder in die Sonne zu schiessen, wäre es vielleicht vernünftiger, es einfach gar nicht erst zu versuchen.
Für solche Experimente ist die Erde zu klein und zu schade.

Es gibt Biologen, die vermuten, eine Entwicklung des Lebens über die Stufe primitiver Bakterien hinaus sei erst durch das Abklingen der natürlichen Radioaktivität der Erdkruste unter eine gewisse Schwelle möglich geworden.
Mit deinen (zensiert) Ideen scheint es, als wollest Du das nochmal ausprobieren? :dreh:
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Asse-Desaster

#16

Beitrag von Manfred » Mi 23. Jan 2013, 21:49

137 Cs hat gerade mal 30 Jahre Halbwertszeit. Das Zeug könnte man mit überschaubarem Aufwand separieren und endlagern.

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Re: Asse-Desaster

#17

Beitrag von emil17 » Do 24. Jan 2013, 00:12

Manfred hat geschrieben:137 Cs hat gerade mal 30 Jahre Halbwertszeit. Das Zeug könnte man mit überschaubarem Aufwand separieren und endlagern.
Klar ... in 100 (hundert) Jahren ist die Aktivität auf 1/10 gesunken.
In dreihundert Jahren auf ein Promille ... Wenns da mal eine Panne gibt, kann man so nach 2, 3 Jahrhunderten wieder bei. Vielleicht auch erst nach 1000 Jahren, wenns etwas mehr war. Kein Problem.

Selbst wenn man es könnte, täte man es nicht (das sichere Separieren und Endlagern), denn die menschliche Natur neigt nun mal dazu, alles was einigermassen funktioniert, ein wenig pfuscheliger und billiger und schlampiger zu machen, und wenns dann immer noch funktioniert, noch ein bisschen pfuscheliger und billiger und schlampiger, und so weiter. Wenns knallt oder leckt viel Beton drüber, ein paar tausend Gastarbeiter verheizen, nur die harmlosen Messdaten publizieren, den Betroffenen keine nennenswerte Entschädigung auszahlen, die Gegend wird Sperrgebiet, der Direktor geht bei vollem Gehalt in den Vorruhestand, und weiter im Text.

Einen anderen zwingenden Nebeneffekt der funktionierenden Kernenergie hat Robert Jungk in seinem Buch "Der Atomstaat" beschrieben. Auch das kann man nicht wollen.

Zu Cs-137 lies mal hier
oder Liste_der_nuklearen_Unfälle

Die Kernkraftwerke funktionieren in der Alltagspraxis offenbar einfach nicht, bei den Endlagern bzw. den Versuchen des Endlagerns fängt es auch schon an.
Auch wenn es sogar funktionieren würde: Wer hier hätte Lust, Endlager aus der Römer- oder Karolinger- oder Bronzezeit zu überwachen, oder solche aus dem dreissigjährigen Krieg, oder ... Nur weil die damals zu bequem waren, nachhaltig Strom zu produzieren? Und das alles ist erst zweitausend Jahre her. Die Halbwertszeit von vielen gefährlichen Stoffen (Plutonium) beträgt aber ein Vielfaches davon.

Kerntechnische Anlagen sind eine Anleihe auf die Zukunft und eine Anmassung gegenüber den noch nicht Geborenen.
Würde man gleich Masstäbe anlegen wie bei gewöhnlichen Chemikalien, wäre Kernkraft schon lange nicht mehr zugelassen.
Hört endlich auf mit dem Scheiss!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Asse-Desaster

#18

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 09:33

emil17 hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:137 Cs hat gerade mal 30 Jahre Halbwertszeit. Das Zeug könnte man mit überschaubarem Aufwand separieren und endlagern.
Klar ... in 100 (hundert) Jahren ist die Aktivität auf 1/10 gesunken.
In dreihundert Jahren auf ein Promille ... Wenns da mal eine Panne gibt, kann man so nach 2, 3 Jahrhunderten wieder bei. Vielleicht auch erst nach 1000 Jahren, wenns etwas mehr war. Kein Problem.

Selbst wenn man es könnte, täte man es nicht (das sichere Separieren und Endlagern), denn die menschliche Natur neigt nun mal dazu, alles was einigermassen funktioniert, ein wenig pfuscheliger und billiger und schlampiger zu machen, und wenns dann immer noch funktioniert, noch ein bisschen pfuscheliger und billiger und schlampiger, und so weiter. Wenns knallt oder leckt viel Beton drüber, ein paar tausend Gastarbeiter verheizen, nur die harmlosen Messdaten publizieren, den Betroffenen keine nennenswerte Entschädigung auszahlen, die Gegend wird Sperrgebiet, der Direktor geht bei vollem Gehalt in den Vorruhestand, und weiter im Text.

Einen anderen zwingenden Nebeneffekt der funktionierenden Kernenergie hat Robert Jungk in seinem Buch "Der Atomstaat" beschrieben. Auch das kann man nicht wollen.

Zu Cs-137 lies mal hier
oder Liste_der_nuklearen_Unfälle

Die Kernkraftwerke funktionieren in der Alltagspraxis offenbar einfach nicht, bei den Endlagern bzw. den Versuchen des Endlagerns fängt es auch schon an.
Auch wenn es sogar funktionieren würde: Wer hier hätte Lust, Endlager aus der Römer- oder Karolinger- oder Bronzezeit zu überwachen, oder solche aus dem dreissigjährigen Krieg, oder ... Nur weil die damals zu bequem waren, nachhaltig Strom zu produzieren? Und das alles ist erst zweitausend Jahre her. Die Halbwertszeit von vielen gefährlichen Stoffen (Plutonium) beträgt aber ein Vielfaches davon.

Kerntechnische Anlagen sind eine Anleihe auf die Zukunft und eine Anmassung gegenüber den noch nicht Geborenen.
Würde man gleich Masstäbe anlegen wie bei gewöhnlichen Chemikalien, wäre Kernkraft schon lange nicht mehr zugelassen.
Hört endlich auf mit dem Scheiss!
uneingeschränkte Zustimmung!!

Manfred

Re: Asse-Desaster

#19

Beitrag von Manfred » Do 24. Jan 2013, 09:39

@frodo: Gegen alles zu sein, ist leicht. Wir haben aber ein tatsächliches Problem und benötigen dafür eine tatsächliche Lösung. Sonst bleibt der Dreck einfach liegen und verteilt sich irgendwann von selber. Uns zwar in einer Form, die ganze Regionen der Erde auf tausende Jahre unbewohnbar macht. Wie genau sieht deine Lösung aus?

Benutzer 146 gelöscht

Re: Asse-Desaster

#20

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 10:32

Moin Manfred,

wieso GEGEN ALLES? :hmm:
Ich dachte ich hätte deutlich `was von ZUSTIMMUNG geschrieben - zu allererst Zustimmung zum Fazit von emil17 :
Hört endlich auf mit dem Scheiss!
Manfred hat geschrieben:Sonst bleibt der Dreck einfach liegen und verteilt sich irgendwann von selber. Uns zwar in einer Form, die ganze Regionen der Erde auf tausende Jahre unbewohnbar macht.
:eek: ach ja!? Hattest Du nicht sinngemäß gesagt, der Wassereintritt in die Asse sei unbedenklich? Oder wovon reden wir?
Du fragst mich nach einer Lösung. Ich habe Keine. Aber ich frage mich, weshalb das in irgendeiner Weise die Fortsetzung dieses Irrsinns rechtfertigt, obwohl es eben seit Jahrzehnten allen Verantwortlichen BEKANNT ist, dass es keine Lösung mit ethisch verantwortbarem Risiko gibt.
Es gibt Ideen, das radioaktive Material in Tiefseegräben, dort wo die Kontinentalplatten wieder in den Erdmantel abtauchen, zu verbuddeln, - im Prinzip eine interessante Möglichkeit, aber wieder vom funktionieren von Technologien in extremen Umgebungen abhängig und wahrscheinlich kaum weniger riskant, als die Sache mit dem Endlager Sonne.

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