Selbstversorgung als Trend?

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outdoorfreak
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Selbstversorgung als Trend?

#1

Beitrag von outdoorfreak » Fr 24. Jun 2011, 15:16

Also diese Nachricht hab ich grad eben gesehen als ich mein e-mail Postfach bei GMX aufgemacht hab. Darüber war ich ziemlich verwundert: Kommt jetzt sogar die breite Masse an die Selbstversorgung?

Wenn ich meinem Freundeskreis noch vor einem Jahr erzählt habe, dass ich Selbstversorgung machen möchte, da wussten die meisten noch gar nicht, was das ist.

Nur die ältere Generation (Opa, Oma,) weiss das noch, weil sie eben so auch aufgewachsen sind.

Und jetzt sowas:

http://www.gmx.net/themen/gesundheit/er ... iere-essen

Aha, interessant. Auf die Entwicklung würd ich mich freuen.
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

Mahatma Ghandi

Landfrau

Re: Selbstversorgung als Trend?

#2

Beitrag von Landfrau » Fr 24. Jun 2011, 16:20

Diesen "Trend" und seine medialen Begleiterscheinungen betrachte ich eher distanziert.

Leute, die sich bisher nur von Industrienahrung - billig, bunt und abgepackt - ernährten, werden nicht von jetzt auf gleich in der LAge sein, erstens Obst und gemüse anzubauen und zweitens, es zuzubereiten, jeden Tag und mühsam, und zu Vorräten zu verarbeiten.

Wer am Herd zu stehen als unter seiner Würde empfindet - und welche Frau (;-)- ich warte jetzt auf den Einwurf aus der feminist Ecke....) kocht schon noch täglich - oder als minderwertige Tätigkeit, ist mit diesem Vorhaben sicherlich eher schlecht bedient. Wer Verpflichtungen scheut und wem Disziplin fremd ist, ebenfalls.

Wer den Bangemachern der MAinstreammedien- und der verschwörungsindustrie auf den Leim geht, ist schnell geneigt, in einem Schrebergarten die Rettung vor der ganz bestimmt gleich kommenden Krise zu erblicken.

Schrebergarten ist toll, aber er macht nicht satt.
Und je angewiesener man darauf ist, umso fadenscheiniger wird der Ökoidealismus.
Wieviele Ernten lässt man sich von Frostspanner, Kohlweißling, SChnecke und Kartoffelkäfer schon verderben "wenn es drauf ankommt"?
Bisher ist es Spaßvergnügen, bisher werden Kräuter spiralt statt Kartoffeln gehäufelt.

Milch undoder Fleisch zu verarbeiten ist auch toll, braucht aber ein Bärengerödel an seltenen und daher teuren Gerätschaften und Räumlichkeiten zur Verarbeitung und LAgerung.

Dahin, dass es nix mehr zu essen gibt, wird es so schnell nicht kommen.
Aber dahin, möglichst alternative Zahlungsmittel flüssig zu haben, schon eher.
Und was wären diese?
Alles, was der Ernährungsratgeber nicht empfiehlt:
Alk, Tabak, Kaffee, Schoki, Wurst und SChinken.

Ich glaube ziemlich sicher, dass die meisten EHEC - Verängstigten recht schnell die Lust wieder verlieren, wenn nämlich Kirschen einkochen statt Eiscafe gehen zum dritten Mal auf dem Programm steht. Und es zwei Wochen lang Zucchini gibt.
Und der Wochenendtrip wegen der Tiere auf einmal unmöglich ist.

Einen Garten zu bewirtschaften und Tiere für Lebensmittel zu halten ist eine wunderbare Sache, um hochqualitative NAhrungsmittel zu erzeugen und eine sinnvolle Tätigkeit zu haben.

Aber die Mainstream-Menschen, die heute schon "keine Zeit zum Kochen" haben - woher wollen die die Zeit nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Gemüsebau auf einmal nehmen?

Da muss mehr passieren im Kopf, nämlich eine neue Gewichtung altmodischster Disziplinen und Künste, die Aneignung von immens viel Wissen - früher gehörten Kochen, HAndarbeiten, Werken an jede SChule - und andere Werte: Küche und Keller statt Kurzurlaub und Karriere.

Allen Gärtnern und Gärtnerinnen wunderbare Tage zwischen Kohl und Bohnen, Kirschen und Beeren!
Und Erde unter den Nägeln, Hornhaut und Schwielen an den Grabepfoten......
Wenn die Füße nackt und schmutzig sind und die Zehen lang und gerade...dann ist Sommer im GArten, dann ist alles gut.

:-)

Landfrau

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Wayan
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Re: Selbstversorgung als Trend?

#3

Beitrag von Wayan » Fr 24. Jun 2011, 18:00

Also ich kann schon verstehen, dass immer mehr Menschen mit den gegenwärtigen Zuständen unzufrieden sind. Wer erwartet denn nicht, dass mit den immensen Staatsschulden, der unklaren Währungssituation und der wachsenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeit irgendwann mal mehr oder weniger gravierende Veränderungen eintreten müssen??

Dann kommen noch die regelmäßigen Lebensmittel- und Umweltskandale hinzu, da ist doch logisch, dass sich immer mehr Menschen so ihre Gedanken machen. Manche kaufen sich Gold und packen Vorräte in den Keller und andere fangen an zu gärtnern.

Nächstes Jahr gibt’s dann einen neuen Trend, dem viele nachlaufen.
Doch manch einer ist bestimmt auf den Geschmack(!) gekommen. Allein deshalb ist der “SV-Trend” m.M. nach gut.
Und wenn die gescheiterten “SVer” sehen wie mühsam die Arbeit ist, gehen sie womöglich auch anders mit Lebensmitteln um.

Übrigens schmieden wir unsere Nägel auch nicht selber… :pfeif:
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: Selbstversorgung als Trend?

#4

Beitrag von outdoorfreak » Fr 24. Jun 2011, 19:30

Also Ende der 70er/Anfang der 80er war mal so ne Selbstversorgerwelle, wo ganz viele(überwiegend junge Leute und auch meistens alternativ/hippie eingestellt )ihre Jobs geschmissen haben und aufs Land gezogen sind und angefangen haben Gemüse und Obst anzubauen und ein paar Tiere wie Schafe, Ziegen, Hasen, Schweine zu halten usw...

Woher ich das weiss? Meine Mutter war da dabei. Vor ein paar Jahren hab ich ihre Selbstversorger Bücher als auch Bücher von Leuten, die aufs Land gezogen sind und darüber Bücher geschrieben haben auf dem Speicher gefunden.

Als ich das gefunden hab, wusste ich sofort, dass will ich auch machen, da ich schon seit ich ein kleiner Junge bin abgeschieden in den Bergen in der Natur leben wollte. Nur wusste ich vor 4 paar Jahren noch nicht, was ich da beruflich machen könnte.

Jetzt weiss ich es, natürlich Selbstversorgung :)

Und natürlich ist die Mainstream Masse noch weit entfernt, Gemüse im Garten anzubauen wo (wie ihr schon sagt) die meisten noch nicht einmal mehr Zeit haben sich was zu kochen.

In einer Krise könnte sich das allerdings schnell ändern. Allerdings ist Selbstversorgung für mich mehr als "nur" Nahrungsmittel produzieren. Handwerk, Kunst Musik uvm gehören da auch dazu.
Wayan hat geschrieben:

Übrigens schmieden wir unsere Nägel auch nicht selber… :pfeif:
Sogar dass mache ich, auch Werkzeuge fang ich demnächst an in meiner Werkstatt zu schmieden.

Auch Fahrräder tu ich mir selbst bauen, nämlich aus Bambus, Holz und Naturgummi. Mein grosses Ziel ist es dahin zu kommen, dass ich nichts mehr kaufen muss und mir (fast) alles selbst herstelle. Und das was ich nicht selbst herstelle(z.B Kleider, Schuhe) das würd ich dann gegen andere Sachen mit anderen tauschen.

Schön wärs halt, wenn noch ein paar mehr Selbstversorger in meine Ecke ziehen würden. Deshalb hoff ich, es würden nochmal solche SVler Bewegungen aufkommen
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irlandwolfi

Re: Selbstversorgung als Trend?

#5

Beitrag von irlandwolfi » Fr 24. Jun 2011, 19:41

Kann ich Anhand der Zugriffszahlen auf mein Blog seit F*ckoshima so unterschreiben. Deutlich mehr traffic....

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Re: Selbstversorgung als Trend?

#6

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 24. Jun 2011, 19:51

Dann kontakte doch mal http://naturcamp-wuehlmausland.blogspot.com/, Rüdiger war ziemlich aktiv im alten Forum, und wohnt in den Vogesen, nahezu am kältesten Punkt, wie er sagt. Und er hat wirklich Übung in SV.... :daumen:
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Re: Selbstversorgung als Trend?

#7

Beitrag von outdoorfreak » Fr 24. Jun 2011, 20:43

Hallo Sabine,

Dieser Rüdiger wohnt ungefähr 20 Kilometer von mir weg. Hab ihn vor zwei Jahren mal per mail kontaktiert. Damals hatte er wohl ein paar Probleme wegen Hagelschaden und auch keine Zeit für ein Treffen.

Aber stimmt, kann ihn jetzt ja nochmal kontaktieren. Danke für den Tip.
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Re: Selbstversorgung als Trend?

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 24. Jun 2011, 21:21

Hi,
der hatte nicht bloß "ein paar Probleme" durch den Hagel, sondern da war ALLES im Eimer, keine Glasscheibe mehr heil, und die gesamte Ernte kaputt.
Vor daher Hut ab, daß er nicht aufgegeben, sondern sich durchgebissen hat.
Es lohnt sich bestimmt, sich mal zu treffen. :daumen:
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Re: Selbstversorgung als Trend?

#9

Beitrag von Spottdrossel » Sa 25. Jun 2011, 12:13

Ich schätze mal, "Trend" wird das am ehesten bei jungen Familien.
So, wie bisher in dem Moment, wo Nachwuchs da war, plötzlich Biogemüse heimgeschleppt wurde, wäre dann die nächste Stufe, am Wochenende mit Kind und Kegel auf die gemietete Ackerparzelle zu stürmen zwecks Wellnessbuddeln.
Natürlich ist das erstmal SV "light", aber im Gegensatz zu vielen anderen Trends wenigstens mal einer, der nicht schadet ;) .
Und das man, selbst wenn das "Experiment" wieder beendet wird, weil Mama Teilzeit arbeiten muß, den "Wert" eines Lebensmittels anders sieht, wenn man es mal selber versucht hat - das glaube ich auch.
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Re: Selbstversorgung als Trend?

#10

Beitrag von Nicki » Sa 25. Jun 2011, 13:00

Habe mir gerade eine zum Thema passende Sendung angeschaut:

Überleben im Klimawandel - Gärtnern für die Stadt von morgen

Dort wurde auch die Firma Agropolis vorgestellt, die ein interessantes Projekt umsetzt. Sie sagten in der Sendung aber auch, dass sie mit diesem Projekt keine vollständige Selbstversorgung für eine Stadt wie München erreichen werden. Aber sie erhoffen sich,das Bewusstsein der Menschen anzusprechen und somit die regionale Landwirtschaft wenigstens zu stärken.

Wir persönlich erleben gerade, dass die allermeisten Freunde und Verwandte es zwar irgendwie toll finden, dass wir so viel aus dem eigenen Garten ernten und es teilweise recht kreativ verarbeiten. Dennoch kommt der Kommentar "Mir wäre das zuviel Arbeit, da habe ich keine Zeit zu!" ziemlich oft.
Ich denke, man kann die Selbstversorgung schon als einen Trend bezeichnen, sie ist aber definitv nicht für jeden etwas.

Bei uns ergaben sich neulich ein paar interessante Überlegungen. Eine Art Hofgemeinschaft. Allerdings so, dass mein Mann & ich den Großteil der Bewirtschaftung übernehmen würden und die Mitbewohner ihren bisherigen Jobs nachgehen. Bisher nur eine Überlegung, aber eine interessante Alternative auch Gartenmuffel an der Selbstversorgung teilhaben zu lassen.

Für mich ist es kein Trend, sondern eine Lebenseinstellung. Und an dem Traum der SV werde ich definitv intensiv weiter arbeiten.

LG :kuuh:

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