Landleben in Kanada
- citty
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- Registriert: Do 25. Aug 2011, 20:26
- Familienstand: glücklich verheiratet
- Wohnort: Canada
Landleben in Kanada
Hallo an alle Kanadainteressierten - von denen es anscheined doch eine ganze Menge gibt, deshalb die Idee zu diesem Thema.
Bevor ich hierher kam hatte ich das klassische Bild von Kanada im Kopf: ein See, ein Kanu drauf mit jemandem der einen grossen Fisch hochhaelt, im Hintergrund Wald und ein malerisches Blockhaus. So leben aber die allerwenigsten Kanadier mal davon abgesehen, dass es strenge Vorschriften fuer die Abwasserentsorgung gibt wenn man an einem Gewaesser wohnt.
Die Stadtkanadier unterscheiden sich kaum von Staedtern in anderen westlichen Laendern, sind aber durchweg etwas freundlicher und hoeflicher als man das von Dtl. her gewohnt ist. Das werden eigentlich alle nach Kanada ausgewanderten Deutschen bestaetigen. In den Staedten hat man durchweg Strom, Wasser und Abwasserversorgung, High Speed Internet, Kabel TV etc.
Auf dem Land sieht es etwas anders aus. Die Strassen sind meist schachbrettartig angelegt (siehe google earth), die Nebenstrassen sind meist nur geschottert und besonders nach der Schneeschmelze eklig matschig. Wenn man oefters weite Strecken auf solchen Strassen zu fahren hat kommt man um einen Allradantrieb (hier 4x4 genannt) nicht herum. In den Bergen braucht man ganzjaehrig einen 4x4.
Die Haueser sind fast durchweg aus Holz gebaut, vor allem aus Spanplatten, Rigips, Plastik, Glaswolle und den unentbehrlichen 2x4 inch Brettern, mit denen hier alles gebaut wird von der Hundehuette bis zur Manison. Kaum jemand kann sich ein echtes Blockhaus leisten ausserrdem haben die so ihre Tuecken: sie knacken bei kaltem Wetter staendig sobald innen geheizt wird. Man muss sie auch regelmaessig mit Impraegniermittel streichen damit sie nicht grau werden sondern immer schoen frisch aussehen, das riecht dann waehrend der warmen Jahreszeit eklig nach Chemie.
Geheizt wird in den kalteren Gegenden meist mit Gas oder Propan (letzteres ist extrem explosiv), nur Leute mit viel Zeit haben Holzoefen bzw. heizen ausschliesslich mit Holz. Viele haben aber einen Holzofen fuer den Notfall. Damit steigt dann aber leider die Versicherung um 15-20 %. In den milderen Gegenden heizt man auch elektrisch oder mit Oel.
Jetzt zur Romanik des Landlebens. Kaum jemand kann von einem kleineren Stueck Land leben. 10 ha werden als Hobbyfarm angesehen. Deshalb verbringen die Leute oft Stunden auf der Fahrt zur Arbeit. Die Vollererwerbsbauern leben meist auf dem Flachland wo sie mit riesigen Maschinen ihre Felder bewirtschaften. Es gibt inzwischen sehr viele Biobauern, die auch ab Hof verkaufen, in Stadtnaehe meist etwas ueberteuert. Immerhin sind in den letzten Jahren viele Kanadier sehr ernaehrungsbewusst geworden.
Sobald man etwas aus der Stadt raus ist, haben die Haeuser entweder einen eigenen Brunnen, eine Zysterne oder einen holding tank, den man im Winter beheizen und regelmaessig auffuellen muss. Dazu ein eigenes Abwassersystem. An Gewaessern muss das gesamte Abwasser in einen Tank der fast woechentlich geleert werden muss. Weiter weg von Gewaessern hat man ein septic field, auf dem die Abwaesser durch Schichten von Geroell versickern, das "Feste" sammelt sich in einer Grube. Wir hatten uebrigens einen pump out, das fluessige wurde einfach in den Wald gepumpt, ist aber heute nicht mehr erlaubt, bei neubauten muss ein septic field angelegt werden. Einen klaren Vorteil haben Leute ohne indoor plumbing: sie brauchen kein septic field. also wer auf Wasser und Klo im Haus verzichtet und sich mit einem herzhaeuschen und Wasserschuessel begnuegt, braucht kein teures septic field.
Wenn man keinen Strom hat, braucht man einen Generator oder man muss wie ein Pionier ohne Elektrizitaet leben.
Ja, es gibt noch echte Trapper etc., die ganz einsam in der Wildnis leben und auch Aussteiger, die ohne Strom etc. in einer Waldhuette leben, aber die sind so weit draussen und weg von allem, dass man von ihenen nur ueber Umwege erfaehrt. Ich habe mal einen Einsiedler in den Bergen besucht, der sich eine Huette mit Wasserrad zur Stromerzeugung selbst gebaut hat. Er baut vieles selbst an und geht nur im Sommer 1x monatlich in die Stadt zum Einkaufen. Im Winter ist er eigeschneit und kann sich nur auf Skiern oder Schneeschuhen fortbewegen. Das kann er aber auch nur machen seitdem er in Pension ist.
Was besonders schoen ist wenn man ausserhalb lebt ist einmal der viele Platz, man bekommt ein Gefuehl von Freiheit auch wenn man noch in seinem Beruf eingespannt ist, die Ruhe wenn man keine direkten (lauten)Nachbarn hat! und zum anderen, dass man Besuch aus der Wildnis bekommt: Rehe, Kojoten, Baeren, Wildvoegel aller Art, manchmal auch ausgebrochene Kuehe, Ziegen, Lamas etc. von benachbarten Farmen. Das aendert sich natuerlich wenn man keinen eingezaeunten Garten hat...Die meisten Leute, die arbeiten muessen, haben allerdings nur Gras im Garten und machen sich das Leben so bequem wie moeglich.
Zur Plage wird der viele Schnee, man muss seine Einfahrt nach jeden Schneefall raeumen um ueberhaupt von der Strasse ans Haus zu gelangen. Viele Leute haben dazu einen snow blower (Schneefraesse) oder einen Quadd mit Schneepflug oder einen alten truck, der nur zum Schneeraeumen auf dem Grundstueck dient, manche machen es auch von Hand.
Schoen ist auch, dass man hier einfach so angeln darf ohne Lehrgang - man glaubte mir kaum, dass man in Dtl. eine Pruefung machen muss bevor man angeln darf! Man holt sich einen Angelschien (ca 40 Dollar pro Jahr), bekommt eine Broschuere mit den aktuellen oertlichen Gesetzen und los geht's.
Viele Leute jagen auch. Es ist moeglich sich den Jahresbedarf an Fleisch selbst zu schiessen. Ein tag (das man nach dem Abschuss am Tier befestigen muss) fuer ein Reh kostete damals 30 Dollar, ein Elch $60. Heute ist es etwas teurer. Wir hatten meist 2 Rehe im freezer.
Viele Leute haben zumindest einen kleineren Gemuesegarten der meist eingezaeunt ist. Die Auswahl an Pflanzen ist aber oft begrenzt durch die kurze Wachstumsperiode. Man kann zwar einige Pflanzen im Haus oder gewaechshaus vorziehen, muss sich aber bei den kartoffeln beeilen weil die erst Mitte Mai gesteckt werden koennen, Mitte September friert es dann schon wieder.
Kurz zum Klima: in den Kuestengebieten und hier im sueden BC's hat man in den Niederungen meist sehr mildes Klima. Die Ostkueste ist etwas rauher, die Mitte dagegen mit den Prairieprovienzen hat kurze warme bis heisse sommer und sehr lange kalte Winter. Man muss sich von Oktober bis Mitte Mai meist sehr warm anziehen. Das Okanagan Valley wo wir leben gehoert zu den waermsten Gegenden Kanadas. Etwas milder ist auch der Sueden Ontarios und ein paar Kuestenstreifen in Nova Scotia wo auch Wein angebaut werden kann.
Jetzt speichere ich das erstmal und hoffe, dass der eine oder andere meinen kurzen Ueberblick interessant findet.
LG, Citty
Bevor ich hierher kam hatte ich das klassische Bild von Kanada im Kopf: ein See, ein Kanu drauf mit jemandem der einen grossen Fisch hochhaelt, im Hintergrund Wald und ein malerisches Blockhaus. So leben aber die allerwenigsten Kanadier mal davon abgesehen, dass es strenge Vorschriften fuer die Abwasserentsorgung gibt wenn man an einem Gewaesser wohnt.
Die Stadtkanadier unterscheiden sich kaum von Staedtern in anderen westlichen Laendern, sind aber durchweg etwas freundlicher und hoeflicher als man das von Dtl. her gewohnt ist. Das werden eigentlich alle nach Kanada ausgewanderten Deutschen bestaetigen. In den Staedten hat man durchweg Strom, Wasser und Abwasserversorgung, High Speed Internet, Kabel TV etc.
Auf dem Land sieht es etwas anders aus. Die Strassen sind meist schachbrettartig angelegt (siehe google earth), die Nebenstrassen sind meist nur geschottert und besonders nach der Schneeschmelze eklig matschig. Wenn man oefters weite Strecken auf solchen Strassen zu fahren hat kommt man um einen Allradantrieb (hier 4x4 genannt) nicht herum. In den Bergen braucht man ganzjaehrig einen 4x4.
Die Haueser sind fast durchweg aus Holz gebaut, vor allem aus Spanplatten, Rigips, Plastik, Glaswolle und den unentbehrlichen 2x4 inch Brettern, mit denen hier alles gebaut wird von der Hundehuette bis zur Manison. Kaum jemand kann sich ein echtes Blockhaus leisten ausserrdem haben die so ihre Tuecken: sie knacken bei kaltem Wetter staendig sobald innen geheizt wird. Man muss sie auch regelmaessig mit Impraegniermittel streichen damit sie nicht grau werden sondern immer schoen frisch aussehen, das riecht dann waehrend der warmen Jahreszeit eklig nach Chemie.
Geheizt wird in den kalteren Gegenden meist mit Gas oder Propan (letzteres ist extrem explosiv), nur Leute mit viel Zeit haben Holzoefen bzw. heizen ausschliesslich mit Holz. Viele haben aber einen Holzofen fuer den Notfall. Damit steigt dann aber leider die Versicherung um 15-20 %. In den milderen Gegenden heizt man auch elektrisch oder mit Oel.
Jetzt zur Romanik des Landlebens. Kaum jemand kann von einem kleineren Stueck Land leben. 10 ha werden als Hobbyfarm angesehen. Deshalb verbringen die Leute oft Stunden auf der Fahrt zur Arbeit. Die Vollererwerbsbauern leben meist auf dem Flachland wo sie mit riesigen Maschinen ihre Felder bewirtschaften. Es gibt inzwischen sehr viele Biobauern, die auch ab Hof verkaufen, in Stadtnaehe meist etwas ueberteuert. Immerhin sind in den letzten Jahren viele Kanadier sehr ernaehrungsbewusst geworden.
Sobald man etwas aus der Stadt raus ist, haben die Haeuser entweder einen eigenen Brunnen, eine Zysterne oder einen holding tank, den man im Winter beheizen und regelmaessig auffuellen muss. Dazu ein eigenes Abwassersystem. An Gewaessern muss das gesamte Abwasser in einen Tank der fast woechentlich geleert werden muss. Weiter weg von Gewaessern hat man ein septic field, auf dem die Abwaesser durch Schichten von Geroell versickern, das "Feste" sammelt sich in einer Grube. Wir hatten uebrigens einen pump out, das fluessige wurde einfach in den Wald gepumpt, ist aber heute nicht mehr erlaubt, bei neubauten muss ein septic field angelegt werden. Einen klaren Vorteil haben Leute ohne indoor plumbing: sie brauchen kein septic field. also wer auf Wasser und Klo im Haus verzichtet und sich mit einem herzhaeuschen und Wasserschuessel begnuegt, braucht kein teures septic field.
Wenn man keinen Strom hat, braucht man einen Generator oder man muss wie ein Pionier ohne Elektrizitaet leben.
Ja, es gibt noch echte Trapper etc., die ganz einsam in der Wildnis leben und auch Aussteiger, die ohne Strom etc. in einer Waldhuette leben, aber die sind so weit draussen und weg von allem, dass man von ihenen nur ueber Umwege erfaehrt. Ich habe mal einen Einsiedler in den Bergen besucht, der sich eine Huette mit Wasserrad zur Stromerzeugung selbst gebaut hat. Er baut vieles selbst an und geht nur im Sommer 1x monatlich in die Stadt zum Einkaufen. Im Winter ist er eigeschneit und kann sich nur auf Skiern oder Schneeschuhen fortbewegen. Das kann er aber auch nur machen seitdem er in Pension ist.
Was besonders schoen ist wenn man ausserhalb lebt ist einmal der viele Platz, man bekommt ein Gefuehl von Freiheit auch wenn man noch in seinem Beruf eingespannt ist, die Ruhe wenn man keine direkten (lauten)Nachbarn hat! und zum anderen, dass man Besuch aus der Wildnis bekommt: Rehe, Kojoten, Baeren, Wildvoegel aller Art, manchmal auch ausgebrochene Kuehe, Ziegen, Lamas etc. von benachbarten Farmen. Das aendert sich natuerlich wenn man keinen eingezaeunten Garten hat...Die meisten Leute, die arbeiten muessen, haben allerdings nur Gras im Garten und machen sich das Leben so bequem wie moeglich.
Zur Plage wird der viele Schnee, man muss seine Einfahrt nach jeden Schneefall raeumen um ueberhaupt von der Strasse ans Haus zu gelangen. Viele Leute haben dazu einen snow blower (Schneefraesse) oder einen Quadd mit Schneepflug oder einen alten truck, der nur zum Schneeraeumen auf dem Grundstueck dient, manche machen es auch von Hand.
Schoen ist auch, dass man hier einfach so angeln darf ohne Lehrgang - man glaubte mir kaum, dass man in Dtl. eine Pruefung machen muss bevor man angeln darf! Man holt sich einen Angelschien (ca 40 Dollar pro Jahr), bekommt eine Broschuere mit den aktuellen oertlichen Gesetzen und los geht's.
Viele Leute jagen auch. Es ist moeglich sich den Jahresbedarf an Fleisch selbst zu schiessen. Ein tag (das man nach dem Abschuss am Tier befestigen muss) fuer ein Reh kostete damals 30 Dollar, ein Elch $60. Heute ist es etwas teurer. Wir hatten meist 2 Rehe im freezer.
Viele Leute haben zumindest einen kleineren Gemuesegarten der meist eingezaeunt ist. Die Auswahl an Pflanzen ist aber oft begrenzt durch die kurze Wachstumsperiode. Man kann zwar einige Pflanzen im Haus oder gewaechshaus vorziehen, muss sich aber bei den kartoffeln beeilen weil die erst Mitte Mai gesteckt werden koennen, Mitte September friert es dann schon wieder.
Kurz zum Klima: in den Kuestengebieten und hier im sueden BC's hat man in den Niederungen meist sehr mildes Klima. Die Ostkueste ist etwas rauher, die Mitte dagegen mit den Prairieprovienzen hat kurze warme bis heisse sommer und sehr lange kalte Winter. Man muss sich von Oktober bis Mitte Mai meist sehr warm anziehen. Das Okanagan Valley wo wir leben gehoert zu den waermsten Gegenden Kanadas. Etwas milder ist auch der Sueden Ontarios und ein paar Kuestenstreifen in Nova Scotia wo auch Wein angebaut werden kann.
Jetzt speichere ich das erstmal und hoffe, dass der eine oder andere meinen kurzen Ueberblick interessant findet.
LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan 

Re: Landleben in Kanada
Hallo Citty,
also ich finde das saumäßig interessant (ist die Steigerung von 'sehr interessant') und würde dich unbedingt bitten, weiterzumachen.
Als Kind und Jugendlicher hatte ich lange den Traum, nach K. auszuwandern - es ergab sich einfach nicht. Bin hier über 20 Jahre auf die Jagd gegangen und nun mit dem knackigen Alter von 60 in einer größeren Stadt gelandet, wo ich vorhabe, noch älter zu werden.
Hab' Bienen in einem kleinen Garten, Mauersegler am Haus und bastle z. Zt. an einem Schwalbenhaus. Hab' also mehr als einen Vogel!
Also - schreib' bitte weiter und berichte; ich find' das toll, spuper, megageil . . . . und träume mal wieder .... aber eben etwas realer durch deinen Bericht!
LG Werner
also ich finde das saumäßig interessant (ist die Steigerung von 'sehr interessant') und würde dich unbedingt bitten, weiterzumachen.
Als Kind und Jugendlicher hatte ich lange den Traum, nach K. auszuwandern - es ergab sich einfach nicht. Bin hier über 20 Jahre auf die Jagd gegangen und nun mit dem knackigen Alter von 60 in einer größeren Stadt gelandet, wo ich vorhabe, noch älter zu werden.
Hab' Bienen in einem kleinen Garten, Mauersegler am Haus und bastle z. Zt. an einem Schwalbenhaus. Hab' also mehr als einen Vogel!
Also - schreib' bitte weiter und berichte; ich find' das toll, spuper, megageil . . . . und träume mal wieder .... aber eben etwas realer durch deinen Bericht!
LG Werner
lg parson
Schönheit ist nach 3 Tagen genauso langweilig wie Tugend! G. B. Shaw
Schönheit ist nach 3 Tagen genauso langweilig wie Tugend! G. B. Shaw
- citty
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Re: Landleben in Kanada
Hallo Parson,
das freut mich, dachte schon dass sich die Leute hier nur fuer die eigentliche Selbstversorgung interessieren. Werde spaeter noch mehr ueber das Gaertnern in Canada schreiben.
Frag einfach los falls Du konkrete Frgen hast, auch per PN wenn Du das Gefuehl hast, dass es nicht von allgemeinem Interesse ist.
LG, Citty
das freut mich, dachte schon dass sich die Leute hier nur fuer die eigentliche Selbstversorgung interessieren. Werde spaeter noch mehr ueber das Gaertnern in Canada schreiben.
Frag einfach los falls Du konkrete Frgen hast, auch per PN wenn Du das Gefuehl hast, dass es nicht von allgemeinem Interesse ist.
LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan 

- die fellberge
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Re: Landleben in Kanada
Ach Citty schön geschrieben und mach weiter- ich finde es sehr interessant!
Jeder Mensch ist schlau- der eine vorher, der andere hinterher!
LG Marianne
LG Marianne
- citty
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Re: Landleben in Kanada
Danke Marianne fuer das positive feedback!
Bevor ich zur kanadischen Mentalitaet und den Indianern komme, will ich noch was ueber die Wasserversorgung schreiben, die in vielen Gegenden ein echtes Problem ist.
Wie schon erwaehnt haben viele Leute einen eigenen Brunnen und bevor man ein Haus kauft oder mietet sollte man sich unbedingt nach der Wasserversorgung erkundigen und das Wasser unbedingt selbst testen lassen und sicherstellen, dass der Brunnen ganzjaehrig genug Wasser hergibt. In vielen Gegenden gibt es vorwiegend fast undruchlaessigen Lehmboden, da kann es vorkommen, dass man selbst neben einem Gewaesser keinen ergibigen Brunnen haben kann! Oft ist das Wasser truebe von Mineralien, man kann es zwar auafbereiten, es schmeckt dann aber kuenstlich oder salzig oder beides. Prairiewasser hat oft einen undefinierbaren bis wiederlichen Beigeschmack und viele Leute kaufen ihr Trinkwasser oder holen es am See. Das habe ich im Norden erlebt wo eine Familie einfach mit ein paar Kanistern fuers' Trinkwasser zum naechsten See gefahren ist. Bzw. der 12jaehrige Sohn ist gefahren - sieht ja keiner mitten in der Wildnis. "Glorious and free", wie es in der Nationalhymmne heisst. Das gilt aber nur fuer Gegenden die fuer Behoerden schwer zugaenglich sind, da hat man tatsaechlich noch seine Ruhe.
Wenn man nur eine Zysterne hat oder einen holding tank den man regelmaessig auffuellen und im Winter teuer beheizen muss, kann das teuer werden. Vro allem deshalb liegt mir die Wasserversorgung sehr am Herzen. Es ist auch sehr nervig wenn man vor jeder Dusche ueberlegen muss ob man noch genug Wasser hat. manche Leute pumpen ihr Wasser auch aus einem Gewaesser, dazu braucht man aber eine Erlaubnis und nicht ueberall hat es Trinkwasserqualitaet.
Zur kanadischen Mentalitaet. Die Kanadier sind wie gesagt durchweg ziemlich freundlich und vor allem hoeflich aber echte Freundschaften entstehen - wenn ueberhaupt - nur selten. Meist bleibt es bei oberflaechlichen Beziehungen, die ja auch ganz nett sein koennen. "see you soon", "Later" und oft auch "Love you", darf man nicht so ernst nehmen. Das gleiche gilt fuer die Bezeichnung "friend", auch fluechtig Berkannte werden ab und zu als "friend" bezeichnet wahrscheinlich liegt es auch daran, dass kaum einer gern das Wort "aquaintance" (Bekannter) benutzt. Als Faustregel gilt: Je laendlicher umso freundlicher . Ich kenne natuerlich nicht alle Gegenden aber das ist ja auch in Europa so: Wer einsam lebt, freut sich normalerwiese auf Besuch und ist manchmal auf hilfsbereite Nachbarn angewiesen. In der Stadt sieht es anders aus, die Leute sind gerne unter sich oder unter Ihresgleichen, schauen mehr auf das Einkommen und Statussymbole und neuerdings auch auf die Mode. Noch vor 10 Jahren waren Jeans, sweater und Turnschuhe Standartbekleidung, heute sind die Leute modebewusster geworden. Mir sind 1993 als ich das erste Mal hier war, die zufriedenen Gesichter aufgefallen, heute wirken die Leute gehetzt, ernst und auch gereizt, das hat natuerlich mit dem Hang zum Luxus zu tun....schade. Heute wird auch mehr gehupt und gedraengelt als damals. Die Leute kaufen ja fast alles auf Pump und leben sehr oft weit ueber ihre Verhaeltnisse, wenn mal ein paycheck ausfaellt, sieht es oft duester aus.
Seltsam ist, dass viele Leute Ueberstunden machen und arbeiten bis zum Umfallen wahrend andere ueberhaupt nichts tun und bequem von Sozialhilfe leben und natuerlich - wie so viele Sozialhilfeempfaenger - auf den Staat schimpfen. So schlecht ist das soziale Netz hier aber garnicht. Als Sozialhilfeempfaenger darf man sein Haeuschen und sogar sein Auto behalten und vor allem auf dem Land als Selbstversorger auf dem Land leben. Kenne sogar eine Frau, die sich ihr Haus mit der Sozialhilfe finanziert hat! Die Krankenversicherung ist fuer Geringverdiener entweder ganz kostenlos oder sehr billig. Wenn man nicht genug Rente einbezahlt hat, hilft der Staat ebenfalls.
Jetzt zu den Indanern ueber die es noch immer romantische Vorstellungen gibt. Es gibt viele Reservate ueber ganz Canada verteilt wo sie machen duerfen was sie wollen und ihre eigenen Gesetze und einen Haeuptling (chief) haben.Im Reservat bekommen sie nette Haeuser vom Staat fast fuer umsonst und natuerlich Sozialhilfe falls sie nicht arbeiten (wollen oder koennen). Falls sie arbeiten, zahlen sie keine Steuern und sind auch sonst weitgehend von der Steuer befreit. An Tankstellen gibt es fuer sie billigeres Benzin, billigere Zigarretten etc. An Weisse duerfen die Geschadfte etc. nicht billiger verkaufen. Aerztliche Versorgung, Zahnbehandlung ist fuer Indianer gratis und auch eine Universitaetsstudium kostet sie nichts wahrend Weisse zehntausende von Dollars fuer ein Studium zahlen muessen.
Fortsetzung folgt...
Bevor ich zur kanadischen Mentalitaet und den Indianern komme, will ich noch was ueber die Wasserversorgung schreiben, die in vielen Gegenden ein echtes Problem ist.
Wie schon erwaehnt haben viele Leute einen eigenen Brunnen und bevor man ein Haus kauft oder mietet sollte man sich unbedingt nach der Wasserversorgung erkundigen und das Wasser unbedingt selbst testen lassen und sicherstellen, dass der Brunnen ganzjaehrig genug Wasser hergibt. In vielen Gegenden gibt es vorwiegend fast undruchlaessigen Lehmboden, da kann es vorkommen, dass man selbst neben einem Gewaesser keinen ergibigen Brunnen haben kann! Oft ist das Wasser truebe von Mineralien, man kann es zwar auafbereiten, es schmeckt dann aber kuenstlich oder salzig oder beides. Prairiewasser hat oft einen undefinierbaren bis wiederlichen Beigeschmack und viele Leute kaufen ihr Trinkwasser oder holen es am See. Das habe ich im Norden erlebt wo eine Familie einfach mit ein paar Kanistern fuers' Trinkwasser zum naechsten See gefahren ist. Bzw. der 12jaehrige Sohn ist gefahren - sieht ja keiner mitten in der Wildnis. "Glorious and free", wie es in der Nationalhymmne heisst. Das gilt aber nur fuer Gegenden die fuer Behoerden schwer zugaenglich sind, da hat man tatsaechlich noch seine Ruhe.
Wenn man nur eine Zysterne hat oder einen holding tank den man regelmaessig auffuellen und im Winter teuer beheizen muss, kann das teuer werden. Vro allem deshalb liegt mir die Wasserversorgung sehr am Herzen. Es ist auch sehr nervig wenn man vor jeder Dusche ueberlegen muss ob man noch genug Wasser hat. manche Leute pumpen ihr Wasser auch aus einem Gewaesser, dazu braucht man aber eine Erlaubnis und nicht ueberall hat es Trinkwasserqualitaet.
Zur kanadischen Mentalitaet. Die Kanadier sind wie gesagt durchweg ziemlich freundlich und vor allem hoeflich aber echte Freundschaften entstehen - wenn ueberhaupt - nur selten. Meist bleibt es bei oberflaechlichen Beziehungen, die ja auch ganz nett sein koennen. "see you soon", "Later" und oft auch "Love you", darf man nicht so ernst nehmen. Das gleiche gilt fuer die Bezeichnung "friend", auch fluechtig Berkannte werden ab und zu als "friend" bezeichnet wahrscheinlich liegt es auch daran, dass kaum einer gern das Wort "aquaintance" (Bekannter) benutzt. Als Faustregel gilt: Je laendlicher umso freundlicher . Ich kenne natuerlich nicht alle Gegenden aber das ist ja auch in Europa so: Wer einsam lebt, freut sich normalerwiese auf Besuch und ist manchmal auf hilfsbereite Nachbarn angewiesen. In der Stadt sieht es anders aus, die Leute sind gerne unter sich oder unter Ihresgleichen, schauen mehr auf das Einkommen und Statussymbole und neuerdings auch auf die Mode. Noch vor 10 Jahren waren Jeans, sweater und Turnschuhe Standartbekleidung, heute sind die Leute modebewusster geworden. Mir sind 1993 als ich das erste Mal hier war, die zufriedenen Gesichter aufgefallen, heute wirken die Leute gehetzt, ernst und auch gereizt, das hat natuerlich mit dem Hang zum Luxus zu tun....schade. Heute wird auch mehr gehupt und gedraengelt als damals. Die Leute kaufen ja fast alles auf Pump und leben sehr oft weit ueber ihre Verhaeltnisse, wenn mal ein paycheck ausfaellt, sieht es oft duester aus.
Seltsam ist, dass viele Leute Ueberstunden machen und arbeiten bis zum Umfallen wahrend andere ueberhaupt nichts tun und bequem von Sozialhilfe leben und natuerlich - wie so viele Sozialhilfeempfaenger - auf den Staat schimpfen. So schlecht ist das soziale Netz hier aber garnicht. Als Sozialhilfeempfaenger darf man sein Haeuschen und sogar sein Auto behalten und vor allem auf dem Land als Selbstversorger auf dem Land leben. Kenne sogar eine Frau, die sich ihr Haus mit der Sozialhilfe finanziert hat! Die Krankenversicherung ist fuer Geringverdiener entweder ganz kostenlos oder sehr billig. Wenn man nicht genug Rente einbezahlt hat, hilft der Staat ebenfalls.
Jetzt zu den Indanern ueber die es noch immer romantische Vorstellungen gibt. Es gibt viele Reservate ueber ganz Canada verteilt wo sie machen duerfen was sie wollen und ihre eigenen Gesetze und einen Haeuptling (chief) haben.Im Reservat bekommen sie nette Haeuser vom Staat fast fuer umsonst und natuerlich Sozialhilfe falls sie nicht arbeiten (wollen oder koennen). Falls sie arbeiten, zahlen sie keine Steuern und sind auch sonst weitgehend von der Steuer befreit. An Tankstellen gibt es fuer sie billigeres Benzin, billigere Zigarretten etc. An Weisse duerfen die Geschadfte etc. nicht billiger verkaufen. Aerztliche Versorgung, Zahnbehandlung ist fuer Indianer gratis und auch eine Universitaetsstudium kostet sie nichts wahrend Weisse zehntausende von Dollars fuer ein Studium zahlen muessen.
Fortsetzung folgt...
Dr. Roger Liebi fan 

- citty
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- Registriert: Do 25. Aug 2011, 20:26
- Familienstand: glücklich verheiratet
- Wohnort: Canada
Re: Landleben in Kanada
Fortsetzung...
Eigentlich nennt man die Indianer Natives oder Frist Nations und Squaw darf man eine Indianerin niemals nennen, das gilt als Beleidigung.
Ich habe sehr viele sehr nette Indianer kennen gelernt, ich mag ihre gemuetliche Art, sie kennen eigentlich keine Hektik, habe noch niemals einen gestressten Indianer gesehen obwohl manche einer geregelten Arbeit nachgehen - die bleiben immer ruhig.
Indianer duerfen ausserhalb der Nationalparks und Privatgrundstuecken jagen soviel sie wollen - gern tun sie es am Strassenrand vom Auto aus indem sie das Wild blenden - und auch fischen soviel sie wollen mit oder ohne Netz, nur kein Fleisch an Weisse verkaufen. Ich weiss nicht ob sie es untereinander verkaufen duerfen. Gott sei Dank nutzen sie das nicht aus indem sie die Waelder leerschiessen, es ist ja auch bequemer das Fleisch im Supermarkt zu kaufen.
Schade ist, dass viele Indianerkinder nicht besonders am Schulunterricht interessiert sind und, wenn sie in der ueberzahl sind, weisse Kinder trietzen. Meine Tochter konnte z.b. nicht zum nur 7 km entfernten Kindergarten gehen weil da weisse Kinder nicht gern gesehen sind und gemobbt werden! Sie musste mit dem Bus zur 40 km entfernten Schule fahren. Das war jeweils knapp eine Stunde Fahrtzeit pro Tag. Der Bus kam immerhin bis zur Haustuere und manche KInder geniessen die lange Busfahrt sogar und schliessen Freundschaften. Viele Kinder leben ziemlich isoliert ausserhalb der Ortschaften, was nicht immer schlecht sein muss! Zumindest juengere Kinder koennen sich sehr gut in Haus und Garten beschaeftigen, die meisten Leute haben auch Tiere oder zumindest einen Hund.
Und damit waere ich bei der Hundehaltung angelangt, die manche Tierfreunde schocken wird, denn einige Hunde muessen in Zwingern oder an der Kette leben und das bei zeitweise -45 Grad. Eskimohunde vertragen das, andere brauchen entweder eine isolierte Huette oder eine Gluehbirne in der Huette oder Heizmatte. Leider fallen die oefters aus und es kommt vor dass Hunde erfrieren... Einen Hund mit dichtem Winterfell kann man auch nicht einfach mit ins Haus nehmen, der wuerde einen Temperaturschock bekommen. Man muss sie entweder nur draussen oder drinnen halten. Mein Mann wollte keinen Hund im Haus, also musste unserer draussen schalfen, ich haben ihn bei ganz eisigen Temperaturen in den cold room gebracht, einen unbeheizten Vorraum wo es nie kaelter als -20 wurde, und zugedeckt. Da ist er dann ganz brav bis zum Morgen liegengeblieben. Trotzdem hatte er es nicht schlecht, draussen hatte er eine beheizte Huette, durfte ganz fei laufen und bekam 3x taeglich ziemlich viel Fleisch, Trockenfutter. Leckerli und jede Menge Streicheleinheiten.
Andere Tiere wie Kuehe und Pferde werden auch im Norden ganzjaehrig draussen gehalten. Unser Nachbar hatte 400 Rinder auf seinen Weiden, die nie einen Stall sahen. Bei ganz schlimmer Kaelte liefen die die ganze Nacht im Kreis um nicht zu erfrieren... Wildtiere tun das anscheinend auch.
Tiere die draussen gehalten werden, gewoehnen sich daran Schnee zu futtern. auch unser Hund wollte im Winter kein Wasser, er hat sich mit Schnee begnuegt.
Die Katzen haben oft ein kleines Haeuschen in das sie sich verkriechen koennen, sie ueberleben extreme Temperaturen solange sie einen einigermassen Unterschlupf und gutes Futter haben leben aber viel lieber drinnen.
Huehner ueberleben nicht, sie brauche einen beheizten Stall. Wir mussten unsere letzten 4 Huhner toeten weil es ihnen in unserem Stall zu kalt wurde.
Andere Tiere, sogar Ziegen ueberstehen den Winter im Kaltstall solange es nicht kaelter als -10 wird.
Soviel zur Farmtierhaltung. Fortsetzung folgt.
LG, Citty
Eigentlich nennt man die Indianer Natives oder Frist Nations und Squaw darf man eine Indianerin niemals nennen, das gilt als Beleidigung.
Ich habe sehr viele sehr nette Indianer kennen gelernt, ich mag ihre gemuetliche Art, sie kennen eigentlich keine Hektik, habe noch niemals einen gestressten Indianer gesehen obwohl manche einer geregelten Arbeit nachgehen - die bleiben immer ruhig.
Indianer duerfen ausserhalb der Nationalparks und Privatgrundstuecken jagen soviel sie wollen - gern tun sie es am Strassenrand vom Auto aus indem sie das Wild blenden - und auch fischen soviel sie wollen mit oder ohne Netz, nur kein Fleisch an Weisse verkaufen. Ich weiss nicht ob sie es untereinander verkaufen duerfen. Gott sei Dank nutzen sie das nicht aus indem sie die Waelder leerschiessen, es ist ja auch bequemer das Fleisch im Supermarkt zu kaufen.
Schade ist, dass viele Indianerkinder nicht besonders am Schulunterricht interessiert sind und, wenn sie in der ueberzahl sind, weisse Kinder trietzen. Meine Tochter konnte z.b. nicht zum nur 7 km entfernten Kindergarten gehen weil da weisse Kinder nicht gern gesehen sind und gemobbt werden! Sie musste mit dem Bus zur 40 km entfernten Schule fahren. Das war jeweils knapp eine Stunde Fahrtzeit pro Tag. Der Bus kam immerhin bis zur Haustuere und manche KInder geniessen die lange Busfahrt sogar und schliessen Freundschaften. Viele Kinder leben ziemlich isoliert ausserhalb der Ortschaften, was nicht immer schlecht sein muss! Zumindest juengere Kinder koennen sich sehr gut in Haus und Garten beschaeftigen, die meisten Leute haben auch Tiere oder zumindest einen Hund.
Und damit waere ich bei der Hundehaltung angelangt, die manche Tierfreunde schocken wird, denn einige Hunde muessen in Zwingern oder an der Kette leben und das bei zeitweise -45 Grad. Eskimohunde vertragen das, andere brauchen entweder eine isolierte Huette oder eine Gluehbirne in der Huette oder Heizmatte. Leider fallen die oefters aus und es kommt vor dass Hunde erfrieren... Einen Hund mit dichtem Winterfell kann man auch nicht einfach mit ins Haus nehmen, der wuerde einen Temperaturschock bekommen. Man muss sie entweder nur draussen oder drinnen halten. Mein Mann wollte keinen Hund im Haus, also musste unserer draussen schalfen, ich haben ihn bei ganz eisigen Temperaturen in den cold room gebracht, einen unbeheizten Vorraum wo es nie kaelter als -20 wurde, und zugedeckt. Da ist er dann ganz brav bis zum Morgen liegengeblieben. Trotzdem hatte er es nicht schlecht, draussen hatte er eine beheizte Huette, durfte ganz fei laufen und bekam 3x taeglich ziemlich viel Fleisch, Trockenfutter. Leckerli und jede Menge Streicheleinheiten.
Andere Tiere wie Kuehe und Pferde werden auch im Norden ganzjaehrig draussen gehalten. Unser Nachbar hatte 400 Rinder auf seinen Weiden, die nie einen Stall sahen. Bei ganz schlimmer Kaelte liefen die die ganze Nacht im Kreis um nicht zu erfrieren... Wildtiere tun das anscheinend auch.
Tiere die draussen gehalten werden, gewoehnen sich daran Schnee zu futtern. auch unser Hund wollte im Winter kein Wasser, er hat sich mit Schnee begnuegt.
Die Katzen haben oft ein kleines Haeuschen in das sie sich verkriechen koennen, sie ueberleben extreme Temperaturen solange sie einen einigermassen Unterschlupf und gutes Futter haben leben aber viel lieber drinnen.
Huehner ueberleben nicht, sie brauche einen beheizten Stall. Wir mussten unsere letzten 4 Huhner toeten weil es ihnen in unserem Stall zu kalt wurde.
Andere Tiere, sogar Ziegen ueberstehen den Winter im Kaltstall solange es nicht kaelter als -10 wird.
Soviel zur Farmtierhaltung. Fortsetzung folgt.
LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan 

Re: Landleben in Kanada
Ich find deine Berichte auch hochinteressant. Super
Sag mal, wie geht man denn mit der Kälte um ? Ich meine damit auch und gerade seelisch. Stell ich mir sehr ungemütlich und deprimierend vor.
Wie kommt man eigendlich an eine Aufenthaltsgenehmigung ? Ist das genauso schwierig wie in Amiland ?
Was du über die Indianer schreibst, find ich ebenfalls interessant. Hab mich schon immer darüber gewundert, als meinem Pa bei meinem Ex rausrutschte: ach, dass ist ja ein Redskin, und ihm das hinterher hochpeinlich war. Scheinbar sind sie nicht sooo beliebt, oder ?
Das mit der ( leicht ) oberflächlichen Freundlichkeit kann ich bestätigen. Wenn man es nicht kennt, ist das erstmal ungewöhnlich.
Schade, dass die Kanadier jetzt wohl auch anfangen hektisch zu werden.
Liebe Grüße,
Marion

Sag mal, wie geht man denn mit der Kälte um ? Ich meine damit auch und gerade seelisch. Stell ich mir sehr ungemütlich und deprimierend vor.
Wie kommt man eigendlich an eine Aufenthaltsgenehmigung ? Ist das genauso schwierig wie in Amiland ?
Was du über die Indianer schreibst, find ich ebenfalls interessant. Hab mich schon immer darüber gewundert, als meinem Pa bei meinem Ex rausrutschte: ach, dass ist ja ein Redskin, und ihm das hinterher hochpeinlich war. Scheinbar sind sie nicht sooo beliebt, oder ?
Das mit der ( leicht ) oberflächlichen Freundlichkeit kann ich bestätigen. Wenn man es nicht kennt, ist das erstmal ungewöhnlich.
Schade, dass die Kanadier jetzt wohl auch anfangen hektisch zu werden.
Liebe Grüße,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.
Es wird ... :-)
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Vielleicht Bambus.
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- citty
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- Registriert: Do 25. Aug 2011, 20:26
- Familienstand: glücklich verheiratet
- Wohnort: Canada
Re: Landleben in Kanada
Vielen Dank fuer das nette Lob, Marion! Werde mir Muehe geben Deine Fragen zu beantoworten bevor ich zur Fortsetzung komme.
Das mit der Kaelte ist gar nicht so schlimm weil dann meist die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint! Dazu die maerchenhafte Schneelandschaft draussen, das sieht wunderschoen aus. Man hat monatelang Sonne und kann raus wenn man sich warm genug anzieht. Ganz traumahft ist so ein Skilanglauf oder Ausritt durch die verschneiten Waelder. Die Leute wirken ueberhaupt nicht deprimiert solange die Sonne scheint. Man kann es sich wunderschoen zuhause gemuetlich machen und das allerangenehmste fuer mich war, dass ich bei der Kaelte eigentlich essen konnte was ich wollte ohne zuzunehmen!!! Wenn man bei -30 spazieren geht verbrennen die Kalorien rasend schnell, Wenn man einen offenen Kamin oder Kaminofen ist es am allerschoensten, dazu die Ruhe - der Norden kann wunderschoen sein und wer so aufgewachsen ist will nie mehr weg.
Jetzt nochmal zu den Indianern. Leider gibt es viele Nichtstuer unter ihnen, die auch noch auf Raubzug ausgehen. Man kann sie oefter langsam und aufmerksam ueber die Landstrassen fahren sehen und da wir in unmittelbarer Naehe eines Reservats lebten, mussten wir nachts immer alles wegschliessen sonst war es morgens nicht mehr da (Rasenmaeher, Motorsaege etc). Natuerlich gibt es auch weisse Gauner aber in der Naehe von Reservaten ist die Diebstahlquote meist hoch. "Redskin" habe ich noch niemanden sagen hoeren. Unbeliebt sind bei vielen Weissen vor allem weil sie soviele Verguenstigungen bekommen und immer mehr wollen und eben weil es viele Diebe unter ihnen gibt und betrunkene Fahrer was ja auch nicht ungefaehlich ist. Ansonsten gibt es wie gesagt sehr viele ganz nette Indianer bzw. "First Nations".
Einwanderung: Ziel ist meist die PR (permanent residence) Kanada hat ein Punktesystem. Man muss eine giwisse Punktezahl erreichen um einwandern zu koennen, das ist nicht ganz einfach und oft langwierig.
Am einfachsten ist es ueber die family class, wenn man einen Kanadier heiratet, es wird aber geprueft ob es sich um eine Scheinehe handelt und man muss ebenfals durch den ganzen PR Prozess was an die 2 Jahre dauern kann. Man kann auch alte Eltern sponsorn und ins Land holen und Kinder bis 18.
Dann gibt es noch verschiedene Visa. Am beliebtesten ist das work permit. Wenn man dann erst mal im Land ist, kann man den Antrag auf die PR stellen.
Das work & travel visa ist wohl am einfachsten und schnellsten zu erhalten, damit kann man ein Jahr lang in Kanada leben und arbeiten. Eine gute Moeglichkeit sich einen Dauerjob zu suchen.
Es gibt noch das entrepreneur visa, da muss man eine gewisse Summe investieren.
Ich hoffe, dass ich alles beantwortet habe.
LG, Citty
Das mit der Kaelte ist gar nicht so schlimm weil dann meist die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint! Dazu die maerchenhafte Schneelandschaft draussen, das sieht wunderschoen aus. Man hat monatelang Sonne und kann raus wenn man sich warm genug anzieht. Ganz traumahft ist so ein Skilanglauf oder Ausritt durch die verschneiten Waelder. Die Leute wirken ueberhaupt nicht deprimiert solange die Sonne scheint. Man kann es sich wunderschoen zuhause gemuetlich machen und das allerangenehmste fuer mich war, dass ich bei der Kaelte eigentlich essen konnte was ich wollte ohne zuzunehmen!!! Wenn man bei -30 spazieren geht verbrennen die Kalorien rasend schnell, Wenn man einen offenen Kamin oder Kaminofen ist es am allerschoensten, dazu die Ruhe - der Norden kann wunderschoen sein und wer so aufgewachsen ist will nie mehr weg.
Jetzt nochmal zu den Indianern. Leider gibt es viele Nichtstuer unter ihnen, die auch noch auf Raubzug ausgehen. Man kann sie oefter langsam und aufmerksam ueber die Landstrassen fahren sehen und da wir in unmittelbarer Naehe eines Reservats lebten, mussten wir nachts immer alles wegschliessen sonst war es morgens nicht mehr da (Rasenmaeher, Motorsaege etc). Natuerlich gibt es auch weisse Gauner aber in der Naehe von Reservaten ist die Diebstahlquote meist hoch. "Redskin" habe ich noch niemanden sagen hoeren. Unbeliebt sind bei vielen Weissen vor allem weil sie soviele Verguenstigungen bekommen und immer mehr wollen und eben weil es viele Diebe unter ihnen gibt und betrunkene Fahrer was ja auch nicht ungefaehlich ist. Ansonsten gibt es wie gesagt sehr viele ganz nette Indianer bzw. "First Nations".
Einwanderung: Ziel ist meist die PR (permanent residence) Kanada hat ein Punktesystem. Man muss eine giwisse Punktezahl erreichen um einwandern zu koennen, das ist nicht ganz einfach und oft langwierig.
Am einfachsten ist es ueber die family class, wenn man einen Kanadier heiratet, es wird aber geprueft ob es sich um eine Scheinehe handelt und man muss ebenfals durch den ganzen PR Prozess was an die 2 Jahre dauern kann. Man kann auch alte Eltern sponsorn und ins Land holen und Kinder bis 18.
Dann gibt es noch verschiedene Visa. Am beliebtesten ist das work permit. Wenn man dann erst mal im Land ist, kann man den Antrag auf die PR stellen.
Das work & travel visa ist wohl am einfachsten und schnellsten zu erhalten, damit kann man ein Jahr lang in Kanada leben und arbeiten. Eine gute Moeglichkeit sich einen Dauerjob zu suchen.
Es gibt noch das entrepreneur visa, da muss man eine gewisse Summe investieren.
Ich hoffe, dass ich alles beantwortet habe.
LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan 

- Nilora
- Beiträge: 100
- Registriert: Do 5. Aug 2010, 19:12
- Familienstand: rothaarig
- Wohnort: Trier / Viersen
Re: Landleben in Kanada
Das mit der "Oberflächlichkeit" kann ich bestätigen. Ich habe ein halbes Jahr in Nova Scotia gelebt und zur highschool gegangen und richtige Freundschaften habe ich dort nicht aufgebaut, wurde aber von allen nett behandelt.citty hat geschrieben: Zur kanadischen Mentalitaet. Die Kanadier sind wie gesagt durchweg ziemlich freundlich und vor allem hoeflich aber echte Freundschaften entstehen - wenn ueberhaupt - nur selten. Meist bleibt es bei oberflaechlichen Beziehungen, die ja auch ganz nett sein koennen. "see you soon", "Later" und oft auch "Love you", darf man nicht so ernst nehmen. Das gleiche gilt fuer die Bezeichnung "friend", auch fluechtig Berkannte werden ab und zu als "friend" bezeichnet wahrscheinlich liegt es auch daran, dass kaum einer gern das Wort "aquaintance" (Bekannter) benutzt. Als Faustregel gilt: Je laendlicher umso freundlicher.
Habe allerdings von den Auswanderern (Europäer und Amis, teilweise sogar Kanadier aus anderen Provinzen) mit denen ich dort gesprochen habe erfahren, dass es wahnsinnig schwierig sei, mit den Einheimischen Nova Scotias, insbesondere denen der South Shore, warm zu werden. Touris würden mit Interesse und Freundlichkeit behandelt, aber sobald man sich dort niederlässt, wandle sich dies oft ins Gegenteil. In Nova Scotia gibts sogar eine Bezeichnung für Einwanderer, CFAs (Come From Away) - und damit fühlen sich viele Immigranten (womöglich zurecht) als Außenseiter abgestempelt.
Also je ländlicher, desto freundlicher/offener gilt nicht immer. Es ist sogar oft so, und das beziehe ich jetzt nicht nur auf Kanada, dass sehr ländlich lebende Menschen, wenn sie nicht grad aus städtischen Gegenden stammen, Fremden und generell Neuem gegenüber wesentlich misstrauischer und ablehnender sind.
- citty
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Re: Landleben in Kanada
Hallo Nilora,
das stimmt was Nova Scotia angeht! Die moegen anscheinend keine Fremden unter sich. Das hat wohl auch mit den vielen reichen Ferienhausbesitzern aus Uebersee und dem Westen zu tun, die arrogant daher kommen und sich nicht integrieren wollen. Die NS Bewohner sind ein Volk fuer sich, es gibt natuerlich auch nette.
Wir wollten auch schon nach NS ziehen aber dann habe ich dieselbe Warnung bekommen. Kenne inzwischen 2 Familien die aus diesem Grund wieder weggezogen sind. Ich gebe ja zu, dass ich nicht alle Gegenden kenne, was ich sagte, gilt vor allem fuer die Prairieprovinzen und den Norden. Wichtig ist, dass man nicht in ein kleines Dorf zieht sondern ausserhalb lebt, dann hat man meist seine Ruhe. Wichtig ist auch, dass man sich so gut wie moeglich anpasst und nicht protzt (neuer Monstertruck, Luxushaus etc.)
LG, Citty
das stimmt was Nova Scotia angeht! Die moegen anscheinend keine Fremden unter sich. Das hat wohl auch mit den vielen reichen Ferienhausbesitzern aus Uebersee und dem Westen zu tun, die arrogant daher kommen und sich nicht integrieren wollen. Die NS Bewohner sind ein Volk fuer sich, es gibt natuerlich auch nette.
Wir wollten auch schon nach NS ziehen aber dann habe ich dieselbe Warnung bekommen. Kenne inzwischen 2 Familien die aus diesem Grund wieder weggezogen sind. Ich gebe ja zu, dass ich nicht alle Gegenden kenne, was ich sagte, gilt vor allem fuer die Prairieprovinzen und den Norden. Wichtig ist, dass man nicht in ein kleines Dorf zieht sondern ausserhalb lebt, dann hat man meist seine Ruhe. Wichtig ist auch, dass man sich so gut wie moeglich anpasst und nicht protzt (neuer Monstertruck, Luxushaus etc.)
LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan 
