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Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Mo 25. Jul 2011, 22:23
von Dagmar
Hallo,
wir haben hier ja immer wieder Diskussionen über den mehr oder weniger sinnvollen Einsatz von Maschinen - auch auf einem SV - Hof. So waren ja u.a. die Fragen hier im Raum "Esel oder Bulldog", "starke Pferde", etc.
Wenn ich diese Beiträge dann lese, dann empfinde ich bei manchen eine gewisse Abneigung gegen den Einsatz von Maschinen. Ob das ein Freischneider im Gegensatz zur Sense ist, oder ein Traktor im Vergleich mit einem Pferdegespann, den Einsatz eine Einachsers als Pflug oder Hacke im Vergleich mit reiner Handarbeit.
Und ich geh dann immer auch ein bißchen davon aus, wie ich im Moment meine mechanischen Arbeitsgeräte einsetze. Und ich komme da immer zum Schluß, daß ich weder einen Traktor noch einen kleinen Bagger missen möchte.
Wenn ich z.B. sehe, wie schnell ich mit einem kleinen Minibagger einen Graben (in sehr steinigem Boden) aushebe, um Leitungen zu verlegen - da müsste ich vergleichsweise sehr viele menschliche Arbeitsstunden dem gegenüberstellen. Und wenn ich mir überlege, wieviel mich das dann an Arbeitslöhnen kosten würde, da ist ökonomisch gesehen, sehr schnell eine Schwelle erreicht, wo sich aus meiner Sicht der Kauf von neuen oder gebrauchten Maschinen rentiert.
Ich habe z.B. in den letzten drei Wochen alleine meinen Minibagger mindestens 80 Stunden eingesetzt. Wenn ich vergleichsweise jemanden den Lohn für diese 80 Stunden gezahlt hätte, dann hätte dieser Mensch aber längst nicht soviel erarbeitet, wie die Maschine. Und selbst wenn der Diesel 5 Euro pro Liter kosten würde, würde sich das immer noch lohnen.
Ich kann für mich als Fazit einfach nur feststellen - Gott sei Dank gibt es diese Maschinen und ich gehe mal davon aus, daß wir selbst nach einem wie auch immer geartetem Crash noch für viele viele Jahre diese Maschinen haben werden. Und da bin ich froh drüber.
Dagmar
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Mo 25. Jul 2011, 22:56
von Theo
Dagmar hat geschrieben:Wenn ich z.B. sehe, wie schnell ich mit einem kleinen Minibagger einen Graben (in sehr steinigem Boden) aushebe, um Leitungen zu verlegen - da müsste ich vergleichsweise sehr viele menschliche Arbeitsstunden dem gegenüberstellen.
Klar, aber heute haben die meisten Menschen keine Erfahrung mehr mit körperlicher Arbeit. Und auch keine Phantasie
Dagmar hat geschrieben:Und wenn ich mir überlege, wieviel mich das dann an Arbeitslöhnen kosten würde, da ist ökonomisch gesehen, sehr schnell eine Schwelle erreicht, wo sich aus meiner Sicht der Kauf von neuen oder gebrauchten Maschinen rentiert.
Die kann man übrigens auch leihen.
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 08:17
von Dagmar
Hallo Theo,
Theo hat geschrieben:Die kann man übrigens auch leihen.
das hatte ich am Anfang auch überlegt. Als ich mir dann aber angeguckt und überlegt habe wieviele Tage ich den mit großer Wahrscheinlichkeit brauchen werde und wie hoch die Mietkosten sind, da habe ich mich doch ganz schnell nach einem Gebrauchten umgeguckt.
Ich habe jetzt schon, den Kaufpreis "drin" und jeder weitere Tag der Nutzung ist ein "Gewinn".
Dagmar
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 08:44
von Talbewohner
wie immer gehen die Meinungen und Wahrheiten auch hier weit auseinander.
Das muss jeder für sich überdenken und entscheiden.
Ich habe letzten Monat unseren Balkenmäher weggegeben.
Ich hatte es satt hinter einem lärmenden stinkenden Ungetüm herzutrotten.
Mit der Sense nehme ich die Natur um mich herum wieder wahr.
Ein "Test" gegen den Nachbarsjungen mit seinem 90cm Mähbalken ergab, dass ich zwar nicht schneller (auch nicht viel langsamer)aber sauberer mähe.
Die Freude im Herzen entschädigt für das abendliche "Ziehen" in Schulter und Hüfte.
Aber auch ich erfeue mich an der Arbeitserleichterung durch Technik. Wasserzisterne oder Kläranlage mit Hecks und Schaufel ausheben? Da lob ich, dass es Bagger gibt.
Ich bin allerdings ein Freund von Austausch und Ausleihe.
Bei 75,-€ Tagesmiete glaube ich, Dagmar, deiner Rechnung nicht ganz, dass ein gekaufter Bagger für den Hobbynutzer billiger ist. Wenn Ja, dann freut es mich für dich. 80 BETRIEBSstunden Baggern- alle Achtung.
Wenn wir 25 Festmeter starkes Brennholz holen, dann nehme ich auch die lärmende stinkende EMKS statt der Schrotsäge.
sonst würde ich einen Monat nichts anderes machen können.
Ein weitere Aspekt, gerade bei großer Technik wie Traktoren.
Außer den enormen Anschaffungspreis, den laufenden Kosten, wie Steuern, Versicherung,TÜV und Reparaturen geht da ganz schön was an Diesel durch und Abgasen/öl raus.
Wenn man dann noch die Rohstoffe und Energie für die Produktion und die Energie und Lasten bei der Entsorgung betrachtet, rückt die Nutzung in ein ganz neues Licht. Warum hat jeder Bauer den Hof voll neuester Technik stehen.
Früher gab es MTS (Maschinen-Traktoren-Stationen) wo mehrere Landwirte Zugriff drauf hatten.
Warum muss jeder kleine Hobbygärtner einen eigenen riesen Fuhrpark an Agrotechnik besitzen.
Eine Mitfahrzentrale für Aufsitzrasenmäher
Da besteht unglaubliches Einsparpotenzial und damit Rohstoff-und Energieersparnis und Entlastung der Umwelt.
Frohes Schaffen,
der Talbewohner
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 09:28
von Benutzer 146 gelöscht
Hallo Talbewohner,
aus energetischer, ökologischer und ökonomischer Sicht muss man Dir in vielen (den meisten) Fällen recht geben, aber es gibt da noch ein paar andere Aspekte:
1. In vielen Fällen leben heute auch bei den Selbstversorgern nicht mehr 2 oder 3 Generationen am gleichen Ort, manchmal gibt es nicht mal Kinder, und Alleinstehende sind auch keine Seltenheit. Da ist die Menge der anfallenden Arbeit, spätestens ab einem bestimmten Alter, schon rein körperlich nicht mehr ohne Maschineneinsatz machbar, abgesehen vom Zeitaufwand, wenn mann/frau "nebenher" noch einer bezahlten Arbeit nach geht.
2. Was den gemeinsamen Besitz von Maschinen betrifft, kenne ich allein hier im Dorf zwei Fälle, wo das zu ernsten Zerwürfnissen zwischen den Beteiligten geführt hat, weil sich scheinbar ganz schnell Einer übervorteilt fühlt.
Dazu kommt, dass gerade in der Landwirtschaft viele Arbeiten witterungsbedingt "just in time" getan werden müssen. Wenn dann noch die Meisten wochentags einer Vollzeit-Arbeit nachgehen, wird das Zeitfenster, in dem die Maschinen gebraucht werden, immer enger.
Wenn dann noch Einer das Gerät kaputt macht, worunter alle Mitbesitzer dann zu leiden haben, ist es schon verständlich, wenn die Tendenz besteht, sobald die Mittel vorhanden sind, sich technisch unabhängig zu machen.
Was die fixen Kosten Steuer, Versicherung und TÜV betrifft, so gilt dies allerdings nur für Fahrzeuge, die im "öffentlichen Verkehrsraum" bewegt werden. Wer den eigenen Grund nicht verlässt, hat nur die Kosten der Betriebsmitel und ggf. Wartung.
Und noch ein Punkt, in dem ich Dagmar zustimme: Arbeitsmaschinen verbrauchen, im Gegensatz zu Autos, den größten Teil der Energie NICHT dafür, sich selbst durch die Gegend zu bewegen (wieviel Leute drin sitzen, ändert ja kaum was am Verbrauch), sondern mehr für den eigentlichen Zweck.
Darum werden auch stark steigende Kraftstoffpreise ihren Einsatz nicht so bald unrentabel machen.
frodo
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 09:34
von kraut_ruebe
Talbewohner hat geschrieben:
Früher gab es MTS (Maschinen-Traktoren-Stationen) wo mehrere Landwirte Zugriff drauf hatten.
heute läuft es noch effizienter: der maschinenring hat alle landmaschinen inkl. personal und führt alle gewünschten arbeiten in seinem bezirk durch, was für die betriebe eine vielschichtigkeit im anbau überhaupt erst möglich macht.
für den privatbereich ist die leiharbeit auch noch leistbar, wenn es arbeiten sind die man nur einmal oder selten mal in anspruch nimmt. hat man wie dagmar ein grösseres stück land welches erst zur sinnvollen nutzung und zur bebauung aufbereitet werden muss, sieht die rechnung schon ganz anders aus - da amortisiert sich eine kleinmaschine recht kurzfristig auch im hinblick darauf, dass der an/abtransport der leihgeräte auch ein schöner brocken energievergeudung ist wenn man schön ländlich wohnt fernab der hauptstädte.
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 09:40
von luitpold
Wenn wir 25 Festmeter starkes Brennholz holen, dann nehme ich auch die lärmende stinkende EMKS statt der Schrotsäge.
sonst würde ich einen Monat nichts anderes machen können.
ist das ein zehnjahresbedarf???
sonst wäre es sinnvoll da anzusetzen.
alles was man nicht braucht macht keine arbeit, ein leben lang.
lg
luitpold
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 09:50
von Theo
Talbewohner hat geschrieben:Außer den enormen Anschaffungspreis, den laufenden Kosten, wie Steuern, Versicherung,TÜV und Reparaturen geht da ganz schön was an Diesel durch und Abgasen/öl raus.
Ja, es gibt sicher eine optimale Größe für den Maschinenpark. Und oft ist ja eine Grenze vorgegeben, wie z.B. bei der Bodenverdichtung.
Talbewohner hat geschrieben:Warum hat jeder Bauer den Hof voll neuester Technik stehen.
Weil es günstige Kredite gibt...
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 10:11
von Talbewohner
luitpold hat geschrieben:st das ein zehnjahresbedarf???
sonst wäre es sinnvoll da anzusetzen.
alles was man nicht braucht macht keine arbeit, ein leben lang.
derzeit benötigen wir ca. 8fm Brennholz im Jahr,
Jetzt, wo wir zu neunt hier leben, wird es wohl mehr werden.
Da beim Kauf des Hofes vor 3 Jahren hier keine Brennholzvorräte da waren müssen wir Vorrat schaffen um immer trockenes Holz zu haben. Deshalb diese Posten von 20 und 25fm/Jahr.
Auch Brennholz (zuteilung) wird knapper ohne eigenen Wald.
frodo hat geschrieben:aus energetischer, ökologischer und ökonomischer Sicht muss man Dir in vielen (den meisten) Fällen recht geben, aber es gibt da noch ein paar andere Aspekte:
1. In vielen Fällen leben heute auch bei den Selbstversorgern nicht mehr 2 oder 3 Generationen am gleichen Ort, manchmal gibt es nicht mal Kinder, und Alleinstehende sind auch keine Seltenheit. Da ist die Menge der anfallenden Arbeit, spätestens ab einem bestimmten Alter, schon rein körperlich nicht mehr ohne Maschineneinsatz machbar, abgesehen vom Zeitaufwand, wenn mann/frau "nebenher" noch einer bezahlten Arbeit nach geht.
2. Was den gemeinsamen Besitz von Maschinen betrifft, kenne ich allein hier im Dorf zwei Fälle, wo das zu ernsten Zerwürfnissen zwischen den Beteiligten geführt hat, weil sich scheinbar ganz schnell Einer übervorteilt fühlt.
Dazu kommt, dass gerade in der Landwirtschaft viele Arbeiten witterungsbedingt "just in time" getan werden müssen. Wenn dann noch die Meisten wochentags einer Vollzeit-Arbeit nachgehen, wird das Zeitfenster, in dem die Maschinen gebraucht werden, immer enger.
Wenn dann noch Einer das Gerät kaputt macht, worunter alle Mitbesitzer dann zu leiden haben, ist es schon verständlich, wenn die Tendenz besteht, sobald die Mittel vorhanden sind, sich technisch unabhängig zu machen
Keine Frage, diese beiden Aspekte sind nicht zu unterschätzen. Kenne ich (leider) aus eigener Erfahrung.
Ich hatte das an anderer Stelle auch schon gesagt, dass ich , solange ich alles Allein bewältigen muss, lieber auch Technik zurückgreife um Zeit und Kraft zu sparen, auch wenn ich dadurch CO2 erzeuge etc.
Thema Teilen: Wir teilten uns zu dritt einen Balkenmäher, wenn mal 3 Tage Heuwetter war wollte ihn Jeder haben.
Ständig war das Teil kaputt usw.
Dann borgte mir der Nachbar seinen 1Woche alten Baumarkt-Balkenmäher. Nach einem Viertel Hektar hatte ich schon drei Schrauben verloren (erneuert)und zum Schluss brach der Plastik-Balkenantrieb. Na schönen Dank.
Zum Glück ging das über Garantie des Baumarktes.
Re: Sinnvoller Maschineneinsatz?
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 10:38
von Benutzer 72 gelöscht
hallo!
Jeder muss selber wissen, wieviel an Maschinen er braucht!
Für mich persönlich ist die Devise "so wenig wie möglich, soviel wie nötig" und ich bin froh, dass mein Mann unsere Wiesen jetzt doch mit Sense mäht - dafür haben wir für das "Holzzeugs" eine Motorsäge

Nur ....
Selbst-
Versorgung
??
Das ist doch ein Ja im Sinne von "sich selbst" versorgen, und ein Nein im Sinne von "selber tun"
oder?
Ich kann nämlich auch sagen, dass ich mich selbst versorge, wenn ich Geld verdiene und damit mein Essen einkaufen geh!
Vielleicht geht es manchen um diesen Aspekt?
Dagmar hat geschrieben:Und wenn ich mir überlege, wieviel mich das dann an Arbeitslöhnen kosten würde,
Dagmar hat geschrieben:Und selbst wenn der Diesel 5 Euro pro Liter kosten würde, würde sich das immer noch lohnen.
Das ist beides eigentlich keine Selbstversorgung
Aber wie gesagt: jeder muss für sich entscheiden, wieviel Maschinen er braucht! Und je größer das Grundstück und je kleiner die Familie, umso mehr Maschinen braucht man sicherlich....
Für mich zählt schon auch die Ökologie ein bisschen mit - mehr noch aber das total andere Arbeitsgefühl, weniger Lärm/Gestank (ich denke, das hat mein Mann bei seiner Lohnarbeit auf der Baustelle schon genug....)
Ich darf da ja nicht mitreden
bin ja "nur" Mutter und Hausfrau mit einem Hobby-Grundstück - eines, das wir allerdings trotzdem so gut es geht bearbeiten, um auch zu ernten.
So richtig ganz von unserem Grundstück leben können wir dann wahrscheinlich auch in der Pension wohl kaum - trotz Maschinenmithilfe!
Ich erlebe doch an den "alten Bauern" in der Nachbarschaft, dass die es irgendwann mal nicht mehr schaffen, einfachste Gartenarbeiten zu erledigen - und Maschinen bedienen ist nicht unbedingt sooo einfach!
Das gilt es halt alles zu bedenken, ich hoffe, wenn ich mal alt bin, dass ich in aller Ruhe Enkerl hüten kann und Erbsen auslösen....
Wir haben dafür keine Maschine und neulich bei der Erbsenernte hab ich mir noch gedacht, dass da eine Omi, der fad ist, sehr sehr praktisch wäre....
liebe Grüße!