Oh, ich finde das verständlich.
Liegt es bei euch an den Formeln?
Kürzer als es kompliziert ist gehts aber nicht. Ein bisschen anstrengen müsst ihr euch also schon.
Kurz: Die Temperatur an der Erdoberfläche ergibt sich aus der Bilanz von Einstrahlung und Abstrahlung.
Die Abstrahlung (gemessen in W/m2) hängt nur von der Temperatur ab (je wärmer, desto mehr Energie geht verloren) und erfolgt in alle Richtungen gleichmässig. Das ist bei allen Gegenständen so.
Die Einstrahlungsleistung auf einen Gegenstand an der Erdoberfläche ergibt sich aus der Sonneneinstrahlung (die ist konstant, hängt also "nur" vom Einstrahlungswinkel und von der Durchlässigkeit der Atmosphäre ab) und aus der Rückstrahlung der Atmosphäre nach unten, da die Luft ein Gegenstand ist, der auch eine Temperatur hat und folglich proportional zu ihr wie jeder andere Gegenstand auch Energie abstrahlt.
Weil die Atmosphäre nicht alle Wellenlängen der Strahlung gleich gut durchlässt, kann sie in den Bereichen, wo sie nichts absorbiert (siehe die Grafik mit dem Spektrum der Gegenstrahlung zu Beginn des Artikels) auch nichts zurückstrahlen. Der Anteil der Einstrahungsleistung in diesen Wellenlängen erreicht also direkt den Boden. Der Rest wird in der Luft absorbiert und erwärmt diese.
Weil nun (jetzt kommts!) der Boden in allen Wellenlängen sehr gut absorbiert und folglich auch sehr gut abstrahlt, die Luft aber für gewisse Wellenlängen quasi nicht existiert, wird sich die Erdoberfläche bei klarem Himmel tagsüber stärker erwärmen und nachts stärker abkühlen als die Luft darüber.
Denn der Boden bekommt gewisse Wellenlängen von der Luft nicht zurückgestrahlt, die er ebenfalls abstrahlt und die dershalb netto verlorengehen. Das macht bei einer Temperatur von 15 Grad und klarer Atmosphäre nachts etwa 70 Watt pro m2 Strahlungsverlust aus, wie vorgerechnet wird.
Am Tag ist der warme Boden unter der kühleren Luft, die sich durch Bodenkontakt erwärmt und dann aufsteigt, sich also mit der darüber liegenden Luft mischt. Das erfolgt durch den Dichteunterschied und geschieht spontan. Nachts befindet sich der kalte Boden unter der weniger kalten Luft. Diese kühlt sich zunterst durch Kontakt mit dem Boden ebenfalls ab. Diese Kaltluft bleibt aber unten liegen, weil sie schwerer ist als die darüberliegende weniger kalte. Ohne Wind wird sich also in Mulden ein Kaltluftsee bilden. Die Abkühlung geht solange weiter, bis die Energiebilanz durch Nachlieferung von Wärme aus dem Boden ausgeglichen ist.
Es wird im Folgenden anhand eines Grashalms in einer Bodenfrostnacht vorgerechnet, warum die Lufttemperatur zuerst rasch, dann kaum mehr sinkt. Ebenso wird daraus verständlich, warum es über Schnee so viel kälter wird als über nacktem Boden, und schliesslich, warum eine dünne Plane die Pflanzen darunter vor Strahlungsfrost schützen kann: weil sie eben ihrer eigenen Temperatur entsprechend in allen Wellenlängen zurückstrahlt, also auch in denen wo dies die freie Atmosphäre nicht tut, und auch, warum Pflanzen unter Dach und vor einer Mauer weniger unter Strahlungsfrost leiden: Der Bereich des offenen Himmels, der Netto-Strahlungsverlust in den Wellenlängen bewirkt, für die die Luft durchlässig ist, ist eingeschränkt.
Ich hab jetzt verstanden, warum es Frostlöcher gibt. Der Effekt ist gewaltig: im
Grünloch in Niderösterreich wurden in nicht mal 1300m Höhe -50 Grad gemessen.