Mittelalterliche Belagerungstechniken?

Was halt nirgendwo passt
Manfred

Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#1

Beitrag von Manfred » Mo 12. Jan 2015, 00:02

Evtl. kennt sich jemand von euch damit aus:

Ich habe vorhin den Film Ironclad gesehen.
Die Realitätsnähe sei mal dahingestellt. Aber eine Szene interessiert mich:
Da wurde die Mauer des Burgfrieds untergraben. Anschließend wurden einige fette Schweine in den Gang gestopft und angezündet.
Dies hat eine ganz furchterbare Hitze erzeugt, woraufhin an einer Ecke des Turms die Mauer von unten bis oben zusammenbrach.
Ich meine von dieser Technik schon öfter gelesen zu haben, also Untergraben + Feuer führt zu Einsturz der Mauer.

Jetzt frage ich mich: Gab es eine solche Methode und wenn ja, wie hat sie im Detail wirklich ausgesehen und wie hat sie gewirkt?
Dass man mit ein paar Schweinen so einen Turm hätte ausräuchern können, kann ich mir noch vorstellen. Aber selbst wenn man sehr viel Brennmaterial in so einen Gang packt und irgendwie genug Zug erzeugt, damit genug Sauerstoff dran kommt und ein kräftiges Feuer entsteht: Wieso sollte das zum Einstürzen einer Mauer führen?
Oder hing das von der Konstruktion der Mauer ab? Ich meine zu erinnern, dass viele Burgmauern nicht massiv sind, sondern nur an der Außen- und Innenseite gemauert sind und dazwischen mit Geröll etc. aufgefüllt?

:hmm:

Manfred

Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#2

Beitrag von Manfred » Mo 12. Jan 2015, 00:06

Nach etwas überlegen stelle ich mal selbst eine Theorie auf:
Die Mauer wurde in einem Umfang untergraben, der ausgereicht hätte, sie zum Einsturz zu bringen.
Natürlich wollten die Angreifer nicht unter der einstürzenden Mauer begraben werden und haben daher den Hohlraum mit Holz ausgebaut, um die Mauer zu stützen.
Anschließend wurde dieses Holz angezündet, damit der Hohlraum geöffnet, und die Mauer stürzte ein?

Manfred

Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#3

Beitrag von Manfred » Mo 12. Jan 2015, 00:09

OK. Hat sich erledigt. Habe eine Beschreibung gefunden, die diese Theorie stützt:

http://www.kleio.org/de/geschichte/allt ... III14.html
(ca. in der Mitte der Seite)

babayaga
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#4

Beitrag von babayaga » Mo 12. Jan 2015, 02:39

Auch wenns sich erledigt hat, hat es das?
In dem von Dir verlinkten Artikel sind einige umgangssprachlichen Dinge benannt ('in die Bresche springen' zB),
und ich finde das Thema durchaus interressant, wobei ich glaube wissenschaftlich nix dazu beitragen kann.

War 1990 mal in Petra, das wurde als eine Art 'Bank Arabiens' bezeichnet, bei der Führung durch diese Felsstadt wurde häufig von Belagerung/Aushungerungen gesprochen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Petra_%28Jordanien%29
das ging nur aufgrund der Tatsache, dass es da so wenig Ein-/Ausgänge gab und noch heute gibt.
Hat jetzt aber nicht unbedingt was mit dem Mittelalter zu tun ...

Zum Mittelalter - Frage: Hast du mal 'Die Säulen der Erde' gelesen? Ist zwar reine Belletristik aber ich fands enorm spannend, vielleicht weils in einem Roman verpackt ist und nicht in ein Sachbuch,
das macht das Ganze spannender lesbar, aber nur, wenns die richtige Mischung aus Romanze und Realität hat.
(Ähnlich gehts mir da mit 'Vom Winde verweht', das geht mMn weit über einen Roman hinaus, möglich aber, dass nicht alle das gleich empfinden, war aber jetzt reichlich OT)

Hoffe ich bin nicht zu neugierig, aber Manfred was bewegte dich zu der Fragestellung?

lg baba
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#5

Beitrag von citty » Mo 12. Jan 2015, 04:18

Manfred, willst Du eine Burgmauer zum Einsturz bringen? :hmm:

LG Citty
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#6

Beitrag von Rallymann » Mo 12. Jan 2015, 09:00

Stellt sich die Frage. wie pfiffig muss man sein, um sowas zu berechnen.
Die konnten ja nicht mal eben vorbei schauen und die Mauer vermessen/untersuchen.
Ich würde keine Mauer unterhölen und abstützen wollen, von der ich nicht weis wie schwer oder dick die ist.
Möchte nicht wissen wievielen die Mauer vorher auf den Kopf gefallen ist, bevor sie fertig waren.

Manfred

Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#7

Beitrag von Manfred » Mo 12. Jan 2015, 09:02

@baba und Citty: Wie oben geschrieben. Ich wollte mich über die historischen Hintergründe besagter Filmszene informieren.

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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#8

Beitrag von Dagmar » Mo 12. Jan 2015, 12:50

Hallo Manfred,

habe den Film ja nicht gesehen, aber warum man Schweine anzünden muss um da Feuer zu legen, das erschließt sich mir nicht, da habe ich meine Zweifel. Ich denke es ist einfacher die Abstützung von Hand anzuzünden. Bis die richtig brennt, bin ich ja durch den Gang schnell zurück bei meinen Truppen. Und da Fleisch in der damaligen Zeit auch seltener und teurer als heute war, wäre das ja auch eine unnötige Verschwendung gewesen.

Dieses Unterminieren wurde später dann durch richtige "Fachkräfte" besorgt, den Mineuren. Diese haben dann richtige Stollen gebaut und zwar so tief, daß man die von oben nicht sehen konnte. Auf der Belagertenseite (also innerhalb der Burg) wurde dann versucht durch Horchposten herauszufinden an welchen Stellen da versucht wurde die Mauer zu untergraben. Ich glaube bei der Belagerung von Wien haben da die Wiener auch mal rechtzeitig gehört, woher die Geräusche kamen, haben dann Ihrerseits angefangen zu buddeln und kamen wohl wenigstens in einem Fall auch noch rechtzeitig, bevor die Türken die Schwarzpulverfässer zünden konnten.

Na ja, waren ja teilweise harte Zeiten.


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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#9

Beitrag von Rati » Mo 12. Jan 2015, 15:41

Dagmar hat geschrieben:Hallo Manfred,

habe den Film ja nicht gesehen, aber warum man Schweine anzünden muss um da Feuer zu legen, das erschließt sich mir nicht, da habe ich meine Zweifel...
wenn Schweine, dann tote Schweine.
Wer schon mal lebende Schweine getrieben hat, weiß das das schon unter ruhigen Umständen schwierig sein kann. Unter Kampfbedingungen geht das schon mal gar nicht.
Brennende Tiere, wurden schon mal als Waffe einesetzt, da sie in ihrer Panik alles nierderennen.
Für das Feuer unter der Mauer ist ein Fettbrand schon nicht das schlechteste. der macht ordentlich Hitze und ist so leicht nicht zu löschen. fraglich wäre für mich die Sauerstoffzufuhr.
Möglicherweise sind da auch ein paar Mittelalterliche Praktiken in der üblichen Mythenbildung durcheinander geraten.

Grüße Rati
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#10

Beitrag von Dagmar » Mo 12. Jan 2015, 17:18

Hallo Rati,

Für das Feuer unter der Mauer ist ein Fettbrand schon nicht das schlechteste. der macht ordentlich Hitze und ist so leicht nicht zu löschen

Aber dann wäre es doch sinnvoller, das Schwein vorher zu schlachten, das Fett abzulösen und nur dieses zum Holz anzünden einzusetzen. Also besser 4 Schweine schlachten, Fett ablösen und den Rest dann den Soldaten / Söldnern / Leibeigenen, etc. etc. geben, als 2 Schweine komplett verbrennen. Ich habe zwar noch nie versucht Fleisch zu verbrennen, aber ich glaube nicht, daß das so gut brennt wie z.B. Holz. Und da es schon im Mittelalter (und auch schon vorher) Pech / Teer gab, hätte ich dieses Material genommen um ein schönes Feuer zu entfachen.


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