Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

Was halt nirgendwo passt
Benutzer 6456 gelöscht

Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#71

Beitrag von Benutzer 6456 gelöscht » Mo 22. Aug 2022, 17:38

Dyrsian hat geschrieben:
Mo 22. Aug 2022, 17:10
Naja die Frage war ja irgendwie, ob man noch zu Wohlstand kommen kann.
Nö! Die Frage steht ja oben und unterscheidet sich schon ziemlich von dem, was du als Frage verstanden hast.

Ansonsten stimme ich dir in allen Punkten zu, passt halt nur nicht zur Frage

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ohne_Furcht_und_Adel
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#72

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Mo 22. Aug 2022, 18:46

Ich wollte wissen, ob Ihr auch den Eindruck bekommen habt, dass die unbeschwerten Wohlstands- Zeiten bei uns unabwendbar vorbei sind. In erster Linie habe ich zwar auf den finanziellen Aspekt abgezielt, woran ja auch viel hängt wie z.B. der Erhalt der Infrastruktur und deren Modernisierung. Der Klimawandel steht natürlich auch die ganze Zeit wie ein Elefant im Raum, und dass wir mit Blick auf Dinge wie earth overshoot day schon zu lange auf grossem Fuss leben.

Wenn wir die Frage aber bejahen, stellen sich neue Fragen. Mir war es zu wenig, wenn hier Antworten kommen wie "Komm', wollen wir wirklich über solche unangenehmen Dinge sprechen? Außerdem bist Du doch Selbstversorger, das wird schon." Es geht wohl recht steil bergab für alle, die die 70 noch vor sich haben- aber wie hier schon bemerkt wurde, passiert erstaunlich wenig an echten Schritten in eine an den Abschwung angepasste Zukunft. Was man selber tun kann, um seine Existenz zu retten oder um Schäden im eigenen Umfeld gering zu halten, ist interessant. Aber vielleicht ist der Zug doch noch nicht ganz abgefahren, was gesamtgesellschaftliche Massnahmen betrifft?
Deutschland könnte einer der Vorreiter sein bei einer zivilisatorischen Umstellung. Weil hier für viele das gelobte Land ist, wenn hier was passiert wird es weltweit gemeldet. Und dann "wow, was ist denn jetzt? Die dicke Raupe frisst nicht mehr, sie verpuppt sich!" Stattdessen wird in unseren Medien nur noch gefragt, wo wir möglichst günstig möglichst viel Energie herbekommen. Diese Politik wird den endgültigen Crash nur etwas hinausschieben, bei Vermehrung der globalen Schäden und wachsenden Unsicherheiten im eigenen Land.

Ich weiß nicht, vielleicht kann ja noch zügig eine Mehrheit in der Bevölkerung gefunden werden, die ein bescheideneres Leben bejaht. Wenn ja, wie? Es wird ja ohnehin bald bescheidener zugehen, aber ohne Plan wird's bestimmt chaotisch. Und was sind alles geeignete, einfach umzusetzende Massnahmen alle fit zu machen für eine tragbarere Lebensweise?
Oder sind das einfach Illusionen?
Es fühlt sich nicht mehr gut an, einfach auf dem Land sein Ding zu machen und nicht ganz so sehr wie viele andere für die Schäden mitverantwortlich zu sein. Weil, da ist jetzt sozusagen ein Stauende in Sicht. Und alle reden von Spritpreis, Gas, warum zieht diese alte Karre nicht so wie sie sollte. Vollgas mit Warnblinkanlage.

Wo man am besten Karriere machen kann, ist mir nicht so wichtig. Mir muss mein Alltag ja auch gefallen, nicht nur der Blick auf mein Konto.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#73

Beitrag von Eule » Mo 22. Aug 2022, 18:51

ein Link für echte Optimisten:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/men ... 759aee88cf
Es gibt da offenbar den Einen oder Anderen, für den die Antwort auf die Titel-Frage nur ein NEIN sein darf :pfeif:

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ohne_Furcht_und_Adel
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#74

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Di 23. Aug 2022, 06:46

Die Kernaussage ist, eine sehr kleine Minderheit versucht mit Erfolg, alle anderen am Fortschritt zu hindern.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#75

Beitrag von Dyrsian » Di 23. Aug 2022, 11:34

Die Anreize sind einfach sehr groß. Praktisch der gesamte Wohlstand den wir erreicht haben, hängt allein an der billigen fossilen Energie. Auch die moderne Landwirtschaft funktioniert ausschließlich darüber. Das beginnt mit dem Diesel für die Traktoren (schaut euch mal die Energiedichte von Dieselkraftstoff an, es ist ein Wunder, echt unglaublich!) und endet mit der immensen Energie zur Fixierung von Luftstickstoff für die Düngerproduktion. Eine ökologische Zukunft ohne fossile Energie bei gleichem Wohlstand wird es nicht geben, das weiß eigentlich jeder.

Was die Player am Kapitalmarkt angeht: Wer einmal selbst erlebt hat, wie leicht man am Kapitalmarkt Geld verdienen kann, wie wenig das besteuert wird, der will nie mehr etwas anderes...

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#76

Beitrag von Rohana » Di 23. Aug 2022, 15:52

Dyrsian hat geschrieben:
Di 23. Aug 2022, 11:34
Die Anreize sind einfach sehr groß. Praktisch der gesamte Wohlstand den wir erreicht haben, hängt allein an der billigen fossilen Energie. Auch die moderne Landwirtschaft funktioniert ausschließlich darüber.
Du hast damit recht, dass es im Moment so gemacht wird, weil der Diesel eben da ist und es geht. Gott sei Dank! Denn was wäre die Alternative? Handarbeit? Oder solargetriebene, ohne Dieselverbrennung hergestellt Pflegeroboter? Pflügen geht damit wohl kaum. E-Trecker, ebenfalls irgendwie irgendwo ohne Diesel hergestellt.. weiss nicht. Die Alternative wäre VIEL Handarbeit von VIELEN Leuten (und vielleicht Pferden), die am Ende des Tages wüssten womit sie ihr Brot verdient haben... das wird nicht passieren, bevor nicht alle anderen Alternativen ausgeschöpft sind. Diesen Schritt zurück geht die Menschheit nicht freiwillig.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#77

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Di 23. Aug 2022, 17:52

Irgendwann wären wir mit Pferden dran, klar. Als erstes geht es vielleicht eher noch um Dinge wie Kompostwirtschaft statt Mineraldüngung, Anbau wenig schädlingsanfälliger Arten um den Pestizideinsatz weglassen zu können, Verringerung großer Monokulturen und Diversifizierung der Betriebe.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#78

Beitrag von Dyrsian » Di 23. Aug 2022, 18:18

ohne_Furcht_und_Adel hat geschrieben:
Di 23. Aug 2022, 17:52
Als erstes geht es vielleicht eher noch um Dinge wie Kompostwirtschaft statt Mineraldüngung, Anbau wenig schädlingsanfälliger Arten
Naja, Kompost ist halt im Wesentlichen ein Phosphatdünger, von den Segnungen des Humusgehaltes mal abgesehen. Stickstoff organisch in großen Mengen zu düngen geht praktisch ausschließlich über Exkremente von irgendwelchen Tieren. Und von denen hat man viel zu wenig. Früher haben sie die Rinder im Stall gelassen, um den wertvollen Mist nicht zu verlieren.

Gleiches mit den robusten Arten: Was viel Kalorien pro Fläche bringt sind die hochgezüchteten Kulturpflanzen.

Es gibt Berechnungen, nachdem wieder jeder 10te in der Landwirtschaft arbeiten müsste, um eine Welt ohne fossile Energien zu ernähren. Und selbst dann wird es mit Getreide tricky, denn das bringt die meisten Kalorien pro Fläche, ist aber ohne Maschinisierung und im kleinen Stil fast nicht abbaubar. Ich weiß es, denn ich habe es versucht.

Benutzer 8600 gelöscht

Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#79

Beitrag von Benutzer 8600 gelöscht » Di 23. Aug 2022, 18:54

ohne_Furcht_und_Adel hat geschrieben:
Mo 22. Aug 2022, 18:46
Ich wollte wissen, ob Ihr auch den Eindruck bekommen habt, dass die unbeschwerten Wohlstands- Zeiten bei uns unabwendbar vorbei sind. In erster Linie habe ich zwar auf den finanziellen Aspekt abgezielt, woran ja auch viel hängt wie z.B. der Erhalt der Infrastruktur und deren Modernisierung. Der Klimawandel steht natürlich auch die ganze Zeit wie ein Elefant im Raum, und dass wir mit Blick auf Dinge wie earth overshoot day schon zu lange auf grossem Fuss leben.

Wenn wir die Frage aber bejahen, stellen sich neue Fragen. Mir war es zu wenig, wenn hier Antworten kommen wie "Komm', wollen wir wirklich über solche unangenehmen Dinge sprechen? Außerdem bist Du doch Selbstversorger, das wird schon." Es geht wohl recht steil bergab für alle, die die 70 noch vor sich haben- aber wie hier schon bemerkt wurde, passiert erstaunlich wenig an echten Schritten in eine an den Abschwung angepasste Zukunft. Was man selber tun kann, um seine Existenz zu retten oder um Schäden im eigenen Umfeld gering zu halten, ist interessant. Aber vielleicht ist der Zug doch noch nicht ganz abgefahren, was gesamtgesellschaftliche Massnahmen betrifft?
Deutschland könnte einer der Vorreiter sein bei einer zivilisatorischen Umstellung. Weil hier für viele das gelobte Land ist, wenn hier was passiert wird es weltweit gemeldet. Und dann "wow, was ist denn jetzt? Die dicke Raupe frisst nicht mehr, sie verpuppt sich!" Stattdessen wird in unseren Medien nur noch gefragt, wo wir möglichst günstig möglichst viel Energie herbekommen. Diese Politik wird den endgültigen Crash nur etwas hinausschieben, bei Vermehrung der globalen Schäden und wachsenden Unsicherheiten im eigenen Land.

Ich weiß nicht, vielleicht kann ja noch zügig eine Mehrheit in der Bevölkerung gefunden werden, die ein bescheideneres Leben bejaht. Wenn ja, wie? Es wird ja ohnehin bald bescheidener zugehen, aber ohne Plan wird's bestimmt chaotisch. Und was sind alles geeignete, einfach umzusetzende Massnahmen alle fit zu machen für eine tragbarere Lebensweise?
Oder sind das einfach Illusionen?
Ganz viele Aspekte auf einmal… persönliche Meinung: Es ist Illusion, und ja, das Modell ist dabei an die Wand zu fahren, und ja, es wird chaotisch werden.
Verzichten möchten die wenigsten auf irgendetwas, deswegen laufen sie allen hinterher, die ein weiter so versprechen. Dass ein einfacheres Leben schöner sein kann, kommt den wenigsten plausibel vor.
Viele Dinge, die ich im näheren und weiteren Umfeld beobachten kann:
- es wird ganz schlimm, wenn wir nicht mehr alles kaufen können
- was interessieren mich Umweltfolgen von (einem ins irrsinnige pervertierten) Onlinehandel mit Paketdiensten
- Ich bestelle doch bio, da ist es mir egal woher das Zeug kommt und womit es gebracht wird (…hab aber ein reines Gewissen…)
- Ich fülle und heize meinen Pool trotz allem laufend (jeder zweite hier hat so ein Riesending im Garten stehen, und man denke an die brennende Ortschaft in Thüringen: die Wasserleitungen für die Feuerwehr waren leer, aber alle Pools gefüllt …)
- wozu Bäume? Wir haben genug im Harz
- kein Geld für vernünftige Lebensmittel, für das Haus oder für guten Brennstoff, aber das neue Auto steht auch hier vor fast jeder Tür, und der Urlaub muss auch sein
- es wird in alter Tradition alles verbrannt im Ofen oder auf der Wiese, was erst mal warm macht: Spanplatten, imprägniertes Abfallholz, Möbel, lackiertes, Holz in Teer und Altöl getränkt… (das haben wir schon immer so gemacht)
- wozu Krisenvorsorge, Hauptsache das Handy und das Internet gehen
-usw.
Und das sind beileibe keine Einzelfälle!

Insgesamt will das Volk in Ruhe gelassen werden. Wer die Regierung kritisiert, wird angegriffen. Wer demonstriert, wird zum rechten Außenseiter gemacht.

Wir hatten das schon öfter: Wenige Tage vor der Eroberung Hamburgs 1945 , als die eigenen Söhne wenige Kilometer entfernt verreckten, fand ein begeistertes HSV-Spiel statt.
Und alle haben mitgemacht in den „1000 Jahren“, jeder wusste was los war, woher all die guten Lebensmittel kamen, wo die Söhne geblieben sind… nichts störendes reinlassen ins gewohnte Leben… und am Tag X war man genauso Amerika-Fan wie man kurz zuvor noch den Braunen zugejubelt hatte.

Das Volk will nicht gestört werden im Gewohnten… die meisten werden erst merken dass etwas anders ist, wenn der Knall kommt. Und dann werden wiederum die meisten nicht zurechtkommen, weil sie nie gelernt haben, dass es nicht jeden Tag mehr und mehr gibt.

Wie gesagt, meine persönliche Meinung und Beobachtung.

Für mich heißt das aber auch, dass Tomaten zu pflanzen nicht das einzige ist, sondern dass ich mich auch anders auf das Chaos vorbereite. Medikamente, Heizmaterial, Szenarien durchspielen, Wege und stille Reserven erkunden - und eine Möglichkeit zu erlernen, meine Tomaten auch dann zu behalten, wenn andere sie mir wegnehmen wollen.

Solange ich noch auf den Beinen stehe, werden sie an meinem Haus ganz sicher vorbeigehen…

sybille
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#80

Beitrag von sybille » Di 23. Aug 2022, 19:06

Insgesamt will das Volk in Ruhe gelassen werden. Wer die Regierung kritisiert, wird angegriffen. Wer demonstriert, wird zum rechten Außenseiter gemacht.
Seit Corona sind alle die anders denken rechte Außenseiter und mMn ist das so gewollt.
Wir hatten das schon öfter: Wenige Tage vor der Eroberung Hamburgs 1945 , als die eigenen Söhne wenige Kilometer entfernt verreckten, fand ein begeistertes HSV-Spiel statt.
Und alle haben mitgemacht in den „1000 Jahren“, jeder wusste was los war, woher all die guten Lebensmittel kamen, wo die Söhne geblieben sind… nichts störendes reinlassen ins gewohnte Leben… und am Tag X war man genauso Amerika-Fan wie man kurz zuvor noch den Braunen zugejubelt hatte.
Die Amerikaner hatten Schokolade und Zigaretten mitgebracht. Mehr schreib ich nicht dazu.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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