ich bin sprachlos

Was halt nirgendwo passt
Picassa

Re: ich bin sprachlos

#51

Beitrag von Picassa » Mo 26. Nov 2012, 15:37

Eine Übersetzung ist IMMER eine Interpretation des Übersetzers.
Solange DAS übersetzt ("interpretiert") wird, was gesagt/geschrieben wurde, ist das auch nicht allzu schlimm. Aber wenn nur EIN Satz von z.B. dreien übersetzt wird, kann es den Sinn des Gesagten/Geschriebenen schon ziemlich verzerren bzw. den Blickwinkel des geneigten Hörers/Lesers auf die falsche Fährte locken.

Im Übrigen gilt das mit dem Interpretieren nicht nur für Übersetzungen. Man sieht ja an diesem Faden ganz deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen Forumsmitglieder den Ausgangstext von Sonnenblumeli verstehen.

Adjua
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Re: ich bin sprachlos

#52

Beitrag von Adjua » Mo 26. Nov 2012, 15:48

Picassa hat geschrieben:Tanja, die Forensitte steht und fällt mit den jeweiligen Mitgliedern. Ich persönlich finde es einfach nur höflich, mich der (Mutter-)Sprache des jeweiligen Forums anzupassen.
Es schreibt ja auch keiner Beiträge auf Englisch. Und selbst wenn: Ich habe lieber die Info als die Höflichkeit, wenn es nur eines von beiden gibt.

Sich zu bemühen, möglichst verständlich zu schreiben und Hinweise zu geben, was ein Link soll, den man hereinstellt, ist immer nett, aber ganz ehrlich, lieber ein interessanter Link ohne große Erklärung von mir aus zu einer russischen Seite, als gar kein Link und keine Info.

Benutzer 146 gelöscht

Re: ich bin sprachlos

#53

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mo 26. Nov 2012, 16:01

die Eingangsfrage dieses Fadens lautet sinngemäß: die Leute, die hier im Forum englische Texte schreiben oder verlinken, warum tun die das?
Die angesprochene Antwort-Möglichkeit "um Allen zu zeigen, wie gut sie Englisch können" betrachte ich jetzt mal als nicht ernst gemeint.
Nun ist in diesem Forum Jeder selbst für das verantwortlich, was er/sie wie schreibt, - und also auch dafür, ob und wie gut er/sie von wem verstanden wird.
Wenn also Jemand englisch schreibt oder verlinkt, nimmt er/sie bewusst oder unbewusst in Kauf, dass nicht Jede(r) ihn/sie versteht, was Manche übrigens auch tun, wenn sie deutsch schreiben... :pfeif:
Dabei glaube ich nicht, dass das Irgendjemand mit der Absicht tut, Jemanden vom Verständnis des Textes auszuschließen, - man nimmt es billigend in Kauf oder denkt einfach gar nicht darüber nach.
Da ich der absoluten Mehrheit hier unterstelle, dass sie schreibt um gelesen und verstanden zu werden, lautet die Antwort auf die Eingangsfrage also: weil die Meisten einfach davon ausgehen, dass die große Mehrheit Englisch einigermaßen versteht. Ich finde das an dieser Stelle ebensowenig diskriminierend wie z.B. die Erwartung, dass die Mehrheit einen Internetzugang hat, der schnell genug für youtube-Videos ist. Wenn das nicht der Fall ist - Pech gehabt. Da würde jetzt auch Niemand eine schriftliche Inhaltsangabe oder die Versendung von dem Video auf DVD an die low-speed-user erwarten. Dem Schreiber entgeht die Aufmerksamkeit eines Lesers, dem Leser entgeht das Anliegen eines Schreibers, na und? (musste mich gerade bremsen "so what?" zu schreiben :rot: )
Dass mal darauf aufmerksam gemacht wird, finde ich völlig in Ordnung, aber aus dieser Eingangsfrage auf eine Forderung nach Einsprachlichkeit zu schließen, halte ich für überinterpretiert.

Gruß

frodo

Manfred

Re: ich bin sprachlos

#54

Beitrag von Manfred » Mo 26. Nov 2012, 18:01

Die Idee, Sprache sei ein starre Formen zu pressen, ist relativ jung.
Wer mehrere Sprachen einer Region spricht, dem ist hinlänglich bekannt, wie rege der Austausch von Vokabeln und Grammatik über die gesamte Entstehungsgeschichte der Sprachen hinweg war. In den Dialekten lässt sich das noch viel besser verfolgen als in der Hochsprache. In den Dialekten sind manche Übergänge fast fließend.
Und das sich in einer Zeit viel einfacherer internationaler Kommunikation dieser Austausch beschleunigt, dürfte ebenso klar sein.

Wieso ich überhaupt etwas dazu schreibe:
Ich bin gerade über einen schönen Witz zum Thema gestolpert:


Erster Schultag in Berlin. Der Direktor ruft die Schüler auf:

Mustapha El Ekhzerzi?
Anwesend!
Mohamed Endahra?
Anwesend!
Mel Ani El Sner?
Keine Antwort

Der Lehrer fragt noch einmal: “Mel Ani El Sner?”

Jetzt meldet sich ein Mädchen:
Wahrscheinlich bin ich gemeint, ich heiße Melanie Elsner“

:mrgreen:

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Re: ich bin sprachlos

#55

Beitrag von Wayan » Mo 26. Nov 2012, 18:11

Adjua hat geschrieben:
Heiko hat geschrieben:
Englisch z.B. hat sehr viele differenzierte Unterbedeutungen
Das gilt für das Deutsche erst Recht, nur kann mann die letzten 2 Jahrzehnte wohl als den Untergang selbiger bezeichnen. Eine reine Funktionssprache für den Informationsaustausch von Maschinen.
Deutsch ist die weitaus genauere Sprache als Englisch - sie ist nicht umsonst die Sprache der Dichter und Philosophen. Auf Englisch ist es leichter, etwas einfach auszudrücken. Wer auf Deutsch einfach, schön und musikalisch sein will, muss die Sprache sehr gut können und sich sehr viel Mühe machen.
Ich wollte schon vom Glauben abfallen... :mrgreen:
Auch wenn die deutsche Sprache nicht sonderlich gepflegt wird, ist sie doch besonders reich an Nuancen. Nicht umsonst ist Deutsch so schwer zu erlernen.
Wer den Faust wiederholt liest wird feststellen, dass in diesem dünnen Büchlein unendlich viel auch zwischen den Zeilen steht. Den so zu übersetzen, dass die Schönheit der Sprache, der Inhalt und auch das zwischen den Zeilen rüber kommt, halte ich für mindestens so schwer, wie eine entsprechende Shakespeare-Übersetzung. Ich glaube gar, das ist unmöglich :aeh:
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: ich bin sprachlos

#56

Beitrag von Adjua » Mo 26. Nov 2012, 18:37

Ich hab zum Thema auch noch eine wahre Anektote beizusteuern:

Ein älterer Herr, aktiver und durchaus verdienter Brauchtumspfleger, unter anderem Sammler alter Mundartausdrücke, hält ein paar Leuten seinen Lieblingsvortrag über die Notwendigkeit, Fremdwörter aus der deutschen Sprache zu entfernen. Eine der Anwesenden, eine Sprachwissenschaflerin hört eine Weile, überlegt und meint ganz ernsthaft: "In welcher Zeit wollen Sie denn damit anfangen?" - abruptes Ende des Redeflusses ... Ich hab mich zerkugelt ...

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Re: ich bin sprachlos

#57

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 26. Nov 2012, 19:34

Picassa hat geschrieben:Ich persönlich finde es einfach nur höflich, mich der (Mutter-)Sprache des jeweiligen Forums anzupassen.
die muttersprache eines forums wäre immer englisch, das www war so weit ich weiss eine erfindung der englischsprachigen universitäten, die damit untereinander forschungsergebnisse ausgetauscht hatten und wurde dann zügig vom amerikanischen militär mitgenutzt. erst die öffnung der grundidee für die restlichen universitäten der welt und dann nach und nach für die öffentlichkeit hat uns das möglich gemacht was wir heute als selbstverständlichkeit betrachten, obwohls noch nicht mal wirklich lange her ist seit erfindung.

der eintritt in ein forum ist in der regel englisch, es startet mit www für world wide web und nem punkt, erst dann kommt die adresse. schon allein dadurch ist die schranke für meine sprache/deine sprache schon gefallen, man kommt um die nutzung von fremdsprachenanteilen nicht mehr herum.

@diskussion englisch/deutsch: mit tiefe meinte ich nicht dass deutsch keine ausdrucksstärke hätte, die hat deutsch ebenso wie alle anderen, ebenso wie es vielschichtige englische literatur gibt. es gibt aber sprachen mit ganz anderem aufbau und tiefen, wie zB die finno-ugrischen sprachen (zB ungarisch und finnisch) und die weltsprache arabisch.

die meisten literaturnobelpreise hat frankreich verliehen bekommen, bestimmt nicht ohne grund - und hat eine äusserst schöne sprache. so hat jede sprache ihre vorzüge.

ab und zu mal nachschlagen zu müssen kann statt einer mühsal auch eine schöne bereicherung sein :) das müssen auch etliche die eine oder mehrere fremdsprachen sprechen/verstehen machen - ich zB brauch öfter mal übersetzungshilfe, aller von der natur geschenkten sprachbegabung zum trotz. nichtmal österreichisch/deutsch geht immer ohne hilfe ;)
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Re: ich bin sprachlos

#58

Beitrag von Kerstines » Mo 26. Nov 2012, 20:08

Ich bin auch auf die deutsche Version angewiesen.
Englisch gabs bei uns (DDR) freiwillig ab der 7. Klasse. Ich habe es versucht, mich dieser Sprache zu nähern - hoffnungslos. Die Lehrerin war nicht sehr geschickt im Wissen vermitteln und dauern fiel Unterricht aus. Nach eineinhalb Schuljahr habe ich aufgegeben.
Russisch dagegen lag mir viel mehr (ganz augenscheinlich slawisches generell), gute Lehrerin, 6 Jahre Unterricht, bei den hier stationierten Russen konnten wir wenigstens "Bitte" und "Danke" auf russisch sagen, einige allgemeine Redewendungen hätte ich auch noch zusammengekriegt.

An Englisch komme ich bis heute nicht ran. Esperanto würde mich reizen, ich hätte aber keine Anwendungsmöglichkeiten.

Polnisch lerne ich seit einigen Jahren, die Grenze ist nah, polnische Freundschaften haben wir, bei regelmäßigen, beinahe familiären Kontakten kann ich meine Sprachkenntnisse auch verwenden.

Mein Mann dagegen hat sein Schulenglisch ein wenig aufgefrischt (nur ein wenig), findet aber keinen Zugang zu Polnisch.

Richtig multikulti ging es trotzdem mal zu, als 1 Pole und 1 Deutscher (mein Mann) beim Lagerfeuer in Polen (nach entsprechendem Alkoholgenuß) "Immer lebe die Sonne" auf russisch sangen.

Kerstines :lol:

Benutzer 72 gelöscht

Re: ich bin sprachlos

#59

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 26. Nov 2012, 20:28

hallo!

Manfred der Witz ist gut! :haha:

(ich hab beim Vorlesen aus "Berlin" den 15. wiener Gemeindebezirk gemacht, passt das?)

ich will nur kurz antworten, warum meine Signatur in Englisch (auf Englisch??) ist: weil man das auf Deutsch nicht so gut kurz und pregnant sagen kann. :im:
So und jetzt werd ich die Formel gleich wieder ausbessern, denn ich hatte eine Zeitlang noch eine andere (deutsche) kurze Signatur dabei und musste deshalb wegen der 100 Zeichen das "ly" weglöschen und schreiben "think global act local"....

- Deutsche Sätze brauchen mehr Zeichen als englische! :pft:

Ich denke auch, dass man eigentlich nicht übersetzen kann.

Für mich ist es ok (ist das noch Deutsch???), wenn jemand englischsprachige links, Gedichte oder Signaturen verwendet - wenn ich was spanisches verlinke, bemühe ich mich, eine Übersetzung dazuzuliefern.
Das ist aber bisher kaum vorgekommen, warum wohl?? :holy:
Etwas verstehen ist eine Sache, das dann zu übersetzen, eine andere.

Trotzdem finde ich es höflicher, wenn man auf jeden Fall den Text des linkes auch kurz in eigenen Worten umreisst - und eben eventuell übersetzt.
Wenns halt geht....
Bei Russisch würde herzlichst darum bitten! :aeh:

liebe Grüße! :flag:

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Re: ich bin sprachlos

#60

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 26. Nov 2012, 21:11

Ich bin nicht mal 10% perfekt in englisch, aber es hilft ganz gewaltig, viele englischsprachige Foren (Ravelry ist toll dazu :engel:) zu lesen und auch gnadenlos englisches TV zu gucken und englisches Radio zu hören. Mit der Zeit kriegt man ein Gefühl dafür, was sich richtig oder falsch anhört/liest, finde ich.
Ich hab vor einiger Zeit ein Interview mit einer Iranerin in den 40ern gesehen, die akzentfrei deutsch sprach. Auf die Frage des Reporters danach antwortete sie, daß sie keinen Kurs gemacht hatte, als sie vor einem Jahr in D ankam, sondern ausschließlich lokales TV und Radio gehört hätte, und als allererstes europäische Schrift aus Lehrbüchern gelernt hätte, und nach 9 Monaten war sie fit.
Und diese Frau war keine hochgebildete Wissenschaftlerin oder sowas, sondern wollte einfach nicht auffallen als Fremde, und gute Arbeit finden.....
Ich war schwerstens beeindruckt. :daumen:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

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