Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

Was halt nirgendwo passt
Wildmohn

Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#51

Beitrag von Wildmohn » Mi 16. Mär 2016, 11:22

Rohana hat geschrieben:
Wildmohn hat geschrieben: Klar, die wirtschaftlichen und bürokratischen Zwänge sind für die Tierhalter oft ein Laufrad, aus dem sie nicht wieder rauskommen.
Aber deshalb das System gutheißen?
Oder akzeptieren?
Oder hinnehmen?
Als viehhaltender Landwirt hast du das Problem dass egal was du machst und wie du es machst, irgendwer wird immer kommen und sagen "aber das ist nicht artgerecht". Bist du Konvi, kommt der Bio und sagt das muss aber besser, bist du Bio kommt der Veganer und sagt Tiere halten ist böse :roll:

Ich glaube nicht, dass die Politik die heils- und lösungsbringende Instanz für dieses grundsätzliche Problem ist. Von oben herab funktioniert das nicht.
Klar, unterschiedliche Interessen und Meinungen wird es immer, überall und zu jedem Thema geben. Bei der Massentierhaltung jedoch sollte es einen gesellschaftlichen Konsens geben, dass diese Art von Tierquälerei nicht mehr in unsere Zeit passt. Einige grundlegende Prinzipien bei der Tierhaltung müssten schon längst allgemeiner Standard sein. Gesamtgesellschaftlich scheint das Problem aber noch nicht wirklich angekommen zu sein. Dem einzelnen scheint das Hemd näher als die Hose zu sein.
Ich gebe Dir in dem Punkt Recht, dass die Vorstellung "nur von oben herab" eine Lösung gefunden werden kann nicht funktionieren kann und wird, da Politik nicht nach Ratio betrieben wird, sondern durch die vielfältigsten Interessenvertreter manipuliert wird.
Für eine grundlegende Änderung muss sich ein gesamtgesellschaftliches Bewußtsein hinsichtlich der Problematik entwickeln, dann könnte es was werden mit dem Ende der tierquälerischen Massentierhaltung.

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emil17
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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#52

Beitrag von emil17 » Mi 16. Mär 2016, 14:34

Die Politik muss Vorgaben machen, was geht und was nicht geht.
Dazu gehört die volle Kostenwahrheit, d.h. keine versteckten Subventionen und Steuererleichterungen insbesondere nicht für Grossbetriebe, und keine Umweltsauereien (deren Kosten dann die Gesellschaft und vor allem die direkt Betroffenen zu tragen hätten. Dazu gehören auch Emissionsabgabebefreiungen und so weiter)
Des weiteren wäre eine für Normalverbraucher verständliche Deklaration der Herkunft und der Haltungsweise.
Haarspaltereien wie "natürlich" und "naturidentisch" sind irreführend, Herkunftsbezeichnungen wie "Schwarzwaldschinken" darf nur stehen, wenn auch die Sau im Schwarzwald (und nicht mit Soja aus Argentinien!) aufgezogen worden ist, und so weiter.
Behörden und Beamte, die im Vollzug von landwirtschaftsrelevanten Massnahmen stehen, sollen in der Landwirtschaft arbeiten oder gearbeitet haben ...
Klein- und Nebenerwerbsbauern sollen bevorzugt unterstützt und von Administrativa entlastet werden, aus zwei Gründen:
- Sie leisten anteilmässig mehr für naturschonende Produktion und Erhalt der Biodiversität und der abwechslungsreichen Kulturlandschaft
- Wenn ein Grossbetrieb Subventionen benötigt, ist das betriebswirtschaftliche Konzept dahinter nicht tragfähig.
Transportwege sollen umweltgerecht kosten, jetzt werden sie künstlich verbilligt. Das würde Regionalprodukte preislich begünstigen.
Umweltabgaben, die aufgrund umweltschädigender Produktionsweise erhoben werden müssen (Gewässerbelastung usw.) müssen auch auf entsprechend produzierte Importwaren erhoben werden, damit umweltschonende Produktion nicht unfair konkurrenziert wird.

Die langfristig beste Methode, Leuten wie militanten Tierschützern oder Veganern den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist eine Tierhaltung, die für die überwiegende Mehrheit der interessierten Bevölkerung akzeptabel ist.
Was "das System" anbetrifft: Misstände nennen - und es selber besser machen.
Das ist übrigens ein endloses Kapitel: Hier gibts Hobby-Pferdehalter, die ihre Viecher den ganzen Winter über auf der selben 500m2 Koppel lassen, weil sie kein anderes Land haben. Bis der Matsch knietief liegt und kein einziger Grashalm mehr zu sehen ist. Sag denen mal, sie könnten mit der artgerechten Haltung vielleicht noch ein wenig nachbessern ...

Mit dem Elefanten meinte ich übrigens den Hauruck-Diskussionsstil mancher Foris hier, aber so kann man es natürlich auch verstehen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#53

Beitrag von Rohana » Mi 16. Mär 2016, 17:52

Emil, im Grunde stimme ich dir weitestgehend zu. Ich habe nur meine Zweifel dass sich das ganze überhaupt so entwickeln lässt, wie du es beschreibst, und wenn doch, dann nur langsam - anders kann es auch nicht gehen. Allerdings, wenn es so weitergeht wie im Moment, zweifel ich daran dass in 10 oder 20 Jahren noch kleinere bzw. fremdarbeitskraftunabhängige Familien-Landwirtschaftsbetriebe da sind, die dann noch davon profitieren könnten.
Klein- und Nebenerwerbsbauern [...] leisten anteilmässig mehr für naturschonende Produktion und Erhalt der Biodiversität und der abwechslungsreichen Kulturlandschaft
Was genau hat das mit der Grösse zu tun - warum muss klein zwingend positiv sein? Imo wird damit das Klischee mit der Bauernhofidylle von anno dazumal bedient, was in der Realität so nicht mehr existiert. Klein heisst auch Anbindehaltung, alte Trecker, weniger moderne, effiziente Geräte und Verfahren. Umgekehrt kann der Grossbetrieb eine Menge für Umwelt- und Tierwohl tun, alleine schon durch die technischen Möglichkeiten, die ein kleiner(er) Betrieb nicht hat weil es sich für die Grösse nicht lohnt. Stichwort Precision Farming und Melkroboter, um nur zwei zu nennen.

Dessen ungeachtet wäre ich sehr froh, wenn kleine Betriebe weiterhin eine Existenzchance hätten. Einfach weil es dort so viele Menschen gibt, die ihren Beruf mit Herzblut ausüben und die alles tun, um zwischen Ansprüchen und Möglichkeiten den besten Weg zu finden. Nur, Anforderungen wie neue Ställe/Haltungssysteme mit viel Tierwohl bei gleichzeitiger Vermeidung von "Massen"tierhaltung sind recht paradox.
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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#54

Beitrag von strega » Mi 16. Mär 2016, 19:19

Es geht. Es geht auch ganz anders als die Masse es macht:

http://www.swr.de/buffet/weideschlachtu ... 6/1nkjwhn/

Das ist hier bewusst ein Link zu einer Firma, die ganz bewusst sehr mutig einen radikal anderen Weg geht als den "normalen". Aber ich bin überzeugt, dass es Kunden dafür gibt, reichlich und überreichlich Kunden, die genau so ein Fleisch essen wollen und bewusst dafür auch einen angemessenen Preis bezahlen.
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Wildmohn

Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#55

Beitrag von Wildmohn » Mi 16. Mär 2016, 20:11

@emil17
Was sind "militante Tierschützer oder Veganer" in Deinen Augen. Ich hätte da mal ganz gerne eine Erklärung von Dir...
Und: Wie sieht "eine Tierhaltung , die für die überwiegende Mehrheit der interessierten Bevölkerung akzeptabel ist" aus?

@strega:
Kenne diesen Beitrag. Das ist in meinen Augen eine akzeptable Lösung in der tiergerechten Tierhaltung.

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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#56

Beitrag von Rohana » Mi 16. Mär 2016, 20:37

Schönes Projekt. Wer hat allerdings schon Weide genug für 300 Rinder? Und ist 300 noch nicht böse Massentierhaltung, oder ist böse Massentierhaltung auf der Weide was anderes? :pfeif:
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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#57

Beitrag von Wildmohn » Mi 16. Mär 2016, 20:46

Rohana hat geschrieben:Schönes Projekt. Wer hat allerdings schon Weide genug für 300 Rinder? Und ist 300 noch nicht böse Massentierhaltung, oder ist böse Massentierhaltung auf der Weide was anderes? :pfeif:
Rohana, was Du gerade von Dir gegeben hast ist substanzloses Geplappere. Wie man weiß, ist das Rindvieh ein Herdentier. Wenn es in der Herde auf einer ausreichend großen Fläche steht und eventuell zugefüttert wird, gibt es keinen Grund zu behaupten das dies eine Massentierhaltung auf der Weide sei. In einem lichtlosen Massentierstall sähe die Sache schon wieder ganz anders aus...

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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#58

Beitrag von strega » Mi 16. Mär 2016, 20:47

es geht nicht um die Masse, es geht um die Art der Haltung. Und der Link war gedacht zum Inspirieren, nicht zum Tottreten. Ich bin absolut überzeugt, dass es gerade für die Kleinbetriebe erfolgreiche andere Wege gibt als die gemeinhin von Grossbetrieben praktizierte Massenhaltung.
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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#59

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 16. Mär 2016, 20:49

Wildmohn, kann es sein das du deine Massentierhaltung mit der Stallhaltung von Nutztieren gleichsetzt?

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Re: Der Bürger erlebt das Tier als Kuschelobjekt ...

#60

Beitrag von Reisende » Mi 16. Mär 2016, 20:57

ich finde einen düsteren stall mit 30 milchkühen auf spaltenboden definitiv schlimmer, als einen hellen luftigen offenstall mit tiefstreu und 250 rindern. :aeh:
trotzdem bin ich auch davon überzeugt, dass wiederkäuer auf die weide gehören (wenigstens für den großteil des jahres) und es widersinnig ist, grünfutter mit maschinen zu ernten und im stall vorzulegen...
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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