Anderes Selbstverständnis?

Was halt nirgendwo passt
Benutzeravatar
Angie
Beiträge: 185
Registriert: Di 28. Okt 2014, 15:14
Familienstand: glücklich verheiratet

Re: Anderes Selbstverständnis?

#41

Beitrag von Angie » Sa 1. Nov 2014, 08:08

Lysistrata hat geschrieben:Ich hab auch keinen Fernseher mehr, aber den Kids da ganz den Stecker zu ziehen - find ich auch nicht prickelnd.

Freunde haben mal ihre drei Kinder bei uns gelassen, bei denen gabs nie Fernseher, junkfood schon gar nicht, sehr sorgfältig erzogen alle drei, und was war. "Dürfen wir hier Fernsehen gucken?" - Aber klar. - Paar Kekse? - "Ja, bitte."
--- Aaaaber, das sind ja gekaufte? - Ja, und? - Dürfen wir nicht. - Heute schon.

Haben alles aufgefressen, was da war, und sind fast in den Fernseher reingekrochen. Ich mein, man muss nichts übertreiben.
Alle drei sind inzwischen erwachsen, einer will - sehr zum Entsetzen seiner Eltern - Schamane werden, und seine supertolle Ausbildung in den Wind schreiben. Ich muss bei alldem sehr grinsen, man wollte den Kindern selber denken und entscheiden beibringen, und wenn sies dann tun, passts auch wieder nicht.
:haha: ganz genauso stell ich mir meine vor wenn sie woanders sind! Dem ist aber nicht so komischerweise. Irgendwas läuft richtig :lol: Meiner hat sich schon beschwert das die Kekse von anderen nicht mehr schmecken.

Youtube und co. bekommen sie auch. Entweder ein Märchen oder eine Serie die ich kenne. Wie Richard meinte, unkontrollierter Medienkonsum, das gibts bei uns nicht.
ina maka hat geschrieben:
Lysistrata hat geschrieben:Ist halt die Frage, findet das Hirn den Schalter nicht, oder findet der Schalter das Hirn nicht...
oder haben wir den Schalter eigentlich schon gefunden, traun uns aber nicht, ihn umzuschalten???
Davon gehe ich jedesmal aus. Den gesunden Menschenverstand einschalten. Aber bislang werde ich immer wieder enttäuscht :bang:

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Anderes Selbstverständnis?

#42

Beitrag von kraut_ruebe » So 2. Nov 2014, 12:18

Mika hat geschrieben:
ina maka hat geschrieben:
Glorifizierung?
hm....
kann es sein, dass wir heute das "Arbeitsplatz-haben-wollen" glorifizieren? :aeh:
ah o.k. ich erzähle mal meinem Vermieter, daß er ab jetzt kein Geld mehr von mir bekommt, weil ich keine Arbeit mehr habe....

Arbeitsplatz=Einkommen=Wohnung=Essen=Heizung
ich hab ein paar tage gewartet ob ich mich abrege, aber: nein, es passiert eher das gegenteil.

ina maka, dadurch dass wir einander persönlich kennen weiss ich dass du ein sehr sympathischer mensch bist, sowohl von der äusseren erscheinung als auch von deiner art her. ich bin grundsätzlich bemüht mir auch anzugewöhnen manches als tritt ins fettnäpfchen abzutun und ab und zu auch mal bewusst meinen mund zu halten, insbesondere bei einer thematik die nun schon mehrfach in verschiedenen threads die unterhaltung verwässert. aber bei dem thema halte ich es mit küberl und bin mir sicher dass es nicht sein darf dass der rest der österreicher betreten schweigt oder gar ignoriert was sache ist.

über 1,2 mio menschen in Ö sind armutsgefährdet. DAS SIND 14,4 !!!! PROZENT. rund 5% der österreicher gelten als manifest arm, das sind diejenigen die sich entscheiden müssen ob sie mit den vorhandenen mitteln die miete ODER die heizung ODER das essen bezahlen. 100.000 kinder sind von der arbeitslosigkeit ihrer eltern betroffen, was deren bildungschancen schmälert - armut wird oft vererbt, nicht durch fleisch und blut, sondern durch mangel an chancen.

eine zentrale schuld an dem dilemma trägt die arbeits- bzw. beschäftigungslosigkeit. da zu sagen man würde den wunsch einen arbeitsplatz haben zu wollen glorifizeren ist ein direkter tritt in die weichteile von sehr vielen menschen.

himmel, ina, wir paar selbstversorger hier auf der butterseite des lebens die sich selber zumindest teilweise besseres und gesünderes herstellen können sind doch nicht die gesellschaft! wir sind ne so winzige randgruppe dass sie größtenteils nicht mal wahrgenommen wird. die reale welt rund um uns hat verdammt viele probleme. wir sollten helfen wo wir können, alles andere ist als mitmensch inakzeptabel.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Anderes Selbstverständnis?

#43

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 2. Nov 2014, 13:16

kraut_ruebe hat geschrieben:über 1,2 mio menschen in Ö sind armutsgefährdet. DAS SIND 14,4 !!!! PROZENT.
kraut_ruebe hat geschrieben:eine zentrale schuld an dem dilemma trägt die arbeits- bzw. beschäftigungslosigkeit.
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... -laendern/

Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU, und da stellt sich doch die Frage, warum es trotzdem so viele Arme gibt. Zuviele McJobs? Ganz vorn mit dabei sind Alleinerziehende und Pensionistinnen, die zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig haben.
Da müsste auch mal was getan werden.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Anderes Selbstverständnis?

#44

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 2. Nov 2014, 13:19

@kraut_ruebe: danke für dein posting! :daumen: :daumen:
nicht wegen der Blumen, obwohl - auch dafür... :rot:
kraut_ruebe hat geschrieben:über 1,2 mio menschen in Ö sind armutsgefährdet.
weißt du, was bei uns zu Hause momentan abläuft?? :waeh:
Alles, was ich verhindern will, ist das wir unsere Grundstück verlieren. Nur deshalb beziehen wir kein Harz IV ....
Zucker in Kaffee gibt es keinen mehr - na ja, ist vielleicht besser für meine Gesundheit, das ;)
kraut_ruebe hat geschrieben:eine zentrale schuld an dem dilemma trägt die arbeits- bzw. beschäftigungslosigkeit.
nein, das seh ich eben nicht so.

schau mal, ich hab drei Kinder, versorge die zugelaufenen Katzen und den Garten in Wien, backe Brot, flicke Wäsche und lauter solche Kleinigkeiten. Ich denke, ich "arbeite" :kaffee:

Geld kriegen wir keines dafür (Kinderbeihilfe ist - hmm... ein Witz, wenn man bedenkt, was Kinder kosten). ist ja auch ok so, hab mich damit arrangiert - was bleibt mir anderes übrig??
Aber weil der Gehalt meines Mannes echt nicht mehr zum Überleben reicht (meine Mutter kann uns auch nicht ewig Sachen kaufen), hab ich mich jetzt auf Arbeitssuche begeben.
:haha: Arbeitslosengeld krieg ich keines - ja. ok - aber damit untrennbar verbunden ist, dass mir auch keine Ausbildung finanziert wird. (keine Sorge, irgendwie werd ich schon einen Pflegehelferkurs organisieren, damit ich arbeiten, oh: perdón: "Geld verdienen" darf)
RichardBurgenlandler hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass es sich um eine Glorifizierung handelt, vielmehr sind wir durch unsere Sozialisation in einer tötlichen Spirale gefangen.
Ich meinte das eigentlich so, wie es dein Landsmann ausgebessert hat.
Wie soll ich sagen?
Die Menschen, die "dabei" sein wollen (also auch einen bezahlten Arbeitsplatz haben, Eintrittsgeld in die Gesellschaft verdienen wollen), die trifft weniger die Schuld, als die, die es zur Bedingung stellen, dass man einen bezahlten Arbeitsplatz haben muss, um dazuzugehören.

Das ist die falsche Glorifizierung, die ich gemeint habe.
damit man zur Gesellschaft dazugehört und seine Existenzberechtigung hat, braucht man keinen bezahlten Arbeitsplatz finden oder "schaffen".
Denn genügend (bezahlte) Arbeitsplätze gibt es eben nicht mehr für jeden, der dazugehören will.
Und die paar, die anders leben wollen (also nicht arbeiten, Künstlernaturen oder so), die könnte unsere Gesellschaft locker mittragen.

weil ich aus Erfahrung weiß, dass es viele Menschen gibt, die gerne arbeiten - in unserer Familie eigentlich alle. :im:

Geld haben wir trotzdem kaum.
Und das nicht, weil wir "blöd" sind - obwohl ich meine, auch dumme (wenig intelligente) Menschen haben ihren WERT.
einen Wert, den man mit Geld nicht messen kann......

Das ist absurd.
kraut_ruebe hat geschrieben:wir sollten helfen wo wir können, alles andere ist als mitmensch inakzeptabel.
JA!!! :michel: :michel:

(auch ohne dafür Geld zu bekommen und auch ohne dafür Geld zu brauchen......)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Anderes Selbstverständnis?

#45

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 2. Nov 2014, 14:28

oh, ich seh grad ich kann nicht mehr editieren....
Aber weil der Gehalt meines Mannes echt nicht mehr zum Überleben reicht
mir ist aber eingefallen, dass dieser Satz eventuell auch wie eine Ohrfeige klingt für die, die wissen, dass auf unsrer schönen Erde noch immer Menschen verhungern - wollt das rausnehmen :rot:
Also: ich meinte nicht, dass es nicht zum Überleben reichen tät - ich meinte es wäre zuwenig zum "gut leben".
Denn das ist, wenn wir ehrlich sind, eigentlich die ganze "Armut" in Mitteleuropa.

Wobei es mich immer wieder wundert, wieso man im Sozialmarkt Coca Cola kaufen kann - ?????

Benutzeravatar
Angie
Beiträge: 185
Registriert: Di 28. Okt 2014, 15:14
Familienstand: glücklich verheiratet

Re: Anderes Selbstverständnis?

#46

Beitrag von Angie » So 2. Nov 2014, 15:13

Coca-Cola ist billiger als ein gescheiter Fruchtsaft. Und so darf sich die Coca-Cola Company auf die Fahnen schreiben das sie Bedürftigen hilft. :pfeif:

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Anderes Selbstverständnis?

#47

Beitrag von kraut_ruebe » So 2. Nov 2014, 16:27

ina, ich weiss das schon dass du das nicht unbedingt so meinst wie es sich liest. das hilft aber nur dir und mir, für den rest der welt stehts so da wies dasteht.

als 'armut' wird bei uns - neben offiziellen zahlengrenzen - definiert, dass man dann nicht mehr am gesellschaftlichen leben teilnehmen kann. ich sitze übrigens öfter mit familien zusammen, wo die summe von miete, auto, essen, strom und heizung höher ist als das familieneinkommen. find ich jedesmal unfassbar schlimm.

das mindestsicherungsgesetz https://www.wien.gv.at/recht/landesrech ... 400000.htm verstehe ich so, dass laut §12 (3) punkt 6 und §13, dir vater staat ein halbes jahr aushilft um dir zeit zu geben deine situation zu bessern. erst danach verlangt er die verwertung von dingen die über die freibetragsgrenze hinaus gehen. frag mal auf deinem zuständigen magistrat an wie sie deine situation sehen. fast immer sind die mitarbeiter da viel netter als man im vorfeld glauben mag.

und ja, zucker im kaffee ist nicht unbedingt gesund. man sollte allerdings trotzem nur dann darauf verzichten wenn man möchte und nicht weil man muss.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10832
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Anderes Selbstverständnis?

#48

Beitrag von kraut_ruebe » So 2. Nov 2014, 17:01

Lysistrata hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:über 1,2 mio menschen in Ö sind armutsgefährdet. DAS SIND 14,4 !!!! PROZENT.
kraut_ruebe hat geschrieben:eine zentrale schuld an dem dilemma trägt die arbeits- bzw. beschäftigungslosigkeit.
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... -laendern/

Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU, und da stellt sich doch die Frage, warum es trotzdem so viele Arme gibt. Zuviele McJobs? Ganz vorn mit dabei sind Alleinerziehende und Pensionistinnen, die zum Sterben zuviel und zum Leben zuwenig haben.
Da müsste auch mal was getan werden.
klar, es muss an mehreren ecken was getan werden. die arbeitslosigkeit ist nur ein zentrales problem, es gibt schon mehr als das. allerdings würde eine verbesserung in diesem bereich durch den dann vermehrten steuerrückfluss an den staat auch die anderen bereiche mitunterstützen, weswegen dem eine besondere bedeutung zukommt.

dass es andernorts in der EU bzw. welt noch schlechter geht ist tatsache. zeigt uns dass wir dringenst die notbremse ziehen müssen sonst gehts uns bald genauso.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Anderes Selbstverständnis?

#49

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 2. Nov 2014, 17:44

kann es sein, dass wir nicht einfach mehr Arbeitsplätze brauchen, sondern eine gerechtere Aufteilung der verhandenen auf alle?

eine gerechtere Aufteilung von Reichtum und Arbeit??
(Arbeit!! nicht "Arbeitsplatz")

Benutzeravatar
Mika
Beiträge: 1097
Registriert: Fr 11. Jul 2014, 16:28

Re: Anderes Selbstverständnis?

#50

Beitrag von Mika » So 2. Nov 2014, 20:07

@kraut_ruebe: Tja Mindestsicherung, aus eigener leidvoller Erfahrung.... also wenn Dein Partner, Lebensgefährte whatsoever mehr als 1200.- Euro Einkommen hat, bekommst Du nix. Gar nix, weil das ist Reichtum (in Österreich). Da kannst Dir das Maul am Tischeck anhauen, des is denen wurscht. Und wenn Du Dir keine Krankenversicherung leisten kannst, dann halt nicht. Interessiert niemanden. Das AKH verlangt für eine Behandlung im voraus 150.- Euro bar auf die Kralle und jenachdem noch eine Nachzahlung.

Antworten

Zurück zu „Sonstiges“