Das Maß aller Dinge ist die Gier

Was halt nirgendwo passt
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si001
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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#21

Beitrag von si001 » Di 31. Jul 2012, 06:45

Frau Hollerbusch hat geschrieben: Vielleicht ist es doch 'ne Frage der Persönlichkeiten...? Logisch wäre, daß jemand, der nix oder wenig hatte, sich mit wenig zufrieden gibt. Nicht weniger logisch erscheint es mir aber auch, daß jemand, der nix oder wenig hatte, sich nicht mit wenig zufrieden geben will sondern erst recht viel möchte?!
Ja, ich denke auch, dass das eine Sache der Persönlichkeit ist. Und mann muss gar nicht so weit bis zu Krieg und Wirtschaftskise zurückgehen. Wenn ich von mal die Zeit betrachte, die ich real erlebt habe: Ich habe diese unumstritten schlimmen Zeiten nicht mitgemacht und will das auch überhaupt nicht (!) mit meinem Leben vergleichen, aber es gab ja für uns ehemalige DDR-Bevökerung einen gewaltigen Umbruch. Vor 1998 hatten wir genug zu Essen - nicht immer dass, was wir uns so gewünscht hätten, aber gehungert hat niemand. Wer mehr wollte, hatte einen Garten. Maschinen, Kleidung und sonstigen Dinge hielten eine Ewigkeit und wenn nicht, wurde es repariert. Weggeworfen wurde sehr wenig. Dann kam die "Wende" und die Bevölkerung teilte sich in mehr oder weniger 2 Lager. Die einen machten Shopping zum Hobby. Selber machen, reparieren und so weiter hatte die nun nicht mehr "in"! Die anderen sahen dieses Überangebot an allem eher als Unvernunft und Verschwendung an und haushalteten weiter ähnlich, wie vor der Wende. Eine Maschine kann man auch noch reparieren und ein Loch im Bettlaken kann man flicken...
Sabi(e)ne hat geschrieben:Als sie kochen lernte, war grad der 1. WW zu Ende und dann kam die Weltwirtschaftskrise, dann Adolf, und dann wieder Krieg - muß ein Sch****Leben gewesen sein.....entsprechend kriegsgeschädigt kochte sie auch - Butter war für sie das beste Fett überhaupt, direkt neben Speck, und LUXUS - GUTE Butter.....
Eine "luftige Lätta" hätte sie mir um die Ohren gehauen... :lol:
Ja das kenne ich. Meine Oma - auch Kriegswitwe Bj 1919, hatte nie viel Geld, aber gute Butter und echter Bohnenkaffe - das war der Luxus, den sie sich gönnte.
Liebe Grüße, si001!
-----------------------
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Melusine

Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#22

Beitrag von Melusine » Di 31. Jul 2012, 08:17

Das hast Du (si001)gut formuliert!
Es ist und bleibt eine Sache der Persönlichkeit.
LG,Melusine

Olaf
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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#23

Beitrag von Olaf » Di 31. Jul 2012, 10:09

Dann kam die "Wende" und die Bevölkerung teilte sich in mehr oder weniger 2 Lager.
So einfach hab ich das noch nicht gesehen, aber eigentlich ist es so. Und schlagartig sehe ich, das diese Teilung quer durch meine 1. Ehe ging. Unsere Habseligkeiten, kurz vor der Wende, als wir hier einzogen waren mit 2 Trabi-Touren mit Anhänger transportiert und wir waren glücklich und zufrieden. Später musste ich mir "brechreizereegende Bescheidenheit " vorwerfen lassen. Da war ich etwas verblüfft, weil ich immer dachte, Bescheidenheit sei was gutes.... Tatsächlich, die Menschen sind mit diesem "Konsumglück" unterschiedlich umgegangen, es hat sie verändert. Ursache und Wirkung sind da schwer auseinander zu halten.
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

aron
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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#24

Beitrag von aron » Di 31. Jul 2012, 15:39

Ich seh die Sache ein bisschen anders:
Wenn man, wie auch ich , zu der Generation over50 gehoert, hat man natuerlich die besten Jahre schon hinter sich, in denen noch alles neu war und man noch Elan hatte und dachte, man koenne was Grosses schaffen. Es ist einfach nur ein Wechsel der Perspektive, der mit den Jahren kommt,keineswegs aber so, dass heute alles schlechter geworden ist als frueher. Die Klagen kennt man auch von frueheren Generationen!

Olaf
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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#25

Beitrag von Olaf » Di 31. Jul 2012, 15:56

"Zu meiner Zeit hätts das nicht gegeben!" :opa:
Da hast Du wohl auch recht, wie der Mensch grundsätzlich zum glorifizieren der Vergangenheit neigt.
Zu dem was ich da oben schrieb, wer weiss ob wir wirklich glücklich und zufrieden waren, in meiner Erinnerung ist es so, aber die kann falsch, verformt sein....
Oder wir hatten mit kleinen Kindern und altem Haus so viel um die Ohren, dass wir darüber nicht nachdenken konnten.
Olaf
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Picassa

Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#26

Beitrag von Picassa » Di 31. Jul 2012, 18:03

Man hat früher aus Wenig Viel gemacht.
Diese Kunst ist heutzutage leider fast verloren gegangen.
Welche Kinder können sich denn heutzutage noch stundenlang mit Bauklötzen beschäftigen? Oder Sandkuchen (im Sandkasten) backen? Oder mit einem Holzreifen spielen?

Wer weiß noch etwas mit sich anzufangen ohne TV, ohne Party hier, Festival da?
Man bekommt ja auch ständig eingeredet, dass man etwas verpasst wenn man Dieses oder Jenes nicht hat / nicht mitmacht. Und damit meine ich noch nicht mal die Medien, sondern die direkte Umgebung.

Wie Frau Hollerbusch (sie war´s doch?) weiter oben schon geschrieben hat: wenn man etwas nicht besitzt, was andere meinen dass man es haben muss, dann bekommt man es bei nächstbester Gelegenheit geschenkt. Ob man will oder nicht.

Meine Eltern, bei denen ich gestern zum Essen eingeladen war, haben neue Salatschälchen. Nicht, weil sie keine hätten. Im Gegenteil, sie haben mindestens 30 Stück. Aber zufällig gab´s mal ein Essen, in dem offenbar alles nur in so kleinen Schälchen serviert werden "sollte", also mussten noch ein paar her. Was ein Unsinn! (Ich kenne meine Eltern eigentlich auch eher als sparsam und besonnen, darum doppeltes Entsetzen)

Woodstock

Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#27

Beitrag von Woodstock » Di 31. Jul 2012, 19:18

Hallo,ich melde mich nun auch zu Wort.Ohne hier eine Diskussion lostreten zu wollen muss ich gestehen dass ich eine Veganerin bin.Ich erwähne es deswegen weil es meinen Blickwinkel für all diese Konsum-Dinge verändert hat.Ich glaube nicht dass dies auf alle zutrifft aber bei mir hat es einiges verändert.
Auch glaube ich dass wir uns in einer Überflussgesellschaft befinden die diese Einstellung möglich macht.

Ich verzichte bewusst weil ich nicht an einem Unrecht beteiligt sein will.Dieses Unrecht passiert weil wir eben in einem kosumorientiertem System leben.Das ist meine Meinung keine Mission!

Diese Einstellung hilft mir mich aufs Wesentliche zu konzentrieren.Der Konsumwahn der Ausenwelt schreckt mich ab.Ich lerne nun mit der Natur und somit mit mir besser klar zu kommen.Ich bestätige mir mit dieser Lebensweise dass das beste im Leben nicht mit Geld oder ähnlichem zu bezahlen ist!

liebe Grüsse
Woodstock

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Little Joe
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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#28

Beitrag von Little Joe » Di 31. Jul 2012, 20:20

Woodstock hat geschrieben:muss ich gestehen dass ich eine Veganerin bin.Ich erwähne es deswegen weil es meinen Blickwinkel für all diese Konsum-Dinge verändert hat.Ich glaube nicht dass dies auf alle zutrifft aber bei mir hat es einiges verändert.
... auch wenn ich kein Veganer bin kann ich deine Aussage Recht gut nachvollziehen. Mir geht es ähnlich, seit ich selber Hühner halte. das klingt für einige jetzt bestimmt total verkitscht, aber seit mir klar ist dass jedes Huhn eine eigene Persönlichkeit ist hab ich Probleme damit Hühnerfleisch zu essen. Als Beispiel fallen mir da diese Hühnergrillkarussells ein, die immer vor den Supermärkten stehen. Während ich früher immer dachte "Boa das riecht ja mal total lecker" seh ich jetzt mehr Hühner auf einer Grillstange wie ich jemals besessen habe. Selbst die mitgerechnet, die der Fuchs geholt hat. Ich kann das Gefühl, dass ich es irgendwie nicht richtig finde nicht wegschieben.

Vielleicht ist uns irgendwann das Bewusstsein abhanden gekommen, das dies Lebewesen sind die wir da verspeisen. Ich finde die Ehrfurcht vor dem Leben gebietet es unsere Mitwesen so zu behnadeln, wie es ihrer Art entspricht, auch wennwir sie irgendwann mal aufessen. Wobei ich nicht glaube, dass es der Daseinssinn von Schweinen ist, als Schnitzel auf dem Teller zu landen aber ich finde, wenn es bis zu seinem Schlachttag zufrieden gelebt hat ist das durchaus in Ordnung. Wobei Fleisch auf dem Teller immer was besonderes sein sollte, so wie früher der Sonntagsbraten, jeden Tag Fleisch muss einfach nicht sein (meine Meinung).
Woodstock hat geschrieben:Dieses Unrecht passiert weil wir eben in einem kosumorientiertem System leben
... aber das System besteht nun mal aus Menschen, ohne diese gäbe es das System gar nicht. Und machen wir uns nichts vor, selbst die hardcore SVler können sich davon nicht frei machen. Wer Unmengen an Pflaumen hat wird auch Unmengen an Pflaumen einmachen. Wenn der Normalo sagt schau mal mein nueer Pc, Auto, I-Pd etc. sagt der SVler ich hab 300 Gläser Pflaumen eingemacht.
Woodstock hat geschrieben:Der Konsumwahn der Ausenwelt schreckt mich ab
... mir macht er eher Angst. Und manchmal versteh ichs einfach nicht. Warum muss ich unbedingt ein neues Handy haben, wenn das alte noch funktioniert. Wobei ich glaube, dass konsumieren ganz viel mit Glücksgefühlen zu tun hat. Für manche ist ein Shoppingtag bestimmt mit den selben Gefühlen verbunden wie eine erfolgreiche Jagd unserer Vorfahren. Wenn sich bei mir das Glücksgefühl bei einem Korb selbst gesammelter Pilze einstellt ist es bei anderen eben der volle Einkaufswagen. Ich könnte die ja auch gut so weiter machen lassen, wenn es dabei nicht letztendlich um Resourcen ginge die nun mal endlcih sind.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Woodstock

Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#29

Beitrag von Woodstock » Di 31. Jul 2012, 21:37

Ja,ich glaube auch das die Konsumsucht einzelner Menschen viele nicht zugelassene Sehnsüchte bzw.Wünsche überdeckt.Wir müssen uns nicht mehr wirklich um unser Überleben bemühen wir müssen nur noch konsumieren um öffentlich zu existieren.
Da bleibt in erster Linie nur der Konsum um all den Frust zu kompensieren.Es wird gekauft und weggeschmissen um das nächste eventuell bessere zu kaufen.Die bleibende Befriedigung bleibt troetzdem aus.
Genauso ist es bei der Nahrung.Kaum einer weiss was er da isst.Was es an Mühe kostet ein Tier aufzuziehen,es artgerecht zu halten und es letztendlich zu töten um es essen zu können.
Die Leute rümpfen die Nase wenn sie einen Bauernhof riechen.Im nächsten Atemzug gehen sie aber zu Mc Donalds um ihren "tierfreien" Burger zu essen oder ihren "kuhlosen" Kakao zu schlürfen.
Dieses Verhalten läuft für mich absolut am echten Leben vorbe!

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Re: Das Maß aller Dinge ist die Gier

#30

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 1. Aug 2012, 06:41

Ich war vor einer Weile in einem Vortrag von Prof. Manfred Spitzer, es ging um das Gehirn und seine Wirkungsweise.
Durch Kaufen - und die sehr geschickt gemachten Konsumanreize wird das Belohungssystem im Gehirn angefeuert, der Reiz hält nicht lange an, deshalb muss das nächste Teil her. Wenn wir uns unserer Bedürfnisse bewusst wären, würden wir vieles nicht mehr benötigen, aber die derzeitige Wirtschaft braucht den Homus Konsumentus.
Tomaten, Gurken, Auberginen, Äpfel, Birnen, Beeren, hier liefert uns die Natur die Frucht, bei Salat, Möhren denk ich mir auch oft, ob die Freude haben, dass ich sie jetzt aus dem Boden hole, den Salatkopf mit dem Messer abschneide?

Möchte damit nur sagen, dass die Achtung und Ehrfurcht nicht nur für die Tiere gelten sollte, auch Pflanzen geben ihr Leben, damit wir leben können.
Die Pflanzen werden in meinen Augen vollkommen selbstverständlich genutzt und benutzt, auch sie haben auf ihre Art ein Recht auf Würde.

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