Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

Was halt nirgendwo passt
stevo12

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#21

Beitrag von stevo12 » Fr 16. Dez 2011, 17:53

hi
ich denke auch, daß die menschen früher zufriedener waren,
denn sie haben gemeinschaftlicher gelebt und mußten das auch.
heute sind kommunikationsprobleme allgegenwärtig.
vg

Hoellerhansl

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#22

Beitrag von Hoellerhansl » Fr 16. Dez 2011, 19:24

Ich glaube schon, das die Menschen früher zufriedener waren. Ob auch glücklicher ist ein anderes Thema.
Zumindest die Menschen am Land waren der Natur näher, lebten mit den Jahreszeiten. Tiere wurden aufgezogen, geschlachtet, verarbeitet.
Auf Grund meines Alters beginnen meine Erinnerungen so Mitte der 60iger. Meine Eltern sind waren schon in die Stadt gezogen, meine Großeltern lebten am Land auf kleinen Höfen. Schweine wurden gefüttert, das Futter richtig abgekocht mit Rüben, Kartoffeln usw. nicht schlechtes nichts künstliches. Die Tiere durften älter werden , als jetzt üblich. Dafür war das Fleisch genial. Im Spätherbst wurde am Hof geschlachtet, das war eine richtiges Familienfest. Frische Grammeln wurden am Tischherd in einem großen Topf ausgelassen. Würste gemacht. Und der für uns typische " Bluattommerl" in den Herd geschoben. Ich habe gerade da meine Großeltern besonders zufrieden erlebt. Das ging zur Neige, man holte die "Ernte" ein. Man bereitete sich auf den Winter vor. Lebensmittel wurden eingelegt, es wurde geselcht ( geräuchert).Das Holz knackte im Tischherd und Kachelofen. Es gab nichts "mehr" zu wollen, es war alles da, was gebraucht wurde. Ein wenig wurde zugekauft und so hat es gepaßt.
Das für uns im Rückblick fast "romantisch" gesehene Leben, war mit Sicherheit nicht leicht, aber es machte zufrieden und diese Zufriedenheit ist im heutigen Leben verschwunden.
Ich merke es selber, je mehr ich abgebe, weggebe, mich zurücknehme, desto mehr steigt auch meine Zufriedenheit. :ohm:

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Little Joe
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#23

Beitrag von Little Joe » Fr 16. Dez 2011, 20:11

Mag sein, dass die Menschen "früher" zufriedener waren, aber waren sie auch glücklicher. Bedingt das eine das andere oder sind das 2 paar Schuhe. Denk da an so sachen wie arrangierte Ehen, nur der älteste Sohn erbt den Hof, die Mädchen werden verheiratet oder gehen irgendwo als Magd oder Dienstmädchen hin. Is das jetzt zu viel "früher"?
Mein Kindheit war in den 60ern mit Küchenofen, Klo auf halber Treppe, Unmengen an Eingemachtem, eingefrorenen Wasserleitungen im Winter und Kohlen in den Keller schaufeln. TV gabs nur bei einem Nachbarn und da traf man sich dann Samstag Abend für Bonanza :mrgreen:. Und es gab eine Flasche Bier für jeden Mann (niemand kam auf die Idee eine ganze Kiste zu kaufen) und Eierlikör für die Frauen, bei besonderen Anlässen Malzbier für die Kids. Kann mich nicht erinnern dass die Familie "zufriedener" war, sie kannten es halt nicht anders. Und "anders" wars auf jeden Fall.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#24

Beitrag von sybille » Fr 16. Dez 2011, 20:23

So wie Hoellerhansl und Little Joe, so kenne ich das auch noch. Nein, weder glücklicher noch zufriedener waren die Menschen damals. Sie hatten auch ihre Sorgen und Probleme. Aber eben andere als wir heute. Mein Vater (80 J.) erzählt manchmal von früher und er trauert dieser Zeit nicht nach.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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emil17
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#25

Beitrag von emil17 » Fr 16. Dez 2011, 20:38

Ich glaube, fast alle von Euch haben einen verklärten Blick auf die gute alte Zeit drauf, weil das Sitzen auf der Feierabendbank mit einer Ziege im Stall und ein paar Marmeladengläsern im Keller für uns paradiesisch erscheint.
Alles andere blenden wir mal aus (die jungen Leute ohne Geld, die jeden Sonntag zusammen spazieren gingen, weil ihnen nichts anderes übrig blieb, die vielen Verwandten und Angehörigen, die in Kriegen verheizt wurden, die Tatsache, dass man vielleicht 70 Jahre alt wurde, wenns hoch kam, die Verwandten und Eltern, die extrem darauf bedacht waren, dass die Jugend vor der Ehe mit dem anderen Geschlecht nichts anfing; dass es im Spätwinter wochenlang nur Kohl oder Kartoffeln gab, dass keiner von Urlaub in einem anderen Land auch nur zu träumen wagte; dass viele Leute stundenlang zur Arbeit liefen, weil sie keine Fahrrad und kein Fahrgeld für die Strassenbahn hatten; dass viele Leute in eine Berufslehre gesteckt wurden, weil die Eltern kein Geld für eine bessere Ausbildung hatten ...)
Ein grosser Teil der Faszination für das einfache Leben kommt daher, weil wir die Wahl haben. Früher hatte man das nicht.

Entscheidend für die allermeisten Leute ist, ob es ihnen subjektiv gleich gut geht wie dem Nachbarn. Wenn Du den grösseren Swimmingpool hast oder weiter weg im Urlaub warst als der Nachbar, dann bist Du zufrieden, wenn der Nachbar sich aber drei Autos leisten kann und Du Dir nur zwei, dann eben nicht. Dieses Rangstreben ist wohl das wichtigste Motiv des Sozialverhaltens, nachdem Grundbedürftnisse wie Essen gedeckt sind. Davon sind auch wir nicht frei, wenn wir selbstgefällig feststellen, was wir alles nicht brauchen - auch wenn es von der Sache her gerechtfertigt ist. Es tut doch fast allen gut, wenn die Leute bemerken, was man leistet oder besser macht.
Ein grosser Teil des Rests sind Brot und Spiele oder, heute, Multimedia überall und immer. Wenn man die Birne dauernd mit Lärm befüllt, merkt man nicht so leicht, dass sie verzweifelt leer ist. Deshalb verkaufen sich SmartPhones so gut, man kann sich gegenseitig und allein über die eigene Langeweile hinwegtäuschen.

Es gab immer und überall Menschen, die aus sich selbst heraus zufrieden waren, aber das ist immer nur eine Minderheit, und Leute, die so sind, schreiben dies häufiger einer Serie günstiger Umstände zu als eigenem Verdienst.
Aus der Rückschau ist die gute alte Zeit gut, weil wir uns das heraussuchen können, was es früher noch gab und was wir heute vermissen. An all das, was nicht so gut ist, denken wir dann nicht. Es ist einfach, sich an den selbst gebauten Kartoffeln zu freuen, wenn wir wissen, dass wir nicht nur das zu essen kriegen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#26

Beitrag von Little Joe » Fr 16. Dez 2011, 20:44

emil17 hat geschrieben:Es ist einfach, sich an den selbst gebauten Kartoffeln zu freuen, wenn wir wissen, dass wir nicht nur das zu essen kriegen
... und wenn wir wissen, dass nicht unser Leben davon abhängt, wenn die Ernte mal nichts wird :hmm:


emil17 hat geschrieben:Ein grosser Teil der Faszination für das einfache Leben kommt daher, weil wir die Wahl haben
:daumen: :daumen:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#27

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 16. Dez 2011, 20:47

Moin,
SchwieMu wird dieses Jahr 80, also Bj 31, und mit 14 mit ihrer Oma aus dem heutigen Tschechien geflüchtet, 7 Kinder in 15 Jahren, Häuschen gebaut mit eigenen Händen, 2000qm Garten dabei (ihres Mannes Leidenschaft - zugekauft wurde im Herbst 1 10l Eimer Erdbeermarmelade und 1 10l Eimer Rübensirup), mal hatten sie auch Kaninchen, mal auch ne Ziege, direkt beheizter Waschkessel im Keller :ohoh: , und von 40 bis 63 noch arbeiten gegangen, mit 50 den Führerschein gemacht, Kirchenchor, und gut in der Nachbarschaft vernetzt.
Der Keller war immer voll mit Eingemachtem, und sie erzählt immer noch, was für eine Erleichterung die erste vollautomatische Waschmaschine war, und was für ein Technikwunder die erste Spülmaschine war, ganz zu schweigen von Kühlschrank und Gefriertruhen. Und ne Nähmaschine, die auch einen Stopfstich hatte...bei 5 Jungens eine gewaltige Erleicherung.

Zufrieden? Ja, aber auch immer in Angst vor größeren unvorhersehbaren Rechnungen, weil irgendwas kaputt ging. Als Familie dieser Größe und als Flüchtlinge dauerte es sehr lange, bis man die Nachbarn von seiner Seriosität überzeugen konnte, 7 Kinder waren auch in den 60ern eher "asozial", aber sie wollte immer eine wirklich große Familie.
Jetzt, fast 60 Jahre später, sind so ziemlich alle Kinder ziemlich weit weggezogen, durch Partner oder Job, sie hat 18 Enkel, 8 Urenkel und schon die erste Ur-Ur-Enkelin. Es ist aber nix geworden mit dem Traum, im Kreis seiner großen Familie alt zu werden - dafür sind alle viel zu weit weg, und sie bekommt kaum Besuch.
So hat sie sich das nicht vorgestellt - sie nimmt es hin, aber glücklich ist sie nicht. Weihnachts- oder Geburtstagskarten und Telefonate ersetzen da nicht Besuche.
Sie sagt, sie hatte ein gutes Leben, im Rückblick, aber in den aktuellen Situationen sei es durchaus öfter eher die Hölle gewesen.

Ich krieg jedesmal Gänsehaut, wenn ich mir das Arbeitspensum jeden Tag vorstelle - aber sie hat es sich so ausgesucht, und hat selten geklagt, sagt der Mann.
Sie sagt, daß es damals einfacher gewesen sei als heute, alle in der Umgebung hätten ungefähr die gleichen Probleme gehabt, und es gab nicht diese Unmengen an Werbung für allen möglichen Sch****, weil wenn man nicht weiß, daß es etwas gibt, vermißt man es auch nicht. ;)
Ich mag meine SchwieMu sehr. :grinblum:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

stevo12

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#28

Beitrag von stevo12 » Fr 16. Dez 2011, 20:53

hi
@emil17:
mag sein trotzdem denke ich das alltagsleben früher war näher an Selbstversorgung und gemeinschaftlicher. die deckung der grundbedürfnisse war beeinflußbarer, nachvollziehbarer und verwirklichbarer als heute. die heutige vielfalt hat seinen preis.
vg

Benutzer 72 gelöscht

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#29

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 16. Dez 2011, 20:59

hallo!

Leute, die Tagebuch schreiben, müssten eigentlich später da rauslesen können, ob sie glücklich waren oder nicht..... :pft:

Wenn ich in meinen alten Tagebüchern blättere, bin ich eher erstaunt, dass es so viele glückliche Tage gegeben hat in meiner Jugend - in meiner "Erinnerung" bin ich immer jetzt am glücklichsten :aeh:

liebe Grüße!

Hoellerhansl

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#30

Beitrag von Hoellerhansl » Fr 16. Dez 2011, 21:18

..gerade eben weil wie soviel "Aus-Wahl" haben, alle möglichen Blödheiten zu kaufen und zu tun haben wir Probleme...
...das ist ganz und gar keine verklärte Sicht, weil eben selbst erlebt....ich weiß sehrwohl das die Arbeit hart war, aber ich habe in 20 Jahren Hotellerie auch nur 12 std. Arbeitstage gekannt.....arbeiten ist nichts schlechtes... ;)
auch jetzt gibt es Angst vor unvorhersehbaren rechnungen in vielen Familien, da hat sich nix geändert...nur früher gabs noch Menschen die zb eine waschmaschine reparieren konnten, jetzt muß man sich eine´neue kaufen....
wenn ich heute in einer Stadt arbeitslos werdekann es sein, das ich tatsächlich schon weniger Lebensmittel kaufen kann.... auf einem kleinen Hof habe ich aber die Möglichkeit mich biszu einem gewissem Maß selber zu versorgen....und wenns paßt ein´wenig zu verdienen...ich hab zb. heuer schon ca. 100kg weihnachtskekse gebacken, wäre ich arbeitslos wären es mehr......
solche dinge kann ich in der stadt in einer wohnung nicht machen... :pfeif:

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