Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

Was halt nirgendwo passt
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Theo
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#11

Beitrag von Theo » Fr 16. Dez 2011, 11:44

marion hat geschrieben:Wenn man sich mal so überlegt, was sich allein alles nur in den letzten 50 Jahren gravierend verändert hat ... die Menschen haben allen Grund unzufrieden zu sein.
Die Gesellschaften, die die Veränderungen am stärksten vollzogen haben, sterben aus über kurz oder lang.
Thomas/V. hat geschrieben:"Eigentlich" wollen doch die meisten Leute einfach nur "in Ruhe" ihr Leben leben, nicht allzuviel Veränderung, aber auch nicht andauernden Stillstand.
Nun wird ihnen aber ständig suggeriert, "die Welt" verändert sich, also hätten sie sich gefälligst auch zu verändern, was natürlich Blödsinn ist, weil sich "die Welt" gar nicht verändert, sondern wir selber dies veranstalten.
Stimmt, die Revolution kommt heute von oben.
Gruß
Theo

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Benutzer 146 gelöscht

Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#12

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Fr 16. Dez 2011, 11:52

Frueher waren die Leute zufriedener, oder?
früher hatten die Leute auch kein TV das ihnen zeigte, wie "man" "besser" leben könnte! Unzufriedenheit setzt eine Vorstellung von einer subjektiv besseren als der gegebenen Situation voraus, und diese Vorstellung kommt in den meisten Fällen von AUSSEN, darum ist nach meiner Überzeugung Unzufriedenheit in vielen Fällen eine Folge unserer Innformationsgesellschaft. Dass es immer Einige gab und gibt, die besser als die Mehrheit leb(t)en, wurde erst dadurch zu einer Quelle der Unzufriedenheit für die Übrigen, als ihnen durch die Medien erklärt wurde, JEDER könne so leben, wenn er es nur richtig anfängt (was im Einzelfall zutrifft, als Weg für Alle jedoch prinzipiell ausgeschlossen ist).
Ein Kind wird, wenn seine Elementarbedürfnisse befriedigt sind, erst dann "unzufrieden" werden wenn es SIEHT, dass Andere etwas haben, was es selbst nicht hat. Und so funktioniert das überall auf stetig steigendem Niveau, weil die Information den Umfang der "Bedürfnisse" stetig erweitert, und die Gewohnheit sie dann schnell zu "Elementarbedürfnissen" werden lässt.
Aus der Spirale ausbrechen und die Bedürfnisse den Möglichkeiten anpassen, statt umgekehrt, ist nicht leicht.

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#13

Beitrag von Thomas/V. » Fr 16. Dez 2011, 11:53

da war mein Vater schon innerlich immer weiter davon entfernt und froh über die (vermeintlichen?) Segnungen des bequemen Lebens. In meiner Kindheit hat er viel von den alten Zeiten erzählt, was ich immer sehr spannend fand - doch als es dann für mich wirklich interessant wurde im Sinne von "ich will was darüber erfahren und lernen" sprach er immer seltener darüber und ließ sich auch nicht mehr viel entlocken wenn ich nachfragte.
Ob er damals zufriedener war kann ich nicht sagen, aber ich glaube auch nicht, daß er diese alten Zeiten glorifizierte.
vielleicht hat er nur deswegen nicht mehr von den "alten Zeiten" gesprochen, weil er gemerkt hat, das sie doch "besser" waren ?
also das die moderne Zeit trotz Bequemlichkeit und weniger Mühsal auch ausgesprochene Defizite hat
ich habe manchmal den Eindruck, das, wenn Leute von früher reden, sie unterschwellig schon den Verlust guter DInge spüren, aber sich das nicht eingestehen wollen und sich die heutige Zeit "schön denken/reden"
sowas nennt man wohl: http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz

bei uns im Osten ist das oft zu merken, weil wir ja nicht allmählich, sondern sehr kurzfristig in eine "andere Zeit" geworfen wurden
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#14

Beitrag von Thomas/V. » Fr 16. Dez 2011, 11:58

@ Theo: da ssit in englisch, aber ich glaube, ich weiß was Du meinst, das habe ich schon gelesen oder gesehen, er meint, das die Revolutionen nicht mehr "von unten", sondern "von oben" gemacht werden und wir "unten" nur noch hinterher hecheln können, und da hat er wohl recht... (zumindest, bis die Leute oder das System das nicht mehr mitmachen können ;) )
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#15

Beitrag von Theo » Fr 16. Dez 2011, 11:59

Thomas/V. hat geschrieben:@ Theo: da ssit in englisch,
Die Antworten sind deutsch! :) Und die Fragen eh nicht so schlau.
Gruß
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#16

Beitrag von Thomas/V. » Fr 16. Dez 2011, 12:14

der letzte Satz sagt ja alles...
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#17

Beitrag von Buchkammer » Fr 16. Dez 2011, 12:48

Ich denke auch, dass die Ansprüche und Bedürfnisse der Leute früher nicht so hoch waren. Also ein bestimmtes Lebensniveau schafft sich jeder mehr oder weniger durch eigene Arbeit. Dem einen reicht ein Leben in einer glücklichen Familie mit dem wenigen, was aus eigener Hände Arbeit erschaffen wurde. Wieder andere arbeiten um zu leben und verwenden ihre ganze Energie darauf, sich möglichst viele Wünsche in ihrem Leben zu erfüllen. Der gefährliche Rest geht bei seiner Lewbenswunscherfüllung über Leichen und kümmert sich weder um das Schicksal der Menschen oder unseres Planeten.

Die Medien spielen in der Entwicklung der letzten Jahrzehnte eine entscheidende Rolle. Ohne das Radio, Fernsehen und auch Internet wäre es nie möglich gewesen, solch eine große Anzahl an Individuen zu erreichen. Wohlgemerkt, ich verfluche diese Medien nicht. Sie sind ein Teil unserer menschlichen Entwicklung, nur die Menge an Informationen, die man davon zu sich nimmt, sollte auch jeder entsprechend dosieren. Sie trägt mit dazu bei, wie zufrieden ein Mensch ist. Eine schöne Abhandlung dazu: Das Medienmonopol (PDF-Datei)

Hört man ständig, dass man dies und jenes noch braucht, um sein Leben lebenswert zu machen oder immer auf der neusten Hyper-Welle mitschwimmen sollte, kommt man leicht ins grübeln, warum man denn nun schlechter als andere Menschen sein soll. Und genau das macht unzufrieden. Ein Beispiel: ich brauche ich seit gut 8 Jahren keinen Bewegungsmelder (auch Handy genannt) und lebe damit ganz gut. Manche fragen sich heutzutage schon, ob es überhaupt ein Leben vor diesem Handy-Boom gab.

Was mir mehr Sorgen macht ist folgende Tatsache: Schaut euch bei Gelegenheit mal die Werbung in den öffentlich rechtlichen Sendern (und nicht nur da) um die Abendzeit an. 4 von 10 Werbespots preisen Artikel aus der pharmazeutischen Industrie an. Ich war richtig erschrocken, als ich das die letzten Tage mal beobachten konnte, da ich Werbung in aller Regel ignoriere, die Mute Taste auf der Fernbedienung drücke und meine Aufmerksamkeit anderen Dingen widme.

Da werden also ständig Präparate beworben, die gegen diese und jenes Leiden helfen sollen. Kopfschmerzen, Bauchweh, Rheuma und wie sie nicht alle heißen, die neuen Zivilisationskrankheiten. Einfach eine Pille einwerfen, gut ist und weiter geht's; verspricht die Werbung. Keiner muss sich nach Ansicht dieser Pharmafirmen um die Ursachen seiner Beschwerden kümmern. Es gilt nur die Symptome zu unterdrücken. Selbstverständlich immer zum Wohle der Patienten und im Interesse eines gut gefüllten Bankkontos. Und die Risiken und Nebenwirkungen jubeln wir mal den Apothekern und Ärzten unter, denn bei denen kann man sich ja erkundigen, ob das ein oder andere Mittelchen dem Individuum eventuell Nebenwirkungen bereiten kann. :ohoh:

Früher gab es einen Großteil vieler dieser unnützen Pharmazeutika und Placebos nicht. Da trank man bei Husten einen Salbeitee mit Honig oder bereitete sich aus Ringelblumen eine Salbe gegen allerlei Gebrechen.

Heute hat man dafür keine Zeit mehr oder nimmt sie sich nicht, weil viele zu sehr damit beschäftigt sind, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und immer höher zu schrauben. Aber es gibt sie noch, die zufriedenen Menschen; man muss nur genauer hinsehen. Beim Gang in den Supermarkt, auf der Straße oder in der Natur sind es Menschen die ein Lächeln übrig haben. Menschen die einem freundlich gegenübertreten (ausgenommen sind Leute, die einem etwas verkaufen wollen/müssen) und das auch von anderen erwarten sind zufriedene Menschen. Ich wünschte, wir hätten mehr davon. :)
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#18

Beitrag von guenther » Fr 16. Dez 2011, 16:50

unzufriedenheit ist eine (gefuehls) krankheit. sogar die meisten koerperlichen krankheiten sind auch emotionalen ursprungs.

durch natuerliche auslese, waren die menschen frueher insgesammt wohl gesuender und widerstandsfaehiger.

lg. guenther

PS: damit will ich nicht sagen, dass ein krankes leben nicht lebenswert ist :holy: :lol:

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#19

Beitrag von citty » Fr 16. Dez 2011, 17:06

Hallo,

das sind ja interessante Meinungen und Berichte. Ich haette dazusagen sollen, dass meine Grosseltern tatsaechlich mit ihrem Leben zufrieden und zeitweise sogar richtig gleucklich waren. Mein Opa hat trotz der schweren Arbeit gedichtet, Theater gespielt, im Kirchenchor gesungen etc. und Oma hat ihn dabei unterstuetzt. Meine Mutter hat bestaetigt, dass sie eigentlich nie gestritten haben.

Die andere Oma ist frueh verwitwet und hatte es sehr schwer im Leben, trotzdem laechelt oder lacht sie auf allen Photos, wirkte zufrieden und wurde erst knatschig als sie Rheuma, Rueckenschmerzen etc. bekam, wurde aber doch 87 Jahre alt.

Ich denke auch dass es vor allem der Konkurrenzneid ist, der die Leute unzufrieden macht. Im Dorf hatten alle ungefahr das gleiche bis auf die reichen Bauern, Gutsherren etc. aber das wurde hingenommen.

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

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Re: Frueher waren die Leute zufriedener, oder?

#20

Beitrag von krabbe » Fr 16. Dez 2011, 17:32

Ich weiss nicht ob die Menschen wirklich zufriedener waren früher. Der Effekt das man schlechtes schneller vergisst als gutes wurde ja schon genannt. Ich lese gerade ein sehr schönes Buch über das Landleben in der Südbretagne zwischen den beiden Weltkriegen. Da wird auch schon von den "Begierden" erzählt die auch damals unzufrieden gemacht haben. Da überlegt die Mutter des Autors zum Beispiel, ob sie nicht doch mal einen dieser neuen Reisbessen kaufen soll, weil der viel sauberer kehren sollte als die normalen Ginsterbesen. Oder der Wettlauf um das schönste Porzelan im Buffetschrank. Oder das man bei Einladungen Neuheiten servieren wollte um damit anzugeben, damals zum Beispiel Tomaten oder Löffelbisquit. Zum Teil musste danach dann sehr gespart werden. Also nix neues. Allerdings, und das ist ja auch schon mehrfach geschrieben worden, sind heute die Versuchungen sehr viel perfieder durch Fernsehen, Internet und so weiter. Ich glaube der einzige Unterschied liegt darin.
Allerdings denke ich, dass früher die Bedingungen für Zufriedenheit auch mehr gegeben waren. Wann ist Mensch zufrieden? Da gibt es sicherlich viele Faktoren. Mir fällt auf die schnelle ein:
- Wenn man eine Aufgabe zu erfüllen hat und diese auch erfüllen kann. Es ist sicherlich erfüllender den Getreidespeicher mit dem eigenen Getreide auffüllt. Jetzt hat man genügend Getreide um bis zum nächsten Jahr genügend Brot zu haben. Es war sehr anstrengend, aber nun ist alles da. Heute ist ein normaler Büroaltag zwar weniger anstrengend, aber hat man wirklich das Gefühl etwas zu Ende gebracht zu haben? Und vor 20 Jahren konnte man das verlangte Arbeitspensum auch noch tatsächlich schaffen. Wo ist das heute noch der Fall?
- Wenn man eine Aufgabe mit anderen zusammen erledigen kann ist es noch besser. Die Gemeinschaft ist enorm wichtig. Früher wurden sehr schwere Arbeiten gemeinsam erledigt. Zum Beispiel das dreschen. Heute arbeitet man immer mehr gegen den Kollegen. Damit der entlassen wird und nicht man selbst.
- Einen Platzt in der Gesellschaft zu haben gibt Sicherheit, die wiederum auch sehr wichtig ist um zufrieden zu sein. Auch wenn man mit dem Platzt nicht wirklich zufrieden ist. Man eiert nicht wie ein aus der Bahn geschmissenen Satelit im Weltall rum. So kommen mir viele heute vor.
- Einen geregelten Rythmus im Jahr, am Tag .... Das gibt den Rahmen und wieder Sicherheit. Tage für die Arbeit und Feiertage zum Beispiel. Ich merke das an mir selber. Seit ich eine Lohnarbeit habe, gibt es keinen festen Sonntage, Feiertage kenn ich nicht. Dafür habe ich in der Woche frei. Es ist schöner mit anderen zusammen einen festen freien Tag zu "feiern". Die ganze Woche habe ich gearbeitet, habe geschafft, es war manchmal nicht einfach, ich hatte nicht immer Lust das tu tun was zu tu war. Aber ich habe es geschafft. Jetzt ist Sonntag. Versteht ihr was ich meine?
- Stichwort Lust. Heute machen wir sehr viel mehr worauf wir Lust haben. Aber jeden Tag Schokolade und Sonntagsbraten :hmm: Sonntagsbraten schmeckt doch deutlich besser, wenn mann darauf die ganze Woche warten muss. Ein kühles Bier schmeckt nach körperlicher Arbeit an einem heissen Tag einfach göttlich. Das gibt einen richtigen Kick. Man ist zufrieden. Wenn man jeden Tag alles bekommt fehlt der Kick - und man macht weiter. Trinkt noch ein Bier. immer noch keinen Kick. Vielleicht ein bischen Schokolade um den "ich hab darauf gewartet und jetzt ist es da" Kick zu bekommen.



lg Andrea
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