Mittelalterliche Belagerungstechniken?

Was halt nirgendwo passt
Benutzer 72 gelöscht

Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#21

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 13. Jan 2015, 16:14

sind das nicht Eroberungstechniken?
Ich dachte bei Belagerungen wird etwas "belagert" und das dauert viel länger...
??

Olaf
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#22

Beitrag von Olaf » Di 13. Jan 2015, 16:23

Richtig. Die belagern das, weil ihnen langweilig ist :roll:
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Dagmar
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#23

Beitrag von Dagmar » Di 13. Jan 2015, 16:27

Hallo,

Oberbegriff ist, daß etwas (z.B. eine Burg) erobert werden soll. Und dazu wurden dann die unterschiedlichsten Techniken eingesetzt. Von der Belagerung über einen Sturmangriff, Verrat oder einen Überraschungsangriff (z.B. wenn der Herr Graf auf dem Sonntagsausflug war :haha:), etc. etc.

Je schneller und mit sowenig wie eigenen Verlusten, desto besser. Da sonst die Gefahr eines Pyrrhussieges drohte. Und das wurde von Einsatz zu Einsatz eben sehr unterschiedlich gehandhabt. Manchmal war ein Rückzug aus einem Gefecht oder der Abbruch einer Belagerung eben sinnvoller als ein Sieg (oder eine Eroberung) um jeden Preis.


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Sargon
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#24

Beitrag von Sargon » Di 13. Jan 2015, 18:25

Dagmar hat es schön zusammengefasst, deshalb nur noch etwas zum Hintergrund:

Eine Festung ist ein Mittel, um mit möglichst wenig Personalaufwand einen bestimmten Geländepunkt zu halten. Ein Gegner, der diesen Geländepunkt haben will oder muss, kann die Festung stürmen oder belagern, je nachdem, ob er viel Zeit und wenig Soldaten hat (dann belagern) oder aber wenig Zeit und viele Soldaten (dann kann oder muss er die Verluste in Kauf nehmen und einen Sturmangriff starten).

Wenig Zeit hat er zum Beispiel, wenn ein gegnerisches Entsatzheer im Anmarsch ist (das war bei der Belagerung Wiens der Fall).
Manchmal zerrinnt ihm aber auch aus einem anderen Grund die Zeit zwischen den Fingern: Eine große Belagerungsarmee auf kleinstem Raum leidet bald unter Versorgungsschwierigkeiten und Krankheiten, manchmal sogar mehr als die Belagerten.

Ein weiterer Faktor sind die eigenen Fähigkeiten: Die Römer zum Beispiel waren Meister der Belagerungskunst mit ausgefeilten Maschinen wie Belagerungstürmen, Ballisten und anderen Wurfmaschinen. Außerdem gingen sie virtuos mit der wichtigsten Waffe im Belagerungskrieg um: Dem Spaten! Alesia wurde von ihnen mit kilometerlangen Gräben und Palisaden umzingelt, so dass sie leicht Vercingetorix eingeschlossen und das Entsatzheer der Gallier draußen halten konnten.
Die Wikinger dagegen hatten es nicht so mit den Belagerungen, ihnen fehlten die Maschinen und sie waren auch eher auf schnelle Raubzüge aus als auf das Erobern und Halten von Land.

Belagerungen waren zu allen Zeiten so grausam wie der Krieg selbst. Als die Johanniter bei der Belagerung Maltas durch die Osmanen sahen, wie die Besatzung eines Außenpostens niedergemacht wurde, beschossen sie die Türken mit den Köpfen ihrer türkischen Gefangenen. Ging es aber nicht gegen die "Andersgläubigen", hatten oft beide Seiten ein Interesse daran, dass nicht jede Belagerung mit einem Blutbad endete. So galt zum Beispiel bis in die Napoleonischen Kriege hinein folgende Regel: Kapitulierte eine Festung, nachdem ein Loch in die Hauptbefestigung gebrochen worden war, dann durfte die Besatzung abziehen. Tat sie es aber nicht, dann hatten sie ihr Leben verwirkt. Auch wenn es heute zynisch klingt, so rettete diese Regel viele Menschenleben, denn sie verhinderte oft einen Sturmangriff, der ein Vielfaches an Menschenleben gefordert hätte.

Gruß,
Sargon

Mirko
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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#25

Beitrag von Mirko » Mi 14. Jan 2015, 15:37


Benutzer 3991 gelöscht

Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#26

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mi 14. Jan 2015, 20:34

Die gefürchtete Feuerspritze Konstantinopels

http://de.wikipedia.org/wiki/Griechisches_Feuer

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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#27

Beitrag von 65375 » Mi 14. Jan 2015, 23:03

Die Burg Rheinfels bei St. Goar hat die umgekehrte Variante: zum Rhein hin war die Burg durch den steilen Abhang sicher, aber von hinten war eine Eroberung durchaus möglich. Deshalb hat man von innen Pulvergänge nach außen gegraben, die im Belagerungsfall gefüllt und gesprengt werden konnten.
•  1626 wurden 300 angreifende Spanier aus dem Heer von Hessen-Darmstadt durch Zündung der Minengänge getötet.
Von dieser Seite: http://www.rheintourist.de/sehenswertes ... infels.php

Ich war mit meinen Kindern mal drin, damals war das wohl nicht erwünscht, aber auch nicht abgesperrt; jetzt wird sogar ausdrücklich empfohlen, Taschenlampen mitzubringen und sich die Gänge anzuschauen.

http://www.burg-rheinfels.org/burg-rhei ... ichtigung/

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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#28

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Do 15. Jan 2015, 13:19

65375 hat geschrieben:Die Burg Rheinfels bei St. Goar hat die umgekehrte Variante: zum Rhein hin war die Burg durch den steilen Abhang sicher, aber von hinten war eine Eroberung durchaus möglich. Deshalb hat man von innen Pulvergänge nach außen gegraben, die im Belagerungsfall gefüllt und gesprengt werden konnten.
• 1626 wurden 300 angreifende Spanier aus dem Heer von Hessen-Darmstadt durch Zündung der Minengänge getötet.
Von dieser Seite: http://www.rheintourist.de/sehenswertes ... infels.php

Ich war mit meinen Kindern mal drin, damals war das wohl nicht erwünscht, aber auch nicht abgesperrt; jetzt wird sogar ausdrücklich empfohlen, Taschenlampen mitzubringen und sich die Gänge anzuschauen.

http://www.burg-rheinfels.org/burg-rhei ... ichtigung/
Ja, sehenswert! :daumen:
Und wie so oft ist der menschliche Faktor ausschlaggebend
1692/93 versuchten die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg unter Ludwig XIV. im Dezember mit 28000 Soldaten und 56 Geschützen, die Festung mit ihren 4000 Mann Besatzung zu erobern. Am 2. Januar 1693 hatten die Belagerer ein Drittel ihres Heeres verloren und mußten ebenfalls erfolglos den Rückzug antreten. Dadurch wurde eine dauerhafte Besetzung der linken Rheinseite durch Franzosen verhindert.
Die Rheinfels war die einzige Burg am Rhein, die den Angriffen des französischen Heeres widerstand.
1794 übergab ein Kommandant die Burg mit 3200 Mann Besatzung kampflos an eine schlecht ausgerüstete französische Revolutionstruppe. Er wurde dafür später zum Tode verurteilt.

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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#29

Beitrag von 65375 » Do 15. Jan 2015, 21:40

frodo hat geschrieben:Und wie so oft ist der menschliche Faktor ausschlaggebend
1794 übergab ein Kommandant die Burg mit 3200 Mann Besatzung kampflos an eine schlecht ausgerüstete französische Revolutionstruppe. Er wurde dafür später zum Tode verurteilt.
Der war schon 77 und ist auf die Behauptung reingefallen, ein weit überlegenes Heer sei im Anmarsch, war wahrscheinlich der erste überlieferte "Enkeltrick" der Geschichte. Die Hinrichtung fand aber nicht statt, der Arme ist dann drei Jahre später in der Haft gestorben.

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Re: Mittelalterliche Belagerungstechniken?

#30

Beitrag von emil17 » Fr 16. Jan 2015, 17:55

Olaf hat geschrieben:Richtig. Die belagern das, weil ihnen langweilig ist :roll:
Details lassen sich in Fachliteratur wie "Hägar der Schreckliche" nachlesen:
Warum gehst du fort?
Rauben, morden, brandschatzen
Warum tust du das?
Es ist für Dich und für die Kinder
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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