Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

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Benutzer 3370 gelöscht

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#51

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mo 16. Dez 2013, 17:38

Bezugnehmend auf den Eingangspost möchte ich kurz darstellen, wie wir den Weg zum Leben auf dem Lande gefunden haben.
Wir hatten 15 Jahre lang eine geförderte Eigentumswohnung in der Stadt angekauft. Kleiner Garten und die Infrastruktur, die unserer Meinung nach für heranwachsende Kinder notwendig ist (Musikschule, Ballett, Sportclub usw.).
Nachdem alle drei Töchter ausgezogen waren haben wir die Eigentumswohnung verkauft und mit dem Verkaufserlös unseren Rest Hof gekauft. So haben wir 15 Jahre "mietfrei" gewohnt und dabei das Geld "angespart", das für den Hof notwendig war.
Obwohl der Hof ausbezahlt ist (3 Seit Hof mit Nebengebäuden und ca. 150 m² ausgebauter Wohnfläche und 1 ha Acker/Wald) geht meine Frau jetzt arbeiten und ich mache die Arbeit am Hof. Allerdings hat sie ihre Arbeit soweit eingeschränkt wie es möglich war.
Eine gewerbliche Nutzung des Hofes (Gemüseverkauf usw.) kommt für uns nicht in Frage lieber haben wir WWOOFer auf dem Hof, arbeiten ein wenig und haben Spaß. und verschenken unser Erzeugnisse. das gibt weniger Stress.

Eine Hofgründung, wie sie in vielen Projekten beschrieben wird kommt einer Unternehmensgründung gleich und dabei muss man beinhart kalkulieren. Mit Friede, Freude, Eierkuchen geht da gar nichts. :ohoh:

Picassa

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#52

Beitrag von Picassa » Mo 16. Dez 2013, 18:49

Rallymann hat geschrieben:Der Grund warum Supermärkte dort schließen dürfte darin liegen, dass die Leute keine Arbeit haben und kein Geld.
Die ziehen weg und der Supermarkt hat kaum noch Kunden
Hier ist es gerade anders rum.
Die Leute gehen hier im Supermarkt einkaufen, weil viele kein Geld für ein Auto haben. Sie waren froh, dass es zwei Discounter und ´ne Drogerie hier gab, alles zu Fuß erreichbar.
Auch die Tschechen aus dem Nachbarort kaufen mit Vorliebe in "unserem" Lidl. Da sind die Einkaufswagen oft randvoll. Das führt manchmal sogar zu leeren Regalen, da werden dann Eier, Zucker, Butter schon mal nur noch in Kleinstmengen abgegeben, damit jeder was abbekommt.

Die jetzt geschlossene Drogerie war Schlecker...braucht man nicht weiter zu kommentieren.

Begründung von Aldi, warum er vor einem Jahr die Filiale schloss: die Verkaufsfläche ist zu klein, Backautomaten für Brot und Brötchen und die neue "Luxuslinie" passen nicht rein. Das entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen.

Begründung von Lidl, warum er im Februar schließt: die Verkaufsfläche ist zu klein, Backautomaten für Brot und Brötchen und das inzwischen gewachsene Sortiment passen nicht rein. Das entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen.


Die Leute hier sch.... auf Backautomatenbrot und Luxusartikel! Hier hat auch keiner gehobene Ansprüche, also was soll der Mist?

Picassa

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#53

Beitrag von Picassa » Mo 16. Dez 2013, 18:53

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Eine gewerbliche Nutzung des Hofes (Gemüseverkauf usw.) kommt für uns nicht in Frage lieber haben wir WWOOFer auf dem Hof, arbeiten ein wenig und haben Spaß. und verschenken unser Erzeugnisse. das gibt weniger Stress.
:daumen: :hhe:

Manfred

Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#54

Beitrag von Manfred » Mo 16. Dez 2013, 18:55

Die wollen halt in jeder Filiale ihr Standardprogramm fahren. Wenn der Vermieter nicht mitzieht, machen sie zu und warten ab, bis der nächste Investor Dollarzeichen in den Augen bekommt und ihnen das gewünschte Gebäude hinstellt.
Wird bestimmt wieder einer gebaut innerhalb der nächsten 5 Jahre irgendwo im näheren Umkreis.

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#55

Beitrag von krabbe » Di 17. Dez 2013, 12:59

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Eine Hofgründung, wie sie in vielen Projekten beschrieben wird kommt einer Unternehmensgründung gleich und dabei muss man beinhart kalkulieren. Mit Friede, Freude, Eierkuchen geht da gar nichts. :ohoh:
Dem würde ich gerne hinzufügen, dass jedes Projekt, wo zuverlässig Geld reinkommen muss eine Unternehmensgründung ist. Mit allem was dazu gehört. Und das macht man in der Regel nicht einfach mal so nebenher und in den man improvisiert.
Wenn es darum geht ein bisschen Geld dazu zu verdienen, so nach dem Motto : wen was reinkommt ist gut und wen nicht ist auch nicht schlimm, kann man das ganze ja locker angehen.

Ich möchte auch noch mal kurz Aufgreifen, was Nightshade geschrieben hat, im letzten Post und auch schon mal vorher.

Die Leute geben im Augenblick definitiv weniger Geld aus, zu mindestens mal für "unnützes". Aber die Auswirkungen sind nicht überall gleich tut zu Spüren. "Luxus" verkauft sich immer noch besser, genauso wie Dinge die zwar schön sind aber im Alltag zu benützen sind. Schönes Beispiel : Gute Bekannte sind Glasbläser und machen wirklich schönen Schmuck. Letztes Jahr haben sie angefangen, neben dem Schmuck noch - selbst gestricke Wollsocken ! zu verkaufen. Der Schmuck verkauft sich immer noch. Würde aber nicht reichen um "den Kochkessel kreisen zu lassen" wie man hier so schön sagt. Sie kommen mit dem Stricken gar nicht mehr nach.

Das Problem der Miete, sowohl auf den Märkten als auch Ladenmiete, ist wirklich ein wunder Punkt. Die Ausgaben um überhaupt verkaufen zu können sind vielerorts zu hoch. Ich habe am Sonntag auf dem Weihnachtsmarkt mit einer guten Bekannten gesprochen. Im letzten Jahr hatte sie grössere Märkte und Veranstaltungen getestet. Die sind zum Teil wirklich sehr teuer. Standmieten von 800 oder noch mehr Euros kommen da schon mal an. Sie macht es nicht mehr. Sie muss mehr produzieren um genauso viel als Gewinn zu erwirtschaften wie mit kleineren Märkten.
Aber ich denke, das sich die Mieten angleichen werden. Ein Hausbesitzer wird zum Beispiel seinen Laden nicht ewig leer stehen lassen. Die Tochter einer Freundin hat für ihre Crêperie eine Mietsenkung von immerhin 300€ bekommen. Im Augenblick ist halt alles in Veränderung.

Ich bin sehr gespannt auf das nächste Jahr. Bisher kann Thomas eine Verkäufe im Mittel halten (mal abgesehen von der verlorenen Zeit wegen dem kaputten Auto - leider zur falschesten Zeit) Das Problem ist, das bei mir dieses Jahr Einkünfte weggefallen sind. Und das wird sich nächstes Jahr wahrscheinlich noch mal fortsetzten. Mal schauen ob wir seine Einnahmen aufpuschen können. Ansonsten ist halt Plan B gefragt... Socken Stricken fällt schon mal aus. :)
lg Andrea

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#56

Beitrag von krabbe » Di 17. Dez 2013, 13:32

2.Versuch
Ach ja, bei uns sieht es so aus:
Wir wohnen zwar auf dem Land, aber am Meer in einer touristischen Gegend. Die Preise sind höher als zum Beispiel 15km im Landesinneren, dafür ist die Infrastruktur besser. Zudem bieten die Touristen eine zusätzliche Kundschaft.

Wir wohnen in einer kleinen Wohnung und der Garten ist 10 km entfernt. Die Entfernung bekomme ich nicht gut geregelt. Viel wirft der Garten nicht ab, aber ich übe schon mal. (:schmoll: wenn ich mir nicht so viele Wühlmäuse gezüchtet hätte würde es sogar ganz ordentlich laufen.)

Bis vor einem Jahr haben wir uns ganz gut durchgeschlagen mit einem 30h Stelle bei mir und den Rest hat Thomas mit seinen Bildern erwirtschaftet. Seit letztes Jahr gibt es bei mir eine deutliche Einkommenseinbusse. Jetzt wird halt was neues "gestrickt".
lg Andrea

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#57

Beitrag von Reisende » Di 17. Dez 2013, 14:08

was braucht man, um erfolgreich zu sein? unwissenheit und selbstvertrauen.
- mark twain -

;)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#58

Beitrag von Spottdrossel » Di 17. Dez 2013, 16:47

Was mich an den Neugründungsideen inkl. Neubau der Gebäude wundert: sollte man nicht gerade sehr vermögend sein oder Goldeselzüchter, kommt eine Bank ins Spiel.
Und welche Bank würde Geld rausrücken, wenn weder Gebäude als Sicherheit oder die Umsatzzahlen der letzten Jahre vorliegen? Selbstständige sind da doch erst erwünscht, wenn ausreichend Nullen vor dem Komma stehen.
Ich hab mich ein paar Jahre lang dumm und dämlich gezahlt, damit mein Mann ein Büro mit Internetanschluß mieten konnte.
Selbstständigkeit ist wesentlich entspannter, wenn man es aus der Wohnung/dem Haus heraus betreiben kann, wofür man sowieso schon bezahlt. So lassen sich Durststrecken wesentlich streßfreier durchstehen. Und wenigstens 1 gesichertes Einkommen muß während der Übergangszeit da sein, wenn man nicht zum Amt dackeln müssen will.
Und nach meiner Erfahrung ist dieses Existenzgründerblabla a la "Sie müssen nur wollen und positiv denken" kompletter Quatsch, Durststrecken sind normal, und was wir auch gelernt haben: die Leute wollen abgezockt werden. Wir dachten, mit Nachhilfeangebot ohne Knebelvertrag hätte man eine Marktlücke abgedeckt - denkste.
Lieber wird für Lernfüchse/-kids und wie diese Kinderverwahranstalten alle heißen, ein Haufen Geld ausgegeben, ohne sich zu fragen, woher die wohl das Geld für die vielen bunten Anzeigen haben :ohoh: .
Das, was man selber toll findet trifft also nicht automatisch den Nerv der Kundschaft.
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#59

Beitrag von Nightshade » Di 17. Dez 2013, 17:36

krabbe hat geschrieben:Die sind zum Teil wirklich sehr teuer. Standmieten von 800 oder noch mehr Euros kommen da schon mal an.
Für wie viele Tage?

Am Wiener Christkindlmarkt legst du für die gesamten 4 Wochen 2500.- (Maronihütte) bis 14.000 (großer Stand) ab. Gewerbestrom hast du da noch nicht bezahlt.

Das musst mit Kunsthandwerk einmal verdienen. Ergo ist auch kein Kunsthandwerk dort.

Ich besitze eine Krippe mit "handgeschnitzten" Figuren. Von meiner Maria gibts zigtausende Klone, von den schafen hunderttausende. Komisch, wenn ich handarbeite, sieht jedes Teil anders aus. Aber vermutlich ist es Handarbeit, die CNC-Fräse einzuschalten.

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Re: Vernünftige Wege zum Leben auf dem Lande?

#60

Beitrag von Little Joe » Di 17. Dez 2013, 18:40

Spottdrossel hat geschrieben:Und welche Bank würde Geld rausrücken, wenn weder Gebäude als Sicherheit oder die Umsatzzahlen der letzten Jahre vorliegen? Selbstständige sind da doch erst erwünscht, wenn ausreichend Nullen vor dem Komma stehen.
... und wenns vom Alter her noch passt. Selbst meine Hausbank hat mir erzählt, dass sie mir mit 40 Wintern keinen Kredit mehr geben würden, weil sie ja nicht wüssten ob ich die 50 noch erreiche und ich ja ganz allein für das Haus zuständig wär. Und ich brauchte nicht viel Geld :grr: Im Endeffekt wars aber gut so sonst hätt ich nie nach anderen Krediten geforscht.
Nightshade hat geschrieben:Von meiner Maria gibts zigtausende Klone
:ohoh: als ob eine allein nicht schon reichen würde :pft:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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