Also zurück zu unserer Strasse: Hinter dem Fahrrad im nächsten Haus ist ein ganz winziger Laden, kriegt man aber alles, was man zum Überleben braucht. das ist ganz toll für uns, wenn wir abends kochen und plötzlich fehlt was. Oder Bier ist alle.

Betrieben wird der von einem entzückenden alten Pärchen, sie ist 74, Crsitina hat das, wie auch immer hinterfragt.
Die sprechen nämlich kein einziges Wort in irgendner Fremdsprache. Wir gehen sogar davon aus, das sie Analphabeten sind. Dazu muss man wissen, dass am Ende der Diktatur 1974 40% der Portugiesen Analphabeten waren. Cristina hat sich zum Einkaufen Wörter abgeschrieben, und sie konnten damit nix anfangen. Ausgesprochen geht es aber meist.
Das ist aber auch nicht schlimm, wir dürfen hinter den Tresen und sogar ins Lager, um uns selber zu suchen, was wir brauchen. Vor paar Tagen war ihre offensichtliche Enkelin da. Die sprach fließend englisch, und hat es offensichtlich auch genossen, Oma und Opa das zu demonstrieren, und wir haben auch gleich die Chance ergriffen, uns paar portugiesische Wörter beibringen zu lassen. Die Alten freuen sich natürlich wie Bolle, wenn wir die jetzt dahin stammeln.
Soweit, so gut, ohne Bilder wirds langweilig, oder?
Unsere Häuser haben alle zwei Eingänge, der Laden auch, weil, auf der andern Seite ist auch gleich wieder ne Strasse. Ich steh da jetzt auf Höhe des Ladens, ganz hinten die Hütte der Australier, davor unsers. Gegenüber das praia mar, quasi unsere "Stammkneipe". Dona Maria bringt grad was auf die Außenfläche. Ich weiß nicht, ob das Dona korrekt ist. Ich hab grad einen in deutsch geschrieben Krimi gelesen, wo aber sehr viel portugiesische wörtliche Rede vorkommt, spielt in Porto. Da wird nie Senhora benutzt, immer Dona + Vorname. Hat sich furchtbar gefreut, als ich das vorgestern ausprobiert habe an ihr. Bleiben wir dabei. Wir sind völlig schmerzfrei inzwischen, was das ausprobieren betrifft. Wenn man sich bemüht, sind alle so wohlwollend, da darf man auch Fehler machen. Grad für mich, ich bin ja da eher scheu, Cristina nicht ganz so, die wichtigste Erfahrung in diesem Urlaub. Das ganze natürlich nur, weil wir MÜSSEN.
In der Kneipe, die können alle nur portugiesisch bis auf eine Kellnerin, die manchmal da ist, die spricht schlecht englisch, versteht aber sehr viel. Ich habe noch ein anderes Buch, Korkesel & Sardinenblüte, kein Reiseführer, eher eine Erklärung, wie die Portugiesen ticken und wie man was macht und warum. Kann ich nur empfehlen. Da hab ich mir jetzt in die Buchdeckel Wörter reingekritzelt, die nützlich sind. Man kann vieles mit Gesten erklären, aber erklär mal "morgen"! Merkt man erst, wenn man es braucht....
Unser eingerostetes Englisch flutscht inzwischen verblüffend gut, jetzt natürlich dank Steven und Jody, den Australiern neben uns noch besser. Und die sind geduldig und witzig, man kann da auch ein Wort suchen, oder es umschreiben, dann helfen die weiter. Steven wiederum kann ein bisschen deutsch und übt das auch gern. Am verblüffensten ist allerdings Cristinas französisch, seit Jahrzehnten verrostet funktioniert das auch wieder, hier rennen viele Franzosen rum. Ich kann es ja nur akustisch beurteilen, aber sie selber staunt auch. Scheint einfach ein Gehirnbereich insgesamt aufgeweckt zu sein.
So, gut, hier ist es ja erst um 11, aber wir wollen morgen früh nach Porto, ich sollte zu Ende kommen.
UNsere Strasse von der andern Seite: Vor dem blauen Gebäude stehen die Tische, wo morgens so gegen 9 der manchmal noch zappelnde Fisch verkauft wird. Ganz links im Bild, das ist der Grillmeister vom praia, um 11 rum schürt der den an. Der nennt diese schrottige Gitarre sein eigen. Kann sie aber nicht spielen, sonst hätt ich ihm eine überzählige von meinen geschickt. Die sind hier alle so furchtbar nett....wir sind total verliebt in die Tugas.
(Die nennen sich zwar selbst so, hat was mit den Kolonialkriegen zu tun, sollte man sich als Fremder aber kneifen, also nicht weitersagen...I)
LG
Olaf