Gartenschere schleifen / schärfen

kauboi0
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Gartenschere schleifen / schärfen

#1

Beitrag von kauboi0 » Sa 29. Jun 2013, 09:21

Hallo zusammen!
Ich hab gerade das Problwm, dass meine Gartenschere -ist eher eine von der teureren, hochwertigeren Sorte- nicht mehr recht schneiden mag. Weiß jemand von Euch vielleicht ob und wie man sowas am besten wieder schärft (bzw. schärfen lassen kann)?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, den diese Frage beschäftigt ;)

Danke und viele Grüße,
R

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Oli
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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#2

Beitrag von Oli » Sa 29. Jun 2013, 10:18

Da ich im Schleifen von Klingen eine echte Niete bin - was schade ist, da ich es mir von einem Könner habe zeigen lassen und sogar die Vorrichtungen hier zuhause habe - leihen wir uns ab und an so einen "Selbstschleifer" von Schwiegervater aus. Keine Ahnung wie das Ding heisst, ist von Fiskars, V-Förmig und man zieht die Klingen da nur durch. Für unsere Zwecke ist das prima.
Nun haben wir hier aber auch nur Geräte mittlerer Güte von Fiskars und Co. Bei hochwertigen Klingen X00 € plus würde ich im Landhandel fragen, wer in der Umgebung das Schleifen übernehmen kann.

DerElch

Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#3

Beitrag von DerElch » Sa 29. Jun 2013, 11:31

apropos schleifen...geht eigentlich jeder stein zum schleifen oder muss man da etwas beachten?

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emil17
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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#4

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2013, 11:53

Was ist eine "Gartenschere"?
Heckenschere: geht mit einem Sensenschleifstein aus Siliziumkarbid (für weinige Euros in jedem Baumarkt) recht gut. Bitte nur auf der Fase schleifen und Schleifstein nass halten. Bolzen nachstellen!
Rosen, Reb- und Astscheren: Billigware ab in die Tonne, für bessere (z.B. Felco) gibts Ersatzschneiden zu kaufen. Die breite Gegenklinge muss man eigentlich nie nachschärfen, ausser man hat Zaundraht damit geschnitten.
Schärft man nach (mit Senseschleifstein oder Diamantfeile), muss man die Schere zerlegen.
Oft liegt es auch am Bolzen, der sich etwas gelockert hat. Bei guten Scheren kann man den sehr genau einstellen, die Gegenmutter hat einen Feststellmechanismus. Der Bolzen mag es sehr, wenn man ihn ausbaut, reinigt und neu fettet. Hat sich an den Scherenhälften Rost oder Dreck angesetzt (gerne auch da, wo die beiden Hälften zusammengesetzt sind), so muss man diesen gründlich entfernen, zur Not auch mit sehr feinem Schmirgelpapier.

Wenn man sie pfleglich behandelt (nicht im Regen rumliegen lassen, reinigen wenn harzverschmiert, nicht als Drahtschere missbrauchen und nicht in den Dreck schneiden, wegen Steinchen, keine dürren Äste über etwa 1 cm Durchmesser schneiden, da zu hart) dann brauchen die eigentlich kaum je einen Nachschliff. Gärtner haben deswegen eine Schere extra für grobe Arbeiten.

Ich finde manchmal schwergängige oder klaffende Felco-Scheren im Schrott, die nach dieser Überholung wieder wunderbar gehen. Deshalb habe ich etwas Erfahrung damit.
Alte Scheren lassen sich besser pflegen, bei Neuware sind nur die teuren Modelle langlebig. Baumschulen und Winzer wissen schon, warum sie nicht die Billigscheren kaufen; wenn man nur die abgeblühten Balkongeranien nachschneiden will, tuts eine Fernostkopie einer Felco für 3.95 auch eine Weile.

Eine gute Schere (z.B. die hochpreisigen Felcos) hat einen oberflächengehärteten Bolzen mit durchgehendem Schaft und Vierkant. Das Loch des einen Scherenteils auf der Mutterseite ist vierkantig, damit der Bolzen dort festsitzt und sich die Mutter gegenüber diesem Scherenschenkel nicht bewegt; der andere Schenkel hat eine Lagerbuchse eingebaut. Sowas ist natürlich teurer in der Fertigung, hält dafür aber auch ein Leben lang.

Manche Scheren haben eine üble Krankheit, nämlich dass der Bolzen sich löst oder festzieht. Das ist meist, weil der Hersteller auf den aufwendigen Feststellmeachanismus für die Gegenmutter verzichtet und nur eine selbstsichernde Mutter eingebaut hat, da billiger. In dem Fall die Mutter ersetzen und eine ganz feine Unterlegescheibe einbauen. Kann man die Mutter nicht ersetzen, weil sie ein exotisches Gewinde hat, so hilft es machmal, den Bolzen auf einen Amboss zu legen und mit einem Hammer aufs Gewinde zu hauen, so dass es etwas vermurkst und schwergängig wird. Man kann auch die Mutter richtig festziehen und dann einen Körnerpunkt auf das Bolzenende geben, so dass die Mutter klemmt. Oder das Gewinde (nur dieses, der Bolzen muss geschmiert sein) entfetten und Locktite angeben.
Die traurigste Billigschere, die mir untergekommen ist, hatte bloss eine Normschraube M8 in 4.6 Qualität mit durchgehendem Gewinde, und eine selbstsichernde Mutter. Hier hilft gar nichts.

Rasenkanten- und putzscheren: Wie Heckenschere.
DerElch hat geschrieben:apropos schleifen...geht eigentlich jeder stein zum schleifen oder muss man da etwas beachten?
Schleifen ist eine Wissenschaft und es gibt eigene Industriezweige die nur Schleifsteine herstellen. Für den Zweck taugt ein feinkörniger Sensenschleifstein. Beim Schleifen braucht es Geduld. Der Stein soll nass sein. Nicht erst schleifen wenn es mit aller Gewalt nicht mehr schneiden will! Auf Schleifböcken kann man, wenn man Laie ist, Schneidwerkzeuge sehr rasch ruinieren.
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DerElch

Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#5

Beitrag von DerElch » Sa 29. Jun 2013, 11:56

ja das weiss ich emil..frueher gabs doch diese schleifsteinscheiben..deswegen die frage..wir haben den einhängerahmen gefunden,der stein selber ist leider gebrochen und ich wuerde den gerne ersetzen...hier werden die aber nur ungerne abgegeben...wer einen hat...behält seinen

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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#6

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2013, 12:21

DerElch hat geschrieben:ja das weiss ich emil..frueher gabs doch diese schleifsteinscheiben..deswegen die frage..wir haben den einhängerahmen gefunden,der stein selber ist leider gebrochen und ich wuerde den gerne ersetzen...hier werden die aber nur ungerne abgegeben...wer einen hat...behält seinen
Folgende Möglichkeiten:
a) schleifen lassen, gegen Lohn
b) von Hand mit einem feinkörnigen Sensenwetzstein und einem Abziehstein. Es gibt auch Kombisteine, wo ein Abziehstein mit einem Kunstschleifstein zusammengeklebt ist. Erhältlich in besseren Werkzeugfachgeschäften.
c) Kauf dir eine Tormek-Schleifmaschine. Wenn du viel zu schleifen hast (z.B. Drechsler) eine lohnende Investition.
d) Für gröbere Sachen (Äxte, Gertel usw.) tut eine Schruppscheibe mit Lamellen für die Flex gute Dienste.

Die alten Sandsteine zum Schleifen mit Handbetrieb sind unpraktisch, weil man nur eine Hand für das Werkzeug frei hat. Ausserdem sind sie fast immer unrund. Und sie sind halt langsam.
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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#7

Beitrag von kauboi0 » Sa 29. Jun 2013, 12:59

Hallo Emil!
Danke für die ausführliche Anleitung!
emil17 hat geschrieben:Was ist eine "Gartenschere"?
Also meine ist von Felco, etwa so wie die hier: http://www.felco.at/felco/pages/product ... =FELCO%202
Bei Uns heißt das einfach "Gartenschere" :)

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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#8

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2013, 13:28

Für die kriegst Du im Fachhandel eine Ersatzklinge. Wenn man die Schere zerlegt kann man die Klinge wegnehmen, sie wird durch zwei Stifte am Scherenarm festgehalten. Du kannst die Klinge erstmal mit einer feinen Diamantfeile nachschleifen. Dazu die Klinge in einem kleinen Schraubstock einspannen, da man sie der Kleinheit wegen schlecht festhalten kann. Die Fase ist auf der gekrümmten Seite, die flache Seite (die am Gegenstück vorbeigleitet) muss absolut plan bleiben! Den Winkel, den die Fase mit der flachen Seite bildet, sollte man noch erkennen und der sollte beim Nachschärfen eingehalten werden. Wenn das Ergebnis nicht befriedigt kannst Du immer noch eine neue kaufen. Beim Einkaufen beachten, dass nicht alle Klingen auf alle Scheren passen.
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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#9

Beitrag von sybille » Sa 29. Jun 2013, 18:09

emil klar, kriegste da eine Ersatzklinge, aber die kostet auch ein paar Euronen und ist nicht nötig.
Felco hat Schleifsteine für die Scheren. Da ist sogar ne Bedingungsanleitung dabei. Ansonsten nimm das http://www.youtube.com/watch?v=MJSuj_qWqhI
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Gartenschere schleifen / schärfen

#10

Beitrag von emil17 » So 30. Jun 2013, 09:12

sybille hat geschrieben: Felco hat Schleifsteine für die Scheren. Da ist sogar ne Bedingungsanleitung dabei.
Gut dass die den Fasenwinkel nennen.
Einen Schleifstein extra von Felco kaufen würde ich nicht, der ist vermutlich überteuert. Icxh baue die Klinge aus und nehme sie auf die Tormek oder auf den Rutscher (= flacher feinkörniger Stein, der liegt, bewegt wird die Klinge). Damit kann man auch rasch Schreiner-Stecheisen und Küchenmesser nachschärfen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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