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Sensen für Anfänger

Verfasst: Sa 3. Sep 2011, 09:50
von kraut_ruebe
manche dinge dauern einfach etwas, aber wenn dann der groschen mal gefallen ist, dann gehts plötzlich wie von alleine :)

zuerst hab ich schon mal ewig dafür gebraucht eine sense zu finden, welche von der grösse für mich passt. nicht, dass ich das jetzt überraschend fand ;) sensen war hier im traditionsbewussten umfeld eine männerarbeit und 1,62 ist da nunmal eine seltene randgrösse.

btw: wo zum teufel würde man eine fabriksneue sense kaufen können im zeitalter von aufsitzrasenmähern, die das kind im manne so schön zum vorschein bringen sodass sich der einsatz ab 100 qm rasen schon zu lohnen scheint und sogar im letzten hinterland einen regen gebrauchtmarkt schafft??? hier könnte man rasenmäher und motorsensen in allen grössen kaufen, aber von sensen weit und breit keine spur.

aber egal, nun hab ich ja eine, sichtbare schöne alte handwerkskunst und sauscharf. also das gras mal zum missfallen der niedrigenergiehausgolfrasennachbarn ungebührlich hoch wachsen lassen und ran ans werk.

aber....

ups :eek: das geht ja gar nicht so wie gedacht, einzelne halme glauben zwar dran, aber das gros der gräser neigt sich nur leicht und bleibt ansonsten fest verwachsen. hm.

nasses gras geht nicht mähen, trockenes auch nicht. nun ja, da muss ich wohl noch üben.

nach zwei tagen und gefühlten 100 versuchen unter den mitleidigen blicken der nachbarn und mehreren klugen kommentaren von vorbeikommenden spaziergängern und dem tipp vom übernächsten nachbarn, dass der joschi unten im dorf auch rasenmäher repariert, mähe ich den inzwischen etwas hohen vorgartenrasen im schein der abendsonne bei 35 grad mit meinem altersschwachen rasenmäher, was uns beide ziemlich frustriert, muss aber sein, denn maria himmelfahrt steht vor der tür und da hat das gras ordentlich zu sein, zumal schon der gemüsegarten mit seiner mulchschicht so exotisch anmutet hier.

so schnell geb ich aber nicht auf. also nochmal von vorne, es ist grad kein kirchlicher feiertag in sicht und das gras darf wieder wachsen.

allerdings erregt das den zorn meines vermieters, er mäht meinen vorgarten kurzerhand mit seinem überdimensionerten rasentraktor als die höhe der halme unerhörte 4 cm erreicht und wir führen das x-te gespräch über die pflege des rasens und die vorteile eines rasenfangsackes. beim rasenfangsack und dem drohenden verfilzen des grünen teppichs nicke ich verständnisvoll und denk mir meinen teil, bei der länge der grashalme gewinnt er dieses match und ich gebe das experiment auf, wo ich doch scheinbar eh völlig talentfrei beim sensen bin lohnt das ja keinen aufstand.

ich reinige die sense und packe sie weg.

die verschwindend kleinen häufchen rasenschnitt welche der rasenmäher hinterlässt betrachte ich mit genugtuung bevor der wind sie verweht. mein vorgarten ist an die durchschnittliche gutbürgerliche höhe von 2,3 cm angepasst und ich überleg mir ob ich ein geodreieck in die erde stecken soll damit ich ordentlich nachmessen kann.

aber mich sticht der hafer. so schwer kann es doch nicht sein?

einmal will ichs noch wissen. die schafweide nebenan sieht einladend zum üben aus, aber die beiden böcke werden dies vielleicht nicht gut finden.

also muss was anderes her: im innenhof sieht keiner rein, da wächst am rand vom kiesparkplatz ein ganz klein wenig gras und viel unkraut. löwenzahn, hirtentäschel und was gelbes undefiniertes dominieren und ich lass es zwei wochen ungemäht und fahre es auch nicht mit dem wagen platt wie sonst. ausserm briefträger sieht es keiner und der petzt offenbar nicht denn es beklagt sich niemand.

und siehe da - es funktionert!

das unkraut lässt sich schneiden wie butter, die paar festen grashalme die dabei sind auch. es geht also offensichtlich nur nicht bei weichem dichten rasenteppich. es sieht noch ein wenig rupfig aus, für ne gerade linienführung braucht es wohl etwas routine.

aber es geht :michel:

Re: Sensen für Anfänger

Verfasst: Sa 3. Sep 2011, 21:39
von roland
Hi,
na, da hast Du dich gleich an die Königsdisziplin gewagt mit dem kurzen, dichten Rasen.
ich hab inzwischen auch entschieden, das ich den Girsch nicht mit Gras verdränge.
Dichtes Grass ist echt nicht ohne.

Freut mich, das es dann doch noch geklappt hat.

Roland

Re: Sensen für Anfänger

Verfasst: So 4. Sep 2011, 08:46
von Hannah
hehe der Text hätte auch von mir sein können. Und bei mir sahs nicht nur rupfig aus sondern eher nach Wildschwein mit Koordinationsproblemen :lol:

Mein Nachbar hat ne Heuwiese gegenüber- da lässt er mich jetzt immer einen kleinen Streifen beüben. Vielleicht kannst das ja bei dir auch hinkriegen?
Sollst mal sehen nächstes Jahr können wir es dann :daumen:

Re: Sensen für Anfänger

Verfasst: So 4. Sep 2011, 15:37
von emil17
Rasen geht schlecht bis gar nicht, trockenes Gras geht schlecht, alters Gras an mageren Böschungen (Brachypodium- und Festuca-Arten mit fadenförmigen Blättern) gehen auch kaum. Je saftiger, je höher das Gras und je weniger bucklig die Wiese, desto besser geht es. Am tollsten sind Brennesseldickichte auf ebenem, sauberen Boden. Also übe dort, wo man auf ein Erfolgserlebnis hoffen kann.
Wenn Du kannst, lass Dir mal von jemandem zuschauen, der sensen kann und Dir zeigt, wie man eine Sense wirklich scharf bekommt und richtig einstellt. Das macht Welten aus!

Re: Sensen für Anfänger

Verfasst: Di 6. Sep 2011, 10:11
von Florian
Wenn man jemand zusieht der es wirklich kann, denkt man sich nichts dabei, aber die Übung macht den Meister :)
Und vor allem die Schärfe kann unglaublich werden, wenn der Meister viel geübt hat.

In unserer Straße wohnt ein sehr alter Mann, der Rasiert mit seiner Sense, von schneiden kann man da nicht mehr sprechen, das Sensenblatt ist knapp 40 Jahre alt. Bei dieser Sense spielt es keine Rolle ob dichter Sportrasen oder welches grün auch immer, nass oder trocken ....

Wichtig ist vor allem wie lang das Blatt ist, desto buckeliger die Wiese, desto kürzer sollte das das Blatt sein, umgekehrt gibt es hier Sensen die so an die 1,5 Meter Blattlänge gehn.
Ich spreche oft übers Sensen mit diesem Mann, und hab ihm schon oft bei jedem Arbeitsschritt zugesehen, ich glaub der hat sich über die Jahre jegliche Stellung von Blatt und Stiehl auf nen halben Millimeter zurechtgerichtet.

:) weil er ja jedes Jahr kleiner wird meinte er, kommt er regelmäßig zu mir, damit ich ihm das Blatt mit dem Autogenzeug leicht anglühe, damit ers um ein fast nicht merkliches Stück drehen kann ...