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Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 10:11
von Nordhang
Fallenjagt in Deutschland
Habe hier einen interessanten Bericht über die Benutzung und besonders die Gefahren von Fangeisen und anderen Fallentypen für Mensch und Tier gefunden.
Beim Spielen auf der Wiese oder beim Sammeln im Wald geraten Jung und Alt immer wieder in fahrlässig aufgestellte Fallen.
Mich würde eure Meinung dazu interessieren.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... che-Gefahr
Lg Nordhang

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 11:18
von Grunling
Naja, über depperte, trinkende oder greise Jäger muss man ja nicht groß diskutieren. Warum man die mit tödlichen Waffen auf die Menschheit loslässt, habe ich noch nie verstanden.
In Deutschland gibt es fast nur noch Forst oder eben unzusammenhängende unbewirtschaftete Waldstückchen. Der Urwald ist futsch. Hier finden Großraubtiere und Megaherbivoren kein zu Hause. Insofern ist die Jagd mindestens notwendig. Und Fallen gehören eben zur Jagd dazu und dafür gibt es Regeln.
Hinz und Kunz muss aber keine Fallen besitzen, geschweige denn kaufen. Da könnte man noch nach regeln. Wer jagen möchte, kann dafür einen Jagdschein machen.

Ich habe mal gehört, dass man auch ohne Jagdschein einen Fallenstellerschein machen darf.. ist da was dran? Das wäre dann ja auch eine Option. Darüber hatte ich sowieso schon mal nachgedacht. Trapper.. warum nicht ;)

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 12:09
von BernhardHeuvel
Nordhang hat geschrieben:...geraten Jung und Alt immer wieder in fahrlässig aufgestellte Fallen.
"Immer wieder"...was heißt denn das konkret in Zahlen?

Mit der Beantwortung dieser Frage hat sich alles Übrige von selbst erledigt. Insbesondere, weil die damals eingesetzten Totschlagfallen heute größtenteils verboten sind. Außerdem wurde der Fangbunker für die noch verbliebenen erlaubten Fallen erfunden und es gibt auch seither Kurse dazu. Die Jäger, die ich kenne, haben die Fallenjagd seit Jahren eingestellt.

Ich selbst war lange Jahre im Kreisgebiet für die Bekämpfung der Bisam mit der Falle zuständig, um die Deichanlagen und Gewässerböschungen zu schützen. Dann wurde ich durch die politische Machtübernahme der Grünen als amtlicher Fallensteller abbestellt. Ein paar Jahre später rannten die Leute dann wieder hinter mir her, ob ich nicht wieder die Tätigkeit aufnehmen könne. In der Zwischenzeit sind Menschen zu Schaden gekommen (einstürzende Böschungen sind nicht witzig!) und es mußte mehr Geld in die Beseitigung der Schäden gesteckt werden. Ich habe denen den virtuellen Stinkefinger gezeigt. Sollen sie doch selbst sehen, wie sie mit ihrer Einstellung und Fieberphantasie über den richtigen Zustand der Natur zurechtkommen.
Grünling hat geschrieben:In Deutschland gibt es fast nur noch Forst oder eben unzusammenhängende unbewirtschaftete Waldstückchen. Der Urwald ist futsch. Hier finden Großraubtiere und Megaherbivoren kein zu Hause. Insofern ist die Jagd mindestens notwendig.
Das ist mit Verlaub eine der idiotischsten Begründungen für die Jagd, die ich kenne. Pseudowissenschaftlicher Müll. Jagd ist Kulturerbe der Menschheit und zum Nahrungserwerb da. Alles, was darüber hinausgeht, hat mit Jagd nichts zu tun. Das, was heute mit Jagd verbunden wird, ist nur ein Abklatsch des Statussportes zu Zeiten von Kaisern und Königen. Damals gab es ja kein Golf, Sportwagen oder Kleinflieger. Solange Jagd aber mit dem Grund verbunden ist und demjenigen, dem der Grund gehört - solange werden nur Großgrundbesitzer, also Kaufleute, Zusammenschlüsse mehrerer Bauern, Industrielle und Adelige die Jagd ausüben. Die anderen "dürfen" heute mal mitspielen.

Der traurige Rest der Jäger, die für die Nahrung jagen, der wird auch bald komplett ausgerottet sein. Und damit ginge etwas sehr Wichtiges für den Menschen verloren. Der Kontakt zur Natur und die Verbundenheit zur Landschaft über den Nahrungserwerb.
Grünling hat geschrieben:Ich habe mal gehört, dass man auch ohne Jagdschein einen Fallenstellerschein machen darf.. ist da was dran?
Nein.

Freundliche Grüße
Bernhard

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 12:18
von Grunling
Zwei Sekunden Googeln
http://www.kjv-wolfhagen.de/content/fangjagd.htm

Der Fangjagdlehrgang
Allgemeines:
Nach § 19 des Hess. Jagdgesetzes darf die Jagd mit Fanggeräten nur von Personen ausgeübt werden, die an einem anerkannten Ausbildungslehrgang für die Fangjagd teilgenommen haben.
Im Rahmen des sogenannten freien Tierfanges gilt dies auch für die Eigentümer und Nutzungsberechtigten von befriedeten Bezirken (Haus- und Grundeigentümer).

Für diesen Lehrgang ist kein Jagdschein erforderlich !
Diese eintägigen Fangjagdlehrgänge führt der Kreisjagdverein Wolfhagen jährlich nach Bedarf durch.
Das Ausbildungsmaterial und die benötigten Unterlagen sind im Lehrgangspreis von 40 € für Nichtmitglieder bzw. 30 € für Mitglieder enthalten.
So, wenn mir dahingehend jemand Details für NRW nennen kann.. danke

Ansonsten.. hinsetzen und bitte eine mindestens dreiseitige Abhandlung DIN A4 Schriftgröße 10 über den Zusammenhang zwischen der Forstwirtschaft und Jagd schreiben. Nahrungserwerb steht auf einem völlig anderen Fuß.


Allerherzlichst,
Grünling.

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Fr 12. Aug 2011, 23:19
von BernhardHeuvel
Für den Lehrgang nicht. Aber für die Ausübung. Bevor Du dich also in Abenteuer stürzt, bitte mehr Zeit und Aufwand als zwei Sekunden googeln investieren.

Gruß
Bernhard

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 12:21
von Steini
Schön, dass es noch Leute wie Fori Bernhard gibt, die sich sehr differenziert mit diesem Thema beschäftigen.
Vielfach werden Fotos und Filmmaterial von vor 20 Jahren verwendet um einseitigen Krawalljournalismus zum Thema "Fangjagd" zu betreiben.

a.) Ja, man kann einen Fallenlehrgang auch ohne gültigen Jagschein besuchen wenn im Anmeldeformular nicht die Angabe der Jagdscheinnummer
gefordert wird und man die Lehrgangsgebühr bezahlt. Man darf aber anschließend nicht die Fangjagd ausüben sondern ist nur schlauer als
vorher.
b.) Die Fangjagd hat in Deutschland keinen ökologischen und wirtschaftlichen Rang mehr. Deutsche Pelzgroßhändler kaufen z.B. keine Fuchsbälge mehr an,
und wenn dann für 10€/Stk.....mit Glück bekommt man für einen sehr guten Steinmarderbalg 20 € ...."Trapper" ;) werden zu wollen lohnt also nicht
wenn man bedenkt was für ein Sprit verheizt werden muss um die Fallen zu kontrollieren, wieviel Zeit beansprucht wird und was die Anschaffung der Fallen
kostet. Es gibt noch Jäger in Niederwildrevieren die glauben durch Fangjagd mehr jagdbares Wild ( Fasan, Hase z.B. ) zu bekommen. Dies ist ein
wissenschaftlich erwiesener Trugschluss. Fangjagd macht noch Sinn im städischen Raum auf nachtaktive Beutegreifer, wie z.B. in der "Hauptstadt
der Waschbären", auch Kassel genannt. Dann gibt es noch diverse Steinmarder die Hausbewohnern bisweilen die Nacht zum Tag machen. Es würde niemand
in Abrede stellen solch einen Nervmarder in einer Lebendfalle fangen zu dürfen um ihn raus in den Wald zu fahren und frei zu lassen.

c.) Die Preise deutscher Rauchwaren wurden durch Pelzfarmen in Asien zerstört. Dort werden unter abscheulichsten Bedingungen Pelztiere gehalten.
Das Problem ist also nicht die Fangjagd in Deutschland, sondern die gruselige Massentierhaltung von Pelztieren im In- und Ausland.

d.) Wer aktuelle Info sucht, gibt mal "Landesfangverordnung", "Fangjagdverordnung" usw. in einer Suchmaschine ein. Wie Berhard schon beschrieben hat, müssen mittlerweile hohen Sicherheitsanforderungen genügt werden, und der Tierschutz wird ganz groß geschrieben damit Tiere unversehrt lebend, oder augenblicklich tot gefangen werden und keine anderen Wildtiere oder Haustiere gefangen werden. Schwarze Schafe gibt es jedoch leider überall was aber derzeit dadurch engedämmt wird das Fangeisen eine Schlagziffer ( wie Rahmennummer der Motornummer beim Auto ) bekommen und bei der zuständigen Behörde mit Nummer und Besitzer gemeldet werden müssen. Wers nicht macht, ist den Jagdschein los, zahlt hohe Strafen und bekommt im Falle eines Unfalles keine Absicherung durch die Jagdhaftpflichtversicherung.

Es sind gerade noch rund 5% deutscher Jäger die die Fangjagd betreiben. Die Zahl ist also verschwindend gering wenn die Statistik mal wieder nicht lügt.

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 13:41
von Manfred
Wo in Deutschland ist denn bitteschön der Einsatz von Schlagfallen ohne Fangbunker oder andere Schutzvorrichtungen noch erlaubt?
Also sind die Bilder uralt oder beruhen auf illegalem Falleneinsatz.
Wieder mal nur Hetze. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Und sowas wird mit meinen Fernsehgebühren bezahlt...

Wer seinen Hund im Feld frei laufen lässt, braucht sich natürlich nicht wundern, wenn der den Kopf in einen Fankbunker steckt.
Und wer mit dem Brecheisen das Schloss eines Fangbunkers öffnet, die Sicherungsleine vor dem Öffnen vom Deckel löst und dann noch mit der Hand nach dem Köderei greift (von so einem Fall wurde bei wild und hund berichtet), der hat sich wohl redlich verdient, dass es weh tut.

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 15:03
von Steini
Manfred hat geschrieben: Und wer mit dem Brecheisen das Schloss eines Fangbunkers öffnet, die Sicherungsleine vor dem Öffnen vom Deckel löst und dann noch mit der Hand nach dem Köderei greift (von so einem Fall wurde bei wild und hund berichtet), der hat sich wohl redlich verdient, dass es weh tut.
Ohh jehh, der dreiste Mensch wusste offenbar das der Klingeldraht/Sicherungsleine die Falle auslösen soll falls jemand den Deckel öffnet damit niemand in die gespannte Falle greifen kann !? Nun geht er her, löst die Reißleine und packt trotzdem in die offene Falle :ohoh: ?
Hoffentlich war es nur ein Mardereisen und kein Fuchseisen. Ein Fuchseisen hat eine Bügelweite von 60cm und schlägt mit 200-300 Newton zu....Dann heißt es: Lieber arm dran als Arm ab !

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 23:25
von Nordhang
Das Internet undeutliche Weiten der Interpretation von Forenthemen.
Nordhang hat geschrieben:
...geraten Jung und Alt immer wieder in fahrlässig aufgestellte Fallen.
"Immer wieder"...was heißt denn das konkret in Zahlen?
Ersteinmal muss ich sagen ja, diese Aussage immer wieder ist sehr schwammig und ich würde es gerne durch die etwas exaktere Aussage korrigieren:
….es ist schon mal vorgekommen das Menschen unterschiedlichen Alters in Fallen unterschiedlicher Bauart fassen oder treten, deren Eigentümer mit erstaunlich hoher Wahrscheinlichkeit Vorzeichen altersbedingter Beeinträchtigungen ihrer körperliche und geistigen Leistungsfähigkeit oder /und einen mehr oder weniger tiefen Groll, gegen (in ihrer und manch anderer Meinung nach) mehr oder weniger sinnvollen Gesetzesänderungen für den Bereich Jagt ihr eigen nennen und damit zugegebener weise minimale und oft vernachlässigbare Gefahr für die Unversehrtheit anderer Menschen oder übertrieben betüttelten Haustieren eingehen. :holy:

Es ging mir lediglich über den im FILM dargelegten Umstand das FALSCH AUFGESTELLTE FALLEN mir und Andere aus diesem Forum zB bei einen Kontrollgang zu den eigenen Pferden oder eine Bärlauchsammelaktion den Tag vermiesen kann. Das die Kamera häufiger bei dem verheulten Mädchen mit dem erstickten Hund als bei den Tierschützern im Bodenbrüterschutzgebiet verweilt ist zugegebener Weise den Quoten geschuldet.

Wie dieser Beitrag als vollständige Ablehnung gegen das fachgerechte Fallenstellen und Jagen gesehen werden kann ist mir unverständlich.
Man warnt ja auch vor Blindgängern aus den Weltkriegen obwohl nicht jedes Wochenende ein Sondengänger hops geht.
Lg Nordhang

Re: Fallen und Fallenjagt in Deutschland

Verfasst: Sa 13. Aug 2011, 23:50
von Manfred
Nordhang hat geschrieben:Wie dieser Beitrag als vollständige Ablehnung gegen das fachgerechte Fallenstellen und Jagen gesehen werden kann ist mir unverständlich.
Wie man das nicht so sehen kann, ist mir unverständlich.
Die reißerische Gestaltung, die Vertonung, die Auswahl der Gesprächspartner, die Mimik und das Verhalten des Autors.
Und einen seiner Versprecher, wo er fragt, warum die Fallenjagd nicht verboten ist, hat er auch nicht rausgeschnitten.
Völlig durchsichtige und eindeutige Anti-Jagd-Propaganda.

Und was das Wissen 80-jähriger Jäger über das alle Nase lang geänderte Jagdrecht angeht:
Welcher 40-jährige Autofahrer kennt denn die aktuellen Verkehrsregeln? Und wie viele fahren betrunken, mit Handy am Ohr, ohne Gurt oder ohne Kindersitze?
Wie viele Verletzte und Tote kostet das im Jahr?
Wird deshalb der Besitz von Autos oder wenigstens das Autofahren verboten?

Wir haben in D ca. 350.000 Jagdscheininhaber.
Auf seiner Karte mit den Fällen von 2009 bis 2011 zähle ich 27 Vorkommnisse.
Leider dröselt er die nicht auf. Es wäre schön zu wissen, wieviele davon Tiere und wieviele Menschen betreffen.
Und wie viele davon durch das Fehlverhalten der Tierhalter verursacht wurden. Wie viele davon Jäger selbst betroffen haben, die sich beim Umgang mit den Fallen verletzt haben und wie viele man wirklich als ernst zu nehmende Verstöße werden kann.
Gehe ich von 50% ernst zu nehmenden Fällen aus, sind das ca. 15 in 3 Jahren, also 5 pro Jahr.
Es sind 0,0014 % der Jäger schwarze Schafe, die folgenhaft gegen geltendes Recht verstoßen.
Boa. Da muss sofort ein neues Gesetz her, dass den anderen 99,9986 % den Einsatz von Schlagfallen verbietet.... :dreh: