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Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Mo 11. Nov 2013, 11:13
von Dagmar
Hallo,
hier wurde ja auch schon über pflugloses Arbeiten geschrieben und diskutiert.
Jetzt habe ich aber mal in einem Film die Bemerkung gehört, daß eben in früheren Zeiten (vor der Industriealisierung) die Bauern beim Pflügen mit den damaligen vorhandenen Pflügen ja maximal so 15 cm tief umgebrochen haben und das man bei dieser Tiefe noch in der oberen Bodenschicht bleibt.
Das damals also nicht die Schichten miteinander vertauscht und vermischt wurden. Heute haben die Pflüge für die größeren Traktoren ja eine größere Tiefe (20-40cm), mit all den negativen Folgen.
Jetzt gibt es aber für die kleinen Traktoren und wahrscheinlich auch für die Einachser (die hier ja manche haben) Pflüge im Angebot, die eben maximal 15cm tief pflügen. Die also demzufolge auch nur die obere Schicht umdrehen. Der ganze Vorgang findet also nur oben statt.
Ist das mit diesen Gerätschaften vielleicht dann doch nicht so schlimm, den Boden umzubrechen? Vor allem bei manchen Acker"un"kräutern könnte diese Vorgehensweise ja doch hilfreich sein.
Wer kennt sich damit aus???
Dagmar
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Mo 11. Nov 2013, 13:50
von Adjua
Ich kenne mich damit nicht aus, habe aber folgende Gedanken dazu:
Grundsätzlich kommt mir spanisch vor:
- Pflügen ist verpönt, aber Hochbeet- und Hügelbeetbau ist in Ordnung, sogar mit Bagger
- Fräsen ist ganz böse, wegen der Regenwürmer - AFAIK erwischt eine langsam drehende Fräse einen Regenwurm äußerst selten, und wenn doch, dann lebt auch ein zerschnittener Regenwurm weiter. (Wie ich meine Grassoden ohne Fräse weggebracht hätte, ohne den ganzen Mutterboden abzutragen, ist mir nicht klar)
- Abdecken funktioniert in vielen Gegenden nur, wenn man gleichzeitig eine Erdschicht draufgibt. Das tut dem Bodenleben dann nichts?
Pflügen allgemein:
Das Hauptproblem beim Pflügen ist für mich die Gefahr der Erosion. Kleinere Pflüge sind diesbezüglich sicher weniger gefährlich. Am Hang ist daher die Pflugrichtung wichtig. Wenn man gleich etwas einsät, das schnell aufkommt und bodendeckend ist, wirkt man der Erosion zusätzlich entgegen. Ich kann mir auch vorstellen, daß Bewuchs der Regeneration des Bodenlebens gut tut. Daher arbeite ich mit Untersaaten.
Grundsätzlich glaube ich derzeit daran, daß weniger mehr ist. Daher werde ich mit meinem Einachser nicht Pflügen, wenn es nicht zwingend notwendig ist (wie z.B. bei Grünlandumbruch). Inwieweit Untersaaten manchmal untergepflügt werden müssen, kann ich erst in ein paar Jahren sagen.
Wenn weniger mehr ist, ist ein kleiner Pflug sicher besser als ein grosser, wenn der kleine effizient genug ist. Es kommt meiner Meinung nach immer darauf an, wieviel Bearbeitung in Summe notwendig ist. (Ineffizientes Pflügen, das exzessive Nachbearbeitung mit der Fräse notwendig macht, ist sicher schlechter als effizientes Pflügen).
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Mo 11. Nov 2013, 18:17
von Narrenkoenig
Das was die kleinen Pflüge leisten läuft heute eher unter Schälpflügen und findet tatsächlich nur in den oberen 10 - 20cm statt.
Also so im groben die Tiefe die auch ein Spaten wendet.
Grüße
Robert
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Do 14. Nov 2013, 09:44
von Benutzer 146 gelöscht
chorge hat geschrieben:Wozu pflügen? Das ist ziemlich grober Umbruch und wirklich nur für das Urbarmachen des Landes sinnvoll, ansonsten reicht in meinen Augen ne gute Motorfräse und gut. Die ist nich so tief und macht es auch gleich feinkrümelig.
Beim Pflügen müßtest Du danach noch zumindest eine Egge nehmen .... also wieder belastung auf dem Boden....
Das ist richtig, - außer man hat (wie ich) einen Acker am Hang: da kann man durch entsprechendes Pflügen die der Schwerkraft folgende Erde immer wieder ein Stück nach oben schaffen. Und Pflügen nach der Ernte quer zum Hang verhindert bei Starkregen auch das Abschwemmen der Erde.
Hängt natürlich immer von der jeweiligen Bodenbeschaffenheit ab.
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Do 14. Nov 2013, 20:35
von holzfux
Entgegen vieler Meinungen pflüge ich meinen Garten jedes Jahr mit dem Einachser ca 18- 20 cm tief.

Und auf dem Stück, wo ich die Kartoffeln pflanze, wird auch der Stallmist untergepflügt

. Alle paar Jahre hole ich mir von einem befreundeten Landwirt den großen Schlepper mit Schwergrubber. Dann wird der Boden im richtig tief aufgelockert( ca 40 cm). Ich kann weder über Mißernten noch über andere negative Auswirkungen klagen.
(Möge mich die Meute der Gegner des Pflügens jetzt zerfleischen)
Gruß
Hartmut
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Do 14. Nov 2013, 21:04
von Narrenkoenig
Die größten Probleme durch pflügen entstehen durch einen Schmierhorizont in Höhe der Pflugsohle und durch die Bodenverdichtung durch schweres Gerät.
Mal abgesehen von zu tiefem Pflügen, da wir dann Unterboden hochgeholt und nicht nur die Krumme durchmischt.
Beim Einachserpflügen ist wie beim Pferdepflügen das Problem mit der Bodenverdichtung schon mal ziemlich erledigt.
Für den Schmierhorizont, bzw eher dagegen, gab es Untergrundlockerer die hinter der Schar montiert waren und die Sohle aufgerissen haben. Interessanterweise finden die sich hauptsächlich in Beschreibungen von Pflügen aus einer Zeit da motorisierte Pflüge noch nicht in Sichtweite waren.
Grüße
Robert
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: So 17. Nov 2013, 18:02
von Famulus
hallo
Das mit den pflügrn muss sein, den dar bekommt man den acker sauber (Unkraut und Karnkheiten).
der Acker wirt unterteillt in 3 Horizonte A,B und C ist von boden zu boden verschiden.
es sol aber unr der A und ein ein keinerteil des B Horizonts gewende werden.
das sind so 15 bis 25 cm jeh nach boden. Eine weitere lockerrung get nur mit den unterrundlocker.
Das wuste man Früher auch,die hatten aber noch keine Schlepper nur zugtiere (Kuh Pferd)
die kleinen Pflugen konten nicht tifer als 15 cm Pflügen, tiefer git nicht. Hate aber den vorteil das das Pferd,Kuh
nicht so Schwer war und der Boden nicht so gedrück worde wie heute.
MFG Famulus
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Mo 18. Nov 2013, 14:24
von Landfrau
Na, so ganz grundlos hat der ackerbauende Mensch den Pflug wohl nicht erfunden, oder?????
Und dass der (ackerbauende) Mensch seine Umwelt nicht verändert, wäre auch blanke Illusion.
Wir sind hier, wir wirtschaften hier, wir sind Menschen und wir verändern unsere Erde. Seitdem wir Menschen sind.
Das ist nur im Detail "schlimm", im großen und ganzen wird nach dem Anthropozän eine andere erdgeschichtliche Epoche anbrechen, die ohne Anthropozän nicht möglich wäre und die Dinge gehen weiter.
Kein Grund, sich wegen des bischen Oberbodenumdrehens die Fíngernägel abzukauen.
Da gibt es ganz andere Dinge, die die Epoche des Anthropozäns zeitlich ein wenig straffen werden.
L.
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: Sa 14. Dez 2013, 23:41
von edaphon
Was der Mensch sicher verlernt hat ist die Mischkultur und Fruchtfolge, auch das Prinzip.
Damals ging es darum, die Familie zu versorgen, Vorräte zu schaffen, über den Winter zu kommen und mit dem Überschuss einnahmen zu haben.
Deshalb hatten Bauern meist auch alle gleich viel Land, bevor noch die Maschinen kamen. Was hätte damals ein Landwirt mit 100 hA gemacht... so viele Arbeitskräfte hätte er nie auftreiben können, bzw Unterbringen auf seinem Hof, etc
In Filmen oder auf Bildern sieht man meist nur einzelne Menschen (beim Pflügen, säen), dabei war das Arbeit für die komplette Familie (scheren, ernten, steine sammeln, vereinzeln, mist einarbeiten, usw)
Ich seh es schon so, das man den Boden nur Oberflächlich bearbeiten sollte, sobald er urbar gemacht wurde.
Dazu lässt man entweder einen Bauern die Fläche tiefgründig grubbern oder man schnappt sich einen Spaten eine Scheibtruhe und plant Urlaub, damit man Rigolen kann.
Diese Auflockerung ohne Technik zu schaffen, also rein Biologisch, ist nicht so leicht von heute auf Morgen zu schaffen. Dazu reicht es nicht aus eine Gründüngung anzubaun. Ich schau mir auch an, wie man mit der Grabgabel 5000m² lockert, Viel Spaß, 15 Jahre später brauchst dann eine künstliche Hüfte
Pflug, Grubber und Fräse haben ihre Daseinsberechtigung. Auch in einer biologischen Landwirtschaft. Gerade auch in der Unkrautbekämpfung ist das fahren mit dem "Scharrer" üblich. Wie denn auch sonst... leben wir in keiner Hobby-Kleingarten-Illusion bitte.
Wichtig ist das man wieder auf Mischkulturen, also auch mit Wildblumen, Sträuchern eine Art teilweise Permakultur anstrebt. In meinen Augen einer der Wege für die Zukunft.
Re: Kleiner Pflug - vielleicht doch nicht so schädlich?
Verfasst: So 15. Dez 2013, 15:49
von Gesegnete Erde
Jedwedes Pflügen bringt die natürliche Schichtung der Bodenlebewesen durcheinander und sollte deshalb möglichst vermieden werden.
Für die Bodenlockerung als Vorbereitung für die Pflanzung ist in meinen Augen eher ein Grubber geeignet. Er bricht den Boden nicht um, macht ihn aber durchlässig und porös.
Nicht erwünschte Pflanzen kann man anschließend relativ leicht abharken oder man hängt an den Grubber noch ein geeignetes Ackergerät (z. B. Egge) an, um die gröberen Bestandteile abzusammeln.
Unser Land war Wildnis, als wir es übernahmen. Um es nicht total sich selbst zu überlassen, hab ich einmal, bevor wir unseren eigenen Traktor hatten, einen Pflug auf die Teile gelassen, die am ehesten für einen Traktor befahrbar waren. Natürlich hat er alles "dem Erdboden gleichgemacht", aber auch ein zerfurchtes und unebenes Land hinterlassen.
Seitdem arbeite ich nur noch mit unserem Grubber und hab damit die besten Erfahrungen gemacht.
Grüße
Michael