Seite 1 von 1

Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Fr 15. Feb 2013, 20:26
von Manfred
Konstruktiver Holzschutz = durch die Konstruktion bewirkter Holzschutz.
Es soll hier also nicht um besonders dauerhafte Holzarten oder Holzschutzmittel gehen, sondern darum, wie man durch die Konstruktion selbst die Lebensdauer des eingesetzten Holzes verlängert.

Das Thema beschäfigt mich schon länger.
Ich habe in meinem Leben schon einige alte, verrottete Holzzäune abgerissen.
Dabei ist mir aufgefallen, dass die Zäune zuerst und am stärksten morschen, wo die Latten auf die Querbalken geschraubt sind und teilweise auch an den Auflagern der Querbalken.
Das ist auch naheliegend, weil dort Wasser in die Ritzen kriecht und nicht mehr so schnell entweicht.

Ich hatte daher überlegt, beim Bau des nächsten Zaunes kleine Unterlegschreiben zwischen die Latten und die Balken zu legen, um den Spalt zu vergrößern und so das Abtrocknen zu erleichtern.
Neulich hat mir im Landtreff jemand geschrieben, dass professionelle Zaunbauer zu dem Zweck Drahtstücke zwischen Latte und Balken klemmen würden.
Das hat gegenüber Unterlegscheiben den Vorteil, dass fast gar keine flächige Auflage gebildet wird, die Abtrocknung also noch besser funktionert.

Was wir schon vor einigen Jahren umgesetzt haben: Die Querbalken oben abzuschrägen, also mit einem Gefälle zu versehen, damit kein Wasser drauf stehen bleibt, sondern zügig und zur den Latten abgewandten Seite abläuft.

Auch die Latten könnte man am oberen und unteren Ende abschärgen, damit kein Wasser oben auf den Köpfen stehen bleib oder Tropfen unten an der Latte hängen. Bei gehobeltem Holz wäre es evtl. sogar sinnvoll unten Kerben einzuschnitzen, um das Abtropfen zu verbessern. Bei sägerauem Holz tropft das Wasser von Haus aus besser ab.

Unten sollte der Zaun Abstand zum gewachsenen Boden haben und möglichst auch keinen starken Bewuchs.

Bei einigen Zaunsystemen wird ganz auf Querbalken verzichtet. z.B bei den mit verzweribelten Drähten verbundenen Staketenzäunen.
Diese stehen dann aber meistens unten auf dem Boden und fangen da natürlich zuerst an zu faulen.
Um das zu vermeiden, könnte man den Staketenzaun an einem starken Spanndraht aufhängen. Dann müssten natürlich entsprechend massive Eckpfosten, evtl. mit Abstützung, vorhanden sein, die die Spannkräfte des Drahtes aufnehmen. :hmm:

Welche Lösungen zum konstriktiven Holzschutz bei Zäunen kennt ihr noch?

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Fr 15. Feb 2013, 20:55
von Manfred
Um einen Spalt zwischen Balken und Latte zu erhalten, könnte man auch beim Anschrauben der Latten eine Abstandslehre dazwischen halten und danach wieder herausziehen.
Wenn man Schrauben mit durchgehendem Gewinde verwendet, sind auch die Latten auf dem Gewinde fixziert und der Spalt bleibt dauerhaft erhalten. Bei Nägeln oder Schrauben mit nur teilweisem Gewinde würde das nicht funktionieren. Da lockern sich die Latten mit der Zeit und wandern an die Balken.

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 09:48
von Thomas/V.
Die Querbalken oben abzuschrägen, also mit einem Gefälle zu versehen,
hier wurden traditionell halbrunde Riegel für Lattenzäune verwendet , etwa so: D
Auch die Latten könnte man am oberen und unteren Ende abschärgen,
am oberen Ende habe ich da schon oft gesehen, unten noch nie
oben entweder pfeilförmig angespitzte Enden oder an einer Seite abgeschrägt
gelegentlich sah ich auch noch, das auf die Latten oben noch ein schmales Brett/Leiste angebracht war, sodaß das Wasser nicht auf die Köpfe kommt, sondern vom Brett abgeleitet wird

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 10:05
von Manfred
Das mit den halbrunden Riegeln ist ein guter Hinweis. Die hatten wir auch an einigen ganz alten Zäunen. Dass dies dem Holzschutz dient und nicht nur aus der Einfachheit geboren war (halbierte Fichtenstangen), daran hatte ich noch nicht gedacht.
Das ist auch noch ein Manko bei unseren rechteckigen Balken, die wir nur oben abgeschrägt haben. Wir hätten sie auch unten abschrägen sollen, um eine Tropfkante zu bilden.

Bei den käuflichen Staketen-Zäunen aus Esskastanienholz sind die einzelnen Staketen oben und unten angespitzt. Oben bleibt also kein Wasser stehen und unten kann es leicht abtropfen.
An den Schalungen alter Schäunen kann man manchmal noch Bretter sehen, die unten angeschrägt wurden (außen reicht das Brett einige mm tiefer als innen), um eine Tropfkante zu bilden. Außerdem wurden halbrunde (Fingernagelförmige) Kerben eingeschnitzt, eine neben der anderen, was nicht zur zur Zierde dient, sondern ebenfalls das Wasser besser abtropfen lässt. Das Wasser läuft an den stehengebliebenen Nasen zwischen den Kerben zusammen und bildet dort Tropfen, die wegen der geringen Haftfläche an der Nasenspitze viel schneller abfallen als wenn sie an an einer durchlaufenden Kante oder gar einer waagrechten Brettunterseite hängen würden.

Den Auflagen an den Zaunpfosten sollten wir auch Beachtung schenken. Wenn die Pfosten aus Stahl oder Stein sind, könnte sich an den Übergangsflächen leichter Kondenswasser bilden. Und auch hier gibt es Fugen, in denen die Feuchtigkeit nur verzögert abtrocknen kann.

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 11:36
von si001
Manfred hat geschrieben:An den Schalungen alter Schäunen kann man manchmal noch Bretter sehen,
In diesem Zusammenhang muss ich immer daran denken, wie viel Wissen (fast) verloren gegangen ist, seitdem alles nur noch schnell schnell industrieell hergestellt wird. Schade!
Manfred hat geschrieben:Wenn die Pfosten aus Stahl oder Stein sind, könnte sich an den Übergangsflächen leichter Kondenswasser bilden. Und auch hier gibt es Fugen, in denen die Feuchtigkeit nur verzögert abtrocknen kann.
Wäre nicht dort auch die Draht- oder Unterlegscheibenlösung möglich? (Kommt auf die Anschlusskonstruktion an. :hmm: )

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 19:04
von emil17
Mit ausreichend dicken Gewindeschrauben ohne Schaft (Spax) müsste es eigentlich gehen, die Latten auf Abstand zum Querholz zu halten. Dazu kann man beim Zusammenschrauben auch einfach das Maul eines Schraubenschlüssels zwischenhalten.
Für die Querlatte muss man dauerhafteres Holz nehmen, weil bei horizontalem Faserverlauf die Gefährdung grösser ist. Tropfkante, d.h. trapezförmiger oder rhombischer Querschnitt statt rechteckig, sollte nicht vergessen werden.
Gespaltene Latten sind besser als gesägte (gleicher Grund wie bei Schindeln)
Bei den Zäunen mit verzwirbeltem Draht (ohne Querlatte) muss man Feldsteine unterlegen, auf dem die Latten aufstehen.

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 19:17
von Manfred
Ja. Das mit den Schrauben habe ich oben auch geschrieben. Und man sollte möglichst hochwertige Schrauben verwenden. Feuerverzinkt oder Edelstahl. Sonst gammel die schneller weg als das Holz. Hatte ich selber schon, mit billigen, galvanisch vergüteten Spax aus dem Baumarkt.

Wenn man Halblinge oder trapezförmige Riegel verwendet, könnte man die auch umdrehen, also mit den breiten Seiten weg von den Latten einbauen. Dann ist zum einen die Belüftung zwischen Latte und Riegel besser und zum anderen zeigen die Tropfkanten der Riegel weg von den Latten.

Das mit dem Spalten ist ein guter Punkt. Bei gespaltenem Holz sind viel weniger Faserbündel durchtrennt als bei gesägtem. Und gerade diese offenen Faserenden sind besonders saugfähig.

Langsam nähern wir uns dem perfekten Holzzaun.

Die Auflager der Riegel könnte man evtl. so bauen, dass nur ein Dorn von unten in den Riegel reicht? Dann können die Köpfe der Riegel rundrum abtrocknen und abtropfen?
Oder den Riegel auf eine Metallplatte legen, die komplett vom Riegel überdeckt wird und die selber von Unten durch einen Dorn getragen wird?
Wenn die Riegel auf Stein aufliegen müssen, sollte man wohl etwas Dachpapp zwischenlegen, um Kondensationsfeuchte und Kapillarwasser aus dem Stein abzuhalten?

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 19:22
von ahora
oh gott - baut ihr mal wieder für die ewigkeit :lol:

und dann kommt die frau und ihr gefällt der zaun nicht mehr, oder es soll ein hühnerstall dahin, oder ein gartenhäuschen, oder eine garage oder eine mediterane mauer, oder oder. mein mann baut auch immer für die nächsten 1000 jahre, ich in der regel für 2 jahre - klasse kombination.

viel vergnügen mit dem perfekten zaun

ahora

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 19:30
von Manfred
Ich bin halt Bauer. Wir denken in Generationen. Und wenn die Enkel den Zaun wegmachen, haben sie wenigstens noch anständiges, unbehandeltes Brennholz. ;)

Re: Konstruktiver Holzschutz beim Holzzaun?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 19:48
von Thomas/V.
Die Auflager der Riegel könnte man evtl. so bauen, dass nur ein Dorn von unten in den Riegel reicht?
Bei unseren alten Zäunen liegt der Riegel nur auf einem gebogenen rundem Eisen, der im Pfahl verankert ist.
Ich habe noch Zaunssäulen aus irgendwie lackiertem Eisen, die in Beton eingegossen wurden.
Diese Eisenpfähle sind rund, oberes Ende zusammenge"kniffen".
Die Auflagen der Riegel werden von hinten mit einer Schraube befestigt, der Riegel liegt nur auf einem Punkt auf diesem Eisen auf. Das vordere Ende des Auflageeisens ist nach oben gebogen und hält den Riegel so, das er nicht kippelt.
Diese Art Zaun hält "ewig", am anfälligsten sind die Riegel. Unbehandelte neue Riegel dürften etwa 20 Jahre oder auch länger halten, Latten wohl doppelt so lange, wenn sie richtig verarbeitet wurden.