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Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 10:33
von Manfred
http://www.u-wert.net/berechnung/u-wert-rechner/

Mit diesem Tool (danke an Luitpold für den Link!) habe ich verschiedenste Varianten der Innendämmung an einer Fachwerkwand durchgespielt.
Das Ergebnis ist immer das gleiche: Es kondensiert Wasser am Übergang zwischen Dämmstoff und Außenwand.
D.h. wenn man einen klassischen Innendämmungsaufbau wählt, muss man das System so auslegen, dass die im Winter kondenstierte Nässe durch die Wand transportiert und außen oder innen wieder abgegeben wird.
Dazu braucht es geeigentes Material (z.B Holzfaserdämmplatten mit diffusionsoffenem Innenputz), das zudem formschlüssig (also ohne Hohlräume) an die Wand montiert werden muss.
Trotzdem ergeben sich je nach Wandaufbau teils sehr lange Trocknungszeiten, sprich das Holz wird die meiste Zeit eine erhöhte Feuchte haben und damit deutlich anfälliger gegenüber Pilzen und Insekten sein.
Das will mir gar- und überhauptnicht gefallen.

Je dicker man den Dämmstoff wählt (Ziel annähernd Passivhausstandard), desto kleiner wird der Anteil der Fachwerkwand selbst am gesamten Wärmewiderstand. Wenn ich z.B. eine 15 cm Fachwerkwand habe und innen 30 cm Mineraldämmplatten vorsetze, Hat der Dämmstoff mit Innenputz einen U-Wert von ca. 0,15 W/m2K, mit der Wand sind es 0,13 W/m2K.

Unter den Voraussetzungen wäre ernsthaft zu überlegen, das Fachwerk freizulegen (kein Sichtfachwerk) und innen mit einigen mm Absand (zwecks Hinterlüftung) eine freistehende Wand aus Dämmstoff zu erreichen. Außen z.B .eine hinterlüftete Holzverschalung.
Dann bleibt das Fachwerk als tragende Konstuktion erhalten, ist ständig vom Luft umströmt und damit trocken und vor Pilzen und Insekten Geschützt, das Luftpolster ergibt trotzdem noch einen (geringen) Dämmeffekt und das ganze Taupunktproblem hat sich erledigt (Zumindest flächig an der Wand. Die Anschlussdetails zu Wand, Decke und Fenstern wären zu prüfen).

Was haltet ihr von dieser Herangehensweise?

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 10:44
von Theo
Manfred hat geschrieben:Mit diesem Tool (danke an Luitpold für den Link!) habe ich verschiedenste Varianten der Innendämmung an einer Fachwerkwand durchgespielt.
Wie ist die denn ausgefacht?
Manfred hat geschrieben:Das Ergebnis ist immer das gleiche: Es kondensiert Wasser am Übergang zwischen Dämmstoff und Außenwand. D.h. wenn man einen klassischen Innendämmungsaufbau wählt, muss man das System so auslegen, dass die im Winter kondenstierte Nässe durch die Wand transportiert und außen oder innen wieder abgegeben wird.
Die Diffusionsfähigkeit sollte immer nach außen hin zunehmen!

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 10:48
von luitpold
der link stammt von spottdrossel.

was genau spricht gegen die außendämmung?

oder wenn du ohnehin das fachwerk ausbeinst, die gefache mit mineralschaum ausmauern und dann eine zusätzlich außendämmung hinter der verschalung?

der vorteil einer satten außendämmung ist der, das fachwerk wird plötzlich teil des innenausbaus und die ganze bauphysik spielt sich nur in der dämmebene ab.

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 10:53
von Rabe
Wir stehen auch gerade vor einem ähnlichen Problem nur dass bei uns eine bestehende Gasbetonwand verkleidet werden muß. Wir werden wohl so vorgehen: Direkt an die Wand Holzfaserdämmung,dann eine Holzwand und darauf Rigibs. Da direkt vor dieser Wand unser Grundofen steht und wir eine offene Holzbalkendecke haben, hoffen wir dass sich das mit der Feuchtigkeit in grenzen hält.Erfahrung hab ich aber noch keine,da wir ja erst einziehen werden
Unsere Nachbarn haben innen so gedämmt: Fachwerk sichtbar außen, etwas Lehm,direkt darauf die Holzfaserplatten und mit Lehm verputzt.


Gruß
Uschi

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 11:31
von Spottdrossel
In dem Buch "Bauen und sanieren mit Lehm" gibt es für Fachwerkinnendämmung ein Beispielbild mit einem Aufbau aus Korkleichtlehmfüllung und Korkleichtlehmsteinen. Also, die Leichtlehmsteine innen davorgesetzt und den Zwischenraum zwischen alt und neu mit Leichtlehm gefüllt.
Das Bildchen selbst will ich aus Copyrightgründen lieber nicht hier reinstellen.
Im gesamten Buch wird, wenn ich es richtig im Kopf habe, eine lückenlose Verbindung zwischen Innen und Außenwand empfohlen, ich kann aber nachher in Ruhe nochmal nachschauen.
Wobei ich mir selbst dabei nicht sicher bin, wie sich der dickere Wandaufbau speziell an der Nordseite des Hauses dauerhaft auf das Gebälk auswirkt.
Wir haben an der Nordwestseite durch die Kombination unbeheizter Raum + (vermutlich) neuer (Nadelholz?)Balken ein kleines Holzwurmproblem, weil die Wand weder von innen noch von außen gewärmt wird. Ein ähnliches Problem könnte ich mir bei dicker Dämmung vorstellen, wenn die Innenwärme nicht mehr im Gebälk ankommt.
Aus ähnlichen Gründen werden in der Fachwerksanierung ja gerne Heizleisten oder Wandheizungen empfohlen, um das Gebälk schön trocken und nage-unfreundlich zu halten.

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 11:56
von karl-erwins-frau
Hi,

hast Dir mal Schilfrohrplannen angeschaut? Damit hab ich diff-offen gedämmt. http://karl-erwin.blogspot.de/2012/05/w ... r-und.html
Ich hab leider noch keine Langzeiterfahrung. Aber kannst Dir ja mal anschaun im www.

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 12:04
von Manfred
Die Kombination Fachwerkwand - Aussgleichsschicht aus Lehm - Holzfaserplatte - Lehmputz scheint inzwischen Standard zu sein.
Die Ausgleichsschicht wird für den direktem thermischen - und feuchtetechnischen Kontakt benötigt.
Die Holzfaserplatten sollen dann das Kondenswasser zum Teil nach innen transportieren, der Rest muss durch das Fachwerk nach außen.
Aber je dicker die Dammschicht innen wird, desto geringer wird auch die Durchgängigkeit für das Wasser.
Damit steigen die Trocknungszeiten, die durchschnittliche Holzfeuchte und das Gammelrisiko.

Unsere Scheunen sind auch aus Holz. Da liegen halt alle Balken offen. Pilze und Insekten werden nur lästig, wo die Holzfeuchte hoch geht, also in den Bodenbalken und wo Wasser durch das Dach kommt. Wenn der neue Balken zu nass eingebaut wurde, kann das Ungeziefern natürlich schon wüten, bevor er ausreichend getrochnet ist.

@Theo: In den Ausfachungen scheint eine wilde Mischung von Feldsteinen bis Sauerkrautkplatten zu stecken...

@Luitpold: Wenn ich außen dämmen will, macht die Baubehörde ein richtig großes und vor allem teures Faß auf, beginnend beim Anzweifeln des Bestandsschutzes bis zu diversen Auflagen. Zudem ist das gemauerte Erdgeschoss mit Kellernutzung ungedämmt und soll es auch bleiben. Sonst müsste ich mir da wieder umfangreiche Gedanken machen, wie ich die Feuchtigkeit raus bekomme (hoher Grundwasserstand, Hochwassergefahr). Das Mauerwerk reicht zudem bis Oberkannte Holzbalkendecke. Das macht den Anschluss der Dämmung in dem Bereich nicht leichter. Die Dachüberstände müssten vergrößert werden usw. usw.

Zwischenfazit: Fachwerk nachträglich dämmen ist scheiße. ;) (Aber das wussten wir schon vorher.)

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 13:01
von luitpold
wenn das anbringen einer wandverkleidung und das ausbeinen des fachwerkes geduldet wird, wäre zumindest bie UNS auch das aufbringen einer wärmedämmung auf der RICHTIGEN seite möglich.

also ich würde jetzt einmal den stier bei den hörnern packen und ein deutliches gespräch mit der behörde führen. einstieg, wie wären denn jetzt die dämmvorschriften umsetzbar.

möglicherweise würde es helfen das ding abschnittsweise (die berühmte wetterseite :mrgreen: zuerst) anzugehen.

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 15:55
von Manfred
Mehr Lesestoff zum Thema:
http://www.ibp.fraunhofer.de/Images/KB% ... -30959.pdf
Die dort gemessenen Feuchtewerte im Holz sind wirklich erschreckend.

Dazu infos zur eingesetzten feuchtevariablen Dampfbrems- und Luftdichtungsbahn:
http://download.proclima.com/de/IntelloSystem.pdf

Darf halt wieder kein Käfer und keine Maus dran kommen...

Re: Innendämmung und Taupunkt

Verfasst: Mo 24. Sep 2012, 16:56
von emil17
Bei Aussendämmung ist das Problem, dass man nachher vom Haus das nicht mehr sieht, weswegen man es gekauft und renoviert hat.
Bei Innendämmung bleibt wohl nur das Arbeiten mit einer Dampfbrems- oder -sperrfolie, wobei im Bestand die Anschlussdetails (die Deckenbalken müssen ja durch die Folie bzw. die Folie muss um diese herum geführt werden, und zwar möglichst luftdicht) dann schwierig bis nur praxisfern realisierbar werden.
Allermindestens sollte man die Nasszellen und die Küche zwangsentlüften, weil diese Feuchte sonst auch noch in die Dämmung geht.
Holzheizung leistet viel, weil dadurch sehr viel Innenluft und damit Feuchtigkeit durch den Schornstein weggeht. D.h. es entsteht ein Luftstrom von aussen nach innen. Das ist zwar energetisch gesehen unerwünscht, aber er hält im Effekt die Gebäudehülle trockener.
Dass man es rechnerisch schafft, Tauzpunktunterschreitungen im Inneren der Konstruktion zuverlässig zu verhindern, glaube ich nicht. Materialien, die viel Wasser aufnehmen können, bevor sie sich nass anfühlen (Luftkalkmörtel, weich gebrannte Ziegelsteine) können das Schlimmste eine Zeit lang verhindern - Wolle hat ja auch diese Eigenschaft.