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gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 19:07
von porchers
Hallo zusammen,

Wir möchten langfristig in den norden ziehen und dort biologische landwirtschaft mit kleinem hotel(als nebenerwerb) betreiben.

Hierfür sind wir auf der suche nach einem ehemaligen gutshaus, gutshof, herrenhaus...nun gibt es hier jedoch einige kleinere bis riesige steine, die sich in den weg legen.

Hat jemand von euch erfahrung auf dem gebiet, erfolge, rückschläge oder kennt jemanden, dokus, seiten oder gat infos bzgl. Kosten, bestimmter denkmalschutzverord. Solcher gebäude etc.

Ich bin gespannt und freue mich auf eure antworten:)

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 20:17
von die fellberge
- schon mal unter Selbstversorgerimmobilien hier gesucht?

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 21:08
von Manfred
Wie man ein kleines Vermögen macht, weißt du schon?
Du fängst mit einem großen Vermögen an und dann kaufst du ein altes, marodes Herrenhaus in ländlicher Lage in Neufünfland mit Denkmalschutzauflagen + Gastronomieauflagen und sanierst es von vorne bis hinten durch.

Wenn du nicht genau weißt, auf was du dich da einlässt (und den Eindruck habe ich nicht), dann lass es bleiben.
Und wenn doch, dann redet vorher auf unbedingt mit ein paar Leuten, die sich auf so ein Ding eingelassen haben.

Wenn du ein noch halbwegs solides 1000 m2 Herrenhaus ohne Denkmalschutzauflagen halbwegs günstig und mit viel Eigenleistung sanierst, dann lass den Spaß 2500 Euro pro m2 kosten.
Sind 2,5 Mio. Ohne Kaufpreis. Und ohne Auflagen für einen Beherbergungsbetrieb. Da kommen dann schnell noch Späße wie neue Treppenhäuser für Fluchtwege, Gewerbeküche, Kühlraum, diverse Nassräume etc. dazu.
Und dann hast du noch kein Land, keine für heutige Tierhaltungsansprüche nötigen Ställe, keine Maschinen, evtl. nicht mal eine brauchbare Halle für die Maschinen.

Wenn du ein paar Millionen mitbringst und so ein Objekt dein Lebensziel ist und du kein Problem damit hast einen guten Teil deines Vermögens (das du im Verkaufsfall nie mehr weidersiehst) und deiner Lebenszeit dafür zu verpulvern, dann mach es.
Wenn nicht: Lass es bleiben.
Dann lieber eine Hofstelle mit überschaubarem, halbwegs modernen Gebäudebestand kaufen und Ferienunterkünfte bauen.

Wenn euer Schwerpunkt auf der Gastronomie liegen soll, dann evtl. einen alten Landgasthof. Davon sind viele günstig zu haben. Aber die brauchen einen guten Vermarkter, der sie wieder zum Leben erweckt. Selbstläufer sind das nicht.
Ich wüsste sogar einen im Frankenwald. Ganz gut in Schuss und mit kleiner Demeter-Landwirtschaft. Mit mehreren Langzeitmietern und 2 Ferienwohnungen. Das Hofcafe ist verpachtet. Die Austrägler würden gerne dort wohnen bleiben. Ist aber eher was für den Nebenerwerb. Der Eigentümer hat die meiste Zeit zusätzliche selbständige Tätigkeiten als Haupterwerb betrieben.

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 22:14
von citty
Hi Manfred,

stehen die alten Herrenhaeuser bzw. Gutshaeuser denn grundsaetzlich unter Denkmalschutz?

LG Citty

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 22:22
von porchers
Ehrlich gesagt da hab ich noch nicht geschaut.
Wirtschaftlichkeit und achtsamkeit etwas so geschichtlich und kulturell wertvolles erhalten zu wollen, liegen leider meist nicht wirklich nah beieinander. Mit 1500 eur muss man bei wohnimmobilien rechnen, für stalltrakte weniger, "oben," ca 10.000 eur pro ha, und ja es gibt richtig viele auflagen aber rben auch landes und bundesgörderungn, abschreibungen etc.

Da das aber bei denkmalimmobilien und domänen etc vollständig unterschiedlich ist, wollte ich mal nachfragen obs hier erfahrungen auch nur vom hörensagen gibt.

Wir sind keine millionäre, nicht romantisch denkend veranlagt aber vieleicht mut genau drm maß an verrücktheit ausgestattet um das anzupacken. Erfahrungsberichte helfen deswegen auf jeden fall bei der einschätzung

Von den knapp 2100 ca 50%.kommt drauf an wie sehr die zu ddr zeiten verschandelt wurden....

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 22:33
von Manfred
@City:
Nein. Gerade in Neufünfland wurde viele aus dem Denkmalschutz genommen oder gar nicht erst erfasst, weil sonst die Sanierung und der Unterhalt so teuer werden, dass es niemand mehr zahlen kann.
Bayern geht leider den umgekehrten Weg. Hier wurden in den letzten Jahren in inflationärer Weise neue Denkmalschutzobjekte ausgewiesen.
Das generiert eine Last, die für viele nicht mehr zu bewältigen ist. Ich bin der Meinung, der Denkmalschutz sollte sich auf eine begrenzte Zahl besonders erhaltenswerter Objekte der jeweiligen Epochen und Stilarten konzentrieren. Für die wäre dann auch das nötige Geld da. Wegen des Gießkannenprinzips gibt es aber nur noch geringe Zuschüsse auf die man lange warten muss, wenn überhaupt. Oft werden nur noch die Kosten für die nötigen Gutachten übernommen. Auf den Mehrkosten für die Denkmalgerechte Sanierung bleibt der Eigentümer sitzen, wenn es sich nicht gerade um hochwertige Immobilien in hochpreisiger Lage handelt, die die Mehrkosten durch hohe Mieten oder Verkaufspreise wieder einspielen.

@porchers:
Schau dir mal den Thread von Talbewohner an:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... =61&t=2256
Ein wirklich beispielhaftes Projekt. Die Kosten flach gehalten. Nicht unnötig saniert, sondern die Substanz erhalten und stabilisiert. Sehr viel Eigenleistung und kreative Lösungen. Viel mit freiwilligen Helfern gemacht. Und trotzdem fast dran aufgerieben. Und das ist im Vergleich zu vielen Herrenhäusern ein sehr überschaubares Gebäudevolumen.

Auf YouTube gibt es Teile der Dokuserie "Schlossheren ohne Furcht und Adel".

Und vor ein paar Tagen lief auf irgendeinem Dritten eine Doku ebenfalls über Familie, die in alten Herrenhäusern leben. Die hatten alle schwer zu kämpfen, um die Buden zu erhalten. Ein Gutshof war dabei, mit 1000 ha Eigenland. Und die Bewohner waren trotzdem Leute fast wie du und ich und den ganzen Tag mit ihrem gewaltigen Altgebäudebestand beschäftigt.
Unterschätz das nicht. Ein normaler Bauernhof ist schon eine Aufgabe für eine ganze Familie. Und so ein Herrensitz war früher nicht umsonst mit einer hohen Zahl Dienstboten bestückt. So ein Objekt muss man sich leisten können.

Re: gutshaus

Verfasst: Di 22. Jul 2014, 23:54
von christine-josefine
ein Beispiel für ein sehr gelungenes Objekt auf hohem Niveau:
Das Gutshaus in Stolpe
http://www.gutshaus-stolpe.de/hotel/geschichte/

Re: gutshaus

Verfasst: Mi 23. Jul 2014, 00:20
von hunsbuckler
Ich würde Euch empfehlen, mal hier Urlaub zu machen:
http://www.gut-amalienruh.de/gut-amalienruh.html
Ist von Frankfurt in überschaubarer Zeit zu erreichen.
Der Retter des Anwesens ist Bauernsohn und Biologe und hat sein ganzes Leben dem biologischem Landbau unter extremen Bedingungen (u.a. in Schweden), dem Wiederaufbau von Ruinen und der Nutzung für sanften, nachhaltigen Tourismus gewidmet.
Ihr könntet Euch dort mit den Anforderungen vertraut machen, die es braucht, um so ein Projekt erfolgreich zu bewältigen.

Re: gutshaus

Verfasst: Mi 23. Jul 2014, 04:58
von citty
Danke Manfred -

was Du alles weisst :daumen:

LG Citty

Re: gutshaus

Verfasst: Mi 23. Jul 2014, 08:27
von Manfred
hunsbuckler hat geschrieben:Ich würde Euch empfehlen, mal hier Urlaub zu machen:
http://www.gut-amalienruh.de/gut-amalienruh.html
Da steht auch eine gut ausgestattete Stiftung hinter. Hätte der Claus Harnisch da nicht sein Vermögen reingepulvert, läge das Gut wohl in Ruinen.