Seine Kritik ist schon deutlich umfassender und detaillierter.
Er kritisiert z.B:
Das Luftdichtungen aus Kunststoffplanen und Klebstoffen gerade beim Einsatz in Altbauten durch Bauwerksbewegungen, Schädlinge, etc. einem hohen Schadensrisiko unterliegen und es nach Beschädigung der Luftsperren zu Folgeschäden am Bauwerk durch eindringende Feuchtigkeit kommt, die nicht mehr entweichen kann.
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich habe hier im Haus im jugendlichen Leichtsinn vor Jahren einige Dampfsperrplanen eingebaut. Die sind inzwischen alle löchrig durch Mäuse- und Käferfraß. (Auf den Dachboden wurde früher Getreide gelagert. Davon sind noch immer Reste in allen möglichen Hohlräumen des Gebäudes vorhanden und die locken weiter Fehlkäfer, Kornkäfer und Mäuse an. Und je mehr Lebensmittel ein SV-Haushalt lagert, desto größer ist natürlich auch die Anziehungskraft auf Schädlinge. Und selbt in fast sterilen modernen Häusern treten Käfer und Mäuse auf. Und das sind Kurzzeiteffekte. Von arbeitenden Holzbalken, die Kleber und Folien über Jahrzehnte zermürben ist da noch gar nicht die Rede.
Wenn man Luftdichte/Dampfdichte Schichten schaffen will, die die Lebnesdauer einen soliden Hauses erreichen sollen, dann muss man wohl auf Folien und Kleber verzichten.
In kurzlebigen Fertigbuden mag das egal sein. Aber wenn ich in einem langlebigen Haus aufwändige dämmmaßnahmen betreibe, dann macht es energetisch wenig Sinn, wenn ich das ganze Zeug nach einigen Jahren bis Jahrzehnten schon wieder rausrupfen und ersetzen muss, wegen Bauschäden.
Er kritisiert die einseitige Konzentration auf die Dampfdurchgängigkeit der Dämmstoffe. In der Praxis würden spätestens nach einigen Jahren immer Mikrorisse in der Dämmung auftreten, die durch Kapillarwirkung im Verhältnis 1000 zu 1 mehr Wasser in feste Dämmstoffe transportieren als durchdiffundierender Wasserdampf. Und wenn dann die Dämmstoffe von außen mit weitgehend Wasserdichten Schichten (Kunstharzputz, Kunststoffgebundene Farben etc.) versiegelt wären, könne das Kapillarwasser kaum noch entweichen.
Gefördert würde der Effekt durch das schnelle nächtliche Auskühlen von dünnen Putzschichten auf der Dämmung, was vorallem im Sommer so verstärkter nächtlicher Kondensation auf den Oberflächen führt. Das Kondenswasser wird dann durch die Mikrorisse in die Dämmung gezogen. (Siehe dazu auch den Thread über das gezielte Sammeln von Kondenswasser in der Wüste. Da wird genau dieser Effekt der schnellen Auskühlung dünner, hinterdämmter Schichten genutzt.)
Wär davon in der Praxis profitieren will, wird also eine Vorhangfassade oder einen dicken, diffussionsoffenen Kalkputz statt einem dünnen Kunstharzputz auf seine Fassade packen.
Er kritisiert die vereinfachte Bestimmung des U-Wertes unter stationären Verhältnissen im Labor, den den tatsächlichen Verhältnissen mit ständigen Temperaturwechseln in keiner Weise entspräche.
Als Gegenentwurf stellt er die U-effektiv-Werte nach Prof. Claus Meier vor, die unter dynamischen Verhältnissen bestimmt würden und zum Teil deutlich von den einfachen U-Werten abweichen würden, zugunsten von Massivbaustoffen.
Leider werden keine Details angeführt. Erste Infos zu Claus Meier habe ich dort gefunden.
http://clausmeier.tripod.com/u-wert.htm
Er kritisiert das Showgeschäft mit Thermokamera-Bildern tief in der Nacht.
Dort sieht man wieder dein oben beschriebenen Effekt der Auskühlung dünner Schichten besonders gut.
Der Kunstharzputz auf dicker Dämmung ist im nachmitternächtlichen Kamerabild natürlich eiskalt. Massive Baustoffe (schon dicke Fensterläden, die außen auf der Dämmung sitzen und nachts die tags gespeicherte Sonnenenergie über einen längeren Zeitraum abstrahlen ohne in Verbindung mit dem Inneneren des Gebäudes zu stehen) erscheinen warm und damit als scheinbare Energieschleudern.
Würde man die gleiche Aufnahme mittags machen, wäre das Bild genau umgekehrt. Der dünne Kunstharzputz würde heiß (Energieschleuder) erscheinen, weil er die Sonnenhitze nicht gut nach innen abführen kann. Die Massivstoffe wären dagegen kühler (Energiesparend), weil sie die Wärme nach innen leiten und speichern.
Er kritisiert das geringe Wärmeschutzvermögen der Leichtbaustoffe. Und macht dazu seinen Lichtenfelser Versuch:
Eine 150 Watt Birne leuchtet mit dem selben Abstand auf 4 cm dicke Platten aus verschiedenen Baustoffen. Die Temperatur unter der Platte wird gemessen.
Der Temperaturanstieg unter einer Stryroporplatte ist dabei ca. 3-4 x so schnell wie unter Platten aus Holz oder Backstein.
Das hängt natürlich wieder mit dem fehlenden Speichervermögen des Leichtbaustoffs und der damit verbundenen extremen Aufheizung an der Außenfläche zusammen. Diese sorgt für einen viel höheren Temperaturgradienten als bei den Massivbaustoffen und führt zu einem entsprechend schnelleren Wärmetransport durch den Baustoff. Gleichzeitig wird durch die extremeren Temperaturunterschiede die Baustoffoberfläche durch thermische Ausdehnung viel stärker belastet (Rissbildugn) als ein Massivbaustoff.
Seine Versuche zur aufsteigenden Feuchte in Mauerwerk sind ebenfalls sehens- und beachtenswert. Er weißt nach, dass das Wasser zwar in direkt im Wasser stehende Steinlagen eindringt und in den Steinen mit Wasserkontakt durch Kapillarirkung aufsteigt, dass das Wasser dann aber in die Mörtelschichten wegen abweichender Kapillardurchmesser und anderer Oberlächenspannungen nicht eindringen kann.
Gleichzeitig führt er aber Beispiele an, wur durch falsch zusammengesetzte (zu salzhaltige) Putzmörtel Wasser in der äußeren Putzschicht meterhoch aufsteigt und zu flächigen Abplatzungen führt.
Usw. usw.
Das Buch enthält also durchaus viel sachliche und fundierte Kritik. Man muss sich die argumente nur genau ansehen und prüfen, was davon auf welche Alt- oder Neubausituation passt.