Hallo Frau Hollerbusch,
zu dem Aspekt der Vorhersehbarkeit einer regionalen Entwicklung bei der Standortwahl kann ich `was beisteuern, was allerdings nicht sehr ermutigend ist:
Vor etwa 13 Jahren war ich in einer vergleichbaren Situation wie Du jetzt und ging bei meiner Standortwahl sehr bewusst vor. Da ich sozusagen "vom Fach" bin, studierte ich in den Gemeinden der in Frage kommenden Standorte die Bauleitpläne, Raumordnungspläne, Flächennutzungspläne, sprach mit den Bürgermeistern über die Vorhaben der Gemeinde, und entschied mich schließlich für einen Kompromiss, wobei das Grundstück die zentrale Rolle spielte, dann dessen Lage und erst ganz zum Schluss das Haus, denn das war sozusagen eine "Altlast" in sich.
Wichtig war mir, dass lokal und regional möglchst wenig "Wachstum" zu erwarten ist, also sollte es eine relativ "arme" Gegend sein, ebenso eine möglichst kleine Gemeinde, weil dort die Entscheidungsträger noch neben den Leuten wohnen, auf die sich ihre Entscheidungen auswirken (wichtiges Regulativ!).
Kompromisse musste ich in Sachen Lärmpegel machen, weil 30km entfernt ein Flughafen liegt, den die Landesregierung um jeden Preis zum "Internationalen Verkehrsflughafen" erweitern will/wollte, also musste ich mich mit einem gewissen Fluglärm-Pegel arrangieren, aber das war`s dann auch - dachte ich....
Tatsache ist eben, dass all die oben genannten Pläne ja nichts Starres Ewiges sind, sondern regelmäßig fortgeschrieben werden, und keine Ecke in diesem Land kann/will sich völlig von der allgemeinen Entwicklung abkoppeln.
Was im Ergebnis nach 13 Jahren hier Sache ist, habe ich schon mal in einem anderen Thread geschrieben: von meinem Standort aus sind derzeit 4 Windparks mit insgesamt über 20 großen WKAs zu sehen, und der 5. und nächstgelegene Park ist in Planung mit 5 weiteren Anlagen, größer als alle Bisherigen.
Daran hat vor 13 Jahren natürlich kein Mensch gedacht.
In der Folge kommt der Haupt-Wachstumsmotor in diese Gegend, nämlich das Geld, und all meine schönen Pläne von vor 13 Jahren geraten in Gefahr, denn wenn man, wie es mir vor 20 Jahren passiert ist, mit einer Tierhaltung, die ursprünglich im Außenbereich lag, plötzlich mitten im "reinen Wohngebiet" liegt, helfen einem auch kein Bestandsschutz o.ä., denn der schützt im Zweifelsfall zwar Dein theoretisches Recht, aber in der Praxis nicht Deine Tiere (vor den Nachbarn).
Also bin ich im Prinzip jetzt genau dort, wo Du auch bist, nur mit noch größeren Zweifeln, ob es in diesem Land eine Ecke gibt, die nicht nur meinen Vorstellungen JETZT entspricht, sondern auch noch für die Dauer meiner restlichen Lebenserwartung vor größeren Beeinträchtigungen sicher ist.
Aber keine Sorge, -wir kommen uns nicht ins Gehege, denn ich bin nicht so der "plattes Land - Typ", sondern eher der "Mittelgebirgs-Typ"
Gruß
frodo