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von emil17 » Di 1. Feb 2022, 20:19
Also, zu Profs und so: ich kenne den Laden von innen.
Ob jemand gut in der Lehre ist oder nicht, hängt, Rohana hat es gesagt, ausschliesslich von der Person ab. Gute Lehrer kommen deswegen leider nicht in wissenschaftliche Ehren, schlechte Professoren in der Lehre wurden nur deshalb noch nie geschasst.
Die Persönlichkeiten, die ihren Ehrgeiz darin sehen, nach der Professur hauptsächlich Nachwuchs zu fördern und ihre Erkenntnisse der Allgemeinheit verständlich zu kommunizieren, gibt es, aber sie sind leider selten.
Das hat damit zu tun, dass das Evaluationsverfahren für Berufungen hauptsächlich auf Publikationen beruht, und hier fliegt bald raus, wer nicht rechtzeitig erkennt, wie das funktioniert. Wer seine Ergebnisse verständlich publiziert oder gar interdisziplinär denkt, ist nicht kompetitiv und verliert Zeit - die akademische Karrierre und damit die wirtschaftliche Zukunft hängt davon ab. Wirtschaftlicher Druck alleine hat aber noch nie Kreativität gefördert.
Als berufener Professor hätte man die Zeit, aber viele haben es bis dann verlernt.
Ein häufiger Typ sitzt also in Gremien, wo Forschungsgeld gesprochen wird, lässt lästige Lehre soweit möglich durch Assistenten machen, schreibt Expertisen (nicht Peer Reviews, dazu sind die PostDocs da), treibt seine PostDocs zum Publizieren an (damit sein Institut in den internationalen Rankings aufscheint) und erfährt am wöchentlichen Forschungsseminar, was er gerade am Entdecken ist (---> siehe das Büchlein von S. Bär, Forschen auf deutsch).
Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, und zum Glück nicht wenige. Das sind die Typen, die für ihr Fach begeistern können.
Die Evaluationen der Institute durch Studierende leiden daran, dass viele mit der Erwartung an die Uni kommen, bespasst zu werden, und dann entsprechend bewerten. Vieles muss man sich aber einfach erarbeiten, und das ist für den heutigen Zeitgeist offenbar altmodisch. Ich halte es für offenbaren Unsinn, dass man sich zur Evaluation hauptsächlich auf die Rückmeldung von Studierenden stützt. Zudem ist Forschung etwas, was noch keiner genau so getan hat. Dazu braucht es Kreativität. Wettbewerb mit selbstgemachten Kriterien (Publikationsranking, likes der Studenten) züchtet bloss Mittelmass.
Publikationstätigkeit und Medienpräsenz für anspruchsvolles fachfremdes Publikum ist mindestens so wichtig, gilt aber im Ranking nichts. Es kann natürlich nicht jeder ein Lesch sein, aber etwas mehr in der Richtung würde sehr viel mehr für ein Fach bewirken als für fast alle unleserliche bis unzumutbare Fachpublikationen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.