Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

Sonne, Wind und Feuer
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Buchkammer
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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#31

Beitrag von Buchkammer » Do 1. Nov 2012, 18:21

Das klingt alles sehr interessant. Aus welchen Bauteilen besteht denn deine Inselanlage, die zwischen 30 - 120 Watt bringt, welche Akkus verwendest du und wo kaufst du deine 12V LED (E27) Lampen?
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
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AlterSchwede
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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#32

Beitrag von AlterSchwede » Do 1. Nov 2012, 22:07

Also erstmal: Nix LED oder sowas - sondern ganz normale ehrliche Glühbirnen die im Prinzip exakt genauso aussehen wie die gute alte Glühbirne. Halt für 12 Volt.
Einfach mal bei eblöd "Glühbirne 12V E27" suchen... Gibts sogar in mehreren Formen - Kugel - Birne... und natürlich verschiednen Watt-Zahlen. Ist nach meinem Gefühl einfach das einzig wirklich angenehme Licht in Wohnräumen.
Klar braucht das mehr Strom als LED... nur was hätte ich von der Einsparung? Es ist ja nicht die Beleuchtung die in der Praxis über die Wahl von Akku-Kapazität und Solarplattenfläche entscheidet... Selbst im Wohnraum komme ich alleine durch den Laptop und mit richtiger Glühbirne auf einen Lichtanteil von höchstens 25%. Real dürfte dieser sogar noch niedriger liegen. Also selbst wenn ich beim Licht 100% einsparen kann - ist das praktisch ohne Bedeutung für die Auswahl der Anlage. Ich kann deswegen keinen Akku einsparen - und werde wohl deswegen auch keinen "etwas kleineren" Sonnenfänger kaufen.
Der einzige Vorteil der Spartechnik wäre daß ich bei maximal schlechtem Wetter "hinten raus" etwas mehr Luft hätte. Wert ist es das aber m.E. wirklich nicht... zumal ich in solchen Fällen einfach auf die Möglichkeit zurückgreife einen leeren Akku bei der nächsten Autofahrt zu laden...

Bei den Akkus nehme ich ganz normale "Antrieb u. Beleuchtung" Blei-Akkus. Die sind tiefentladefest und vor allem ladetechnisch "härter im nehmen" als z.B. Gel-Akkus. Und für dieses "Härter im nehmen" spricht daß man sowohl solar als auch mal irgendwo am Generator oder Netz mit relativ hohen Ladeströmen drangehen kann. Ein Gel-Akku macht da recht schnell die Grätsche. Ein herkömmlicher Blei-Akku findet das zwar auch nicht super - aber er ist deswegen nicht gleich nach ein paarmal Roßkur hinüber.
Ein Beispiel wäre da z.B. meine Badehütte. Das Teil steht im Wald und hat im Tagesverlauf nur sehr wenig direkte Sonneneinstrahlung auf dem Dach. Die Solaranlage soll 2 60AH-Akkus versorgen - Rechnerisch sollte man da mit dem Ladestrom deutlich unter 12A bleiben - das hieße also aufgerundet maximal 150 Watt Solarleistung... Ich habe mir aber 200 Watt aufs Dach gelegt (die auch gerade so ausreichen um den laufenden Strombedarf zu decken...) und hätte auch kein Problem bei mehr Bedarf noch eine 100derter dazuzupacken. Das heißt ich habe die meiste Zeit einen relativ hohen Ladestrom "im grünen Bereich" und unter "ungünstig-perfekten Bedingungen" einen 100% zu hohen Ladestrom - also einen Ladestrom der einer Schnelladung entspricht. Unter dem Strich habe ich eine geringe "Schädigung" der Akkus während einzelner Stunden an Schönwettertagen - komme aber ansonsten mit weit weniger Batterien aus. Rechnerisch müßte ich ja "im Schongang" zu den 300 Panel-Watts mindestens 4 St. 60AH-Bleiakkus verwenden.
Ich "opfere" also ein bißchen Lebenserwartung von 2 Akkus - damit ich nicht 4 Akkus habe die ja auch alleine durch den Zahn der Zeit ja ebenfalls in Richtung Recyclinghof wandern würden. Oder anders ausgedrückt: Ich spare nicht nur den Mehrpreis für Gel-Akkus - ich spare obendrein die hälfte der anzuschaffenden Kapazität. Und wenn Akkus anfangen in der Spitzenlast zu schwächeln - dann werden sie halt "degradiert" und landen in Hütten wo z.B. nur Beleuchtugsstrom benötigt wird. Und am Rande bemerkt: Ich habe in den letzten 10 Jahren noch keine einzige Bleibatterie entsorgen brauchen...

Bei den Solarreglern nehme ich irgendwas günstiges was von den Werten paßt. Weil Blei-Akku kommts da eben auch nicht so sehr auf irgendwelche ausgetüftelte Ladeelektronik an. Es reicht wenn das Ding bei 14Volt abregelt... (und bei längerer Abwesenheit lade ich meist gar nicht - und wenn ich eine z.B. eine Hütte wenig nutze dann hänge ich dort ein entsprechend kleineres Panel "raus". Dann können von Haus aus keine Akkus "auskochen").
Lesenswert auch für nicht-religiöse Gläubige: [url]http://www.giordano-bruno-stiftung.at/?p=1337[/url]

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#33

Beitrag von Löwenzahn » Fr 2. Nov 2012, 16:33

Ich habe 1988 meine erste Insel-Solarstromanlage für mein erstes Womo gebaut und war damals mit 48 Wp, 90 Ah immer wochenlang in Griechenland im Sommer unterwegs. Es ging ja nur um Licht, Musik,...

1997 machte ich mich im Solarstrom-Bereich selbständig und legte, trotz des jetzt beendeten Netzeinspeise-Hypes, immer den Schwerpunkt auf Autarkie. Mittlerweile haben wir über 1.000 Anlagen weltweit (Deutschland, ganz Europa, Afrika, Madagaskar, Jemen und unzählige mobile Anlagen auf WoMo, Boot, Schiff,...) realisiert. Seit 2003 haben wir eine autarke Zweigstelle auf Sardinien, an der wir wirklich alle Geräte ganz normal ganzjährig betreiben (WaMa, SpüMa, Kühlschrank, 2 PC, Werkzeugmaschinen, Hifi/Video, u.s.w. und mittlerweile gar Gimmiks wie Heizlüfter, Toaster, Wasserbereiter - weil wir uns das Verschwenden in sommerlichen Überschuss-Zeiten erlauben können, aber nicht empfehlenswert). siehe http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... =61&t=4473

Erfahrungen von Inselanlagen-Besitzern können extremst unterschiedlich ausfallen - abhängig von ihrem Verbrauchsverhalten, den Standort-Bedingungen, ihrem technischen Verständnis, Anspruch und Qualität der Anlage und letztlich die Nutzungszeit. Ob nur im Sommerhalbjahr oder auch im Winter ist ein himmelweiter Unterschied. Spätestens dann läuft das auf ein Hybrid-System (unterstützt durch Wind, Wasser, u.s.w) hinaus.

Ich kann nur jedem Interessenten eindringlich anraten, eine Anlage sehr genau dimensionieren und zusammenstellen (zulassen). Bei uns geht das über:
http://www.oeko-energie.de/produkte/sol ... /index.php

Vorteil: nicht zu klein (= Unterversorgung) oder zu groß (= zu teuer).

Absolute Grundlage sind sparsamste Geräte (also, auch wenn nur ein kleiner Anteil, Licht nicht per Glühbirne, sondern ESL oder LED) und keine Wärme aus Strom.

Je nach dem, fallen Komponenten, System-Spannung, u.s.w. unterschiedlich aus. Pauschale oder laienhafte Aussagen hierzu sind für den Einzelfall wenig hilfreich.

Wird alles richtig bedacht, kann das über viele Jahre zuverlässig funktionieren. Nicht wenige meiner Anlagen sind nun schon seit mehr als 10 Jahren ganzjährig störungsfrei in Betrieb. Unterschied zwischen damals und heute: Solarmodule sind ca. 80% günstiger, Batterien ca. 20 % teurer, Erträge besser, elektrische Komponenten zuverlässiger (wenn man Qualität wählt!)

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#34

Beitrag von AlterSchwede » So 4. Nov 2012, 17:10

Das Problem der E27-"Sparlampen" wird eigentlich schon deutlich wenn man sich ihre Abbildungen ansieht. Eine recht gleichmäßige Verteilung des Lichts wie sie eigentlich alle Leuchten voraussetzen ist da einfach nicht gegeben. Selbst wenn auf den ersten Blick z.B. die Birnenform gewahrt wurde - so wird nach genaurerm Hinsenen oft deutlich daß Licht nur dort herauskommt wo sich die Birne vom Gewinde kommend wieder verjüngt. Bei dieser Birnenform "leuchtet" also nur das von der Fassung am weitesten entfernte Viertel. Sowas mag für einen Spot oder eine Leselampe angehen - aber unter jedem normalen Lampenschirm (oder unter einer Glaskugel) sieht das einfach unmöglich aus.
Ähnlches gilt für viele LED-Lampen die irgendwie aussehen wie leuchtende Igel. Solche Konstruktionen kann man freilich im Campingbereich hinnehmen wo die Leuchten ebenfalls noch nie einen Designpreis gewinnen können... aber in einem richtigen Wohnraum der mehr als nur "provisorium" ausstrahlen soll?
Und ob es sich lohnt eine oder einzelne zentrale Lampen durch einen ganzen Reigen von kleinen Lichtspendern zu ersetzen? Heute mag sowas modern sein - aber ist es das auch noch in 5 Jahren und paßt sowas überhaupt in mein Ambiente?

Natürlich kann man immer den Stromverbrauch als Totschlagargument aus der Tasche holen. Doch wer so denkt der müßte konsequenter Weise auch dafür plädieren sich die Haare abzuschneiden weil man mit diesem Schritt nicht nur ein ein Vielfaches an Energie bei der Körperhygiene einsparen kann - sondern das obendrein viel pflegeleichter ist.

Entscheidend ist da einfach eine ganzheitliche Betrachtung - Sparen ist dann sinnvoll wenn einem Mehraufwand (Kosten) auch ein konkreter wirtschaftlicher Nutzen (Einsparung) gegenübersteht der diesen Aufwand rechtfertigt.
Nur was wenn ein Zusammenhang wie folgender zu berücksichtigen wäre:
Die größe der Solaranlage und ihres Speichers wurde von "großen" Verbraucher einer Wasserversorgung bestimmt. Im Sommer wollen mehr Familienmitglieder zweimal täglich duschen... und die Waschmaschine läuft auch etwas öfter. Im Winter reduziert sich dieser Posten auf weniger als die Hälfte.
Im Sommer wird darüber hinaus fast kein Strom für Beleuchtung benötigt.
Die Energeiesparlampen brächten also nur dann etwas wenn im Winter die Stromproduktion zu weit zurückfallen würde daß die Versorgung von Wassserversorgung plus normalen Glühbirnen nicht mehr im gewünschen Umfang möglich wäre.
Das ist der alleinge Maßstab der über Sinn oder Unsinn von Investionen in Energiespartechnik entscheidet. Schließlich ist ja nicht zwangsläufig etwas gespart wenn man nur weniger verbraucht hat.
Lesenswert auch für nicht-religiöse Gläubige: [url]http://www.giordano-bruno-stiftung.at/?p=1337[/url]

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#35

Beitrag von Löwenzahn » Mo 5. Nov 2012, 10:34

...

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#36

Beitrag von aron » Di 6. Nov 2012, 18:42

Also angeregt von der Diskussion: wenn alles ausfiele...stellt sich mir folgende Frage:
Wir haben auf dem Hausdach eine Photovoltaikanlage, die den erzeugten Strom in's Netz einspeist.
Koennte ich bei Stromausfall die Anlage vor dem Zaehler abklemmen und den Strom direkt verbrauchen?
Braeuchte ich irgendwelche Zusatzgeraete, die ich dazwischenschalten muesste,oder koennte ich den Strom ohne weiteres konsumieren?

LG
Aron

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#37

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 6. Nov 2012, 18:50

aron hat geschrieben:Also angeregt von der Diskussion: wenn alles ausfiele...stellt sich mir folgende Frage:
Wir haben auf dem Hausdach eine Photovoltaikanlage, die den erzeugten Strom in's Netz einspeist.
Koennte ich bei Stromausfall die Anlage vor dem Zaehler abklemmen und den Strom direkt verbrauchen?
Braeuchte ich irgendwelche Zusatzgeraete, die ich dazwischenschalten muesste,oder koennte ich den Strom ohne weiteres konsumieren?

LG
Aron
Es gibt spezielle Wechselrichter, die, zusammen mit einer Batteriebank, eine Notstromversorgung und Trennung vom Netz gewährleisten.
Ziemlich teuer, das Ganze... :pfeif:
siehe z.B. hier:http://www.photovoltaik4all.de/wechselr ... set-s.html

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#38

Beitrag von aron » Di 6. Nov 2012, 20:25

Ein Wechselrichter ist sowieso schon zwischen Anlage und Zaehler geschaltet!
Koennte ich also bei ausreichend Sonneneinstrahlung ohne weiteres elektrische Geraete betreiben?
LG
Aron

Benutzer 146 gelöscht

Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#39

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 6. Nov 2012, 22:03

aron hat geschrieben:Ein Wechselrichter ist sowieso schon zwischen Anlage und Zaehler geschaltet!
Koennte ich also bei ausreichend Sonneneinstrahlung ohne weiteres elektrische Geraete betreiben?
LG
Aron
Nein.

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Re: Autarke Stromversorgung - Praxiserfahrungen?

#40

Beitrag von emil17 » Di 6. Nov 2012, 22:28

AlterSchwede hat geschrieben: Natürlich kann man immer den Stromverbrauch als Totschlagargument aus der Tasche holen. Doch wer so denkt der müßte konsequenter Weise auch dafür plädieren sich die Haare abzuschneiden weil man mit diesem Schritt nicht nur ein ein Vielfaches an Energie bei der Körperhygiene einsparen kann - sondern das obendrein viel pflegeleichter ist.
... und sich gleich noch den Hintern amputieren lassen, spart Klopapier

Mal im Ernst: wenn Du heute LEDs bekommst, die 20'000 Betriebsstunden (glauben wir den Herstellern jetzt mal) halten bei 10fach besserem Wirkungsgrad und zehnfacher Lebensdauer zur guten alten Glühlampe, dann sollte man die auch nehmen. Nicht überall, aber dort, wo Sparen Sinn macht. Am Festnetz habe ich in Nebenräumen, wo man alle zwei Tage drei Minuten Licht brennen hat, um Kartoffeln oder Seife zu holen, immer noch Glühlampen. Bei einer autonomen PV-Anlage ist das anders.
Im Winter hat man das Hauptproblem, dass die Einstrahlung klein ist. Wenn Du Strom zum Versauen hast, dann hast Du eben die autarke Anlage überdimensioniert, also das Geld für den Strom, den zu sparen sich nicht lohnt, schon verschenkt.
Gerade in niedrigen Räumen und im Holzbau, wo man wenig weisse Flächen hat und deshalb nicht gut indirekt beleuchten kann, lassen sich mit LED-Leuchtleisten tolle Sachen machen. Weil die Dinger kaum Einbauhöhe haben und nicht heizen, kann man die auch an sehr versteckten Orten einbauen. Leider sind sie üble Blender, was die Verwendung auch wieder einschränkt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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