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Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 01:10
von ronja
Dankeschön, dass du die Informationen zusammengetragen hast.

Ich habe das gleiche Problem und habe die gleichen Tipps gefunden. Ich habe beschlossen, erst einmal umzugraben, um den Boden zu lockern und dann alles auszuprobieren, was in deiner Liste steht. Plus Kaffeesatz als Dünger. Davon hab ich nämlich genug :kaffee:.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 02:41
von helmuth
Ance hat geschrieben:Hallo zusammen :)

Ich habe einen Garten der vom Boden her tot ist und der ist auch richtig ,,festgestampft'' :eek:
...
Das hört sich sogar für mich logisch an und ich bin blutiger Anfänger.
...
Wie ihr seht hab ich viele Fragen und keinen Durchblick wie ich es am besten anfangen soll.

Vielen Dank schon mal für eure Antworten und Hilfestellungen :michel:

Gruß Ance
Hallo Ance,
hier im Forum und an anderer Stelle findet man schon eine Menge Antworten, es lohnt sich viel zu lesen und vor allem auch die Praktiker zu fragen. Zu vielen gartenbaulichen Fragen gehen allerdings die Meinungen auseinander. Das hat verschiedene Ursachen, vor allem weil man eben nach verschiedenen Methoden gärtnern kann. Und nicht jede Methode führt bei den jeweiligen örtlichen Verhältnissen auch zum Erfolg. Jedenfalls ist es ein guter Ansatz, die Natur für einen Arbeiten zu lassen und nicht gegen die Natur arbeiten zu wollen. Humus ist die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Gartenbau ohne Chemie. Dazu findet man ganz viele Informationen. Umgraben ist offensichtlich nicht gut für die langfristig gute Entwicklung de Humus. Zum Anlegen eines Gartens scheint es mir aber teilweise sinnvoll umzugraben. In den folgenden Jahren wird man mit steigenden Erfahrungen davon wegkommen können. Wie man ohne Umgraben zum Beispiel eine Wiese in ein Gartenbeet umwandeln kann, dazu findet man zum Beispiel in diesem Forum und dem Vorgänger einiges. Außerdem hier: Margarete Langerhorst: Meine Mischkulturenpraxis. OLV 1996 ISBN 2922201210. Außerdem empfehle ich das Buch von Alwin Seifert: Gärtnern, ackern: ohne Gift. C.H.Beck 2008 ISBN 3406340261, hier insbesondere die Kompostierung. Viele Nicht-Umgrabe-Gärtner verzichten allerdings auf einen Komposthaufen, sie bevorzugen den Flächenkompost. Zu Beginn wird man aber um einen Komposthaufen nicht herumkommen.
Dann habe ich noch eine Frage: In Deiner Vorstellung schreibst Du
Ance hat geschrieben:Mit dem Gartenbau kenn ich mich ein wenig aus
Wie ist das denn nun, hast Du nun Durchblick oder keine Ahnung?

helmuth

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 07:54
von Thomas/V.
Hallo, Ance!

Ich stimme helmuth zu.
Wenn Du viel Zeit hast (ein paar Jahre) und nicht sofort etwas ernten willst, was auch den Namen Ernte verdient, dann kannst Du sicherlich auch ohne Umgraben den Boden verbessern. Dauert eben alles seine Zeit.
Wenn Du "gleich" etwas ernten willst, um Dich möglichst schnell und in möglichst großer Menge selbst zu versorgen, dann wirst Du um zumindest einmaliges Umgraben oder gar Rigolen nicht drumrum kommen, vor allem, wenn es sich um schwereren, verdichteten Boden handelt.
Du kannst ja parallel dazu anfangen, die Bodenverbesserung zu beginnen, eine kurzfristige, gute Ernte und trotzdem den Boden langfristig zu verbessern schließt sich nicht aus.

Ich habe immer sehr gute Erfahrungen gemacht, indem ich umgegraben habe, dabei schon möglichst viele Wurzelunkräuter herausgelesen und etwas Mist oberflächlich mit eingearbeitet habe.
Danach als erste Kultur Kartoffeln angebaut.
Parallel dazu kompostierfähiges Material gesammelt und nach der Kartoffelernte Gründünger ausgesät.
Naja, und dann eben immer gemulcht, mit Kompost gedüngt usw. usf.
Mit der Zeit wurde mein Boden immer "besser".

Andere Methode wäre: Die Fläche mit Hügelbeeten zu bebauen. Das funktioniert auch, aber man braucht dafür schon größere Mengen organisches Material. Nach 2-3 Jahren kann man die Hügelbeete wieder einebnen und hat einen tiefgründigen, lockeren Boden, der auch die darunter liegende Bodenstruktur verbessert hat.

Oder man kann auch gleich die ganze Fläche mit Hochbeeten bebauen. Dafür braucht man dann aber noch mehr Material. Arbeit und Zeit sowieso. Andererseits sind Hochbeete, wenn sie "für die Ewigkeit" ausgelegt werden, auf lange Sicht vielleicht sogar arbeitssparend.

Man kann natürlich auch alle Methoden auf einem Teilstück jeweils einzeln ausprobieren.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 10:36
von Theo
Hallo Ance,
Ance hat geschrieben:Ich habe einen Garten der vom Boden her tot ist und der ist auch richtig ,,festgestampft'' :eek:
Ich will ihn wiederbeleben damit da auch Gemüse wachsen kann.
Wenn der Boden stark verdichtet ist, sollte er vielleicht erst tief gelockert werden, eben so tief wie die Verdichtung reicht.
Dann würde ich Pflanzen zur Gründüngung und weiteren Lockerung nehmen.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 11:30
von emil17
Der Weg zum guten Boden geht über die Kompostierung.
Wie Seifert in seinem zitierten Buch schreibt, muss man für die Kompostwirtschaft vor allem anfangen zu sammeln. Sammle alles in der Umgebung, was Dir geeignet erscheint zum Kompostieren, und frage die Nachbarn - viele Leute führen unglaublich viel Material ab und halten dafür die Düngerhersteller am Leben, statt es selber zu kompostieren. Nicht nehmen sollte man Schnitt und Häcksel von Thuja und anderen stark aromatisch riechenden Koniferen. Holzhäcksel taugt für die Wege, in den Kompost soll es nur in geringen Mengen.
Wenn Du daran glaubst, besorge dir Kompostierhilfen, homöopathische Pulver und dergleichen und wende sie an. Ich glaube nicht daran und es hat bei mir auch so funktioniert, aber ich schliesse nicht aus, dass es damit besser gegangen wäre. Das liegt aber meiner Meinung nach weniger an den Mitteln als daran, dass die Menschen, die solches tun, die besseren und geduldigeren Beobachter und Gärtner sind.
Wenn Dein Garten sehr klein ist, würde ich umgraben, das Zeug zerkleinern, etwas mulchen und vom Rest einen Kompost machen. Wenn der Garten grösser ist, eine kleine Fläche umgraben und den Rest flächig mit all dem Material bedecken, was Du hast. Wenn Du ein weiteres Beet anlegen willst, das Material (bzw. was davon noch übrig ist) mit einem Rechen abziehen und staunen, was mit dem Boden passiert ist.
Bei sehr schweren (tonigen) Böden sollte man nicht tief umgraben, denn der Ton "frisst" alles und man wird den Kampf mit ihm verlieren. Im Wald bildet sich auf solchen Standorten ein Auflagehorizont aus Humus, der Ton bleibt darunter.
Wenn der Boden durch Baumaschinen oder andere Fahrzeuge zusammengefahren worden ist, dann musst Du sehr tief umgraben, denn normale Pflanzenwurzeln können in solche Böden nicht einwachsen und alle Kulturen werden auf verdichteten Böden jahrelang kümmern.
Wenn es Brombeeren, japanischen Knöterich und ähnliches Zeug hat, muss man das mit den Wurzeln restlos entfernen, bevor man irgend etwas anderes dort macht. Auch bei starker Wurzelkonkurrenz oder Schatten von Gehölzen wird den Anbau nicht lohnend. An diese Stelle kann aber der Komposthaufen und der Werkzeugschuppen.
Es gibt wie schon von anderen gesagt viele Wege, wie man es machen kann. Das hat damit zu tun, dass jeder Mensch und jeder Garten anders ist. Der einzige Fehler, den man nicht machen sollte, ist der, nicht anzufangen.
Mir scheint, mit einem Garten sei es wie mit einem Butterzopf: Die alten Leute haben die schönsten. Einfach, weil sie unbewusst all die Kleinigkeiten wissen, auf die man achten muss.
Es macht auch nichts, wenn man Experimente macht und die dann missraten. Es gibt welche, die haben mit gutem Erfolg einfach das Unkraut bodeneben abgehauen, da Kartoffeln auf die Oberfläche gelegt und alles mit einer Schicht altem Heu zugedeckt. (Wenn Du kein Heu hast: Frag mal den Strassenunterhaltsdienst, wann sie eine nicht allzu verdornte und vermüllte Böschung mähen, das mit den Fadenschneidern zerhauene Zeug gibt wunderbaren Mulch für sowas). Wenn die Kartoffeln nichts werden, ist doch der Boden besser geworden.
Es lohnt sich auch, Nachbarn zu fragen, die einen schönen Garten haben, wie sie es machen. Man kann sich dann auch mit allerlei Dingen aushelfen, Setzlinge abgeben, wenn eine Saat besonders gut geraten ist, usw.

Ich habe die Philosophie, dass die aufbauenden Kräfte, die wir im Garten brauchen, still, leise, langsam, ausdauernd und scheu sind. Alles, was lärmig, schwer, grob und schnell ist, hat im Garten nichts verloren.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 19:34
von henrike
Hallo,

auch wenn Du tief lockern willst (und musst), musst Du dabei den Boden ja nicht wenden, also das unterste nach oben kehren. Das bringt die "Ordnung" in den Bodenschichten durcheinander, die Lebewesen, die oben im Licht leben müssen sich wieder nach oben kämpfen (oder sterben) und umgekehrt.

Du fängst also an wie beim Umgraben: erste Reihe 1/2 oder spatentief raus und ans Ende des Beetes bringen. Den entstandenen "Graben" lockerst Du mit einer Grabegabel (reinstechen und rumrütteln). Von der zweiten Reihe bringst Du die oberste Schicht in den "Graben" der ersten Reihe locker ein und lockerst den darunter liegenden Boden wieder mit der Gabel usw. In der letzten Reihe liegt schon der oberste Boden aus der ersten Reihe zum verfüllen.
Anfallende Pflanzen und Wurzelteile kannst Du anschließend mit einem Vierzahn abharken (und ggf. als Mulch später wieder auftragen).
In den kommenden Jahren kannst Du dann nur noch mit Sauzahn, Vierzahn, Hacke o.ä. lockern.

Zum Kompost: nicht halbverrottetes Material ausbringen, sondern nur fertiges. Stell Dir vor, Du hättest einen Teich vor Dir, dessen Wasser Du noch trinken möchtest. Würdest Du da hinein halb Verrottetes werfen? Würdest Du dagegen das Wasser noch trinken, wenn Du wohlriechende Erde hineingegeben hättest? ;)

Hier ist ein schöner Film von einer Mikroskopaufnahme von Mikroorganismen: http://www.youtube.com/watch?v=fmUY_lRocyg. Wenn man das so sieht, dann möchte man dem Boden sowieso nur noch Gutes tun... :)

Viele Grüße, Henrike

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: So 22. Jan 2012, 19:47
von sybille
Ich habe die Grasnarbe flach abgestochen und auf einen seperaten "Kompost" geschichtet. Die darunterliegende Erde habe ich spatentief umgestochen und reichlich gelagerten oder im Herbst auch ungelagerten Mist eingearbeitet. Kartoffeln im ersten Jahr drauf ist super (lockert die erde noch mehr), aber alles andere wächst auch gut.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: Mo 23. Jan 2012, 13:25
von emil17
Ance hat geschrieben: Jetzt hab ich nur noch zu der Quirlmalve eine Frage: Hatte die schon mal jemand und wächst die auch gut?
Ja, wir haben die. Blätter können als Gemüse gegessen werden, ist eine Heilpflanze wie die anderen Malven. Blüten sehr unscheinbar, versamt sich (bei mir) immer wieder selber.
Die Pflanze ist fürs Auflaufen sehr wärmebedürftig, erscheint also erst im Mai, und wird, wenns ihr gefällt, bis 2 Meter hoch. Im Spätherbst erfriert sie. Unser Boden ist sehr leicht und warm und kalkhaltig; ob sie mit schweren verdichteten Böden zurechtkommt weiss ich nicht.
Ich würde Senf oder Ölsaat nehmen, weil die Samen leicht erhältlich sind und weil es wenig Wärme braucht, d.h. es läuft schon im Februar auf, wenn er mild ist, und du kannst sie im Spätfrühling entfernen und noch etwas anbauen.

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: Mo 23. Jan 2012, 14:11
von keine-Ahnung
Wir haben auch einen stark verdichteden Boden.
Ist es sinnvoll Mist zu verteilen? Wie alt muß dieser Mist sein? Was genau versteht ihr unter Mist?
Wird der Mist einfach auf den Beeten verteilt - und dann?

Bin bisher auch ein Verfechter von Kompostgaben gewesen, doch es dauert Jahre, bis man genug Kompost für einen sehr großen Garten hat....

Re: Will toten und ausgelaugten Boden wiederbeleben

Verfasst: Mo 23. Jan 2012, 14:57
von Thomas/V.
keine-Ahnung hat geschrieben:Wir haben auch einen stark verdichteden Boden.
Ist es sinnvoll Mist zu verteilen? Wie alt muß dieser Mist sein? Was genau versteht ihr unter Mist?
Wird der Mist einfach auf den Beeten verteilt - und dann?

Bin bisher auch ein Verfechter von Kompostgaben gewesen, doch es dauert Jahre, bis man genug Kompost für einen sehr großen Garten hat....
Wenn der Boden stark verdichtet und arm an Bodenlebewesen ist, dann hat Mist keinen Sinn, weil er, um für Pflanzen verfügbarer Dünger zu sein, erst von den Lebewesen verstoffwecheselt werden muß.
Um ein reichhaltiges Bodenleben zu erhalten, muß also erstmal der verdichtete Boden aufgelockert werden, damit Wasser und Luft hinein kann. Danach mit Gründüngung, Mulch und reifem (!) Kompost arbeiten. Erst wenn sich ein reichhaltiges Bodenleben gebildet hat, was man an der zunehmenden Zahl von Regenwürmern sehen kann, ist es möglich, auch mit Mist zu arbeiten.