Komposter sind vollkommen ueberfluessig. Wenn man unbedingt im Haufen kompostieren will, dann sollte der Kompost an der freien Luft direkt auf der Erde liegen – also ein ganz normaler Komposthaufen ohne Schnickschnack. Aber selbst das ist nicht notwendig und nicht einmal wuenschenswert, denn, je laenger ein Komposthaufen liegt (und je hoeher die Temperaturen), desto mehr Naehrstoffe gehen verloren. Lass einen 1,5 m hohen Komposthaufen aus Pflanzenresten fuer 5 Jahre liegen, dann hast du am Ende gerade noch 3 bis 5 cm schwarzer Erde. Das Meiste ist in der Luft verpufft, der Rest in die Erde unter dem Komposthaufen gegangen. Beides ist verloren fuer deinen Garten. Jede Minute, die dein Komposthaufen liegt, bringt Verluste an Naehrstoffe – die Uhr tickt!
Das Ideal ist also: alle Biomasse (Heu, Stroh, Kuechenabfaelle, Pflanzenreste, Stallmist, gehaeckselte Aeste, usw) zur Flaechenkompostierung direkt auf die Anbauflaeche zu geben. Manchmal ist das nicht sehr praktisch: z. B. frische Faekalien zwischen den Salaten ist ..., nun ja, ihr wisst schon; oder wenn es bei mir fuer 6 Monate nicht regnet, hab ich noch genug Wasser, um einen Komposthaufen feucht zu halten aber nicht die gesamte Anbauflaeche. Ausser in solchen Ausnahmefaellen ist es aber immer besser, alle Biomasse direkt zur Flaechenkompostierung auf die Anbauflaeche zu geben. Das erfordert natuerlich ein entsprechendes
Umdenken und eine Umstellung bei den Anbaumethoden.
Als ich vor ca. 15 Jahren auf diesem Land angefangen habe, hab ich jedes Jahre ca. 50 m Kompost gemacht (hauptsaechlich Heu und Pflanzenreste vermischt mit ein bisschen Erde und Stallmist und/oder gereiftem Kompost). Ich hab auch Komposttemperaturen von bis zu 65 C gemessen. Wenn ich morgens zum Komposthaufen ging, um die Temperatur zu messen, war der so heiss, dass ich nicht mit der Hand hineinfassen konnte. Ich konnte richtig sehen, wie all die Naehrstoffe in die Luft gestiegen sind und verloren gingen. Seitdem kommt fast alles direkt auf die Anbauflaeche – mit sehr gutem Resultat. Selbst mit 50 m Kompost (aus Pflanzenresten) im Jahr, reicht das kaum aus, um die gesamte Anbauflaeche damit zu versorgen. Das ist ein Tropfen auf dem heissen Stein, weil das Meiste verloren geht.
Und wer meint, ein Gemisch aus Stroh und Stallmist muesse unbedingt erst kompostieren bevor es ausgebracht wird, der sollte in „Bodenfruchtbarkeit“ von H. P. Rusch nachlesen. Rusch misst in einem eigens dafuer entwickelten Test die Fruchtbarkeit des Bodens fuer verschiedene Testparzellen mit:
(1) frischem Stallmist, untergepfluegt: 63/99
(2) reifem Kompost, untergepfluegt: 39/190
(3) frischem Stallmist als Flaechenkompostierung: 65/458
und schreibt dazu:
Eine volle biologische Potenzuebertragung von organischen Duengern auf den Mutterboden findet nur statt, wenn man die so genannte Flaechenkompostierung (3) durchfuehrt. ... Die Verwendung organischer Materialien als Bodendecke ergibt auf jeden Fall die doppelte, zuweilen die vierfache funktionelle Bodenleistung. ...
Der eingepfluegte Stallmist ergab im Durchschnitt von drei Parzellen die Zahlen 63/99, der als Flaechenkompost angewandte Stallmist den erstaunlich hohen Wert von 65/458. Die Zellbildungskapazitaet ist um mehr als das vierfache hoeher. ...
Auch ein hoechst unfruchtbarer Boden kann bei richtiger Behandlung (Dauerbodendecke, Flaechenkompostierung) mit biologischen Methoden zu hoher Fruchtbarkeit gebracht werden. ...
Das Resultat der Flaechenkompostierung mit nicht abgewertetem Material (ohne Kompostierung) wird in keinem Falle, auch nur annaehernd erreicht. ...
Es steht also absolut fest, dass die Zellbildungskapazitaet des Bodens nur dann Hoechstwerte erreicht, wenn der organische Duenger noch auf der Hoehe seiner Zellbildungsfaehigkeit (ohne Kompostierung) als Decke an den Boden gebracht wird. ...
es ist nachgewiesen, dass der Zellulosegehalt der Duenger schon nach wenigen Wochen, ja schon nach einigen Tagen unter mehr oder minder starker Waermeentwicklung ganz betraechtlich abfaellt, mindestens auf 50 % des Ausganswertes, oefters auf weniger als 20 Prozent ...
Die Umwandlung der biologischen-funktionellen Wertigkeit wird offenbar zum groessten Teil mit Hilfe der Duengernaehrstoffe bewirkt; ihr vorzeitiger Verbrauch bei der Kompostierung ist unwirtschaftlich, auch die beste Kompostierung vermag nicht annaehernd Bodenleistung herbeizufuehren, wie sie die Flaechenkompostierung der frisch-lebendigen Materialien bewirkt, und wir duerfen annehmen, dass die Humifizierung waehrend der Kompostierung anders verlaeuft als im Mutterboden. ...
(Bodenfruchtbarkeit, H. P. Rusch, Seite 166 und 167)
Nach fast 15 Jahren Tests mit verschiedenen Methoden bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass das gleich fuer alle organischen Materialien gilt:
Flaechenkompostierung ist besser als Haufenkompostierung.
lg. Dieter