Regenwald - unfruchtbarer Boden

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Benutzer 3991 gelöscht

Regenwald - unfruchtbarer Boden

#1

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 6. Dez 2015, 00:17

Die grüne Wüste

http://www.scinexx.de/dossier-64-1.html
Die Produktion an Biomasse im Regenwald ist um ein Vielfaches größer als die heimischer Wälder. Und doch gedeiht diese üppige Fülle auf einem Untergrund, der unfruchtbarer ist als der nährstoffärmste Wüstensand...
http://www.scinexx.de/dossier-detail-64-7.html
Voraussetzung für diesen dürftigen Speiseplan ist allerdings der tägliche Regen. Das Regenwasser wäscht in der Luft enthaltene Mineralien aus und liefert so eine stark verdünnte Nährlösung. Messungen haben ergeben, dass im Tropischen Regenwald Mittel- und Südamerikas der Regen pro Hektar im Jahr 300 Gramm Phosphor einträgt, 3,6 Kilogramm Calcium und 12,6 Kilogramm Kalium. Ein großer Anteil davon wurde vermutlich über den Passatwind aus der Sahara hergeweht.
Nuja, vermutlich. Was isn bei uns so im Regen enthalten, gibts da wo Angaben?
und
Aber was ist mit einem der wichtigsten Pflanzennährstoffen, dem Stickstoff? In der Luft ist er zwar elementar vorhanden, Pflanzen können ihn in dieser Form allerdings nicht aufnehmen. Hier helfen Gewitter: Bei jedem Blitzschlag verbrennt Luftstickstoff und Stickoxide bilden sich. In dieser Form löst sich der Stickstoff im Regenwasser und kann von den Pflanzen aufgenommen werden.
Hab ich mal in einem Nebensatz beiläufig angemerkt gefunden, dass bei Gewitter Salpetersäure abregnet, also Dünger.

Gibts irgendwo Tabellen, was bei uns so alles im Regen mitkommt pro Jahr?

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MeinNameistHASE
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Re: Regenwald - unfruchtbarer Boden

#2

Beitrag von MeinNameistHASE » So 6. Dez 2015, 00:34

Lysistrata hat geschrieben:
Aber was ist mit einem der wichtigsten Pflanzennährstoffen, dem Stickstoff? In der Luft ist er zwar elementar vorhanden, Pflanzen können ihn in dieser Form allerdings nicht aufnehmen. Hier helfen Gewitter: Bei jedem Blitzschlag verbrennt Luftstickstoff und Stickoxide bilden sich. In dieser Form löst sich der Stickstoff im Regenwasser und kann von den Pflanzen aufgenommen werden.
Hab ich mal in einem Nebensatz beiläufig angemerkt gefunden, dass bei Gewitter Salpetersäure abregnet, also Dünger.

Gibts irgendwo Tabellen, was bei uns so alles im Regen mitkommt pro Jahr?
Laut dem Vorlesungsskript von Prof. Dr. Peiter/ Dr. Beschow, Institut für Pflanzenernährung MLU Halle, liegt die Stickstofffixierung durch Gewitter in Form von Salpetersäure bei 10-20kg Stickstoff je Hektar und Jahr in den Tropen!

Was alles so im Regen mitkommt fällt mir so aus dem Stand kein Tabellenwerk ein. Evtl. findest du dazu etwas in der Bibel für Bodenkundler was (Scheffer/Schachtschabel "Lehrbuch der Bodenkunde")

lg Jonas
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Regenwald - unfruchtbarer Boden

#3

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 6. Dez 2015, 00:45

MeinNameistHASE hat geschrieben:Laut dem Vorlesungsskript von Prof. Dr. Peiter/ Dr. Beschow, Institut für Pflanzenernährung MLU Halle, liegt die Stickstofffixierung durch Gewitter in Form von Salpetersäure bei 10-20kg Stickstoff je Hektar und Jahr in den Tropen!
Danke Jonas :daumen: das ist ja nicht nix.
Was sehen wir bei einem Gewitter - nur eine elektrische Entladung, oder eine Explosion? Weil eigentlich ist das ja auch die Grundlage von Sprengstoff.. :hmm:

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emil17
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Re: Regenwald - unfruchtbarer Boden

#4

Beitrag von emil17 » So 6. Dez 2015, 17:58

Was du beim Gewitter siehst, ist das Aufleuchten der vom Blitz stark erhitzten Luftteilchen, die wegen der extrem hohen Temperaturen in der Funkenstrecke "Blitz" chemisch gespalten (in Atome zerlegt) und ionisiert werden.
Um eine eigentliche Explosion handelt es sich dabei nicht, denn die Energie für Licht und Lärm wird durch die elektrische Entladung von aussen zugeführt und war nicht schon vorher in gespannter Form oder als chemische Bindung in der Luft enthalten.
Bei der Rekombination der ionisierten Luftatome entstehen dabei auch Stickoxide. Diese Gase (NOx) reagieren mit Wasser und Luftsauerstoff und werden vorwiegend als Nitrat ausgewaschen.

Am Stickstoffkreislauf sind wesentlich auch Bakterien beteiligt, die Luftstickstoff binden können. In tropischen Wäldern sitzen die freilebenden Varianten oft auf alten Blättern und der Rinde.

Die praktische Nährstofffreiheit tropischer Regenwaldböden bedeutet nicht, dass Nährstoffarmut herrscht, wie das üppige Wachstum zeigt. Weil unter tropisch-feuchtem Klima Humus instabil ist und die Böden deshalb kaum Nährstoffe speichern können, haben die Pflanzen lernen müssen, freiwerdende Nährstoffe sofort wieder aufzunehmen, denn diese würden fast sofort wieder ausgewaschen.
Wie gut die das können, zeigen z.B. die Schwarzwasserflüsse des Amazonasgebietes, die praktisch ionenfrei sind.
(10 kg Nitrat pro ha sind Jahr sind bei 2000 mm Jahresniederschlag, 10 kg auf 20 Millionen Liter Regenwasser, also nur 0.5 ppm!)
Wenn ein Vergleich erlaubt ist: Man kann bei uns ja auch nicht den Reichtum der Bevölkerung ermitteln, indem man das Geld zählt, was auf der Strasse rumliegt.

Dass die Böden unfruchtbarer seien als der nährstoffarmste Wüstensand, stimmt also nicht. In jeder trockenheitsbedingten Wüste (ausser auf extremen Salzböden) wäre üppigster Pflanzenwuchs möglich, wenn es nur Wasser hätte.
Zwar sind die Böden nährstoffärmer als der nährstoffarmste Wüstensand.
Entscheidend für das Ökosystem sind eben die Nährstoffe, die insgesamt verfügbar sind, nicht bloss die in den Böden.
Dass das oft durcheinandergebracht wird, hat mit unserem Klima zu tun.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Regenwald - unfruchtbarer Boden

#5

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 6. Dez 2015, 19:30

emil17 hat geschrieben:Am Stickstoffkreislauf sind wesentlich auch Bakterien beteiligt, die Luftstickstoff binden können. In tropischen Wäldern sitzen die freilebenden Varianten oft auf alten Blättern und der Rinde.
Stickstoffmangel scheint es dort eh nicht zu geben, man nimmt halt einfach mehr, wenns gebraucht wird

http://www.pflanzenforschung.de/de/jour ... gsra-10139
Die vorliegenden Untersuchungen geben erste Hinweise darauf, dass die Wälder sich bei höherem Bedarf einfach mehr Stickstoff holen – aus der Luft.
Ich find grundsätzlich interessant, dass für üppiges Wachstum offenbar nicht zwingend ein reicher Boden vorhanden sein muss.

Wobei die Sahara scheinbar doch etliches beisteuert

https://www.wired.de/collection/latest/ ... r-der-erde

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