humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulchen?

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Rohana
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Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#41

Beitrag von Rohana » So 25. Sep 2016, 12:36

Ein recht hilfreicher Beitrag zur deiner Entwirrung könnte dieser sein: Zersetzung :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#42

Beitrag von viktualia » So 25. Sep 2016, 13:26

Danke, @Rohana, perfekt!
Den muss ich jetzt noch 5mal lesen, dann sind aber, glaub ich, gleich ein Dutzend Fragen geklärt, die im Laufe des letzten Jahres so hochkamen.
Ob jetzt dann die von Richard aufgeworfene auch dabei ist, muss sich noch zeigen....
(So nach dem ersten lesen eher nicht, Mineralisierung ist nicht wirklich mit Langzeit-Speicherung gleichzusetzten, und das meintest du doch, oder, Richard?!)

Benutzer 3370 gelöscht

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#43

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » So 25. Sep 2016, 19:07

Nein Mineralisierung hab ich nicht gemeint, es geht um die Minerale im Boden und die sind in einem Lehmboden zur Genüge vorhanden, ich denke eher, dass es so ist wie Ölkanne es schreibt, damit der Boden stabil bleibt
Oelkanne hat geschrieben:Diese recht unverdaulichen Bestandteile sind geladen, die Tonkoloide ebenso, allerdings gegenteilig.
Also kann sich der Humus an den Ton heften, diese sog. Ton-Humus-komplexe sorgen für die Krümelfähigkeit eines Bodens
Das ist eben der Ton Humuskomplex durch die gegenteilige Ladung der beiden Kontrahänden und den kann man auch im guten Boden erkennen.

Aber letztendlich hilft die ganze Biochemie nix, man muss es machen, also Tonnenweise Biomasse richtig in den Boden bringen und so wie ich das sehe, zumindest bei meinem Acker kommt da in einigen Jahren schon ziemlich was zusammen.
Hier hab ich einige Zahlen mal zusammengefasst, was so an Biomasse notwendig war.
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 00#p239534

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lianehomann
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Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#44

Beitrag von lianehomann » Do 29. Sep 2016, 20:35

Mineralisierung ist eher sowas wie das Gegenteil von Langzeit-Speicherung. Bei der Mineralisierung werden komplexe organische Verbindungen, das können auch die Huminstoffe sein, in ihre mineralischen Bestandteile zerlegt. In den Huminstoffen hingegen sind die Nährstoffe langfristig gebunden.
Nach der MIneralisierung können die Nährstoffe an Ton-Humus-Komplexe gebunden werden.

Die Ton-Humus-Komplexe bilden sich nur, wenn die richtigen Voraussetzungen z. B. ein aktives Bodenleben gegeben sind. Grundvoraussetzung ist natürlich das Vorhandensein von Ton und Huminsäuren. Die Hauptfunktion der Ton-Humus-Komplexe ist die Bildung einer Krümelstruktur und damit einem günstigen Wasser- und Lufthaushalt. Damit tragen sie wiederum zu einem günstigen Nährstoff-Haushalt bei.

Beim Abbau der Huminstoffe werden zwar Nährstoffe frei, gleichzeitig wird aber der Humusgehalt des Bodens verringert. Der ist nur schwer wieder aufzubauen, aber das hat Ölkanne ja schon geschrieben.

Bei laufender Zufuhr von frischer organischen Materialien findet auch immer Mineralisierung statt, wenn ausreichend Wärme und Feuchtigkeit für die Tätigkeit der Mikroorganismen gegeben sind. D. h. im Frühjahr, wenn es noch kalt ist, kommt die Mineralisierung nur langsam in Gang. Im Sommer bei ausreichend Feuchte dann hohe Mineralisierungsraten. Leider ist der Nährstoffbedarf der Kulturen manchmal umgekehrt, d. h. im Frühjahr hoch und im Sommer niedriger.
Deshalb sind die Ton-Humus-Komplexe so wichtig, da sie die Mineralstoffe festhalten, aber bei hoher Entnahme durch die Pflanzen auch freigeben können.

Nachtrag: Ich habe schon auf den unterschiedlichsten Böden wirtschaften müssen, aber hab sie alle gartentauglich gekriegt durch die Zufuhr von viel viel organischem Material. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber es hilft, bei nahezu jedem Boden.

Benutzer 72 gelöscht

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#45

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 29. Sep 2016, 20:55

lianehomann hat geschrieben:Mineralisierung ist eher sowas wie das Gegenteil von Langzeit-Speicherung. Bei der Mineralisierung werden komplexe organische Verbindungen, das können auch die Huminstoffe sein, in ihre mineralischen Bestandteile zerlegt.
sind dann "gelöst" und können ausgewaschen werden - oder nicht??
lianehomann hat geschrieben:Deshalb sind die Ton-Humus-Komplexe so wichtig, da sie die Mineralstoffe festhalten, aber bei hoher Entnahme durch die Pflanzen auch freigeben können.
So wie ich das verstanden hab, nehmen die Pflanzenwurzeln die Stoffe, die sie benötigen direkt aus den Ton-Humus-Komplexen auf, die müssen da nicht vorher herausgelöst werden - ??

Stickstoff (oops - ich denke an Urin als Dünger) ist aber doch nicht mineralisch und trotzdem leicht löslich - ist das eine Ausnahme??
muss nicht in mineralische Bestandteile zerlegt werden??

viktualia

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#46

Beitrag von viktualia » Fr 30. Sep 2016, 13:01

Oh Ina, gute Fragen, aber das Thema ist soooo groß, und irgendwie hab ich das Gefühl, wir klären hier erst die Begrifflichkeiten und nicht die Vorgänge, sozusagen.
Mineralisierung, so wie ich es jetzt verstanden hab, ist halt erst mal das zerkleinern.
(Und das Kombinieren zu diversen Salzen oder Humin- und sonstwie -säuren, etc.; vielleicht heist das aber schon wieder anders?)

Stickstoff, das siehst du richtig, ist sehr, sehr "Organisch", sprich, Urin ist lebendigen Ursprungs.
Aber diese ganze organische (Bio)Chemie besteht aus anorganischen Kleinteilen, schlicht weil alle Einzelteile anorganisch sind.
(Ich weis nicht, wie´s dir damit geht, ich muss es auf die ganz elementaren Sachen runterbrechen, um da was einzuordnen;
immer wieder schauen, ob ich denn überhaupt die "Basics" verstanden habe...)
Also das, woraus Stickstoff besteht, ist anorganisch. N.
(Kohlenstoff alleine: anorganisch)
(Alle organischen Verbindungen sind Kohlenstoffverbindungen,
aber nicht alle Kohlenstoffverbinungen sind organische Verbindungen).
(Anorganische Stickstoffverbindungen: z. B. Polyurethan, Urea = Harnstoff)

N (also Stickstoff) wird in diverse Verbindungen und Zwischenstufen ab-und umgebaut,
wird er nicht von den Wurzeln aufgenommen,
(und da überspring ich jetzt das ganze Kapitel Wurzel-myzele)
wird er ausgewaschen.
(frag mich nicht, welche Verbindungen da schneller weg sind, da sammel ich noch....)

Welche Mineralien (Phorphor, Calcium, etc.) wie angebunden/umgebaut/ ausgewaschen/angelagert werden,
kommt auf diverse Sachen an:
Ph-Wert, die anderen anwesenden Stoffe, Bedarf (also fehlen anderer Stoffe), Wetter (Temperatur und Feuchtigkeit),
na ja, und die Form, in der sie Vorliegen.
Wieder: je nach Verbindung wird ausgewaschen oder angelagert, da ist richtig viel Dynamik drin, Stoffkreisläufe eben.
Ein ewiger Reigen...
Und Stickstoff, bzw. Kohlenstoff sind die Haupttänzer, da sie am häufigsten auftreten, in vielen verschiedenen Formen.
(Kohle, Diamant, Zucker, Stärke, Cellulose, "Stroh" = Kohlenstoffe;
Nitrate, Eiweiss, "Klee", "Urin" = Stickstoff)

Kompostieren/Mineralisieren ist der mehr abbauender Teil, dann kommt der Aufbau des Ton-Humus´Komplexes, dann das Pflanzenwachstum;
da wir immer noch zwischen diesen 3 Vorgängen hin und her hüpfen, kann es schon mal zu Verwirrung kommen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#47

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 30. Sep 2016, 23:51

Stickstoff, das siehst du richtig, ist sehr, sehr "Organisch", sprich, Urin ist lebendigen Ursprungs.
Stickstoff ist Stickstoff,
ob der nun aus Urin oder KAS kommt ist egal.
Also das, woraus Stickstoff besteht, ist anorganisch. N.
Stickstoff kann nicht aus einem anderen Stoff bestehen,denn Stickstoff ist ein Element.
(Anorganische Stickstoffverbindungen: z. B. Polyurethan, Urea = Harnstoff)
Harnstoff ist eine organische Verbindung.
N (also Stickstoff) wird in diverse Verbindungen und Zwischenstufen ab-und umgebaut,
Stickstoff kann nicht ab- und umgebaut werden.
Es können nur die stickstoffhaltigen Verbindungen ab- und umgebaut werden.
wird er nicht von den Wurzeln aufgenommen, [...]
wird er ausgewaschen.
(frag mich nicht, welche Verbindungen da schneller weg sind, da sammel ich noch....)
Pflanzen können über die Wurzeln den Stickstoff in genau zwei Verbindungen aufnehmen:
aktiv als Ammoniumstickstoff, dieser ist zugleich nicht auswaschbar
oder:
passiv mit dem Wasserstrom als Nitratstickstoff, Nitrate sind sehr gut wasserlöslich und damit auswaschungsgefährdet.
Im Boden wird Ammonium-N durch die Nitrifizierung recht schnell in Nitrat-N umgebaut (je nach Bodentemperatur).
Kohle, Diamant, Zucker, Stärke, Cellulose, "Stroh" = Kohlenstoffe;
Es gibt nur "den" Kohlenstoff, er ist wie Stickstoff ein chemisches Elemet.
Es macht aber einen großen Unterschied ob ich meinem Kompost 100kg C als Diamant, Haushaltszucker oder Stroh zuführe,
und das nicht nur preislich ;)

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Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#48

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 1. Okt 2016, 07:31

@oelkanne,
ich bin weder Bodenkundler noch -biologe, wühle mich schon viele Jahre durch Theorie und Praxis des Bodens-
unter anderem auch durch die Bücher von Harrar.
Was ich mich aber immer mehr frage, wie gelang in Zeiten, wo es noch keine Menschen gab, diese enorme Bodenfruchtbarkeit das uns heute z. B. als Kohle dient und wie gelang ohne die Wissenschaft bis sagen wir mal zu Justus von Liebig, dass es fruchtbare Gegenden gab. Magdeburger Börde, das Marchfeld, die Schwarzerdeböden und die Gegenden mit Terra Preta.
Es muss ohne Zutun des Menschen Fruchtbarkeit gegeben haben und es muss Wissen und Erkenntnisse von Menschen gegeben haben, die ohne Studium den Boden nachhaltig fruchtbar hielten. Die Zusammenarbeit von Theorie und Praxis funktioniert heute auch nicht besonders, auf der einen Seite die Wissenschaft in ihren Elfenbeintürmen, auf der anderen Seite die Praxis, die in Schulen belehrt wird, wie es zu gehen hat. Ich könnte manchmal weinen, wenn ich den misshandelten Boden sehe, weiß aber auch, wie schwierig es ist.
Für mich muss ich ehrlich zugeben, ich habs noch nicht komplett rausgefunden, wie diese Bodenfruchtbarkeit am Besten erhalten werden kann.
Und wer mit seinen Theorien Recht hat, da bin ich mir auch nicht sicher.
Habe einiges über Rusch gelesen, seine Theorie vom Kreislauf der lebenden Substanz müsste heute in Zeiten von feinster Messgenauigkeit, -möglichkeit und Elektronenmikroskopen entweder zu widerlegen oder zu beweisen sein.
Mir kommt es so vor, als würden wir in der Masse von Wissen den roten Faden verlieren.
Es ist sicher wichtig, auf den Mars fliegen zu können, in Zeiten von Lebensmittelverschwendung und -überschüssen zählt die Bodenfruchtbarkeit sehr wenig.

viktualia

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#49

Beitrag von viktualia » Sa 1. Okt 2016, 14:47

Ach, @Oelkanne, ich hab gestern Abend auch gegrinst, als mir auffiel, dass Diamanten die besseren Kohlenstoffspeicher sind.
Kein Wunder, dass die in Kyoto immer so zicken......
Danke für die Korrekturen, meine Konzessionen an die Lesbarkeit waren wohl wieder etwas verwegen.

@hobbygärtnerin, irgendwie hab ich das Gefühl, dass du ganz andere Geschichtsbücher gelesen hast als ich....
Dass es bis zu Justus von Liebig keine Ausbeutung der Böden gegeben habe, oder dass alle Schwarzerdeböden so toll seien versteh ich schlicht nicht.
Schwarzerde ist, platt gesagt, fruchtbar, weil sie in Gegenden vorkommt, wo man nix anbauen kann. Da nimmt dann halt keiner was weg und es bleibt. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzerde
Diese tolle Erde bedeuted in keinster Weise ein tolles Anbaugebiet.
TP ist noch mal was anderes; und z.B. die Japaner mit ihrem Wissen über Vergärung von Eiweiss haben da schon lange vor Justus ne Menge losgehabt.

Mich faszinieren die Viecher im Kompost, ich mag schon immer gerne (Schnirkel)Schnecken und Asseln, Regenwürmer ebenfalls; ich bin neugierig und schaffe es regelmässig mir selber zu beweisen, dass ich nichts weis.
(Mein letzter Kompost, mit Jauche angepuscht, super heiss geworden, schön zusammengefallen - und jetzt gar nix mehr, eiskalt, alles noch recht strohig und erkennbare Teilchen.)
Wie ganz am Anfang schon mal gesagt: gut, dass mein Wissen nicht entscheidend dafür ist, dass es klappt.
Ich sammel Infos, damit ich hin und wieder weis, was ich besser lassen kann; fütter aber eher meine Demut damit.

Und staune halt auch gerne, wie wunderbar diese vielen einzelnen Kreisläufe ineinander greifen.
"Roter Faden" ist einfach als Konzept nicht wirklich geeignet, das Ganze zu erfassen.

(Vielleicht ist es auch diese inhärente Anarchie, die mich so anmacht?
Und: wir begreifen eher ungern, wie sehr das Sterben und Vergehen zum Leben gehört)

viktualia

Re: humusherstellung nach a.f.-harrar (kurzfassng) oder mulc

#50

Beitrag von viktualia » Sa 1. Okt 2016, 14:53

Fast vergessen:
@Oelkanne, was ist KAS?
(was hat die Konrad Adeneuer Stiftung mit Urin zu tun?)

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