was meinst du, gehen von dem hohen stickstoffgehalt des 2-tages-kaltwasserauszuges N (egal ob N2, NO2, NO3 oder andere verbindungen) in die sägespäne? und setze ich diesen geplanten späne/jauche-haufen erstmal OHNE waldbodenimpfung an, um den verrottungsprozess ab zu warten, und impfe ihn erst beim 2. mal umsetzen, oder gleich zu anfang da mit rein, denn es sind doch auch da auf- und abbauende vorhanden, damit in dem haufen auch gleich aktivität startet, oder kommen die abbauenden von alleine und vermehren sich durch die jauche in dem haufen mit exponentieller geschwindigkeit?
Weil das C:N Verhältnis von Sägespäne sehr weit ist, wird erstmal relativ viel Stickstoff in der Sägespäne gebunden werden. Einfach weil die Mikroorganismen den N zum Umsetzen des C brauchen. Wenn du gesunden Waldboden dazugibst, dann bringst du nicht nur mehr Mikroorganismen in das System, sondern verringerst auch das C:N Verhältnis. Eine sinnvolle Maßnahme wie mir scheint. Im Laufe der Umsetzung wird dann der zuvor gebundene Stickstoff wieder frei werden. Ein Teil davon verschwindet in Form von gasförmigen N, und ein Teil wird vielleicht ausgewaschen, und ein anderer Teil (ich schätze grob auf 50%) bleibt in deinem Kompost.
Du hast somit zwar augenscheinlich 50% N verloren, dafür aber viel Humus gewonnen, was sehr wichtig ist weil:
Stell dir vor du gibst den Stickstoff direkt (in Form von Urin) auf deine Pflanzen. Ich denke mal, bei dir regnet es täglich große Mengen Wasser, oder? Es dauert nicht lange, und der Stickstoff, den du draufgegeben hast, ist komplett ins Grundwasser ausgewaschen worden. Es kommt darauf an welchen Boden du hast. Verschiedene Böden können verschieden stark die Mineral- und Nährstoffe binden. Ein sandiger Boden kann fast gar nichts binden und dein Stickstoff würde mit dem regelmäßigen Regen einfach nur weggespült werden. Am Besten ist Toniger Boden, der kann viele Nährstoffe binden. Die Pflanzenwurzeln scheiden während ihres Wachstums sogenannte Exudate aus. Das sind z.B. Säuren oder andere Stoffe, mit denen sie die gebundenen Stickstoff aus dem Boden lösen und aufnehmen können.
Wenn du nun einen schlechten Sandboden hast, oder was auch immer. Dann hilft nur eins: Humus, Humus, Humus. Und ansonsten gilt eigentlich auch: Humus, Humus, Humus.
Natürlich hat mich mein Ehrgeiz gepackt mal was zuverlässiges über Pflanzenjauchen in Erfahrung zu bringen, hier:
Der verbesserte Zustand der behandelten Pflanzen aus Substrat (D2) konnte zum
einen auf die Stickstoffdüngewirkung zurückgeführt werden, obwohl die
Pflanzenjauche nur etwa 0,001 % Stickstoff bzw. das Algenpräparat nur 0,03 %
Stickstoff aufwiesen. Trotzdem zeigten die geringen Stickstoffgehalte in den
Präparaten eine Wirkung auf die Pflanzen (Abb.1, 2, 3; Tab.3): Dies liegt daran,
dass die Pflanzen zwei Mal pro Woche behandelt wurden und daher eine ständige
wenn auch geringe Nährstoffzufuhr erhielten. Neben Stickstoff sind
wahrscheinlich noch andere Nährstoffe für den sichtbaren Effekt verantwortlich,
die aber im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter untersucht wurden. Hinweise über
die Brennesseljauche liefern Schmid und Henggeler (15): Demnach ist die
Brennesseljauche reich an Calcium, Kalium und Stickstoff, hauptsächlich
Ammoniumstickstoff. Die in dem Versuch eingesetzte Pflanzenjauche bestand
neben Brennnessel auch aus Beinwell sowie anderen regional vorkommenden
Kräutern. Wildpflanzen verfügen noch über eine reichhaltige Mischung von
Vitalstoffen, wie Auxinen, Vitaminen, Enzymen und Abwehrstoffen, wie Phenole,
die den Kulturpflanzen auf ihren Weg von Inkulturnahme, Anbau und Züchtung
teilweise verloren gegangen sind
http://www.business-and-biodiversity.de ... df#page=63
0,001% Stickstoff sollten also im Wasser 1g Stickstoff pro Liter sein???
Von dieser Publikation:
Olfs et al: Soil- and plant-based nitrogen-fertilizer recommendations in arable farming. 2011
stinging nettle (Brennessel) 33 g/kg (Trockenmasse) N 3.9 g/kg P 29g/kg kg 5.9g/kg S 12 (C:N) bei 4 (tonnen Biomasse pro Hektar)
Also quasi in der puren Trockenmasse, ohne Wasserauszug
Folgende Publikation kann ich trotz Hochschulzugang nicht runterladen:
Peterson: Effects of Nettle Water on Growth and Mineral Nutrition of Plants. I. Composition and Properties of Nettle Water. 1984
Jedoch steht im Abstract:
Nettle water has a high nitrogen content (30 to 40 mM), mostly as ammonium. Storage of nettle water increased the available nitrogen through mineralization of the organic fraction. Mineralization was maximal in the light at 20°C. Nettle water made from nettles gathered in spring had the highest NH4, P and K content, while late-summer nettles gave nettle water with highest Ca, Mg and S content. No appreciable differences were found between nettle water from different habitats. In contrast, there were large differences between years. Nettle water made from fresh and dry nettles differed little in chemical and physical parameters and mineral content.
Also:
Der meiste Stickstoff liegt in Ammonium Form vor, was die Theorie bekräftigt, dass am Anfang das leicht verfügbare Nitrat ins Wasser übergeht, dieser schnell nitrifiziert wird von Mikroorganismen und später dann die Ammoniumverbindungen ins Wasser übergehen. Am besten Licht rankommen lassen (wahrscheinlich benötigen einige der Mikroorganismen das Licht für die Energiegewinnung oder so). Die Brennessel hat im Frühjahr den höchsten Nährstoffgehalt hinsichtlich N, P und K. Der Gehalt ist von Standort zu Standort gleich, aber schwankt zwischen den Jahren etwas stärker.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann entsprechen 40 mM gleich 0,56g pro Liter, bzw. 560 mg pro Liter.
Der nette Herr in deinem Anfangspost hatte ja nach zwei Tagen 250mg Nitrat pro Liter gemessen.
Dann noch die groben Ergebnisse aus dieser Publikation:
Peterson et al.: Uptake and transport of N, P and K in tomato supplied with nettle water and nutrient solution. 1988
Brennesselwasser erhöht den pH Wert (was sehr postiv bei deinem sauren Regenwaldboden ist).
Je länger das Brennesselwasser steht, desto mehr Ammonium wandelt sich wieder in schneller verfügbare N Verbindungen um
Versuche zeigten, dass Pflanzen welche nur mit Brennnesseljauche gedüngt wurden 15% mehr N eingespeichert haben und 20% mehr Frischmasse als Pflanzen, die mit einer Nährstofflösung mit den gleichen Nährstoffenkonzentrationen gedüngt wurden.
Bei 8 Wochen alten Pflanzen waren es 20% mehr Trockenmasse in den Wurzeln und 60% im Spross.
Die Bodenatmung (= mikrobiologische Aktivität) ist doppelt so hoch als in der Kontrolle.
Die Chlorophyllwerte waren höher als in der Kontrolle.
Der zusätzliche Wachstumseffekt durch Brenneseljauche liegt wohl an diversen Hormonen oder der genauen Nährstoffzusammensetzung.
Die Stickstoffeffizienz (quasi die Effizienz Stickstoff in Trockenmasse umzuwandeln) im Spross war bei der Brennesseljauche-Variante um 30% höher
.....
das geht dann noch lange so weiter. Die Werte schwanken, je nachdem ob nun Jungpflanzen oder ausgewachsene Tomatenpflanzen untersucht wurden, aber soweit ich das sehe, war die Variante mit der Brennesseljauche immer besser.
Die Nährstoffzusammensetzung der Brennesseljauche war:
2,4 mM NH4+; 0,1 mM NO3-; 0,25 mM P; 1,00 mM K; ..... den Rest schenk ich mir
Also wären das umgerechnet 40 mg/Liter Gesamtstickstoff.
Wieso dieser Wert nun so stark vom oberen Wert (40 mM) abweicht kann ich nicht sagen. Vielleicht/Wahrscheinlich lag es am Ausgangsmaterial und wie lange die Jauche so rumstand. Dazu wurde in den Veröffentlichungen leider nichts erwähnt.