Insekten-Diskussion

Wildmohn

Re: Insekten-Diskussion

#71

Beitrag von Wildmohn » Fr 8. Dez 2017, 21:35

Die Beispiele aus dem "Agrarsprech" von Manfred und Ölkanne, also, der Kosten-Nutzenvergleich einer Blühfläche, von mir aus auch Greening, zeigt doch auf, dass die Landwirtschaft allgemein in einem großen Dilemma steckt. Zum einen der wahnsinnige Kostendruck in der Produktion, zum zweiten die hieraus resultierenden Agrarwüsten samt entsprechender Behandlung, was, ich sage es ganz vorsichtig :) , zu einem Problem hinsichtlich der Artenvielfalt führt.
Das System ist krank und da ich der Meinung bin, dass der vorallem in diesem System erzeugte Artenschwund die hauptsächliche Ursache ist, hilft lamentieren wenig, sondern es muss gehandelt werden. Der Bauernverband legt regelmäßig Zeugnis davon ab, wie umweltfreundlich und verantwortungsbewusst man mit der Natur umgehe, die Politik und Lobbyisten schmieren ebenso Honig ums Maul.
Die Zeit wird knapp und es müssen Lösungen gefunden werden....

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#72

Beitrag von Pastinake » Fr 8. Dez 2017, 22:12

Hm Wildmohn und wer sollte die Lösungen finden?
Immerhin ist die Studie von 2015 ja 2 Jahre später doch noch ins öffentliche Bewußtsein geraten. Was lange währt...

Aber ob das wirklich etwas ändert bei den Entscheidungsträgern für die Verteilung von Agrarzuschüssen? Wohl kaum.
Bei den EU-Behörden? Wohl kaum.
Bei den Politikern? Fraglich.
Bei den Bauern? Fraglich.
Bei den Gartenbesitzern? Sehr unwahrscheinlich ...

Also kann nur jeder für sich in seinem kleinen Einflußbereich Schutzzonen für Insekten schaffen und versuchen, andere Leute für das Thema zu sensibilisieren. Oder sich beim NABU engagieren, demonstrieren oder in der Politik aktiv werden.
Oder Wildmohn, was siehst Du für Chancen, da schnell etwas zu ändern?
Was müßte/könnte Deiner Meinung nach getan werden?

Wildmohn

Re: Insekten-Diskussion

#73

Beitrag von Wildmohn » Fr 8. Dez 2017, 23:30

@Pastinake
da bin ich aber mal wirklich froh, eine sachliche Reaktion auf einen meiner Kommentare zu lesen. :) merci dafür...
Ich sehe auch keine andere Möglichkeit als die von Dir genannten, es ist wie bei anderen Problemen aus der Vergangenheit:
Unermüdlich darauf aufmerksam machen, demonstrieren, sich Organisationen anschließen und -vorallem- nicht den Mut verlieren.
In Berlin findet jedes Jahr im Januar zur Grünen Woche die Demonstration "Wir haben es satt" zusammengesetzt aus bundesweit engagierten Bauern (!) , Naturschützern und aus diversen Parteien statt. Ich bin regelmäßig anwesend und es ist ermutigend, zu sehen, wie viele Menschen von der gegenwärtigen Situation die Schnauze voll haben...
Eine schnelle Lösung des Problems scheint es leider nicht zu geben...aber die Zeit drängt...
Jeder einzelene kann in der Tat dazu beitragen, den Auswirkungen entgegenzutreten. Ich z.B. habe in unserem Garten Zonen angelegt, in denen sich die Insekten anscheinend sehr wohlfühlen. Es summt, brummt und flattert ganz ordentlich :)

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Re: Insekten-Diskussion

#74

Beitrag von Buchkammer » Sa 9. Dez 2017, 15:19

Und nächstes Jahr werden hier Schilder vom Netzwerk blühende Landschaft aufgestellt - selbstverständlich auch blühendes Saatgut verteilt, was den Insekten nützt. Im Mellifera-Shop kann man so etwas ordern.

Mein kleiner Beitrag gegen das Insektensterben. Jeder kann etwas unternehmen - auf die Politik, die Lobbyisten, Bauernverbände oder Naturschutzorganisationen würde ich mich nicht verlassen. :pfeif:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

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Re: Insekten-Diskussion

#75

Beitrag von Rohana » Sa 9. Dez 2017, 15:27

Wir werden nächstes Jahr exakt das tun, was wir schon jahrelang tun: Unsere paar Kilometer Hecken und Böschungen pflegen, die Heuwiesen spät mähen und blühende Zwischenfrüchte säen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Insekten-Diskussion

#76

Beitrag von Pastinake » Sa 9. Dez 2017, 22:15

Wildmohn, gern geschehen! :) Ich persönlich glaub nur nicht so an Demos in Deutschland. Genauso wie Online-Petitionen hier für die Katz sind, weil es nichts ändert.
Bürgerbegehren, Volksentscheide sind auch nicht gewünscht.
Nachdem ich heute das auch noch mit dem geheimen EU-Südamerika-Freihandelsabkommen gelesen habe, hab ich wirklich die Schnauze voll! :sauenr_1:

Vielleicht ist ja jetzt der richtige Zeitpunkt für mich, doch mal in Vereinen aktiv zu werden und mir Parteien anzuschauen?
Anfangen könnte ich ja z.B. beim dörflichen Obst- und Gartenbauverein, Bund Naturschutz ... ? Wäre doch schön, wenn im Dorf in vielen Gärten wenigstens 1-2 qm Blumen wachsen würden. :grinblum:
Wie war der Spruch: Wenn Du die Welt verändern willst, mußt Du erst Dich, dann Deine Familie, dann Dein Dorf... ? ändern.

In diesem Faden auf Seite 5 hatte ich mal eine Insektenpflanzen-Liste für trockenen, sandigen Boden und Steingarten reingestellt:

https://www.selbstvers.org/forum/viewto ... e&start=40

Danke Buchkammer für den Hinweis auf die Blühenden Landschaften! :daumen: Eventuell bestelle ich mir da auch mal so ein Schild? An meinem Garten laufen ja ziemlich viele Leute vorbei und vielleicht bringt das doch mal Leute zum Nachdenken? Die Blühpflanzen, die in den Samenpaketen enthalten sind, sind allerdings auch großteils in meinen üblichen Bauerngartenmischungen mit drin und säen sich dann auch wieder selbst überall aus. Und die Färberkamille ist abgesehen vom Klatschmohn die invasivste Pflanze in meinem Garten. Keine jäte ich mehr als die Färberkamille, die will ich nicht unbedingt wieder aussäen *grummel*. Ich säe immer mal wieder die Mischung "Insektenbuffet" von Bingenheimer an die Ränder von meinen Gemüsebeeten.

@Rohana: Das ist doch absolut positiv! Hecken bringen viel gegen Erosion und für die Tierwelt. Ich bin immer geschockt, wenn wir Richtung Erfurt fahren. In Thüringen gibt es soooo riiiiesige Monokultur-Flächen ohne einen einzigen Baum oder Strauch. Was für blühende Zwischenfrüchte sät Ihr denn?

Welche Pflanzen werden denn bei Euch am meisten angeflogen?

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Re: Insekten-Diskussion

#77

Beitrag von MeinNameistHASE » Sa 9. Dez 2017, 22:58

Pastinake hat geschrieben:Vielleicht ist ja jetzt der richtige Zeitpunkt für mich, doch mal in Vereinen aktiv zu werden und mir Parteien anzuschauen?
Anfangen könnte ich ja z.B. beim dörflichen Obst- und Gartenbauverein, Bund Naturschutz ... ? Wäre doch schön, wenn im Dorf in vielen Gärten wenigstens 1-2 qm Blumen wachsen würden. :grinblum:
Wie war der Spruch: Wenn Du die Welt verändern willst, mußt Du erst Dich, dann Deine Familie, dann Dein Dorf... ? ändern.

Ich bin immer geschockt, wenn wir Richtung Erfurt fahren. In Thüringen gibt es soooo riiiiesige Monokultur-Flächen ohne einen einzigen Baum oder Strauch. Was für blühende Zwischenfrüchte sät Ihr denn?
Ich denke, dass gerade in den Vereinen vor Ort viel bewegt werden kann. Bei uns im Kleintierzuchtverein sind die Imker auch bemüht andere für Insekten & Co zu sensibilisieren. Ich versuche an den wenigen freien Plätzen im Garten über die gesamte Vegetationsperiode hinweg wenigstens ein paar Blüten (v.a. Akelei, Ringelblumen, Schneeglöckchen, Krokusse und Tulpen) zu haben und lasse alle Kräuter nach der Nutzung blühen (Melisse, Oregano, Baldrian). Da war ständig Betrieb. Ab dem nächsten Frühjahr wird dann durch verbessertes Weidemanagement bei unseren Nachbarn auf knapp 1ha Schafweide wenigstens etwas Klee zur Blüte kommen und wir legen zusammen ein Beet (3x7m) mit Bienenweide (Phacelia, Ringelblume, Sonnenblume und Klee) an der Terasse an.

Im Sinne deines Spruchs wäre es dann vielleicht auch an der Zeit die korrekten Bezeichnungen zu verwenden und nicht mit dem Begriff Monokultur um sich zu werfen, wenn es gar keine ist...

LG Jonas
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

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Re: Insekten-Diskussion

#78

Beitrag von Rohana » Sa 9. Dez 2017, 23:00

Ich erwähnte ja das Ding mit der Struktur... hier ist es klein, wir haben diese Hecken nicht angelegt - die sind wild - nur die Haufen von Lesesteinen die man hier an allen Ecken und Enden findet, die sind "angelegt": Nicht um Reptilien Lebensraum zu bieten sondern um die Felder möglichst leer zu räumen :rot: Steine wachsen hier nämlich ausgezeichnet!

Was ich persönlich "angelegt" habe sind 5 Kornelkirschen an verschiedenen Standorten, die gibts hier nämlich nicht. Verschiedene Rosen, Schlehen, Hasel, Weissdorn, Pfaffenhütchen und Holunder sind hier die Hecken-Hauptbestandteile.
Wir säen unter anderem Phacelia, verschiedene Kleesorten, Sonnenblumen und Senf. Bei mir im Hochbeet blüht Ringelblume, Dill, Basilikum, Kapuzinerkresse, Kardendistel, Zwiebel und hoffentlich nächstes Jahr Borretsch. Frag mich nicht was da der Favorit ist unter den Viechern, jedes nach seiner Art nehm ich an ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Insekten-Diskussion

#79

Beitrag von citty » Sa 9. Dez 2017, 23:51

Das Verschwinden der Insekten nimmt bedrohliche Formen an - wir hatten den ganzen Sommer ueber die Schlz. Fenster offen ohne Moskitonetz und wurden kaum von Schnaken gestochen oder von Fliegen belaestigt. Hummeln und Bienen sieht man kaum noch. Bis vor einigen Jahren konnte man zeitweise nicht mal die Tuere offenstehen lassen. Hier hat ein Farmer eine Video gemacht: Kene Fliegen im pig pen https://www.youtube.com/watch?v=7eBGHH7OgoY

LG Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#80

Beitrag von Pastinake » So 10. Dez 2017, 00:41

Jonas, was ich meinte mit Monokultur, daß da kilometerweise z.B. Raps wächst in manchen Ecken von Thüringen. Wahrscheinlich ein Erbe der LPGs. Wie wäre denn der richtige Begriff?

Rohana, das sind ja perfekte Vogelhecken und Insektenhecken, die Ihr habt! :daumen: Habt Ihr denn dann auch Eidechsen in Euren Steinhaufen?

Bei mir am intensivsten angeflogen werden Krokusse im Vorfrühling (und ich liebe sie auch, deswegen habe ich diesen Herbst wieder 140 Zwiebeln im Rasen versenkt). Die Winterlinge sind auch recht beliebt als erste Blüten und duften wunderbar nach Honig. Dazu noch Traubenhyazinthen. Dann mit als erstes blüht bei mir der Inkarnatklee und die Phacelia, die auch gerne angenommen werden.
Und im Sommer ist bei mir immer großer Ansturm auf die Mauretanische Malve und Wilde Malve, wo die Insekten dann immer ganz gelb gepudert rauskommen. Borretsch, Natternkopf, Moldawische Melisse, Sonnenblumen, Ysop, Lavendel, Heil-Ziest, Kapuzinerkresse, Astern natürlich, Kürbisse und Zucchini waren bei den Bienen am beliebtesten. Buchweizen, der immer dabei ist, ist bei mir gar nicht so der Renner.

Die Schwebfliegen und Schmetterlinge stehen bei mir mehr auf Korbblütler oder Doldenblüten wie Rudbeckien, Färberkamille (grrr), Erigonum, Ringelblumen, aber auch auf Möhren, Dill, Kerbel, Peterla, Fenchel usw.

Für die Große Holzbiene, die ich echt faszinierend finde, sind Muskatellersalbei, Wicken, Ysop und Löwenmäulchen am tollsten. Die Holzbiene ist die Bienenart, die bei mir hauptsächlich für den guten Ertrag bei den Feuerbohnen, Buschbohnen und Erbsen zuständig ist, weil sie mir fast alles bestäubt. Die steht ausschließlich auf Lippenblütler und Schmetterlingsblütler.

Und als letztes und am allerwichtigsten für die Bestäubung in meinem Garten: Die Hummeln stehen auch auf die Malven und Sonnenblumen, Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse, Phacelia, Borretsch, Kürbis, Zucchini und Bohnen. Und natürlich extrem auf alles, was Klee ist: Perserklee, Inkarnatklee, Hornklee, Aufrechter Sauerklee (für den sie eigentlich zu moppelig sind).
Aber Hummeln waren auch dauernd an meinen Tomaten und waren auch zu meinem Erstaunen sehr begeistert von den winzigen Spargelblüten. Und von den blühenden Kreuzblütlern wie Grünkohl, Rucola, Radieschen.

Die besten Pflanzen für Insekten wären also nach meinem bisherigen Eindruck: Krokusse, Phacelia, Kapuzinerkresse, Sonnenblumen, Mauretanische Malve und Wilde Malve, Borretsch, Rudbeckia, Ysop, Natternkopf, Moldawische Melisse, Perserklee (duftet ganz toll!) und noch Doldenblütler wie Kerbel, Dill, Fenchel oder so.

Aber der absolute Renner bei mir dieses Jahr war der Oregano, der erstmals im Schutz einer Schafgarbe den Winter überlebt hatte. Der war wochenlang über und über mit Bienen, Hummeln und Schmetterlingen übersät.

2018 sollen aber bei mir noch mehr Insektenpflanzen nach der Liste im anderen Faden in den Garten kommen.

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