Insekten-Diskussion

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#61

Beitrag von Manfred » Fr 8. Dez 2017, 00:23

Zu den Blühflächen kopier ich mal meinen gestrigen Beitrag aus dem Landtreff hier rein.
Realistische Zahlen aus meinem Betrieb.
Die einjährigen Blühflächen sind ein Draufzahlgeschäft.
(Weiß nicht, wie du Bodenbearbeitung und Saat so billig hinkriegst, Ölkanne, mich kostet das deutlich mehr.)
Und stand in dem Link oben nicht 330 Euro pro ha? Wie kommst du da gesamt auf 710?

"Beispiel hier in Nordbayern:
-Flächenprämie ca. 320 Euro / ha
-Programm B47 jährlich wechselnde Blühfläche 600 Euro / ha
Ausgleichszulage gibt es auf diese Fläche (Stilllegung für agrarökologische Maßnahmen) keine. Bioprämie etc. auch nicht.
Macht Einnahmen von 920 Euro / ha.
-Vorgeschriebenes Saatgut Blühmischung: 102 Euro / ha
-Saatgut für zum Bodenschutz notwendige Untersaat: 85 Euro / ha
(Die vorgeschriebene Blühmischung haben irgendwelche Fachidioten zusammengestellt, die nur auf den optischen Effekt, aber nicht auf den Bodenschutz geachtet haben. Bei genauerem Hinsehen findet sich unter dem äußeren Blütenschein nur nackter, verkrustetet Boden, wie in einem konventionellen Maisfeld, weil in der Mischung keine Komponenten enthalten sind, die für eine schnelle und gute Bodenbedeckung sorgen.)
-Kosten Bodenbearbeitung (Pflügen + Kreiselegge, inkl. Anfahrt): 200 Euro / ha
-Kosten Saat (Kreiselegge-Sämaschine-Kombi, inkl. Anfahrt): 107 Euro / ha
-Mulchen: 85 Euro / ha
-> Zwischensumme 341 Euro / ha
-Pachtkosten: 130 Euro / ha
-Betriebliche Gemeinkosten (Versicherungen, Beiträge, Bürokosten, Betriebs-PKW etc.): 250 Euro / ha
-> "Gewinn": -39 Euro / ha

Vom "Gewinn" wären dann noch die aufgewendete Arbeitszeit (Büroarbeit, Antragstellung, Feldkontrollen, sonstige Arbeiten am Feld (z.B. Gehölze am Feldrand zurückschneiden etc.) zu bestreiten."

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#62

Beitrag von Pastinake » Fr 8. Dez 2017, 00:27

Den Artikel finde ich ganz gut zusammengefasst:
http://www.spektrum.de/kolumne/insekten ... in/1484979

Ich fände es ja schon gut, wenn die Chemikalien für die Privatgärten nicht mehr verkäuflich wären. Wenn ich direkt vergleiche, wie lange es dauert, bis das Unkraut bei meinem Nachbarn nach der Spritzung wieder da ist, ist das zeitgleich dazu, wie lange es bei mir nach dem Durchgang mit dem Unkrautbrenner nachwächst.
Aber das Brennen ist auch nicht optimal. Das einzige Mal, wo ich das in einem Beet und nicht nur in den Wegeritzen probiert habe, gab es ein gigantisches Krabbeln aus allen Löchern, weil alle Insekten panisch geflohen sind.

Manfred, was für eine Blühmischung hast Du Dir denn zusammengestellt, die den Boden besser schützt?

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#63

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 8. Dez 2017, 00:36

Manfred hat geschrieben:Zu den Blühflächen kopier ich mal meinen gestrigen Beitrag aus dem Landtreff hier rein.
Realistische Zahlen aus meinem Betrieb.
Die einjährigen Blühflächen sind ein Draufzahlgeschäft.
(Weiß nicht, wie du Bodenbearbeitung und Saat so billig hinkriegst, Ölkanne, mich kostet das deutlich mehr.Bodenbearbeitung: einmal im Frühjahr flach gescheibt, Aussaat mittels Lehnerstreuer auf Saatbettkombi
Tief Grubbern oder Gar Pflügen:
alles viel zu teuer, ne Kreiseleggen ebenso

Und stand in dem Link oben nicht 330 Euro pro ha? Wie kommst du da gesamt auf 710?Bei E2.1gibt es 710€, aber keine öVF Abrechung
die 330€ sind mit öVF anrechung

den öVF Krempel brauchst du als Biobezrieb ja nicht


"Beispiel hier in Nordbayern:
-Flächenprämie ca. 320 Euro / ha
-Programm B47 jährlich wechselnde Blühfläche 600 Euro / ha
Ausgleichszulage gibt es auf diese Fläche (Stilllegung für agrarökologische Maßnahmen) keine. Bioprämie etc. auch nicht.
Macht Einnahmen von 920 Euro / ha.
-Vorgeschriebenes Saatgut Blühmischung: 102 Euro / ha
-Saatgut für zum Bodenschutz notwendige Untersaat: 85 Euro / ha die fallen bei mir weg
(Die vorgeschriebene Blühmischung haben irgendwelche Fachidioten zusammengestellt, die nur auf den optischen Effekt, aber nicht auf den Bodenschutz geachtet haben. Bei genauerem Hinsehen findet sich unter dem äußeren Blütenschein nur nackter, verkrustetet Boden, wie in einem konventionellen Maisfeld, weil in der Mischung keine Komponenten enthalten sind, die für eine schnelle und gute Bodenbedeckung sorgen.)
-Kosten Bodenbearbeitung (Pflügen + Kreiselegge, inkl. Anfahrt): 200 Euro / ha
-Kosten Saat (Kreiselegge-Sämaschine-Kombi, inkl. Anfahrt): 107 Euro / ha
-Mulchen: 85 Euro / ha
-> Zwischensumme 341 Euro / ha
-Pachtkosten: 130 Euro / ha hier bist du z.b. deutlich günstiger als bei uns
-Betriebliche Gemeinkosten (Versicherungen, Beiträge, Bürokosten, Betriebs-PKW etc.): 250 Euro / ha die sind ja von dem DB zu zahlen
-> "Gewinn": -39 Euro / ha

Vom "Gewinn" wären dann noch die aufgewendete Arbeitszeit (Büroarbeit, Antragstellung, Feldkontrollen, sonstige Arbeiten am Feld (z.B. Gehölze am Feldrand zurückschneiden etc.) zu bestreiten."

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#64

Beitrag von Pastinake » Fr 8. Dez 2017, 00:52

Auch wenn Ihr hier weiter Agrar-Sprech betreibt...

Hier habe ich noch etwas gefunden, wie auch in Deutschland die Tierwelt anders gefördert werden könnte, wenn politischer Wille da wäre:
http://www.spektrum.de/news/konventione ... en/1520911

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Re: Insekten-Diskussion

#65

Beitrag von Rohana » Fr 8. Dez 2017, 08:55

Okay... Also die aus deinem Link führen folgende Massnahmen ein:
- Fruchtfolge von Raps Weizen Weizen auf Raps Weizen Ackerbohnen Weizen erweitert
- neue Sorte Weizen mit spez. Resistenz gegen Weizengallmücke, um Insektizid zu sparen
- Lerchenfenster
- über Förderprogramm Hecken angelegt
- über Förderprogramme Blühstreifen angelegt
- über Förderprogramme "Vogelfutterstreifen" angelegt

Ist alles nix wirklich neues - bis auf die Förderprogramme *hust* die "Agrarfachsimpler" weiter oben im Thread haben ja schon gezeigt wie schöne Theorie und Realität auseinanderklaffen, wenns um Blühstreifen geht. Die Idee ist ja ganz toll, bloss die behördliche Umsetzung lässt zu wünschen über.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: Insekten-Diskussion

#66

Beitrag von centauri » Fr 8. Dez 2017, 09:04

@Rohana
ein "Agrarfachsimpler" kann ich schon sein. Aber was beriebswirtschaftliche Dinge betrifft bin ich nicht so simpel gestrickt. ;)

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#67

Beitrag von Pastinake » Fr 8. Dez 2017, 10:30

Rohana, danke für Deine Zusammenfassung.
Für mich als Nicht-Landwirtin ist das erstaunlich, daß so wenig reichen würde, um die Bedingungen für die Tierwelt zu verbessern?

Und es ist für mich nicht begreiflich, warum die Politik so etwas nicht stärker finanziell fördert? Wer legt fest, wofür Bauern wieviel Fördermittel bekommen? Und wer entwickelt Blühstreifenmischungen? Und warum gibt es in Bayern dafür weniger Geld als bei Oelkanne?

Na, vielleicht gibt es ja nach den Experimenten in Deutschland, die den englischen Farmen nachgemacht werden sollen, doch irgendwann mal ein Umdenken?

viktualia

Re: Insekten-Diskussion

#68

Beitrag von viktualia » Fr 8. Dez 2017, 11:29

Ölkanne hat geschrieben: (wo? Im Glyphfaden natürlich....):
und wenn du dir jetzt die Hetzte durchliest, wirst du feststellen das die Idr immer nach dem selben Muster ist:
Blühende Pflanzen -> Glyphosat -> Bluhpflanze tot -> Insekt tot.

Was dabei aber von den Kritikern NIE bedacht wird:
Blühende Pflanzen -> Bodenbearbeitung -> Bluhpflanze tot -> nach da kannst du dir denken ;)

Das will aber keiner der Gegner wahrhaben!
Ich komm da jetzt mal von ´ner anderen Seite rein:
Die können nicht (mehr) anders!
Was mich an der ganzen Sache so schockt ist das Ausmass der Naturferne.
Ich möcht euch an einem "Beispiel" zeigen, was ich meine:
ich hab ne Bekannte, deren Sohn hat Echsen. Wenn wir uns sahen, hatte sie meist für ihn im Städtchen Lebendfutter gekauft: Grillen.
Tja, und wenn wir dann zusammensaßen und aus ihrer Tasche Grillenzirpen ertönte, was haben die Leute gedacht?
Der Somer ist da?
Nee: ein Handy "klingelt".

Oder die Lila-Werbe-Kuh, (lebensgroß) vor der im Laden die Kinder schreiend abhauen.
Oder das alles "Bäh" ist, was mal auf den Boden gefallen ist.
Oder das hochkonzentrierte Seifen/Essig/Salz-Mischungen "ungiftig" seien, weil man ja die Hände reintun kann....

Tja, so sieht es aus.
Noch´n Dumbo Beispiel von mir selbst: ich hab nicht gerafft, was "Heumilchkäse" sein könnte (ist wohl silagefrei), hab gedacht
"früher gab es Maigouda, wenn die Heuzeit vorbei war, was für´n Quatsch wollen die mir andrehen"? und ihn nicht probiert.....
"Man" ist also nicht so leicht gefeit gegen den Neuzeitwahn.

Oder die Selbstbedienungsmentalität, die Hobbygärtnerin beschrieben hat.
Oder die Kollegin, die beim Anblick einer blühenden Kastanie ausrief: "oh, was für ein großer Fliederbaum!"
Oder die Tatsache, dass Teiche für Kleinkinder gesichert werden wie Alcatraz.
Und so weiter.

viktualia

Re: Insekten-Diskussion

#69

Beitrag von viktualia » Fr 8. Dez 2017, 12:17

Nachtrag: und deshalb fällt es eher auf, wenn Maja und Flip fehlen und weniger bei Karies und Baktus.

(Meine Konzession an den Ist-Zustand: Bakterien und Spinnen zählen zu "dem Insektensterben" dazu. Schnecken und Würmer auch.)

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Re: Insekten-Diskussion

#70

Beitrag von Rohana » Fr 8. Dez 2017, 19:05

Pastinake hat geschrieben:Rohana, danke für Deine Zusammenfassung.
Für mich als Nicht-Landwirtin ist das erstaunlich, daß so wenig reichen würde, um die Bedingungen für die Tierwelt zu verbessern?
Das kommt doch vor allem auf die Ausgangslage an, was wo wieviel bringt bzw. potentiell bringen könnte! Eulen nach Athen tragen hilft halt nicht, aber oft würden sicher Kleinigkeiten schon viel ausmachen. Der Haken ist, das hörte ich zumindest vor kurzem, dass man bzw. Bauer sich scheut auf 5 Jahre verbindlich xy zu tun und Kontrollen und Rennerei zu haben und am Ende nichtmal (genug) Geld dafür bekommt weil "da haben jetzt so viele beantragt, da geht die Auszahlung halt runter".
Und es ist für mich nicht begreiflich, warum die Politik so etwas nicht stärker finanziell fördert?
Ich habe oft den Eindruck, es ist nicht gewollt etwas Sinnvolles zu tun. Gewollt sind grosse Gesten und Sündenböcke. Wenn man wieder lamentieren kann dass die Bauern ja die Mittel und Wege nicht genutzt hätten, dann ist "man" fein raus...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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